Alwin - Ungelebtes Leben

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wolfmann

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Alwin hatte seine Arbeitswoche, wieder eine, in der hiesigen, nahege-legenen Fabrik hinter sich gebracht, und auch sie war wieder so depri-mierend gewesen, und er wusste, er wusste es einfach, dass ihr noch gar so viele folgen sollten.
Aber er war einfach nicht der Mann sich dagegen aufzulehnen, und ließ es deshalb laufen, wie es kam, gottgegeben nahm er es hin, fatalistisch ließ er es geschehen.
So war es, … so war er immer schon gewesen.
Soweit er zurückdenken konnte, war es ihm so ergangen.
Er wusste nicht weshalb es so war, aber dass es so war, hatte er tief verinnerlicht, wie er sich auch schon lange mit dem Gefühl einer großen wäre jetzt zu viel gesagt, aber doch manifesten Sinnlosigkeit seines Daseins arrangiert hatte.
Alwins bisheriges Leben, ja mehr noch und weitergehend, auch seine zukünftigen Perspektiven waren wenig ermutigend gewesen, … genaugenommen war so gar nichts Ermutigendes dabei gewesen oder auch zu erwarten gewesen.

Nun also saß Alwin an diesem späten Freitagnachmittag auf seinem Balkon, einem hässlichen, auch schon baufälligen Anhängsel seiner kleinen Wohnung.
Er hatte es in dieser Wohnung nicht mehr ausgehalten, auch deshalb, weil es dort viel zu heiß und zu schwül gewesen war.
Schon seit dem Mittag hatte eine bleierne Schwüle und ein sich ankündigendes Gewitter über der ganzen Stadt gelegen, und war in alle Ecken der Stadt gekrochen, ließ kaum Bewegung zu, und verbreitete eine Lethargie, die so (auch weil Alwins Heimatstadt direkt an der Ostsee lag, und durch ständige Winde bleibende Schwüle kaum einmal zuließ) selten vorkam.
Alwin saß nun also auf seinem Balkon, dort auf einem alten, verschlissenen Campingstuhl, und nippte lustlos an einer Bierflasche.
Wenn er dies nicht tat, blinzelte er in den nun schon recht dunklen, dräunenden Himmel, der das unausweichliche Gewitter ankündigte.
Eigentlich beobachtete er nicht wirklich den Himmel, sondern er konzentrierte sich stattdessen auf das große an der Balkonbrüstung befestigte Spinnennetz.
Eine grau-schwarze Spinne hatte es kunstvoll gewoben, und wartete nun ruhig und ganz bewegungslos auf ein Opfer, das sich dann auch, wie zur Belohnung und zur Bestätigung ihrer endlosen Geduld, in dem Moment dort verfing, als Alwin sich blinzelnd beobachtend mit dem Netz und dem Geschehen dort beschäftigte.
Er hörte nun nicht mehr die schrillen Schiffssirenen vom nahegelegen Hafen, hörte und sah ebenso wenig die kreischenden Möwen, die sich immer mal wieder bis an sein Haus und an seinen Balkon vorwagten.
Er hatte mit dieser Spinne zu tun, die nun plötzlich aufgeschreckt, durch das wippende Netz und durch die zappelnde im Netz klebende Fliege, zwar für einen Moment noch verharrend, aber dann sicherlich schon bald aktiv werdend, ihrem naturgewollten, tödlichen Tun nachgehen würde.
Zwischenzeitlich hatte das Gewitter die Stadt erreicht.
Vereinzelt entluden sich bereits Blitze, und schon bald folgten diesem grellen Leuchten die Donner, die erst fern, dann aber sehr schnell näher rückten, und die dann über dem Hafen gemeinsam mit den Blitzen ihr Naturschauspiel boten.
Auch war die Spinne mittlerweile bei ihrem Opfer angelangt, das sich nun ermüdet durch den kurzen, heftigen, aber völlig aussichtslosen Kampf, bald erstarrt, nur hin und wieder leicht zuckend, seinem Schicksal ergeben hatte.
Bevor sich die Spinne nun endgültig an ihr tödliches Tun machte, umkreiste sie einige Male geschwind ihr Opfer, und es erschien Alwin, als vollführte sie eine Art Todestanz.
Aber das war sicherlich nur eine Einbildung gewesen.
Auch kam er gar nicht weiter dazu, sich hierüber Gedanken zu machen, denn er wurde plötzlich durch ein lautes Knacken, das sehr schnell in ein betäubendes Kreischen überging, und welches sich über seinem Kopf abspielte, aus seinen Beobachtungen und Gedanken gerissen, und ehe er noch recht den Kopf gehoben hatte, war auch schon der Balkon über ihm heruntergestürzt, und hatte ihn mit infernalischem Getöse, und begleitet von einem hellen Blitz und einem sogleich folgenden fulminanten Donner, unter sich begraben.
So hatte Alwins trostloses Leben mit einem großen Knall geendet.
 

wolfmann

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Alwin hatte seine Arbeitswoche, wieder eine, in der hiesigen, nahege-legenen Fabrik hinter sich gebracht, und auch sie war wieder so depri-mierend gewesen, und er wusste, er wusste es einfach, dass ihr noch gar so viele folgen sollten.
Aber er war einfach nicht der Mann sich dagegen aufzulehnen, und ließ es deshalb laufen, wie es kam, gottgegeben nahm er es hin, fatalistisch ließ er es geschehen.
So war es, … so war er immer schon gewesen.
Soweit er zurückdenken konnte, war es ihm so ergangen.
Er wusste nicht weshalb es so war, aber dass es so war, hatte er tief verinnerlicht, wie er sich auch schon lange mit dem Gefühl einer großen wäre jetzt zu viel gesagt, aber doch manifesten Sinnlosigkeit seines Daseins arrangiert hatte.
Alwins bisheriges Leben, ja mehr noch und weitergehend, auch seine zukünftigen Perspektiven waren wenig ermutigend gewesen, … genaugenommen war so gar nichts Ermutigendes dabei gewesen oder auch zu erwarten gewesen.

Nun also saß Alwin an diesem späten Freitagnachmittag auf seinem Balkon, einem hässlichen, auch schon baufälligen Anhängsel seiner kleinen Wohnung.
Er hatte es in dieser Wohnung nicht mehr ausgehalten, auch deshalb, weil es dort viel zu heiß und zu schwül gewesen war.
Schon seit dem Mittag hatte eine bleierne Schwüle und ein sich ankündigendes Gewitter über der ganzen Stadt gelegen, und war in alle Ecken der Stadt gekrochen, ließ kaum Bewegung zu, und verbreitete eine Lethargie, die so (auch weil Alwins Heimatstadt direkt an der Ostsee lag, und durch ständige Winde bleibende Schwüle kaum einmal zuließ) selten vorkam.
Alwin saß nun also auf seinem Balkon, dort auf einem alten, verschlissenen Campingstuhl, und nippte lustlos an einer Bierflasche.
Wenn er dies nicht tat, blinzelte er in den nun schon recht dunklen, dräunenden Himmel, der das unausweichliche Gewitter ankündigte.
Eigentlich beobachtete er nicht wirklich den Himmel, sondern er konzentrierte sich stattdessen auf das große an der Balkonbrüstung befestigte Spinnennetz.
Eine grau-schwarze Spinne hatte es kunstvoll gewoben, und wartete nun ruhig und ganz bewegungslos auf ein Opfer, das sich dann auch, wie zur Belohnung und zur Bestätigung ihrer endlosen Geduld, in dem Moment dort verfing, als Alwin sich blinzelnd beobachtend mit dem Netz und dem Geschehen dort beschäftigte.
Er hörte nun nicht mehr die schrillen Schiffssirenen vom nahegelegen Hafen, hörte und sah ebenso wenig die kreischenden Möwen, die sich immer mal wieder bis an sein Haus und an seinen Balkon vorwagten.
Er hatte mit dieser Spinne zu tun, die nun plötzlich aufgeschreckt, durch das wippende Netz und durch die zappelnde im Netz klebende Fliege, zwar für einen Moment noch verharrend, aber dann sicherlich schon bald aktiv werdend, ihrem naturgewollten, tödlichen Tun nachgehen würde.
Zwischenzeitlich hatte das Gewitter die Stadt erreicht.
Vereinzelt entluden sich bereits Blitze, und schon bald folgten diesem grellen Leuchten die Donner, die erst fern, dann aber sehr schnell näher rückten, und die dann über dem Hafen gemeinsam mit den Blitzen ihr Naturschauspiel boten.
Auch war die Spinne mittlerweile bei ihrem Opfer angelangt, das sich nun ermüdet durch den kurzen, heftigen, aber völlig aussichtslosen Kampf, bald erstarrt, nur hin und wieder leicht zuckend, seinem Schicksal ergeben hatte.
Bevor sich die Spinne nun endgültig an ihr tödliches Tun machte, umkreiste sie einige Male geschwind ihr Opfer, und es erschien Alwin, als vollführte sie eine Art Todestanz.
Aber das war sicherlich nur eine Einbildung gewesen.
Auch kam er gar nicht weiter dazu, sich hierüber Gedanken zu machen, denn er wurde plötzlich durch ein lautes Knacken, das sehr schnell in ein betäubendes Kreischen überging, und welches sich über seinem Kopf abspielte, aus seinen Beobachtungen und Gedanken gerissen, und ehe er noch recht den Kopf gehoben hatte, war auch schon der Balkon über ihm heruntergestürzt, und hatte ihn mit infernalischem Getöse, und begleitet von einem hellen Blitz und einem sogleich folgenden fulminanten Donner, unter sich begraben.
So hatte Alwins trostloses Leben mit einem großen Knall geendet.
 



 
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