Andere Mütter Haben Auch Schöne Töchter

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- ANDERE MÜTTER HABEN AUCH SCHÖNE TÖCHTER -

Wieder einmal hat sie zugeschlagen, die Bestie mit Brust, die herzfrigide Venus und Seelentöterin und bohrte sie tief leidenschaffend ins lechzende Fleisch, die Lanze der Abneigung und Ignoranz. Frauen scheinen wirklich kaum einer anderen Beschäftigung mehr nachzugehen, als mit akribischer Boshaftigkeit Körbe zu flechten, die sie uns im Liebesrausch taumelnder Männlein vor den herzpochenden Latz knallen und die Knospen im Contra-Frühling erblühen lassen.

Selbstredend sind Körbe etwas vollkommen normales, alltägliches, etwas das zum Leben dazugehört wie der Drogentod zur Rockmusik oder Durchfall zur Nordafrikareise, nur halt dummerweise nicht nur zum Leben irgendwelcher friesischer Korbflechter, sondern eben auch zu meinem. Dabei würde ich die Nordseeküstenvariante durchaus bevorzugen, wer nicht? Da folgt auf Ebbe wenigstens immer Flut! Und auch wenn die Vorstellung leicht antiquiert erscheinen mag mit einem friesischen Flechtkorb durch die Gegend zu rennen, so ist es wesentlich angenehmer, als dies mit gebrochenem Herzen zu tun.

Wenn man solch einen geschenkt bekommt, kann trotz antiquierter Vorstellung zu nordischer Korbverflechtung immer noch wie folgt reagiert werden:
„Ach, das ist ja fein! Mir wurde mein Lebtag noch nie ein friesischer Flechtkorb zugetragen. Jetzt kann ich endlich erquickt zum Wochenmarkt hüpfen und muss das olle Gemüse nicht wieder mit lumpigen Aldi-Plastiktüten nach Hause schleppen!“
Jedoch den berühmt berüchtigten und allseits bekannten amourösen Korb zu kriegen, fühlt sich in der Magengegend ungefähr so knorke an, als hätte man den anderen – also den geflochtenen – soeben nebst einer Flasche Selbstgebrannten zum Frühstück verspeist. Antiquierte Vorstellung zu – diesmal - Liebe und Romantik hin oder her: Da is’ nix mehr großartig mit positiver Reaktion. Da kotzen Herz und Seele nur noch munter um die Wette.
„Danke fürs ehrlich sein, Sabine!“ und das war’s dann... Dabei wär’ ich so gerne mit ihr zum Wochenmarkt. Hand in Hand in Amors lustigem Ringelrein... Erbrochenes Wunschdenken!

„Andere Friesen haben auch schöne Korbflechter“, klopft einem der Volksmund in solch bitterer Stunde hohl phrasend, aber immerhin wohlwollend in aufmunternder Absicht auf die hängende Schulter, als wenn das Salz der Tränen nicht schon genug die Wunden zerstreuen würde. Leicht reden hat er, der Volksmund, muss er sich doch nicht nach diesen unerreichten fernen Lippen sehnen, sondern kaut lediglich auf seinen eigenen herum, weil Frauchen mal wieder... und überhaupt: Das viele Koks und die Reitstunden für die Kleine! Auch das schicke Eigenheim in bester, ruhiger Siedlungslage liegt noch bei der Bank! Ob man sich da wohl den geplanten Pauschalurlaub nach Nordafrika diesen Sommer überhaupt leisten kann? Traute Mehrsamkeit!

Und während sich Otto Normal und Eva Reihenmittelhaus des Nachtens auf dem Kopfkissen Jahr um Jahr volksmundknutschend Rechnungsbelege und Kontoauszüge ins Ohr säuseln und tagsüber Volksweisen alt backend im mürben Kopf hoch!-Teig rühren, schleicht irgendwo gebückt in den Dünen ein bekorbtes Etwas zwischen Ebbe und Flut und weiß es dennoch besser: Arg so viele schöne Töchter anderer Mütter gibt es gar nicht!
 



 
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