Am Fluss

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Walther

Mitglied
Lb. anbas,

manchmal ist weniger mehr. Hier würde ich die letzten Verse beider Strophen ersatzlos streichen. Du schließt mit ihnen die Assoziationen des Texts fast grausam ab.

Der Leser gewinnt nur die beiden Banalitäten aus dem Text. Würdest Du sie ihm ersparen, gewönne er mehr.

LG W.
 

anbas

Mitglied
Am Fluss

Das Wasser
fließt
weiter,
der Fluss
aber bleibt.
Kein Tropfen
trieb jemals zuvor
hier vorbei.

Ich kann stets zurückkehr'n
an diesen Ort.
Doch so wie ein Tropfen
im Fluss weitertreibt,
fließ ich durch mein Leben
und durch meine Zeit.
 

anbas

Mitglied
Hallo Walther,

hat etwas gedauert bis ich restlos überzeugt war, aber jetzt habe ich es geändert. Vielen Dank für den Hinweis!

Liebe Grüße

Andreas
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi,

was hältste von diesem Ende:

Ich kann stets zurückkehr'n
an diesen Ort.
Doch so wie ein Tropfen
[blue]immer weiter treibt,
fließ ich durch mein Leben
und meine Zeit.[/blue]

>> fänd ich klanglich etwas besser?

LG, Rhea
 
B

Beba

Gast
Kein neuer Gedanke, aber er liest sich gut. Mir gefällt der Rhythmus, der dem Inhalt angemessen ist. Das Streichen der jeweils letzten Zeilen hat dem Text sehr gut getan.

Ciao,
Bernd
 
M

mirami

Gast
hallo anbas,

schön und philosophisch. aber das „ich kann stets zurückkehren an diesen ort“ find ich unstimmig. warum? ein mensch kann zurückkehren an einen ort im gegensatz zum tropfen, der es nur in wiederaufbereiteter fom kann. wir menschen werden sicher vom leben auch immer wieder „aufbereitet“...

wahrscheinlich fehlt mir genau diese aussage. wenn wir an orte, an erinnerungen und die entscheidende einschnitte unseres lebens zurückdenken/ zurückkehren... dann in wiederaufbereiteter form, immer geprägt durch erfahrungen. ich würde es wie folgt (oder sinngemäß ähnlich) formulieren:

Ich kann stets zurückkehren
an diesen Ort.
Doch nur wie ein Tropfen
in wiederaufgebreiteter Form
fließ ich durch mein Leben
durch meine Zeit.


liebe grüße
mirami
 

Rhea_Gift

Mitglied
Für mich ists durch den Unterschied Ort vs. Leben und Zeit schon deutlich gemacht. Und "wiederaugearbeitet" passt nun wirklich nicht in dieses Gedicht - zu nüchternes, kompliziertes Wort.
Ein "zwar" könnte es höchstens noch mehr hervorheben:

Ich kann stets zwar zurückkehren
an diesen Ort,
doch...

Und beim jetzt Lesen würd ich doch auch "und durch meine Zeit" schreiben, also die letzte Zeile doch so lassen...

LG, Rhea
 

Joneda

Mitglied
Hallo anbas,

ich verstehe es so,

der Fluss wird mir immer bleiben,
doch wenn ich daran sitze,
die Gedanken treiben lasse,
geht mein Leben weiter.

Liebe Grüße
 

anbas

Mitglied
Ich danke Euch herzlich für Eure Kommentare und Vorschläge!

@ Reha
Vielen Dank für die Vorschläge. Ich werde sie aber nicht übernehmen. Ich möchte gerne im zweiten Vers noch einmal "Fluss" und "Leben" gegenüber stellen. Außerdem ist in dem Gedicht ist ein bestimmter Rhythmus. Den möchte ich gerne beibehalten.

@ Beba
Ja, manchmal klappt es, bekannte Gedanken noch mal aufzugreifen und neu zu bearbeiten. Danke für das positive feedback.

@ mirami
Sehe ich etwas anders. Das Leben bereitet mich nicht wieder auf, sondern ich entwickele mich weiter. Wie der Tropfen mit dem Fluss immer wieder an neue Orte gelangt, so komme ich in meinem Leben auch immer wieder an neue Orte. Ich kann aber an die Stelle des Flusses zurückkehren, an der mir der Tropfen "begegnet" ist. Sicher, der Tropfen ist im Fluß weitergetrieben, hat sich weiterbewegt. Auch ich habe mich in meinem "Lebensfluss" weiterbewegt, doch ich kann die Orte noch einmal aufsuchen, angereichert durch neue Erfahrungen. Und vielleicht erlebe und sehe ich diese Orte plötzlich anders, mit anderen Augen. Der Tropfen verdunstet wahrscheinlich irgendwann. Seine Moleküle werden frei, setzen sich möglicherweise mit völlig anderen Molekülen zu einem neuen, anderen Tropfen zusammen. Somit stellt sich die Frage, ob der Tropfen dann "aufbereitet" ist, oder ein völlig neuer, anderer Tropfen.

Die "Aufbereitung" des Menschen erfolgt - je nach spiritueller Überzeugung - erst nach dessen Tod (oder nach einem ausgedehnten Schläfchen, einer Heilbehandlung, einer Wellnessanwendung usw. :D).

Im Grunde ist es aber egal, wie wir beiden das sehen. Ich freue mich darüber, dass dieses kleine Gedicht dazu anregt, sich solche Gedanken zu machen.

@ Joneda
Ja, wenn ich am Fluss sitze (oder, wie in diesem konketen Falle, spazieren gehe) und meine Gedanken treiben lasse, geht mein Leben weiter. Im Gegensatz zu diesem einen Tropfen, kann ich das aber immer wieder tun. Ich kann immer wieder an die gleiche Stelle zurückkehren. Der Fluss, zu dem auch dieser eine, schon längst weitergetriebene Tropfen gehört, ist immer noch da. Er "läd mich ein", mir neue Gedanken zu machen, mich weiterzuentwickeln (oder zu entspannen, zu Kräften zu kommen, oder was auch immer).

Wenn ich es mir recht überlege, bleibe ich durch diesen Fluss weiter mit dem Tropfen verbunden. Aber, wie Michael Ende so schön in der "Unendlichen Geschichte" schrieb: "Das ist eine andere Geschichte" :D.

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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