Andere Zeiten - andere Sitten (Auszug aus einem modernen Decamerone)

Das Zehn-Tage-Werk

10 Personen haben sich nach dem Supergau in einen Keller vor der tödlichen Strahlung geflüchtet. Der Sauerstoff reicht für zehn Tage. Während dieser zehn Tage erzählen sie einander Filmplots. Jeder soll zehn Filme erzählen. Und wenn einem nichts einfällt, dann eben Träume, an die man sich erinnert. Jeden Tag wird eine Talkmasterin ernannt, die die Show moderiert und bei Bedarf zwischen den Streithähnen schlichtet.
Die Überlebenden sind vergesslich, dement, fantasielos, hinterlistig und gewalttätig. Sie kommen bei Weitem nicht auf Hundert Geschichten. Das Buch hat viele weiße Seiten . Sie geraten in Streit und bringen sich im Verlauf gegenseitig um, bevor Retter den Keller öffnen und sagen: Ätsch! Das war gar kein Supergau! Ihr seid nur in eine Filmprobe des 5. Remake von „geschlossene Gesellschaft“ geraten. Keiner hat überlebt, denn die Talkmasterin hat sich zum Schluss eine Überdosis Pillen gegeben.
Der neunte Plot des fünften Tages (vier, sieben und acht blieben wortlos), erzählt Filomena, vormals Floristin mit Spezialisierung in Orchideen , bevor sie eine Psychose bekam und berentet wurde.
Die beleibte Gisela ist Talkmasterin des Tages. Roddy, Klempnergehilfe, der wegen Diebstahls bis vor dem Supergau in der JVA gesessen hat,
schaut bewundernd zu ihr auf.

Tag 5 Plot Nr. 9: Andere Zeiten – andere Sitten

Als Roddy die Klappe hielt, sagte die Talkmasterin, die gesehen hatte, wie er nach Filomenas Orchideenknollen grabbelte, mit aufgesetzter Fernsehfreude: Liebe Freunde. Das war also unser Film Nummer 8. Leider auch eine taube Nuss. Macht nix, Roddy. Nicht jeder ist ein Genie. Nun will ich euch meinen ganz persönlichen Lieblingsfilm erzählen. Selbstverständlich geht es darin um die Liebe. Doch keine Sorge, ich werde die Unterwäsche anbehalten. Nicht wahr Roddy? Sie blinzelte ihn lüstern an. Kein Film ohne Moral. Und kein Plot ohne Happy End. Ihr sollt sehen, dass es sich allemal lohnt, sich zur Fußmatte zu machen in unserer schönen Zeit, - und zur Seite, na Roddy, wär` das nicht was für dich? - Entscheidet selbst, ob ihr Mitleid haben wollt mit denen, deren Rechte auch nach dem Supergau noch auf schändliche Weise mit Füßen getreten werden, oder ob ihr den Daumen senkt, wenn der Film ausnahmsweise im Frieden endet.
Wie uncool rief Sakrilegia dazwischen, die sich ihre sehr langen Fingernägel zu kleinen Messern feilte.
Ihr wisst schon, Gisela rieb sich den Bauch, nicht immer löst es gleich den Supergau aus, wenn in China ein Sack Reis umfällt. Und damit begann sie ihren Plot.


Ihr müsst euch das so vorstellen: Eine jung dynamisch erfolgreiche Managerin, bekannt für ihre Macherqualitäten, eine unbequeme Querdenkerin und dazu noch attraktiv, kam um sieben Uhr früh mit Rollschuhen und einem Starbucks Kaffee in ihr Chromglasbüro gefahren und legte die Designertasche mit dem Laptop auf den Tisch. Das Team aus überwiegend männlichen Trainees schaute ihr bald eingeschüchtert, bald mit Bewunderung dabei zu. Ein pickelgesichtiger Praktikant brachte ihr eine Computer Fußstütze. Sie montierte ihre Rollschuhe ab. Schade, sagte einer hinter einem Wandschirm zum anderen: Wenn die nicht so karrieregeil wär, dann würd ich die glatt zum Dinner einladen. Doch unsere Managerin schrieb unbeirrt Businesspläne und Zahlentabellen und abends schuftete sie schwitzend am Rudergerät im Fitnessstudio, ein schneeweißes Handtuch um den Elfennacken. Sie hatte sich einen Namen gemacht. In einschlägigen Management Magazinen wurde ihr blondes Konterfei oft gedruckt. Ihr Leben war der Film. Ihre Kleidung: „Der Teufel trägt Prada“ – Ihre Freunde: Vier Hochzeiten und ein Todesfall. Ihr Lieblingsfilm: „Liebe braucht keine Ferien“, wobei es in ihrem wirklichen Leben immer wieder zu peinlichen Verwicklungen zwischen Film und Wirklichkeit kam. Doch dazu später. Als sie im Sommer in der Karibik ihren Alabasterkörper im Bikini auf einer Segeljacht sonnte, bekam sie einen solchen Sonnenbrand, dass sie mehrere Tage nicht wieder hinaus ging und da sie nun mehr unverplante Zeit hatte, als ihr lieb war, schrieb sie folgendes Drehbuch, das– und dafür sterb` ich – absolut wahr ist.
Es handelte sich um die Geschichte ihrer besten Freundin. Diese Geschichte musste sie sich viele Male anhören, wenn ihre Freundin, sie am Samstagmorgen anrief und ihr ungefragt ihr Herz ausschüttete - stundenlang. Da unsere Managerin keine gute Zuhörerin war und überdies ein wenig vergesslich, mag Manches am folgenden Plot ungereimt wirken, doch schaut genau hin, in Wahrheit ist es der ganz normale Wahnsinn, doch es ist einer, von dem Ihr noch nie gehört habt. Also hört zu:

Zu Friedenszeiten, sagen wir, so vor 30-40 Jahren, lebte in der Hauptstadt die Familienministerin, wir wollen sie Heike nennen. Sie war eine ehrgeizige den Freuden des Lebens nicht abgeneigte Frau, die es an die Spitze geschafft hatte. Allerdings war Heikes Glück nicht von langer Dauer. Neun Monate nach einem nächtlichen Verkehrsunfall, der sich nach einem Barbesuch in ihrem Schlafzimmer ereignet hatte, brachte sie Vera zur Welt. Der Erzeuger hatte sich gleich nach der Zeugung vom Acker gemacht, nachdem er rasch noch eine filterlose Zigarette danach geraucht hatte. Da war nun unsere frisch gebackene Mutter, und die hatte keine Lust, das Kind allein großzuziehen, das ihr bereits im Mutterleib allerhand Tritte versetzt hatte. Viel lieber ging sie nach der Arbeit ins Fitnessstudio oder mit ihrem neuen Date essen.
Das Kind nun, sie nannte es Vera, legte schon früh ein seltsames Benehmen an den Tag, fiel durch Ladendiebstähle auf und zeigte sich allgemein zickig, eine kleine Kratzbürste, schwer kontrollierbar und immer für eine miese Überraschung gut. Dies führte recht bald dazu, dass Heike sie in ein Erziehungsheim gab. Dort, im „Guten Hirten“, hoffte sie, dass ihre missratene Tochter die Anleitung erhielt, zu der sie selbst weder Zeit noch Macht hatte. Veras einzige Heimat wurde also „der Gute Hirte“. Kein schlechter Tausch eigentlich, denn dort gab es Stefan, der war ein Betreuer und ihr liebster Spielkamerad. Und so wuchs sie zu einer jungen Frau heran, die in einem freundlichen „guten Morgen“ einen Angriff sah, ihr Studium schmiss und in keinem Job über die Probezeit hinauskam.
Qua der sozialen Stellung ihrer Mutter erhielt sie, öfter als ihr lieb war, Medienaufmerksamkeit, wurde aber von sämtlichen jungen Leuten der Hype – Szene bei Partys und Einladungen ignoriert. Dazu kam, dass sie nicht besonders hübsch war, nur gelegentlich duschte und am liebsten karierte Herrenhemden trug. Kurz, Vera galt als Promi Flop des Jahres. Doch es kam noch schlimmer. Sie verliebte sie sich in eine Frau. Und die hieß Karin. Das war für Heikes Ministerinnenherz ein Schlag ins Gesicht. Das durfte nicht sein. Hatte sie etwas falsch gemacht? Heike witterte Gefahr für ihre politische Karriere. Und da verstand sie keinen Spaß.
Karin war eine rebellische Studentin mit Anpassungsschwierigkeiten und Pickeln im Gesicht, die sich im Supermarkt Schnaps klaute und auf der Straße ältere Herrschaften anpöbelte. Niemand verstand, was die ängstliche Vera ausgerechnet an dieser Karin fand, aber so ist das nun mal mit der Liebe. Sie fällt wohin sie will. Allein, Veras Mutter war zutiefst unglücklich darüber und wünschte sich nichts mehr, als eine ordentliche Familie für ihr Kind. Sie datete daher wie verrückt einen Mann nach dem Anderen und lernte schließlich den schwarzlockigen Mario kennen, der ihr großzügig die Cocktails spendierte und ihr Fußkettchen und Armreifen schenkte und aus rehbraunen Augen zu ihr aufschaute. Und – da er sehr wohlhabend war – schenkte er ihr noch etwas ganz Besonderes. Das rentable Aktienpaket einer aufsteigenden Internetfirma.

Das junge Lesbenpärchen verkehrte in Szenebars, besuchte Festivals, nahm Koks und hing auf der Straße herum, schnorrte Zigaretten oder stahl Sommerkleidchen von Verkaufsständen. Veras Mutter beobachtete dies mit ohnmächtiger Verzweiflung. Vor laufenden Kameras und vorgehaltenen Mikrofonen musste sie Fragen zu ihrer Tochter beantworten, über die man längst alles wusste. Mit der Zeit lernte sie, sich elegant herauszureden und ihren Jähzorn vor den Medien zu verbergen. Dennoch, die Presse wusste ihr Wissen mit Häme gegen sie zu nutzen.
Heike versuchte in vielen Gesprächen erzieherisch auf Vera einzuwirken, sie möge doch mit Männern ausgehen und sich um Arbeit bemühen, wobei sie ihr gerne helfe. Sie kontaktierte Partner- und Arbeitsagenturen, warb mit ihrem guten Namen, doch Vera sah nicht ein, dass sie ihrer Mutter irgendeinen Gefallen tun sollte. Im Gegenteil. Sie sann auf Rache. Sie hatte ihrer Mutter Einiges zu verübeln.
Und so kam, was kommen musste. Politische Gegner nutzten die Fakten aus Heikes Familienleben, die ja selbst auch keine Heilige war, und erzwangen unter vielerlei Nachweisen ihrer fachlichen Unzulänglichkeit ihren Amtsrücktritt. Da war unsere Familienministerin aber froh, finanziell ausgesorgt zu haben.Denn das Aktienpaket, das sie mit Argusaugen überwachte, warf kräftige Dividenden ab, von denen sich beinahe so gut wie von einer Staatsbeamtendiät leben ließ.

So lebten Mutter und Tochter in einer geräumigen Penthousewohnung über den Dächern der Stadt in leidlichem Wohlstand. Allerdings ging es nicht eben harmonisch zu. Häufig hörten Nachbarn Türen Schlagen und gehässiges Schreien. Zu Feiertagen kam das Klirren von Scherben hinzu. Vera und Heike hassten einander wie verrückt. Doch das Geld hielt sie zusammen. Es dauerte nicht lange, da zog Vera mit ihrer Geliebten zusammen in eine winzige Zweizimmerwohnung, die kein warmes Wasser hatte und ein undichtes Dach. So oft es ging, besuchte sie ihre Mutter, die immer öfter unter den Kronleuchtern am Spieltisch bei der Gewinnvermehrung anzutreffen war. Die junge Frau bat sie des Öfteren um Geld, was die sorgende Mutter ihr mit müdem Blick und ohne hinzusehen gab.
Als Vera und Karin sich entschlossen, aufs Standesamt zu gehen, und Heike telefonisch darüber informierten, enterbte sie ihre Tochter. In einem Brief schrieb sie: Vera, du bist nicht länger meine Tochter. Mein gesamter Nachlass geht nach meinem Ableben an meinen Liebhaber Mario. Bleib wo der Pfeffer wächst! Darauf setzte sie sich mit Mario in einen Flieger nach Mauritius, wo es vier wunderbare Spielbanken auf der ganzen Insel gab. Dort legte sie ihr Vermögen täglich auf den Roulette-Tisch, beobachtete es beim Wachsen und Schrumpfen, und blickte, ihrer Karriere nachtrauernd, in eine finstere Zukunft.

Vera geriet indessen ziemlich unter Druck, denn der Vermieter klopfte täglich an ihre Tür und verlangte immer mehr rückständige Monatsmieten. Sie blätterte die Stellenanzeigen durch, es war ganz klar, dass sie nun einen Job finden musste. Und bald war der ersehnte Antwortbrief da. Das Projekt „Zebra“, Eine Einrichtung zur Rehabilitation straffälliger Frauen, in der just ihre Geliebte Karin zurzeit einsaß, bat sie zum Vorstellungsgespräch. Zufall oder nicht, sie bekam den Job, weil sie den Leuten ihre eigene Geschichte erzählte und dabei ein wenig auf die Tränendrüse drückte. Und schon war sie wieder ganz in Karins Nähe. Das „Zebra“ erinnerte Vera ganz an den „Guten Hirten“ und lag in der Nähe des Familienministeriums in einer idyllischen Parkanlage mit Springbrunnen und Skulpturen nackter Menschen, die aus dem Boden wuchsen. In denselben Grünanlagen hielten sich von nun an die beiden Verlobten gerne auf, nahmen im Gras liegend, eine Zeile Koks zur Brust und blickten in die Zukunft, vielmehr, in den Bildschirm von Veras Mac, vor dem sie küssend und turtelnd Gelegenheit fanden, die Börsenkurse von Heikes Internet-Aktien zu beobachten. Das interessierte die beiden über alle Maßen, und sie sannen nach Wegen, an das rechtmäßige Vermögen heran zu kommen, das Vera aus vielerlei Gründen vorenthalten war. Nur zu Recht, so fanden sie, habe Heike ihren Job verloren, und sie waren stolz darauf, mitgeholfen zu haben. Und wie sie da im Park auf der Wiese lagen, gesellte sich auch immer öfter Stefan dazu. Das war Veras Erzieher aus dem „Guten Hirten“. Stefan war nämlich schon früh Veras Liebhaber und Freund geworden und sie hing mit kindlicher Liebe an dem Mann. Er war 25 Jahre älter als Vera, bi und ein netter Kerl mit einem Ring im Ohr und an anderen Stellen des Körpers und das weiß nicht nur Vera.
Eines Tages kam Stefan und sagte den beiden Frauen rundheraus, sein Erziehungsheim, der „gute Hirte“, sein ganzes Lebenswerk, es stehe vor dem Ruin, wenn nicht bald ein Wunder geschehen und jemand richtig viel Geld spenden würde. Die in jüngster Zeit immer wieder aufgeflogenen Skandale um sexuellen Missbrauch an Schutzbefohlenen hätten das Haus an den Rand des Konkurses gebracht, denn brave Eltern gaben ihre Kinder an seriöse Häuser. Verdammte Klatsch-Presse. Die drei überlegten fieberhaft, was zu tun sei. Sie wollten zum schwulen Oberbürgermeister gehen und um Hilfe bitten, Vera und Karin vorneweg als Vorzeigepärchen. Auf dem Presseball wollten sie ihn ansprechen. Sie wollten am Christopher-Street Day eine Charity Aktion für Kinder aus homosexuellen Ehen starten. Sie dachten daran, eine Bank auszurauben oder ihr Geld durch Heiratsschwindel zu verdienen, um den „Guten Hirten“ zu retten. So viele Möglichkeiten. Man musste sie nur nutzen.
Schließlich hatte Stefan die zündende Idee: Du musst zu deiner Mutter gehen Vera. Er legte beide Hände auf ihre Schultern. Sie muss dich als Alleinerbin einsetzen und dir die Aktien geben. Nur das Aktienpaket deiner Mutter kann uns noch retten. Alles Andere ist zu riskant. Als Vera das hörte, plapperte sie wild drauf los, von wegen sie würde nie wieder mit ihrer Mutter sprechen, die habe sie sie auf dem Kicker, die würde das Geld niemals freiwillig rausrücken, dazu müsste man sie schon umbringen, und so weiter. Sie wusste wohl, dass ihre Mutter ihr eine kleine Geldspende niemals ausschlagen würde. Doch die best gehandelten Aktien auf dem Markt? Nachdem sie sie enterbt hatte? Niemals. Schließlich lebte sie davon.
Vera hatte zum ersten Mal in ihrem jungen Leben Gewissensqualen. Wie gerne wollte sie das Haus ihrer Kindheit retten. Doch zugleich war ihre Mutter eben auch ihre Mutter. Welche Gegenleistung würde Heike verlangen von ihr? Die Wertpapiere bedeuteten ihr alles, waren alles, was ihr geblieben war. Schließlich hatte sie ihren Job wegen ihrer Tochter verloren. Oder etwa nicht? Oder war ist sie am Ende doch fachlich inkompetent? Bedeutete ihr der „Gute Hirte“, mehr als ihre eigene Mutter? In einem völlig abgedrehten Koksrausch sprach sie mit Karin gar über Möglichkeiten, Heike ins Jenseits zu befördern, um über den etwas dämlichen Mario an die Kohle heranzukommen.
Sie schuldet dir etwas, wiederholte Stefan, setz dich endlich gegen sie durch. Und Karin bekniete sie: Denk an unsere Zukunft. Wir werden heiraten, ganz in Weiß. Wir werden uns künstlich befruchten lassen und ein Kind zur Welt bringen. Wir wollen eine Familie gründen, vergiss das nicht. Ich werde nicht ewig stehlen gehen können. Tu es für uns Vera, tu es für unser Kind! Vera hörte beiden aufmerksam zu und dann fasste sie einen Entschluss: Keine Sorge, Alter, sagte sie zu Stefan und kniff ihm in die Eier. Wir werden den „Guten Hirten“ retten. Sei halt vorsichtig mit den kleinen Mädchen, versprich mir das. Wir wollen nicht, dass du auch noch den Job verlierst. Sieh zu, dass die Gehälter ausgezahlt werden und der Kuckuck nicht an die Tür kommt. Ich werde morgen Nacht den Flieger nach Mauritius nehmen und meiner Erzeugerin die Knete aus den Rippen leiern, dass es nur so klappert. Mein Urin sagt mir, dass ich noch eine offene Rechnung mit ihr habe. Lass mich mit dir kommen, bat Karin. Geh nicht allein. Allein bist du ihr nicht gewachsen. Das ist wunderbar Karin, sagte Stefan, ich bin stolz auf euch, und er drückte beiden einen Kuss auf die Lippen, wobei sie sein Piercing zu schmecken bekamen.

In der folgenden Nacht landeten Vera und Karin auf dem Flughafen von Mauritius und fanden bald das Hotel, in dem Heike mit Mario abgestiegen war. Es war Sommerpause an der Börse und so verbrachte Heike Zeit damit, allerhand Infos über verschiedene Unternehmen zusammen zu suchen und nach weiteren Möglichkeiten der Gewinnoptimierung zu suchen. Das Spielen hatte sich nicht als geeignete Einkommensquelle erwiesen, weshalb sie schon einige Federn hatte lassen müssen.
Als sie hörte, dass Vera mit ihrer Freundin da war, dieser Karin, dieser kleinen Lesbenschlampe, da fiel ihr die Kinnlade runter und das Blut stieg ihr ins Gesicht. Alarmiert lief sie zur Tür ihrer Suite und mit heuchlerischer Freude schloss sie ihre Tochter in die Arme und ignorierte Karin, was Vera aus taktischen Gründen nichts ausmachte. Guten Abend liebe Mama, grüßte sie artig. Sicherlich wunderst du dich, dass ich so überraschend komme. Ich hoffe, ich störe nicht. Weißt du, Karin und ich sind hergekommen, um reinen Tisch mit dir zu machen, bevor wir heiraten. Ich weiß, dass dir das großen Kummer bereitet, dass du es lieber hättest, wenn ich einen Mann heiraten würde und überhaupt ein anderes Leben führte. Doch so sind die Dinge nun mal. Andere Zeiten, andere Sitten. Du kennst Karin, sie ist mitgekommen, um mich zu unterstützen. Liebe Mutter, ich möchte dich um Verzeihung bitten für alles, was ich dir angetan habe. Dass du deinen Job meinetwegen verloren hast und so viel Kummer mit mir hattest. Ich möchte es wieder gut machen. Was hältst du davon, wenn wir heute Nacht zur Spielbank gehen und ein paar Runden miteinander spielen?
Spielen? Dachte Heike, und wurde misstrauisch, die hat doch kein Geld! Da sie aber den schönen Dingen des Lebens sehr zugeneigt war, war die Verlockung unwiderstehlich, beim Roulette die Zeit zu vergessen. Hochmütig antwortete sie: Vera, ich erinnere mich nicht, dass du mir je eine Freude gemacht hast. Da steckt doch was dahinter. Wenn je etwas Schlechtes an mir war, dann ist das dem Umstand zu verdanken, dass ich eine missratene Lesbe als Tochter habe, die meine Karriere zerstört hat, und nun unverschämter Weise auch noch mit ihrer Bettgenossin im Schlepptau in meinem Urlaub aufkreuzt. Also raus mit der Sprache. Was willst du? Nachdem sie das gesagt hatte, schluckte sie einmal kräftig und sagte: Also gut, kommt schon rein, und ließ die beiden in die Hotelsuite eintreten, wo Mario nackt auf dem Sofa lag und mit seinen Geschlechtsteilen spielte. Darf ich vorstellen? Das ist Mario. Mario, das ist Vera und … äh… Karin, ergänzte diese, mein Name ist Karin. Wartet hier. Heike wurde jetzt sehr geschäftig, Mario, ich bin heute Abend weg, sagte sie, meine Tochter und ich haben was zu bereden. Familienangelegenheiten, weißt du. So sehr sie dieser Besuch auch misstrauisch machte, so unwiderstehlich war ihr die Verlockung, gegen ihre eigene Tochter zu spielen. In dieser Nacht noch würde sie dieser naiven kleinen Zimperliese zeigen, was eine Harke ist und ihr das Fell über beide Ohren ziehen. Sie kannte tausend Tricks, oh ja, sie hatte viele Jahre Erfahrung. Einen Augenblick bitte, flötete sie, unterhaltet euch schön mit Mario, ich muss mir nur noch was Vernünftiges anziehen und dann können wir los.
Heiß und kalt wurde ihr, als sie vor dem Kleiderschrank stand und nichts als Büroklamotten sah, in denen sie einst durch Behördenflure marschiert war. Würde sie das je wieder zurück bekommen? Doch das, sie ahnte es, würde nur über Veras Leiche gehen. Im Notfall wäre sie auch dazu bereit. Tochter hin, Tochter her. Mein Gott, kein einziges Abendkleid, kein Kleines Schwarzes. Doch, hier. Sie schlüpfte in das paillettenbesetzte Cocktailkleid, das einmal aus dem Hochzeitskleid ihrer Mutter geschneidert worden war und machte sich sorgfältig zurecht, indem sie das Haar toupierte, die Lippen bemalte und sich ein paar Klunker an die Ohren hängte. Wie eine Diva trat sie ins Wohnzimmer und bat Mario, sie und Vera zur Spielbank zu fahren, was dieser mit Hundegehorsam tat, nachdem er sich etwas übergezogen hatte.
Und so verbrachten sie eine ganze Nacht am Spieltisch, während Karin sich im Hotel mit Mario unterhielt. Jetons wurden über das Tableau geschoben. Den einen Coup gewann Heike, den anderen Vera, doch je länger der Abend, desto mehr obsiegte die Übung und das Durchhaltevermögen der Älteren, musste Vera zusehen, wie ihr bescheidener Jetonstapel unter dem Rechen davon glitt. Sie musste das miese Grinsen ihres Gegenübers ertragen und ihr eigenes Gefühl der Ohnmacht, das sie ihr Leben lang schon empfunden hatte in Gegenwart dieser Frau, die sie – Zufall oder nicht - auf die Welt gequetscht hatte. Und nun war sie entschlossen, aufs Ganze zu gehen und sich einmal, ein einziges Mal durchzusetzen gegen die Frau, die ihr Leben zerstört hatte und es weiterhin tun würde, wenn sie ihr nicht Einhalt gebot. Zunächst spielten sie nur einfache Chancen. Dann Cheval. Dann Carré, das war eine Spezialität von Heike. Nur etwas für gute Nerven. Vera war blank.
Da fiel Heikes Blick auf den Verlobungsring an Veras kleinen Finger, den Ring von Karin (den hatte diese unter Einsatz ihrer Bewährungsfrist gestohlen). Karin sah dies und verstand sofort. Langsam zog sie den Ring vom Finger und legte ihn aufs Einsatzfeld: Wir spielen Carré. Ich verzichte auf die Beziehung mit Karin und bin bereit, einen Mann zu heiraten. Das ist mein letzter Einsatz. Wenn du gewinnst, tue ich das. Und wenn ich gewinne, was bekomme ich dann von dir? Vera schluckte, als Heike sie am anderen Ende des Tisches musterte. Diese kannte ihre Tochter gut genug um zu wissen, was sie dachte. Das musst du mir schriftlich geben, sagte sie kühl. Und so ließ Vera sich ein Blatt Papier bringen und schrieb es nieder, unterzeichnete mit einem Blutfleck aus ihrem kleinen Finger und reichte ihrer Gegenspielerin und Mutter das Dokument. Heike las es und nickte zufrieden. Es schien ihr an der Zeit, ihren Einsatz zu bringen, der dem ihrer Tochter ebenbürtig sein musste. Mit Jetons war es hier nicht getan. Und so erhob sich die ehemalige Familienministerin und hielt eine ministergleiche Ansprache an ihre Tochter: Ich bin froh, Vera, dass du zur Vernunft gekommen bist. Und wenn du selbst einmal Kinder haben wirst, dann wirst du erkennen, wie schwer es ist, als Mutter. Ich musste mit anzusehen, wie mein eigenes Kind sich meinem Willen widersetzte, wie es meine Autorität mit Füßen trat und nachgerade meine Karriere zerstörte. Auch du wirst dich den Schmerzen der Mutterschaft nicht entziehen und so schlage ich vor, dass einen Mann heiratest, den Mann, der so viel für dich getan hat im „Guten Hirten“. Ich meine Stefan. Ich weiß, wie viel du ihm bedeutest. Ich verlange von dir, dass du mir auch dieses Versprechen schriftlich gibst, bevor ich das Aktienpaket auf das Tapis lege. Versichere mir also schriftlich, dass du dich von Karin lossagst und Stefan heiratest, falls du dieses Spiel verlierst. Das ist mein einziger Wunsch an dich, meine Tochter. Dann wird Frieden sein zwischen uns. Und während du Zeit haben wirst, deine Urkunde zu verfassen, gehe ich ins Hotel und hole die Wertpapiere. Dies wird unser letztes Spiel sein. Das Roulette soll über unser Schicksal entscheiden.
Vera, die mit einer wachsenden Liebe an den „Guten Hirten“ dachte, und stolz darauf war, dass sie ein gutes Werk tun konnte, schluckte schwer und Angst verschloss ihren Mund. Stumm nickend winkte sie einer Servicekraft. Tapfer verfasste sie nun auch die zweite Urkunde, die sie an ein Eheversprechen binden würde, von dem sie wusste, dass es sie in ein Unglück ohne Hoffnung stürzen würde. Doch mit dem Gedanken an Karin und Stefan, der ihr als Freund und gelegentlicher Liebhaber lieb und teuer war, glaubte sie fest daran, dass das Schicksal auf ihrer Seite sein und sie gewinnen lassen würde. Und so wartete sie gefasst auf ihre Mutter, die auch bald darauf zurückkehrte, den Umschlag mit den Wertbriefen aus ihrer Handtasche zog und als, sei es ein Juwel, auf den grünen Filz des Spieltischs legte. Dabei fixierte sie ihre Tochter mit heuchlerischer Zärtlichkeit. Mein Hochzeitsgeschenk für dich und Stefan sagte sie mit einem schiefen Grinsen. Nie hatte Vera ihre Mutter sentimental gesehen. Doch nun standen Tränen der Freude in Heikes Augen, die allerdings brav hinter der Wimperntusche und dem Lidstrich hocken blieben. Ihre Tochter würde nun endlich auf den rechten Weg finden, sollte sich der Coup zu ihren Gunsten entscheiden. Fast war ihr nach Beten zumute und mit Befremden nahm sie diese Regung in ihrem Inneren wahr. Vera zitterte ein wenig: Mutter, ich möchte, dass du es mir ebenfalls schriftlich gibst. Verfasse eine Urkunde, in der du mir versicherst, dass du mich als Alleinerbin deiner Aktien einsetzen wirst, sollte ich dieses Spiel gewinnen. Und mit einer überraschenden Geste der Versöhnung tat Heike, worum ihre Tochter sie bat. Umstehende Beobachter am Spieltisch hielten gerührt den Atem an, tupften sich die feuchte Stirn mit einem weißen Taschentuch oder fächerten sich Luft zu, als Heike das viel versprechende Dokument vor Vera aufs Tapis legte. Dann sagte sie: Carré: 23, 24, 26, 27. Carré 23-27, wiederholte der Croupier. 16-15-13-12 annoncierte Vera mit dünner Stimme. 16-12 wiederholte der Croupier mit neutraler Stimme. Rien ne va plus. Der Zylinder begann zu rattern und hypnotisierte die beiden mit träger Rotation. Heike trank langsame Schlucke aus ihrer Bloody Mary, während sie der quälend langsamen Prozedur beiwohnten, die über ihr Schicksal entscheiden sollte. Erschöpft blickte Vera auf den gewichtigen Umschlag mit dem Prägedruck der Internet - Firma, in dem sich die Zukunft des „Guten Hirten“ befand. Die Scheibe verlangsamte sich, blieb stehen: 27. Hastig zündete sie eine Zigarette an und beinah stand ihr Herz still. 18! Weiter ging es. Die Kugel purzelte in die Sieben. Dann in die 24. Vera schaute ungläubig auf die Zahlen. Sie hatte verloren. Das durfte nicht wahr sein. Ihr wurde schwindlig, sie fasste sich an die Stirn. 27-24 ratterte die Stimme des Croupiers.
Vera stand auf: Mutter, das Schicksal ist gegen mich. Du weißt, dass ich Karin liebe. Du denkst, dass ich zu nichts nütze bin und mir meinen Lebensunterhalt nicht verdienen kann. Du hast mich abgeschoben in ein Heim und nicht das geringste Interesse an mir gezeigt. Doch nichts ist all das gewesen gegen den Schlag, den du mir jetzt versetzt. Ich glaube nicht an das Schicksal. Wir können wählen. Willst du wirklich, dass ich meinen Erzieher heirate, der schon mit mir schlief, als ich noch ein kleines Mädchen war? Mein Versprechen habe ich gegeben. Das Schicksal in Gestalt der Kugel hat entschieden. So soll es sein. Ich werde einmal mehr auf meine eigenen Wünsche verzichten und mein Gefühl verleugnen. Das tue ich für dich. Doch glaube nicht, dass es irgendetwas umsonst gibt in diesem Leben. Und dabei richtete sie ihre Augen mit einem bösen Glitzern auf Heike, ganz so als verrate sie für einen unbedachten Moment ihren heimlich gehegten Gedanken.
Heike schien das nicht zu bemerken. Sie ging um den Tisch herum und nahm ihre Tochter zum ersten Mal in den Arm. Ich danke dir meine Tochter. Nun soll Frieden sein. Dann packte sie die Aktienpapiere wieder ein samt den beiden Gelöbnissen, die Vera niedergeschrieben hatte und sie gingen gemeinsam zurück ins Hotel. Karin war am Boden zerstört, als sie die Neuigkeit hörte und sprach kein Wort mehr mit Vera. Tief gekränkt kehrten die jungen Frauen zurück in die Hauptstadt, wo Heike und Mario einige Wochen später eintrafen.
Die Hochzeit wurde ohne Feierlichkeiten amtlich vollzogen. Stefan, der nicht bekommen hatte, was er eigentlich wollte, war dennoch froh, durch die Heirat endlich die Gerüchte zum Schweigen zu bringen, die über ihn kursierten. Der „Gute Hirte“ war nicht mehr zu retten. Er meldete Konkurs an, entweder, weil es wegen der ganzen Kinderschänder - Presse ohnehin darauf hinauslief, oder aber weil die rettende Geldspende ausblieb. Urteilt selbst.
Und so lebte das unglückliche Paar für einige Jahre im Schatten des Glücks, während Karin nach Südamerika auswanderte und Vera von dort viele lange Briefe schrieb.
Veras Mutter erhielt nun wieder eine Stellung im Familienministerium als Referatsleiterin für Gleichstellungsfragen. Darüber war sie sehr glücklich und besuchte ihre Tochter gelegentlich, weil sie ganz gerne mit dem pickelnarbigen Stefan ein wenig zu flirten pflegte. Vera juckte das nicht, denn sie interessierte sich eh nicht für Männer und fand noch immer, dass ihre Mutter ein liederlicher Vamp war, doch insgesamt pflegten sie einen toleranten Umgang.
Das Drehbuch wollte es, dass Stefan rote Flecken im Gesicht bekam und sich auch sonst nicht wohl fühlte. Innerhalb weniger Monate verstarb er in einem Hospiz an dieser Krankheit, die er sich bei einem jugendlichen Prostituierten aus der Drogenszene geholt hatte. Vera trauerte und war tief verwirrt über den Tod des Freundes und zugleich fühlte sie auch eine große Erleichterung. Einige Zeit lebte sie sehr zurückgezogen haderte mit ihrem Schicksal und ging einem langweiligen Job nach in einem Büro des Familienministeriums (den hatte Heike ihr vermittelt), wo sie jeden Tag verfluchte, den sie vor einem Bildschirm verschwendete.
Veras Mutter indes konnte als Referatsleiterin für Gleichstellungsfragen Großes bewegen. Sie begann durch die Erfahrungen mit ihrer Arbeit Vieles anders zu sehen und sah ein, dass Glück für ihre Tochter etwas anderes war, als sie es sich vorstellte. Mit ihrer unermüdlichen Aufklärungsarbeit und dem Einbringen von Gesetzesentwürfen für die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe, war sie zur Fürsprecherin für die homosexuellen Minderheiten des Landes geworden.
Und so kam es, dass Vera ihre Mutter eines Tages in ihrer Penthousewohnung besuchte, wo Heikes aktueller Liebhaber (leider nicht mehr Mario) auf dem Balkon saß und sich einen Cocktail genehmigte. Mutter, sagte sie, ich habe gesehen, was du alles geleistet hast im Ministerium und ich glaube, die Zeit ist nun reif, dass ich Karin heirate. Ich habe lange Zeit nicht verstehen können, warum unsere Liebe keine Chance hat. Doch nun tue ich es. Manche Dinge brauchen eben Zeit. Karin hat mir geschrieben, dass sie morgen Abend um acht am Flughafen sein wird. Ich werde sie abholen. Dieses Mal muss sie keinen Verlobungsring stehlen, denn dieses Mal habe ich einen besorgt. Von meinem eigenen Geld. Sie wedelte mit dem Brief Karins und lächelte entspannt und glücklich. Heike erhob sich, sie war ein paar Pfund schwerer geworden in den letzten Monaten, und fand Worte, die sie bisher noch nie für ihre Tochter gehabt hatte:
Vera, mein liebes Kind. Wie könnte ich anders als einverstanden sein. Du hast bewiesen, dass dir etwas an dieser Beziehung liegt und dass es mehr als ein pubertäres Experiment ist. Ich wünsche euch beiden alles Gute und stehe gerne als Trauzeugin zur Verfügung, wenn ihr erlaubt.
Und so kam es, dass Karin und Vera innerhalb weniger Wochen heirateten und eine gemeinsame Wohnung bezogen. Neuerdings waren sie auch gern gesehene Gäste auf den angesagten Partys der Stadt. Und als Heike sah, dass ihre Tochter glücklich war, überschrieb sie ihr obendrein noch das Aktienpaket, denn wem sollte sie es vermachen, wo ihr Ex-Freund Mario sich inzwischen mit einer jüngeren Frau vergnügte? Und so hatten die drei Frauen ausgesorgt, arbeiteten glücklich und zufrieden in Büros des Familienministeriums, bis sie in Rente gingen.

Unsere jung dynamisch erfolgreiche Managerin indessen hatte ihr Herz ausgeschüttet, ihren Sonnenbrand kuriert und betrat mit Sonnenschutzfaktor 4 wieder das Deck ihrer Karibik-Jacht, wo sie ihren Alabasterkörper der Sonne entgegen reckte. Zu welch wunderlichen Verwicklungen es in ihrem eigenen Leben kam, in dem Film und Realität nie ganz zu unterscheiden waren, das ist eine Geschichte, die auf eben diesem Boot begann. Sakrilegia jetzt bist du dran.
 
K

Kasper Grimm

Gast
Ein köstlich unmoralischer Text, eingebettet in verschiedene Erzählsubjektivitäten wie die berühmten russischen Puppen, die in Puppen in Puppen stecken.
Spannend zu lesen, witzig, ironisch, flott, und mit dem ganzen moralischen Krimskram wird munter jongliert. Schön, daß der Leser nie weiß, wie es weitergeht, weil jedes Klischee extra vermieden wird. Der Plot des Happyends ist für mich ein sarkastisch augenzwinkernder Schlußpunkt: ätsch, und die Moral von der Geschicht' - gibt's nicht.
Statt der roten Pestflecken sind die der neuen Krankheit Aids getreten - sonst scheint alles ziemlich beim Alten (wenn's auch damals noch kein Laptop gab).
Schön das Aufzeigen der Doppelmoral und der Inkonsequenz, des Auf und Ab von der "Führungspersönlichkeit" Heike, eigentlich auch eine "Gute Hirtin": der "Mutterkuh Demokratie" und ihrer Wählerkälbchen.
Was soll ich noch sagen? Am besten nichts mehr: sonst wiederhol ich mich ;-)
 



 
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