Anderswelt

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Lena Luna

Mitglied
Du sitzt am Fenster, im Sessel mit den Ohrlehnen.
Ich durchquere den Raum, zeichne ein Lächeln in mein Gesicht.
Alles schön hier, warme Farben und freundliche Bilder an der Wand.
Einige abstrakt und leuchtend bunt wie Kinderbilder, gemalt von Heimbewohnern.
Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter.
Draußen sinkt die Sonne zerfließend in Rotorange ihrem Bett entgegen.

Dein Blick streift mich, dann guckst du weg, zum Fenster hinaus.
Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand und sage: „Hallo Mama.“

Deine Hand ist kalt und so knochig, alt und so beängstigend nah und fremd.
Auch siehst du so klein da aus, verloren in dem großen Sessel, ordentlich die weißen Haare gelegt, die Bluse babyzartblau und knitterlos, ein Kontrast zu deiner Haut.

Deine Hand zittert etwas in meiner, dann ziehst du sie weg.
Du schaust mich nicht an.
Die Pflegerin nickt aufmunternd.
Wozu?
Der Kaffe wird serviert.
Frau Weber rechts neben mir schüttelt unaufhörlich mit dem Kopf und führt langsam die Tasse zum Mund.
Ich bin erstaunt, dass sie es schafft, daraus zu trinken.
Ich lächle wieder und sage: „Mama möchtest du auch einen Kaffee?“

Kleines tägliches Ritual… gibt Haltestellen, an die man andocken kann, die nicht verunsichern, Angst machen, weil alles immer gleich ist.
Ich schenke dir Kaffe ein und Frau Eimer links neben dir krümelt den Keks in ihre Tasse.
Die Pflegerin zwinkert mir zu.

„ Wann komme ich nach Hause?“ fragst du
„Mama, das ist hier dein Zuhause „ sage ich und ich weiß, dass es eine Lüge ist.
Du schaust wieder weg von mir, zum Fenster hinaus, aus dem man nicht mehr schauen kann,
die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder zu uns zurück
Aber da bin ja ich, neben dir, so schaust du auf deine Hände.
Wieder deine Hände. Sie reden. Sie umschlingen sich, umkosen sich, dein Finger spielt mit dem Ring an der rechten Hand. Das ist der Ring von deiner Mutter, den liebst du.
„Ist der nicht schön?“ jetzt schaust du auf.
„Den darfst du nie weggeben.“
 

Lena Luna

Mitglied
Du sitzt am Fenster, im Sessel mit den Ohrlehnen.
Ich durchquere den Raum, zeichne ein Lächeln in mein Gesicht.
Alles schön hier, warme Farben und freundliche Bilder an der Wand.
Einige abstrakt und leuchtend bunt wie Kinderbilder, gemalt von Heimbewohnern.
Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter.
Draußen sinkt die Sonne zerfließend in Rotorange ihrem Bett entgegen.

Dein Blick streift mich, dann guckst du weg, zum Fenster hinaus.
Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand und sage: „Hallo Mama.“

Deine Hand ist kalt und so knochig, alt und so beängstigend nah und fremd.
Auch siehst du so klein da aus, verloren in dem großen Sessel, ordentlich die weißen Haare gelegt, die Bluse babyzartblau und knitterlos, ein Kontrast zu deiner Haut.

Deine Hand zittert etwas in meiner, dann ziehst du sie weg.
Du schaust mich nicht an.
Die Pflegerin nickt aufmunternd.
Wozu?
Der Kaffe wird serviert.
Frau Weber rechts neben mir schüttelt unaufhörlich mit dem Kopf und führt langsam die Tasse zum Mund.
Ich bin erstaunt, dass sie es schafft, daraus zu trinken.
Ich lächle wieder und sage: „Mama möchtest du auch einen Kaffee?“

Kleines tägliches Ritual… gibt Haltestellen, an die man andocken kann, die nicht verunsichern, Angst machen, weil alles immer gleich ist.
Ich schenke dir Kaffe ein und Frau Eimer links neben dir krümelt den Keks in ihre Tasse.
Die Pflegerin zwinkert mir zu.

„ Wann komme ich nach Hause?“ fragst du
„Mama, das ist hier dein Zuhause „ sage ich und ich weiß, dass es eine Lüge ist.
Du schaust wieder weg von mir, zum Fenster hinaus, aus dem man nicht mehr schauen kann,
die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder zu uns zurück
Aber da bin ja ich, neben dir, so schaust du auf deine Hände.
Wieder deine Hände. Sie reden. Sie umschlingen sich, umkosen sich, dein Finger spielt mit dem Ring an der rechten Hand. Das ist der Ring von deiner Mutter, den liebst du.
„Ist der nicht schön?“ jetzt schaust du auf.
„Den darfst du nie weggeben.“

( ich merke grade, dass dies besser in den Thread "Kuzprosa"
gepasst hätte)
 

Lena Luna

Mitglied
Du sitzt am Fenster, im Sessel mit den Ohrlehnen.
Ich durchquere den Raum, zeichne ein Lächeln in mein Gesicht.
Alles schön hier, warme Farben und freundliche Bilder an der Wand.
Einige abstrakt und leuchtend bunt wie Kinderbilder, gemalt von Heimbewohnern.
Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter.
Draußen sinkt die Sonne zerfließend in rotorange ihrem Bett entgegen.

Dein Blick streift mich, dann guckst du weg, zum Fenster hinaus.
Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand und sage: „Hallo Mama.“

Deine Hand ist kalt und so knochig, alt und so beängstigend nah und fremd.
Auch siehst du so klein da aus, verloren in dem großen Sessel, ordentlich die weißen Haare gelegt, die Bluse babyzartblau und knitterlos, ein Kontrast zu deiner Haut.

Deine Hand zittert etwas in meiner, dann ziehst du sie weg.
Du schaust mich nicht an.
Die Pflegerin nickt aufmunternd.
Wozu?
Der Kaffe wird serviert.
Frau Weber rechts neben mir schüttelt unaufhörlich mit dem Kopf und führt langsam die Tasse zum Mund.
Ich bin erstaunt, dass sie es schafft, daraus zu trinken.
Ich lächle wieder und sage: „Mama möchtest du auch einen Kaffee?“

Kleines tägliches Ritual… gibt Haltestellen, an die man andocken kann, die nicht verunsichern, Angst machen, weil alles immer gleich ist.
Ich schenke dir Kaffe ein und Frau Eimer links neben dir krümelt den Keks in ihre Tasse.
Die Pflegerin zwinkert mir zu.

„ Wann komme ich nach Hause?“ fragst du
„Mama, das ist hier dein Zuhause „ sage ich und ich weiß, dass es eine Lüge ist.
Du schaust wieder weg von mir, zum Fenster hinaus, aus dem man nicht mehr schauen kann,
die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder zu uns zurück
Aber da bin ja ich, neben dir, so schaust du auf deine Hände.
Wieder deine Hände. Sie reden. Sie umschlingen sich, umkosen sich, dein Finger spielt mit dem Ring an der rechten Hand. Das ist der Ring von deiner Mutter, den liebst du.
„Ist der nicht schön?“ jetzt schaust du auf.
„Den darfst du nie weggeben.“

( ich merke grade, dass dies besser in den Thread "Kuzprosa"
gepasst hätte)
 

IDee

Mitglied
Hallo Lena Luna,
ich hatte mir unter dem Titel "Anderswelt" etwas anderes vorgestellt, daher habe ich Dein Werk wahrscheinlich erst jetzt gelesen. Deinen Text finde ich sehr feinfühlig und ergreifend.
LG
IDee
 

Wipfel

Mitglied
Hallo LenaLuna,

Dein Blick streift mich, [blue]dann[/blue] [strike]guckst[/strike] schaust du weg, zum Fenster hinaus.
Deine Hand zittert etwas in meiner, [strike]dann[/strike] du ziehst sie weg[strike].
Du[/strike], schaust mich nicht an.
die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder [strike]zu uns[/strike] zurück
(Alles nur Vorschläge)

Gefällt mir gut, dein Werk!

Grüße von wipfel
 

Lena Luna

Mitglied
Du sitzt am Fenster, im Sessel mit den Ohrlehnen.
Ich durchquere den Raum, zeichne ein Lächeln in mein Gesicht.
Alles schön hier, warme Farben und freundliche Bilder an der Wand.
Einige abstrakt und leuchtend bunt wie Kinderbilder, gemalt von Heimbewohnern.
Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter.
Draußen sinkt die Sonne zerfließend in rotorange ihrem Bett entgegen.

Dein Blick streift mich, dann siehst du weg, zum Fenster hinaus.
Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand und sage: „Hallo Mama.“

Deine Hand ist kalt und so knochig, alt und so beängstigend nah und fremd.
Auch siehst du so klein da aus, verloren in dem großen Sessel, ordentlich die weißen Haare gelegt, die Bluse babyzartblau und knitterlos, ein Kontrast zu deiner Haut.

Deine Hand zittert etwas in meiner, du ziehst du sie weg, schaust mich nicht an.
Die Pflegerin nickt aufmunternd.
Wozu?
Der Kaffe wird serviert.
Frau Weber rechts neben mir schüttelt unaufhörlich mit dem Kopf und führt langsam die Tasse zum Mund.
Ich bin erstaunt, dass sie es schafft, daraus zu trinken.
Ich lächle wieder und sage: „Mama möchtest du auch einen Kaffee?“

Kleines tägliches Ritual… gibt Haltestellen, an die man andocken kann, die nicht verunsichern, Angst machen, weil alles immer gleich ist.
Ich schenke dir Kaffe ein und Frau Eimer links neben dir krümelt den Keks in ihre Tasse.
Die Pflegerin zwinkert mir zu.

„ Wann komme ich nach Hause?“ fragst du
„Mama, das ist hier dein Zuhause „ sage ich und ich weiß, dass es eine Lüge ist.
Du schaust wieder weg von mir, zum Fenster hinaus, aus dem man nicht mehr schauen kann,
die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder zurück
Aber da bin ja ich, neben dir, so schaust du auf deine Hände.
Wieder deine Hände. Sie reden. Sie umschlingen sich, umkosen sich, dein Finger spielt mit dem Ring an der rechten Hand. Das ist der Ring von deiner Mutter, den liebst du.
„Ist der nicht schön?“ jetzt schaust du auf.
„Den darfst du nie weggeben.“

( ich merke grade, dass dies besser in den Thread "Kuzprosa"
gepasst hätte)
 

Retep

Mitglied
Wow, der Text gefällt mir sehr gut, bildhaft dargestellt, ich konnte mich einfühlen und mitfühlen.

Habe mal Zustände in Alten- und Pflegeheimen untersucht und kenne mich daher ein bisschen aus.

Die Frage der Mutter, wann sie wieder nach Hause gehen kann, berührt mich sehr.

Habe mal einen Beitrag "Endstation" in diesem Forum zu diesem Thema geschrieben.

Gruß

Retep
 

Lena Luna

Mitglied
ja Retep,
ich habe in dem Text das Thema Altersheim, Demenz und auch Mutter/Tochter-Problematik verarbeitet. Der letzte Satz : " Den darfst du nicht weggeben" soll Interpretationsmöglichkeiten offen halten.Man könnte den Satz weiterführen, zB:... ,so wie mich" oder : ...,wenn ich tot bin".
LG
Lena
 
K

KaGeb

Gast
Also mir gefällt der Plot, obwohl (nach meinem Geschmack) mehr Biss reinkönnte (aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden =) )

Mal ein paar Vorschläge - aber Vorsicht mit denen: So würde es MIR besser gefallen. Bin mal auf weitere Ideen gespannt =)

Ich durchquere den Raum, zeichne ein Lächeln in mein Gesicht.
Alles schön hier, warme Farben und freundliche Bilder an der Wand.
Einige abstrakt und leuchtend bunt wie Kinderbilder, gemalt von Heimbewohnern.
Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter.
Speziell würden mich hier Wortspiele wie "zeichne ein Lächeln" oder "freundliche Bilder" stören. Die "Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter"-Deutung vermutete ich zuerst in einem der Bilder.

[red]Idee: [/red]
[blue]Ich durchquere den Raum, gehe auf die hohen Fenster mit Sicht in den Garten zu, lächle. Ist doch sehr schön hier. An den Wänden warme Farben und bunte Kinderbilder, von Heimbewohnern gemalt.
[/blue]

Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand und sage: „Hallo Mama.“
[red]Vielleicht:[/red] [blue]Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand:
"Hallo Mama."[/blue]

Deine Hand ist kalt und so knochig, alt und so beängstigend nah und fremd.
[red]Idee:[/red]
[blue]Deine Hand ist kalt und knochig. Alt, beängstigend nah und doch auf einmal fremd. [/blue]

die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder zurück
[red]DAS ist ein gutes Bild °!°[/red]

„Den darfst du nie weggeben.“
SO würde ich das Ende auch belassen. Allerdings bräuchte es m.M.n. noch einen winzigen Hinweis, dass die MUTTER das sagt.

Sehr gern gelesen. Ich hoffe, das eine oder andere ist brauchbar =)

LG, KaGeb
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Lena Luna,

eine sehr stimmige Szene. Gefällt mir sehr gut, Dein Text.

Was KaGebs Anmerkungen anbelangt, so scheint mir daraus dann ein anderer Text zu werden - nicht schlechter, aber eben nicht mehr Deiner.

Ein kleines bisschen bereitet mir das
zeichne ein Lächeln in mein Gesicht
ein Problem, weil das Bild andere Assoziationen weckt. Das Zeichnen bekommt so ein ablenkendes Gewicht. In der Situation 'ringt' man sich ein Lächeln ab, oder 'setzt' eins auf, oder 'zwingt sich' zum Lächeln - oder man 'zieht sich ein Lächeln an'. Das 'Zeichnen' ist so ein stiller Akt, der zwischen Aktionen eine Insel der Be-Sinnlichkeit schafft - das sind zumindest meine Assoziationen.

Liebe Grüße
Petra
 

Lena Luna

Mitglied
@kaGeb
danke für deine Vorschläge, aber ich habe mir gut überlegt, welche Worte ich wähle.. aber der Hinweis, dass ich am Schluss deutlich machen muss, dass es die Mutter ist, die den Satz sagt, ist sehr hilfreich, danke .
@petrasmiles
den Satz : ich zeichne ein Lächeln ...soll tatsächlich einen Akt der Stille und der einsamen Bewusstheit darstellen, so als zeichne ich mir ein Clownslächeln auf meinen Mund ( und mir eigentlich gar nicht zum Lächeln ist). Ich finde dieses Bild stimmig.
LG
Lena
 

Lena Luna

Mitglied
Du sitzt am Fenster, im Sessel mit den Ohrlehnen.
Ich durchquere den Raum, zeichne ein Lächeln in mein Gesicht.
Alles schön hier, warme Farben und freundliche Bilder an der Wand.
Einige abstrakt und leuchtend bunt wie Kinderbilder, gemalt von Heimbewohnern.
Großzügige, hohe Fenster, mit einem Garten dahinter.
Draußen sinkt die Sonne zerfließend in rotorange ihrem Bett entgegen.

Dein Blick streift mich, dann siehst du weg, zum Fenster hinaus.
Ich hocke mich neben dich, ergreife deine Hand und sage: „Hallo Mama.“

Deine Hand ist kalt und so knochig, alt und so beängstigend nah und fremd.
Auch siehst du so klein da aus, verloren in dem großen Sessel, ordentlich die weißen Haare gelegt, die Bluse babyzartblau und knitterlos, ein Kontrast zu deiner Haut.

Deine Hand zittert etwas in meiner, du ziehst du sie weg, schaust mich nicht an.
Die Pflegerin nickt aufmunternd.
Wozu?
Der Kaffe wird serviert.
Frau Weber rechts neben mir schüttelt unaufhörlich mit dem Kopf und führt langsam die Tasse zum Mund.
Ich bin erstaunt, dass sie es schafft, daraus zu trinken.
Ich lächle wieder und sage: „Mama möchtest du auch einen Kaffee?“

Kleines tägliches Ritual… gibt Haltestellen, an die man andocken kann, die nicht verunsichern, Angst machen, weil alles immer gleich ist.
Ich schenke dir Kaffe ein und Frau Eimer links neben dir krümelt den Keks in ihre Tasse.
Die Pflegerin zwinkert mir zu.

„ Wann komme ich nach Hause?“ fragst du
„Mama, das ist hier dein Zuhause „ sage ich und ich weiß, dass es eine Lüge ist.
Du schaust wieder weg von mir, zum Fenster hinaus, aus dem man nicht mehr schauen kann,
die Dunkelheit draußen wirft nur unsere Spiegelbilder zurück
Aber da bin ja ich, neben dir, so schaust du auf deine Hände.
Wieder deine Hände. Sie reden. Sie umschlingen sich, umkosen sich, dein Finger spielt mit dem Ring an der rechten Hand. Das ist der Ring von deiner Mutter, den liebst du.
Jetzt schaust du auf und sagst: " Ist der nicht schön,den darfst du nie weggeben."

( ich merke grade, dass dies besser in den Thread "Kuzprosa"
gepasst hätte)
 



 
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