Am Abend

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caspAr

Mitglied
Am Abend

Wenn die goldenen Abendstunden
Klirrend an die Fenster schlagen,
Sind wir in uns und verwunden
In den Ängsten, die uns plagen.

Hebt der Wind das blaue Laub
Und ruht ein Reh am Waldesrand,
Senkt der Landmann nun sein Haupt,
Wasser stehen, wie schwarzes Band.

Heute nährt ein tiefer Schmerz,
Uns purpurrot die Abendstunden.
Schatten flackern, fallen – dein Herz.
Gespenster deinen Traum umrunden.​
 
T

Trainee

Gast
Hallo caspAr,
du bringst eine schöne Sprache mit, neigst aber - aus meiner Sicht - zum Überschwang.

Erlaubst du mir, dein Gedicht aus seinem tradierten Korsett zu befreien und es ein ganz klein wenig (!) zu "entfetten"?


Gespenster

Wenn Abendstunden
klirrend an die Fenster schlagen,
wirst du in Ängste gewunden,
die dich plagen.

Hebt der Wind das blaue Laub
und ruht ein Reh am Waldesrand,
senkt der Landmann still sein Haupt;
Wasser stehen, gleichen einem Band.

Heute nährt ein Schmerz
die purpurroten Abendstunden:
Schatten flackern in dein Herz,
werden deinen Traum umrunden.
Ich glaube, dass sich derzeit nur noch wenige Dichter genau an vorgegebene Gattungen halten - mit Ausnahme des heiteren Genres.
Möchte der Dichter trotzdem nicht darauf verzichten, sollten seine Werke ein modernes, neuartiges (freieres) Gepräge tragen, das sich auf verschiedene Weise zeigen kann.
[Die Foren haben allerdings ihre eigenen Gesetze. Dort kann es zuweilen nicht konservativ genug zugehen. ;) ] ---

Wenn du bei einer Person (dem du) bleibst, fühlt sich der Leser eher gemeint.

Natürlich bin ich nicht im Alleinbesitz der Wahrheit. Denk trotzdem mal über meinen Kommentar nach. - Ein Gedicht kann "schön" - durchaus auch etwas kitschig - sein - aber sollte nicht überfrachtet wirken.

Als Titel bieten sich "Gespenster" an.

Sehr gut gefallen mir das "blaue Laub" und die "klirrenden Abendstunden." Für solche originellen Formulierungen zeigst du eine deutliche Begabung.

Liebe Grüße
Trainee
 

caspAr

Mitglied
Lieber Trainee,

vielen Dank für dein Feedback. Ich weiß, was du meinst, denke aber, schlußendlich ist es Geschmacksache. Ich mag das überladene :) Deine Version ergibt aber auch Sinn. Beim "blauen Laub" hast du mich erkannt. Bin Fan des Expressionismus.


Dank dir...
 

Sidgrani

Mitglied
Hallo caspAr,

die "Blaue Stunde", die nach Sonnenuntergang für eine kurze Zeit alles in ein blaues Licht taucht, hat schon viele Maler und Fotografen fasziniert. Was mir nicht so ganz gefällt, ist der Wechsel von golden zu blau und dann wieder zurück zu purpurrot.

Liebe Grüße
Sidgrani
 

caspAr

Mitglied
Hallo Sidgrani,

stimmt, du hast recht. Da gehe ich auf jeden Fall mit. Ich schaue es mir noch einmal an. Dank dir!
 

Tula

Mitglied
Hallo

In der Tat erinnern diese Bilder und die Traumumrundung leicht an Heym und andere. Ich lese das 'klirrend' in der ersten Stunde nicht akustisch, sondern eher als Einfall des Lichts auf die Fenster, kurz vor dem Sonnenuntergang fast senkrecht. Ein gelungener Vergleich.
Die farblichen Sprünge fielen mir ebenso auf.

Gern gelesen.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Eine Trakl-Travestie. Ein Travekl.

Du hast sogar "Grodek" geplündert.

Scheußlich.
 

Sidgrani

Mitglied
Hallo caspAr,

nimms nicht so tragisch, mit geistiger Notdurft und Selbstüberschätzung müssen wir hier alle leben.

L.G. Sidgrani
 

caspAr

Mitglied
Am Abend

Wenn die goldenen Abendstunden
Klirrend an die Fenster schlagen,
Sind wir in uns und verwunden
In den Ängsten, die uns plagen.

Hebt der Wind das blaue Laub
Und ruht ein Reh am Waldesrand,
Senkt der Landmann nun sein Haupt,
Wasser stehen, wie schwarzes Band.

Heute färbt ein tiefer Schmerz,
Uns purpurrot die Abendstunden.
Schatten flackern, fallen – dein Herz.
Gespenster deinen Traum umrunden.​
 



 
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