Am See

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sorglos

Mitglied
„Da möcht‘ ich immer bleiben“, sagt sie –
ist mir entrissen worden, das Herz entrissen.
Alte Füße an zittrigen Beinen, gehen nicht mehr,
der Rollstuhl im Eck am 31. Mai.
„Im Klostergarten haben sie Babys verscharrt,
ungewollte Schwangerschaften mittelloser Mütter, hunderte.“
Müde, leere Augen klagen an –
der Schrei der Vergessenen aus dem Munde ohne Gebiss.
Alte Hände, die nicht mehr halten wollen, falten Stofftaschentücher.
Eingefallen ihre Lippen zu tiefen Furchen und Falten.
Ein Billa an morschen Säuglingsknochen und die letzte Zeugin,
die nach ihrer Schultasche fragt.
Wirre Tage und doch so schön vertraut.
Unter dem Kirschbaum steht die Bank, auf der sie saß.

Ich träne einen Natursee aus all ihrer Liebe und Vollkommenheit,
aus allem Schmerz, den die Welt je ertragen kann.
Fische erzählen stumm Geschichten.
Es sind die ihren.
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo sorglos, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von ENachtigall

Redakteur in diesem Forum
 
T

Trainee

Gast
Da möcht‘ ich immer bleiben“, sagt sie –
ist mir entrissen worden, das Herz entrissen.
Alte Füße an zittrigen Beinen, gehen nicht mehr,
der Rollstuhl im Eck am 31. Mai.
„Im Klostergarten haben sie Babys verscharrt,
ungewollte Schwangerschaften mittelloser Mütter, hunderte.“
Müde, leere Augen klagen an –
der Schrei der Vergessenen aus dem Munde ohne Gebiss.
Alte Hände, die nicht mehr halten wollen, falten Stofftaschentücher.
Eingefallen ihre Lippen zu tiefen Furchen und Falten.
Ein Billa an morschen Säuglingsknochen und die letzte Zeugin,
die nach ihrer Schultasche fragt.
Wirre Tage und doch so schön vertraut.
Unter dem Kirschbaum steht die Bank, auf der sie saß.

Ich träne einen Natursee aus all ihrer Liebe und Vollkommenheit,
aus allem Schmerz, den die Welt je ertragen kann.
Fische erzählen stumm Geschichten.
Es sind die ihren.
Hallo Sorglos,
du hast bestimmt aus der Lyrikecke zu uns gefunden, nicht wahr? Deren Aufgabe wird uns bestimmt noch einige Neuzugänge verschaffen.-

Ganz im Gegensatz zu deinem Nick bescherst du uns hier ein Werk,
das eine Menge an Weltenleid zusammenfasst: das Verlassen-Werden, eine Behinderung, ungewollte Schwangerschaften im klösterlichen Umfeld, Armut (in diesem Zusammenhang die gebissfreien Münder?), die Crux mit dem Altwerden und eine Zeugin ohne Zeugenschutzprogramm.

Kein Wunder, dass nun ein "Natursee getränt wird" und selbst die Fische verstummen.

Nach so viel Leid fällt mir nix mehr ein. Bleibt nur die Frage, ob eins davon nicht zureichend gewesen wäre ...

Freundliche Grüße
Trainee
 
T

Trainee

Gast
Hallo Sorglos,
ich melde mich nochmal, weil ich vermutlich zu unwirsch rüberkomme.

Die meisten Hobbydichter schreiben gern Trauriges. Das ist völlig in Ordnung.
Ein Element deines Gedichts, nämlich die "stummen Fische" ließen sich mit Sicherheit ausbauen.
Die Fische müssten dann allerdings in den Focus gerückt werden, als solche, die viel gesehen haben. Aus all dem Vielen solltest du dir allerdings maximal (!) drei Beispiele heraussuchen, die zueinander passen.
E i n Gedicht kann nicht ein ganzes Leben umfassen. Falls doch, ist es von einem großen Meister, dann oft von auffallender Kürze.
Also, lass dich nicht entmutigen, versuch es einfach immer wieder neu. :)

Liebe Grüße
Trainee
 

sorglos

Mitglied
Eine vernichtende Kritik. Die Zeilen sind mir heilig. Sie sind Ausdruck tiefster Trauer, geschrieben am Sterbetag meiner Großmutter. Es ist nichts veränderbar, es hat sich alles genau so zugetragen.

Die Kritik ist nicht nur unwirsch, sie fühlt sich an wie Nestbeschmutzung, unwürdig.
 
T

Trainee

Gast
Hallo sorglos,

nachdem du mir ungefragt eine E-Mail gesendet hattest, habe ich dir bereits erklärt, dass es in guter Lyrik nicht um den Ausbruch von Gefühlen handelt. Sondern zunächst einmal um Worte (Mallarmé). Deine eigenen Gefühle mögen dir noch so heilig sein, wenn du sie öffentlich zur Schau stellst, gibst du sie dem Publikum zur Einschätzung frei. -
Genutzt hat dies offenbar nichts.

Ein kleiner Tipp am Rande: Solltest du wieder einmal ein sog. Patientengedicht, die Direktaufnahme eines Todesfalls etc. beschreiben wollen, übe dich in Schlichtheit. Hierfür findest du sehr gute Beispiele im Forum.

Apropos Forum. Du kommst aus einer weitgehend kritikfreien Zone und bist noch in der Eingewöhnungszeit. Wenn du aber offen für Kritik bist, kannst du hier einiges lernen. Ich habe das seinerzeit auch.

Bitte, sei so lieb, und unterlass in Zukunft persönliche Anschreiben in Bezug auf deine Texte. Die interessieren mich nämlich nur unter dem Text selbst.

Mit freundlichen Grüßen
Trainee

P.s.: Schade, dass du dein beseeltes Traubengedicht gelöscht hast, denn das war sehr aufschlussreich und bereits mit einem weiterführenden Kommentar von Mondnein versehen, dem es gefallen haben muss. :)
 

sorglos

Mitglied
Hallo Trainee! Ich habe dir "ungefragt" ein Mail geschickt, weil ich als Neuling in diesem Forum mit der Antwortfunktion noch nicht vertraut war. Entschuldige bitte.

Zum Thema selbst: Ich habe mein Werk bewusst in der Rubrik "expertimentelle Lyrik" eingestellt. Es unterliegt dort keinen festen Regeln. Deine Einschätzung ist also subjektiv. Es kann möglich sein, dass mein Gedicht einen Leser erreicht, dem es vielleicht gefällt. Es sind die Zeilen des Schmerzes, geschrieben am Todestag meiner Großmutter.

Die konstruktive Kritik eines anderen Users an Traubenerwachen konnte ich hingegen gut nehmen, sie war weder unwirsch noch verächtlich. Ich habe das Werk aktuell gelöscht, um es zu überarbeiten.

Was dich betrifft, so habe ich die Vermutung, dass du deinen Status als "häufig gelesener Autor" vornehmlich dadurch aufrechterhältst, die Werke anderer, gezielt jene von Neulingen in diesem Forum, sehr bewusst scharf zu kritisieren, um dadurch Neugier an deinen eigenen Werken zu wecken. Leider finden sich dort aber lediglich 7 Stück (plus eine Frage zu DSGVO), dagegen jedoch 800 (!) "subjektive" Beiträge zu Werken anderer Schaffender! Ich kam auf diesem Wege auf deine Seite in der Hoffnung der wahrlich hohen Kunst des Dichtens zu begegnen - was ich vorfand, war mäßig.

Trotz alledem freue ich mich, dass du stilistisch nichts einzuwenden hattest. Ein bisschen zuviel an Weltenleid in meinem experimentellen Gedicht - damit kann ich leben. Fische würde ich trotzdem nicht in den Focus stellen. Oma hat dort den Platz. Lieben Gruß, sorglos
 
T

Trainee

Gast
Hallo Sorglos,

vielen Dank für dein großes Interesse an meiner Person und die Berechnungen, die du angestellt hast. War sicherlich nicht einfach bei der Hitze ...

Ich wünsche dir für deine Lupen-Zukunft alles Gute
Trainee
 
T

Trainee

Gast
Und du hast natürlich Recht: Zuweilen ist es besser, sich nicht mehr zu äußern.
 

sorglos

Mitglied
Konstruktiv beseelte Kritik, Trainee, ist wunderbar - die richtige Wortwahl ist der Schlüssel! Mein schmerzverzerrtes Gedicht als "Patientengedicht" abzuurteilen ist ein unreines Ansinnen - verächtlich und verletzend gemeint. Das kränkt.
Wenn es dir Probleme bereitet, Kritik in passende Worte zu kleiden, lass es wirklich besser bleiben.

----

Es spuckt die Schlatz‘ der freche Spatz
aufs edle Haupt des Meisters.

In jedem steckt ein Meister.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebes sorglos!

Das Wesentliche in den freundlichen Hilfefestellungen Trainees, nämlich ihr Mallarmé-Zitat, hast Du einfach übergangen. Ich stimme Mallarmé nicht nur zu, sondern würde seine "Meinung" (nur scheinbar ein Kritik-Kriterium) als Prinzip jeder Lyrik verallgemeinern:

Lyrik ist nicht Gefühlsausbruch, sondern Text. Der Leser sieht ein sprachliches Gebilde, oder er hört es. An diesem sprachlichen Gebilde dreht er seinen inneren Film, er liest.
Das lyrische Ich eines Textes ist innerhalb dieses inneren Filmes eines Lesers eine der Rollen, die von Schauspielern getragen werden. Wie im Traum: Wenn mir eine Kollegin im Traum "erscheint", ist es nur eine Filmrolle, beim Aufwachen bin ich erleichtert. Deine Oma wird mir im inneren Film nicht erscheinen, denn ich kenne sie nicht.

Eine vernichtende Kritik. Die Zeilen sind mir heilig. Sie sind Ausdruck tiefster Trauer, geschrieben am Sterbetag meiner Großmutter. Es ist nichts veränderbar, es hat sich alles genau so zugetragen.
Trainee hat alles andere als eine "vernichtenden Kritik" geschrieben. Das kannst Du nicht gemeint haben. Worauf Du Dich beziehst, ist mir schleierhaft.

Die Kritik ist nicht nur unwirsch, sie fühlt sich an wie [red]Nestbeschmutzung[/red], [blue]unwürdig[/blue].
Nicht nur häßlich, sondern schlicht unwahr.
Das wollen wir mal lieber vergessen.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Liebes sorglos!

Das Wesentliche in den freundlichen Hilfefestellungen Trainees, nämlich ihr Mallarmé-Zitat, hast Du einfach übergangen. Ich stimme Mallarmé nicht nur zu, sondern würde seine "Meinung" (nur scheinbar ein Kritik-Kriterium) als Prinzip jeder Lyrik verallgemeinern:

Lyrik ist nicht Gefühlsausbruch, sondern Text. Der Leser sieht ein sprachliches Gebilde, oder er hört es. An diesem sprachlichen Gebilde dreht er seinen inneren Film, er liest.
Das lyrische Ich eines Textes ist innerhalb dieses inneren Filmes eines Lesers eine der Rollen, die von Schauspielern getragen werden. Wie im Traum: Wenn mir eine Kollegin im Traum "erscheint", ist es nur eine Filmrolle, beim Aufwachen bin ich erleichtert. Deine Oma wird mir im inneren Film nicht erscheinen, denn ich kenne sie nicht.

grusz, hansz
 

sorglos

Mitglied
Liebes Mondnein,
Irrtum!
Wir magnetisieren unsere Worte durch Gefühle.

Das „Patientengedicht“, wie es die "freundliche Hilfestellerin" bezeichnete, bleibt wie es ist!

Man kann auch schöne Blumen bepinkeln.

Liebe Grüße
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wir magnetisieren unsere Worte durch Gefühle.
Dein Gedicht ist ja ganz schön. Deine Kommentare sind eine Katastrophe. Dein Magnetisierungssatz ist eine absolute Metapher, d.h. er bedeutet nichts über das Bild hinaus.
 



 
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