Am Hilmteich (gelöscht)

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Vagant

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Hallo Stefanie,

ja, so ist das dann wohl wenn die Tage gezählt sind – irgendwo zwischen Pflegebett und einem letzten Kaffee an einem der Orte, die Erinnerungen wach rufen; dort, wo man sich über das wiederkehrende Motiv von Hedis Haar zu einem melancholischen Rückblick auf ein bewegtes Leben hinreißen lässt. Ich habe es gern gelesen.
Nun mache ich keinen Hehl daraus, dass ich eigentlich kein Freund dieser eher auktorialen Erzählperspektive bin. Könnte mir gut vorstellen, dies aus der Sicht des 'Vaterle' zu erzählen – wie er morgens aufsteht, sich vor dem Badezimmerspiegel in den Gedanken über Hedis ersten grauen Haare verliert, sich nach dem Frühstück auf den Weg ins Pflegeheim macht und während der Fahrt an die einzelnen Stationen ihres Kennenlernens und ihrer Ehejahre erinnert – also eine strikt personale Perspektive. Aber das Erzählen ist nun mal ein Haus mit vielen Türen und meist viel zu vielen Fenstern – durch welche Tür man ins Haus tritt, durch welche Fenster man ins Freie blickt, das liegt allein im Ermessen des Autors.

LG Vagant.
 

steyrer

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Hallo Stefanle,

das ist eine sehr schöne, melancholische Geschichte. Ein gute Idee sind die phlegmatischen Kellner: Sie korrespondieren mit Hedis Alzheimer und Herrn Tscheinigs Zerstreutheit. Aber jetzt zur Sache:

Auf der Terrasse der kleine Prociutteria am Südufer, die Teigwaren mit Schinken in über fünfzehn verschiedenen Variationen vermengte, herrschte reges Treiben.
Was genau ist ein[e] „Prociutteria“? Das Wort scheint selten zu sein.

Die Sonntage hatte er am liebsten. Zwar waren sie die Müh[blue][e][/blue]vollsten, er musste Hedi im Rollstuhl schieben, aber dafür war er mit Hedi an der frischen Luft […]
Alternative Vorschläge: „Zwar waren sie die mühevollsten Tage […]“ oder: „Zwar waren sie mühevoll, er musste Hedi […]“

Umgangssprachliche Formulierungen wie: „Kannst dich noch erinnern“, klingen für mich zwar vertraut, könnten aber bei anderen Irritationen auslösen. Vielleicht wäre „Erinnerst du dich daran“ besser?

Die Zeichensetzung sollte überprüft werden: Bei manchen Sätzen fehlt der Schlusspunkt, bei anderen gibt es überflüssige im Satzinneren. Beispiel:
„Heuer wird ein gutes Honig-Jahr[red].[/red]“, sagte er, „Vielleicht schleudere ich fünfzehn Kilo.“

Auf die Schnelle habe ich noch ein paar Rechtschreibfehler gefunden. Beispiele:
Montags, [red][strike]M[/strike][/red][blue]m[/blue]ittwochs, [red]F[/red][blue]f[/blue]reitags und [red][strike]S[/strike][/red][blue]s[/blue]onntags, stand er früher auf als an den anderen Tagen.
Verga[red][strike]s[/strike][/red][blue]ß[/blue] die Anwesenheit von dieser und jener Person bei diesen und jenen Anlässen zu erwähnen […]
Aber so gut ist unsre Verwand[blue]t[/blue]schaft auch nicht, dass wir drüber streiten müssten, Vaterle“
Schöne Grüße
Steyrer
 

stefanle

Mitglied
@Vagant: Danke für dein Lob. Du hast zwar recht, es ist etwas altertümlich erzählt. Gerade das mag ich aber, ich hab z.B. Kurzgeschichten aus dem 19. Jahrhundert gerne, wo der Erzähler so richtig mäandert. Ich hatte nur Angst, dass es vielleicht zu süß ist.

@steyrer: Auch dir danke für deine netten Worte. Auch vor allem für deine Fehlersuche. Das werde ich am Wochenende ausbessern. Jetzt bin ich müde, da ich heute einen neuen Job angefangen habe und gleich so richtig ins kalte Wasser geschmissen wurde.
 

Ji Rina

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Hallo Stefanie:
Eine schöne, einfühlsame Geschichte. Gut gefallen hat mir Dein Schreibstil!
Die Widerholung des Namens Hedi könnte man vielleicht noch ein wenig reduzieren.
Mit Gruss,
Ji

Er ertrug damit [blue]Hedis[/blue] „Du alter Depp“ leichter.
Montags, Mittwochs und Freitags spielten [blue]Hedi[/blue] und er immer Canasta. Der Schlaganfall hatte [blue]Hedi[/blue] zwar das Stehen und Gehen unmöglich gemacht, aber mit dem Kartenhalten hatte [blue]Hedi [/blue]keine Probleme. [blue]Hedi[/blue] brauchte zwar etwas länger bis sie alles sortiert hatte. Alle Damen, Könige usw. zusammen lagen. Wenn sich [blue]Hedi[/blue] schwach fühlte, kam es auch vor, dass sie kleine Stapel von Königen und Damen verdeckt ablegte, aber den Überblick verlor [blue]Hedi[/blue] höchst selten.
Selbst Spielzügeaushecken machte [blue]Hedi[/blue] keine Schwierigkeiten.
 
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