Am Fenster gegenüber steht ein Mann.

nachtsicht

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Am Fenster gegenüber steht ein Mann.
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Am Fenster gegenüber erkenne ich seine Umrisse, auch wenn er das Licht ausgemacht hat. Seine Schritte hinter mir höre ich auch, wenn er leise läuft. Fotos von mir in seinem Keller kann ich auch mir auch dann vorstellen, wenn er mich auf der Straße anlächelt. Denn manchmal blitzt es in der Nacht, und ich stehe auf und möchte dem Regen zuschauen, aber es gibt keinen.
Zurück im Bett schließe ich die Augen in der Hoffnung, dass er mich dann auch nicht mehr sehen kann. Zwischen Wachseinmüssen und Einschlafen hat sich eine Mauer aus Angst aufgebaut.
Zwei Stunden Fernsehen bauen sie langsam wieder ab. Ein kurzes Freisein, gleich kommen meine Träume wieder durchs dunkle Treppenhaus und brechen meine Tür ein. Sie kommen um mich zu vergewaltigen. Ihnen gefällt das zerberstende Kreischen, das erschöpfte Zappeln, meine toten Blicke.
Erst im Tageslicht verschwinden sie mit ihrem Lachen. Es ist das Lachen von bösen Menschen, die am Fenster stehen.

Der Mann hält meine Ruhe gefangen. Ich treffe sie wieder, wenn er den Rest von mir fängt und ich langsam den Weg zum Himmel suchen muss.
 



 
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