Alternative Empfängnisverhütung

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junior

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Badefreuden oder
Neue Formen der Verhütung

Ich gestehe es jetzt offen, frank und frei – ich habe meinen Ahnen oft nicht geglaubt. In weinseliger Stimmung, bei Familienfeiern oder anderen beliebigen gesellschaftlichen Anlässen, wenn sie den einen oder anderen Schwank aus ihrem Leben erzählt haben, von ihrem reichen Erfahrungsschatz zwischen-menschlicher Beziehungen.

Mittlerweile befinde ich mich selbst auch schon geraume Zeit in einer traumhaften Zweierbeziehung, und schön langsam erinnere ich mich immer öfter daran, wie auf den diversen Feierlichkeiten davon die Rede war, wie die Schrullen und Eigenheiten Einzug ins Leben halten und wir selber zu Marionetten unserer Angewohnheiten werden.

Gerade Letztens ist mir wieder eingefallen wie meine Tante Gerti väterlicherseits darüber sinniert hat, wie sie sich während ihrer Beziehung zu ihrem Gatten vom ausgeflippten Mannequin zur treu sorgenden Bade-Fee entwickelt hat.

Im Originalton sagte sie wortwörtlich: „Früher wäre mir das ja nicht im Traum eingefallen, aber mittlerweile hat es sich so eingespielt, dass ich meinem Peter die Zahnpasta aufs Bürstel drücke, während er mir mein Badewasser einlässt!“. Ich hoffe in diesem Zusammenhang, dass sie wirklich die Zahnbürste gemeint hat, anderenfalls wären die derart gehandhabten Praktiken eher abartig – aber lassen wir das so stehen.

Erinnert habe ich mich daran, als ich neulich in ein von meiner mich liebenden Gattin zubereitetes Wannenbad geklettert bin.

Wenige Zehntelsekunden später ist mir die Erinnerung eingeschossen, Hand in Hand gehend mit der Blasenbildung an meinen Beinen, die von den schweren Verbrühungen verursacht wurden, die ich mir im 200 °C warmen Wasser zugezogen habe.

Ein naturwissenschaftlich gebildeter Freund hat mir einmal erzählt, dass es ein derart warmes Wasser nur noch einmal auf dieser Welt gibt. Dabei denkt man allerdings nur fälschlicherweise an einen Vulkan, einen Geysir oder ähnliches, denn dort wird es nicht viel wärmer als 100 °C plus Mehrwertsteuer. Nein, in Deutschland gibt es angeblich eine Heilquelle, deren schwefelhältiges Wasser ungefähr die Temperatur meines allabendlichen Wannenbades erreicht. Bad Dampfeshausen soll im Übrigen ein beliebter Kurort für Damen sein, die mit Fettablagerungen in Form von Orangenhaut kämpfen.

Natürlich hat ein dermaßen übertemperiertes Wannenbad auch gravierende Auswirkungen auf mich, sowohl was mein körperliches Wohlbefinden anbelangt, als auch meine psychische Konstitution betrifft. Wobei ich der Wahrheit die Ehre geben muss, wenn ich feststelle, dass ich mir um Orangenhaut oder anderweitige Fett-Pölster keine Sorgen zu machen brauche. Ganz im Gegenteil ist es eher wahrscheinlich, dass mir die Haut von den blanken Knochen gekocht wird.

Aber die wirklich allergrößten Sorgen bereitet mir die Frage ob es denn ein Zufall ist, dass unserer jungen Ehe noch keine Kinder beschert wurden, oder ob da doch ein kausaler Zusammenhang zwischen erwähnter Kinderlosigkeit und siedend heißem Wasser besteht.

Immerhin wäre das ein bedeutsamer Schritt zu völlig alternativen Praktiken der wirksamen Empfängnisverhütung, ohne die geliebte Gattin mit übermäßigen Hormongaben zu belasten oder eigenhändig (-händig??) eine Latex-Allergie heraufzubeschwören.

Wobei noch nicht hundertprozentig geklärt ist, ob das kochende Wasser direkte Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit meiner „Jungs“ hat. Wenn ich von mir ausgehen darf, ist es doch eher so, dass dank der schweren Verbrühungen an Gesäß und Oberschenkel das Verlangen nach großer körperlicher Nähe doch merklich herabgesetzt ist. Viel eher freue ich mich da jedes Mal auf einen kühlenden Eisbeutel, denn auf eine heiße, leidenschaftliche Umarmung. Aber spinnen wir den Gedanken weiter, was wäre es für ein Schlag für die Pharma-Industrie, würden wir immer mehr zu solchen, doch sehr natürlichen, Formen der Geburtenkontrolle zurückgreifen.

Das notwendige Scherflein Masochismus vorausgesetzt könnte da der Aktienkurs des einen oder anderen Pharmariesen ganz schön ins Schwitzen kommen, wiewohl ich bezweifle, dass damit der drohenden Überbevölkerung Afrikas oder Asiens wirksam begegnet werden kann.

Denn Indern mit ihrer langen Fakir-Tradition oder Chinesen, deren Schmerzempfindungen dank Schao-Lin-Meditationstraining kaum noch vorhanden sind, kosten körperliche Schmerzen doch nur ein Achselzucken, und in Afrika gibt es zu wenig Wasser zum Trinken, geschweige denn für allabendliche Wannen- oder zumindest Sitzbäder.

So wird denn Alles bleiben wie es ist, die großen Pharmazie-Konzerne werden reich und immer reicher, in zwei Jahren feiert die WHO den sieben milliardsten Erdenbewohner und meine Kinder und Kindeskindern werden sich die Geschichten anhören müssen, wer wem was aufs Bürstel drückt.

Vorausgesetzt, dass ich mir meine Wannenbäder in Zukunft selbst zubereite.
 
N

niclas van schuir

Gast
Humorige Gedanken, Junior, sauber formuliert. Liest sich gut.
Schmunzelnd, Nic
(P.S.: Kannst du nicht was in dein Profil schreiben? Ich kommentiere nicht gerne anonyme Autoren.)
 



 
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