Am Abend

F

fangor

Gast
Herr Hut rückte seinen schicken Anzug ins rechte Licht. Es war Abend, die Zeit, die im Tagesverlauf oft eintritt, wenn man sie nicht erwartet.Hut nahm Hut und Regenschirm, stolperte auf die Strasse. Hier draussen war es nass und kalt dazu. Der Winter schien sich nun anzubahnen, dabei war es noch Herbst- sagte jedenfalls der Kalender!
Die Strasse beherbergte eine Vielzahl von Untoten, Leute, die nicht mal wissen, dass sie bereits inexistent sind.
Alfons Hut, ein Mann von Welt, beachtete sie jedoch nicht, sein Ziel lag vielmehr im, in der Ferne fahl schimmernden Etablissement mit Namen "Jochens Polizisteneck". Ja, er war Polizist, Herr Hut!Im Eck fand, wie jeden Donnerstag, ein zünftiges Beisammensein gealterter Beamter statt.
Jedes mal das gleiche, Besäufnis bis zum Koma, Hinterher wurde stets der Arzt, Doktor Huxley vom oberen Stockwerk, zurate gezogen. Die Beamten kannten eben keine Grenzen!
Dann und Wann wurde zur allgemeinen Erbauung eines dieser jungen, leichtbekleideten Dinger hereingeführt, zwecks Verhör versteht sich.
Hut überquerte zwei Strassen, entzündete sich eine lecker schmeckende Zigarrette, eine von denen, die laut Aussage des Arztes besonders bekömmlich wären und hielt kurzzeitig inne. Seine Gedanken schwiffen ab, seiner Neigung ganz unüblich musste er plötzlich an die Verhaftung am Mittag denken: ein gewisser Koberik, Friedemann,37,Gieberichsweg 18a.
Er hatte ihn, wie es sich für einen solchen Deliquenten gehört, ohne viel Aufhebens ordentlich vermöbelt, seine ganze Alltagswut hineingezimmert. Ja, das war sein Leben, Alltagswut hineinzimmern! Isolde, seine Frau, scherzte oft, wenn er von der Behandlung straffälliger Individuen sprach und diese dann "Hospitalisierung" nannte.
Der Umstand, dass er sich jetzt auf dem Weg zum Eck an diese Begebenheit erinnerte, wunderte ihn irgendwie.
Wie sonst hatte er den mutmasslichen Täter direkt von hinten eine saftige Kelle übergebraten, eine seiner Lieblingsübungen, dann zwei, drei Hiebe mit dem Keilriemen von seinem alten Wagen. Sonderbar war nur, fiel ihm jetzt auf, dass der Typ keinen einzigen Mukser von sich gegeben hatte, er blieb trotz schwerster Tortur still und artig. Ja, er antworte sogar höflich auf die -formal gestellten- Fragen.Nicht einmal ein Zeichen von Angst war ersichtlich, Hut schauderte. Ein solches Verhalten war ihm unverständlich, geradezu abnorm. Ich sich hineinlachend murmelte der vor Pension stehende Polizeibeamte der alten Schule so etwas wie: "Dich hätte man gleich häuten sollen!"
Schmunzelnd bog der Mann durch den Regen, von weitem hörte man Hundegekläffe, der Abend war gekommen.
 

Korina

Mitglied
Hallo Fangor,

die Formulierung des Satzes...
Alfons Hut, ein Mann von Welt, beachtete sie jedoch nicht, sein Ziel lag vielmehr im, in der Ferne fahl schimmernden Etablissement mit Namen "Jochens Polizisteneck".
... läßt mich etwas stutzen.

Weiter fand ich die Ausdrucksweise für simple Dinge oder einfache Situationen schlicht übertrieben. Um ein Beispiel zu nennen:

Die Strasse beherbergte eine Vielzahl von Untoten, Leute, die nicht mal wissen, dass sie bereits inexistent sind.

Gruß
Korina.
 
F

fangor

Gast
Das mit der Formulierung ist schon richtig so, jedenfalls war und ist es meine Absicht, zu unterhalten UND zu verwirren!
Einen guten Tag von mir!
(Nebenbei bemerkt ist dieses Werk natürlich sehr spontan in die Tasten gehauen worden...)
;-)


Good luck!


P.S. Ach, wieso sind lebende Tote eigentlich Belanglosigkeiten, bzw. der Umstand, dass sie sich des eigenen Nicht-Existierens nicht bewusst sind?
 

Breimann

Mitglied
Hallo Fangor,
die Aussage: "Nebenbei bemerkt ist dieses Werk natürlich sehr spontan in die Tasten gehauen worden!", erklärt manches (Zeitenwechsel vom 1. zum 2. Satz, Tippfehler etc)
- aber nicht alles!
Aber das ist nicht so wichtig, wie die mit dieser Aussage verbundene Denke.
Gab es einen Redaktionsschluss für dieses "Werk"? Doch wohl nicht!
Wenn das also nicht der Fall war, was für einen Grund kann es noch geben, eine nicht durchdachte, nicht redigierte, nicht korrigierte, nicht kritisch überdachte Arbeit einem großen Publikum vorzustellen?
So sollte man diese Möglichkeit der Veröffentlichung nicht billig machen.
Mit freundlichen Grüßen
eduard
 



 
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