Am Meer die Brücke

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Walther

Mitglied
Am Meer die Brücke


Er fühlt sich fast wie ein Stück Holz, das trieb,
Herausgebrochen aus des Schiffes Planken,
Herausgerissen von der Windsbraut Pranken,
Als sie mit Sturmeshand ins Logbuch schrieb:

"Ihr seid dahin!", bevor sie schließlich sanken.
Es war ein Splinter, Kien, ein Spleiß, was blieb,
Als jenes Schicksal ihn in kleine Teile hieb:
Er spürt die Schläge heut noch in den Flanken.

Er steht auf dieser Brücke, die sich schwingt
Von einer Seite aus ins Grau des Meeres.
Er hört, wie das Metall leis knisternd singt,

Und denkt, die Weite hat was Großes, Hehres:
Er fragt sich, was der Wellenschlag noch bringt,
Er schaut in sich hinein, erkennt viel Leeres.
 

Walther

Mitglied
Am Meer die Brücke


Er fühlt sich fast wie ein Stück Holz, das trieb,
Herausgebrochen aus des Schiffes Planken,
Herausgerissen von der Windsbraut Pranken,
Als sie mit Sturmeshand ins Logbuch schrieb:

"Ihr seid dahin!", bevor sie schließlich sanken.
Es war ein Splinter, Kien, ein Spleiß, das blieb,
Als jenes Schicksal ihn in kleine Teile hieb:
Er spürt die Schläge heut noch in den Flanken.

Er steht auf dieser Brücke, die sich schwingt
Von einer Seite aus ins Grau des Meeres.
Er hört, wie das Metall leis knisternd singt,

Und denkt, die Weite hat was Großes, Hehres:
Er fragt sich, was der Wellenschlag noch bringt,
Er schaut in sich hinein, erkennt viel Leeres.
 

petrasmiles

Mitglied
Ich sehe ein Gemälde vor mir, manche Bilder drängen sich in Worten auf. Ein außergewöhnliches Erlebnis.
Danke dafür!
Liebe Grüße
Petra
 

Walther

Mitglied
Hallo Petrasmiles,

danke für Deine lobende Erwähnung. Wenn man die bisherige Reaktion betrachtet, erscheint der Text wohl vielen doch zu sperrig. Nachdem Filme wie die Schatzinsel und Piraten der Karibik en vogue sind, dachte ich, ich krame tief in meinem Hornblower nach und wickle einige dieser Bilder in eine neue Verpackung ein. :D

Hier gibt es ja einige Aktivisten der Gesellschaft "Rettet das deutsche Wort", also packen wir noch ein paar Wörter rein, bei denen selbst der Duden ein paar Schweißperlen auf die Stirne bekommt, garnieren das mit Herbststurm an der See, würzen das mit ein wenig Depression und Weltschmerz, und fertig ist ein brausendes Sonett. So dachte ich das in meinem vorweihnachtlichen Matschhirn.

Es irrt sich der Dichter, geht in sich und findet:
8)

Adventsgruß W. :)
 

Gerd Geiser

Mitglied
Nee Walther, von Matschhirn zeugt das Gedicht ja nun nicht, eher von much Hirn. Wüsste auch gar nicht, was ich daran aussetzen sollte. Dass jemand, der auf einer ächtzenden Brücke steht, an seinen eigenen Schiffsuntergang erinnert wird, lässt sich nachvollziehen. Wortgewaltig geschildert, dieser flash back. Es lappt son bischen ins Starkdeutsche. Splinter ist ja schon heftig, und dann noch Kiem und Spleiß dazu als Dreierpack, da schlägt es einen schon ein bischen in die Flanken. Ich habe dein Gedicht wohl 10x gelesen, und jetzt kann ich mich durchaus damit anfreunden.
Lg,
Gerd
 

Walther

Mitglied
Moin Gerd,
sonshassedochnichsolangeleitungsachma. ;)
Irgenwie weiß ich jetzt nicht, wie diesen Kommentar werten soll. Aber gut. :)
Letztlich geht es bei meinen Sonetten um die Langzeitwirkung. Schnelle Kost können andere besser, wobei ich diese Fähigkeit nur zu gerne hätte. So richtig lockerflockig luftig dichten, hach, ein Traum. 8)
Ich bleibe halt ein wenig schwermütig auf ächzenden Brücken im imaginären Herbststurm (Sturmstärke mit spitzen S) und bei der Wortwiedererweckung (in welche kleine Stücke man so ein Holzu kriegen, kaum zu glauben, aber vario). Ja, die Seefahrt, die ist lustig ... und die schnöde Welt ein Tal der Trauer ... :D
Ich hab da noch zwei auf Lager, die ich gerade wegen Mengenbegrenzung nicht posten kann. Ich bin dann ma jespannt, wat dat dann hier anrichtet tutet.
Jednfalls 1.000 Dank Dir und den anderen, die mich beehrten mit (Be-)Werten.
Bescheiden grüßend W.
 



 
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