Anfang eines möglichen Romans

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inanymos

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Es war nur ein Blick. Ein kurzer Moment indem unsere Augen sich Trafen. Ein Blick, der mein Leben für immer verändern sollte.
Damals wusste ich das nicht. Ich kannte ihn nicht und ich hätte auch nie daran gedacht, dass ich ihn jemals kennenlernen werde. Dass dieser Mensch mich vermutlich besser kennen wird, als irgendjemand anders. Besser, als ich mich selber kenne.


Kapitel 1
Probleme mit Männern? Die hatte ich nie. Zumindest damals nicht. Aber erst einmal, wer bin ich überhaupt? Wer ich jetzt bin, weiß ich nicht. Wer ich damals war? Ein Junges Mädchen. Hübsch, klug, zielstrebig und vielleicht etwas naiv und zu gutgläubig.

Ich war 19 und hatte gerade meine Schule beendet und mein Studium begonnen. Ich studierte Lehramt, sowie das jeder zweite tat. Jeder der keine Alternative hatte. So wie ich. Ich hatte das Gymnasium zwar mit dem passablen Notendurchschnitt von 2,5 beendet, jedoch wusste ich absolut nichts mit mir anzufangen. Und da jeder, der keine konkreten Vorstellungen vom Berufsleben hatte, Lehramt studierte, tat ich es auch.

Liebe Lehramtstudenten, an dieser Stelle möchte ich anfügen, dass ich diesen Studiengang wirklich nicht verurteile. Zu meiner Zeit, war es jedoch tatsächlich so, dass die Anzahl an Studenten für das Lehramt stark zugenommen hatte. Wenn ich mich mit meinen Kommilitonen über die Beweggründe für das Studium unterhielt, kam fast immer die Antwort: „Ich wusste nicht was ich sonst studieren soll“.

Natürlich hatte ich mich auch bei sämtlichen größeren Unternehmen in meiner Stadt und dem näheren Umkreis beworben, jedoch bestand ich entweder den Einstellungstest nicht oder fand die Berufe im Endeffekt nicht ansprechend genug, um dort für die nächsten 40 Jahre oder länger, zu arbeiten.

Von meinen Eltern bekam ich damals keine Unterstützung. Naja, zumindest keine, die ich mir damals gewünscht bzw. gebraucht hätte. Finanziell würden meine Eltern mir helfen und das gesamte Studium bezahlen, das wusste ich. Aber ich brauchte mehr. Ich war 19 und hatte vom wirklichen Leben noch keine Ahnung. Ich hätte mir gewünscht, dass man mich, bildlich gesprochen, an die Hand nimmt und mit mir redet. Darüber, wie ich mir mein Leben in Zukunft vorstelle. Darüber was es bedeutet, eine 40 Stunden/ Woche zu haben. Darüber welche Berufe es gibt, die meiner Persönlichkeit und meinen Interessen entsprechen. Ich erinnere mich vage daran, dass ich mit meinen Eltern geredet habe. Und damit meine ich auch, dass ICH geredet habe. Es war ein Monolog. Meine Eltern hörten nur zu. Oder taten zumindest so, dass kann ich rückblickend gar nicht mehr beurteilen. Das einzige was ich zu hören bekam war: „Wenn du auf Lehramt studieren willst, dann mach es doch. Du musst diese Entscheidung alleine treffen, wir können dir da nicht helfen“. Tja, wie so oft...

Ich weiß, viele würde jetzt sagen, dass ich froh darüber sein sollte, dass ich die finanzielle Unterstützung für das gesamte Studium zugesprochen bekam, aber wie gesagt, dass reichte mir nicht. Das war nicht das was ich wollte. Ich wollte hören: „Ja das ist eine super Idee! Du bist jemand der Autorität ausstrahlen kann und dem man gerne zuhört. Du bist talentiert und wirst dein Wissen gut weitervermitteln können.“ Die hätten auch sagen können: „Lehramt? Bist du dir sicher? Das Studium wird lange dauern, du wirst von einer Schule zur nächsten geschickt und die Kinder / Jugendliche werden auch nicht einfacher. Du wirst viel Geduld brauchen.“ Eigentlich hätten die alles sagen können und nicht einfach nur: „dann mach doch“.

Nun ja, da ich alleine entscheiden musste, entschied ich mich eben für ein Lehramtsstudium. Ich war unsicher mit meiner Wahl, aber da ich jemand war, der immer nur das Gute sieht und sich immer alles schön redet, wie durch eine rosarote Brille, dachte ich, dass alles gut gehen wird.

Hinzu kam, dass mein Freund hinter mir stand. Wenigstens einer. Er war drei Jahre älter studierte auch schon. Zwar an einem anderen Standort, aber durch ihn hatte ich eine grobe Vorstellung, wie ein Studentenleben aussehen könnte. Viel frei, viel Party viel Spaß! Und der Rest kommt von alleine.

Tja, bei mir hatte sich das mit dem Frei und der Party schnell erledigt. Beim Zusammenstellen meines Stundenplans machte ich große Augen. Jeden Tag von 08:00 – 18:00 Uhr! Verrückt. Ich hätte meine Kurse sicherlich auch anders planen können, aber wie bereits einmal kurz erwähnt: ich war zielstrebig. Ich wollte das Studium in der Regelstudienzeit fertig bekommen. Als eine der wenigen. Ich wollte besonders sein. Und so knallte ich meinen Tag mit sämtlichen Kursen zu und freute mich tatsächlich darauf endlich loslegen zu können und allen zu beweisen, wie intelligent ich war.

Nur einmal rutsche meinem Vater ein Satz aus, ein Vorschlag, was ich beruflich machen könnte. Er fragte mich, ob ich mich nicht bei der Polizei bewerben wolle. Polizist zu sein, was schon immer der Traum meines Vaters. Er sagte mir nichts weiter dazu, es war nur diese Frage. Aber mir hatte es viel bedeutet. Endlich ein Interesse an mir, endlich nicht alle Entscheidungen alleine treffen. Ich sagte „ja, warum eigentlich nicht“ und bewarb mich für ein Studium.


Kapitel 2
Doch bevor ich in mit meinem Studentenleben so richtig los legen konnte, musste ich natürlich erst einmal ausziehen. Immerhin war ich 19 und gefühlt schon längst erwachsen. Jetzt könnte man sich fragen, warum ich in so jungen Jahren mein Elternhaus verlassen wollte. Immerhin hatten meine Eltern ein Haus, ich mein eigenes Zimmer und ein Badezimmer, dass ich lediglich mit meinem Bruder teilen musste und der verbrachte dort nicht gerade viel Zeit. Aber ich wollte weg. Ich fühlte mich bereit. Die Hauptgründe aber lagen darin, dass ich endlich mit meinem Freund zusammenziehen wollte. Wir waren zu der Zeit schon knapp 6 Jahre zusammen. Das ständige hin und her fahren um sich sehen zu können hatte ich satt. Wir verbrachten jeden Tag miteinander und übernachteten mal bei ihm und mal bei mir. Und das war ein weiterer Grund. Das Übernachten bei ihm... Er lebte damals mit seinem Vater in einer relativ kleinen Wohnung und sein Vater konnte mich, auch nach den 6 Jahren, nicht akzeptieren. Woran das lag, kann ich mir bis heute nicht erklären. Aber es war so.

Wenn ich an den Wochenenden dort übernachtete schaltete er die Waschmaschine um Punkt 06:00 Uhr an, was vielleicht gar nicht so schlimm wäre, wenn das Badezimmer nicht direkt gegenüber vom Kinderzimmer liegen würde, indem wir schliefen. Er hätte ja auch vielleicht die Badezimmertür schließen können und uns ,den Jungen Menschen, den Schlaf gönnen, den er anscheinend nicht mehr wollte. Aber das tat er nicht. Nie! Egal ob wir am Abend zuvor in einer Diskothek verbracht hatten und erst zum Sonnenaufgang Heim gekehrt waren, die Wäsche musste gemacht werden.

Aber gut, am Anschalten einer Waschmaschine kann man ja auch nicht sofort drauf schließen, dass er mich nicht akzeptierte. Aber es gab noch weitere Beispiele. Eins davon ist, dass ich ihn Siezen musste. Er hatte mir nie das „du“ angeboten. Vielleicht lag es an der alten Erziehung, aber dadurch entstand automatisch ein gewisser Abstand unter einander. Eine Hemmung offen miteinander umgehen zu können und sich auch mal im lockeren Plaudereton zu unterhalten. Ich war immer angespannt, wenn ich dort war und ihn sah. Ich hatte ständig das Gefühl, ihm nicht gut genug zu sein als mögliche „Schwiegertochter“. Es mag vielleicht etwas übertrieben klingen, aber damals bin ich fest davon ausgegangen, dass ich ihn heiraten werde. Also nicht den Vater! Logisch! Aber meinen Freund, Thomas.

Und für diejenigen, die denken, dass es normal ist den Vater seines Freundes zu siezen, kommt hier noch ein Beispiel, was ich als Inakzeptanz meiner Person gedeutet habe. Dabei geht es um das Auto meines... nun ja... nennen wir ihn trotz allem, mal „Schwiegervaters“. Er hatte ein Auto, mein Freund nicht. Und ich auch nicht. Thomas und ich wohnten ca. 6 km von einander entfernt. Mit dem Auto hat es keine 10 Minuten gedauert. Zu Fuß ca. 45-60 Minuten. So und nun darf jeder einmal raten, wie ich zu Thomas kommen musste. Richtig, ich musste laufen. Auch wenn mein „Schwiegervater“ das Auto nicht brauchte und es vor der Tür stand, durfte Thomas es nicht benutzen um mich abzuholen. Wenn ich also zu ihm wollte und mein Vater mir das Auto auch nicht geben konnte (weil er es aber tatsächlich brauchte) bin ich dort hin gelaufen. Die letzten Monate dann fast täglich. Jetzt könnte man ja sagen, dass Thomas auch hätte zu mir kommen können, aber das war ihm wohl zu anstrengend. Aber ich war dumm genug es tatsächlich zu tun. Immer und immer wieder.

Thomas lockte mich damit, dass er mir was tolles kochen würde oder wir abends besser weg kommen könnten, aufgrund der besseren Anbindungsmöglichkeiten zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, als von dem Dorf in dem ich wohnte und ich ließ mich drauf ein. Am Anfang erwähnte ich bereits, dass ich teilweise naiv war bzw. bin. Vielleicht ist das so ein Beispiel dafür. Vielleicht ist das aber auch ein Beispiel für meine Dummheit. Reine Interpretationssache.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, warum ich gerne bei Thomas war und warum ich auch so bald wie möglich ausziehen wollte, dann denke ich, dass die Alkoholsucht meiner Eltern sicher auch eine Rolle spielte.

Wenn man das so liest „Alkoholsucht meiner Eltern“, dann hört sich das so dramatisch an. So war es aber nicht. Zumindest nicht in den Momenten. Ich habe viele Dinge verdrängt und nicht ernst genommen und ich glaube das tue ich auch heute noch.
Mein Vater trank damals jedes Wochenende. Meine Mutter teilweise jeden Tag. Es war nicht so, dass sie sich beide bis zur Bewusstlosigkeit besoffen hätten. Nein. Aber sie waren ständig angetrunken. Und an den Wochenenden, wenn dann beide einen zu viel im Tee hatten, stritten sie. Lautstark. Über belangloses Zeug. Manchmal auch über ernstere Themen. Auf jeden Fall wurde dann immer geschrien.

Ich erinnere mich an Abende, an denen mein Vater betrunken war und nach einem Streit mit meiner Mutter das Haus verlassen hatte. Mein Bruder und ich waren verrückt vor Sorge. Wir liefen durch die Straßen und suchten ihn. Aber wir fanden ihn nicht. Nachdem wir dann irgendwann zurück waren, stellten wir fest dass er sich in der Garage eingeschlossen hatte und dort übernachten wollte. Im Winter! Man kann sich vorstellen, dass wir uns Sorgen gemacht haben. Immerhin war ich zu dem Zeitpunkt 14 und mein Bruder 12.

Aber ich erinnere mich auch daran, dass auch meine Mutter weg war. Ich weiss nicht mehr wie alt wir da waren. Aber ich denke dass war auch im gleichen Zeitraum. Mein Vater hatte Spätdienst, das heißt er kam gegen 23:00 nach Hause. Meine Mutter hatte sich eine gute Laune angetrunken und als sie dachte, dass wir schliefen, ging sie weg. Ich weiß bis heute nicht wo sie war. Dass sie einen anderen hatte, glaube ich nicht. Aber ich denke sie war irgendwo dort, wo sie noch weiter trinken konnte. Als mein Vater dann nach Hause kam von der Arbeit, warteten zwei kleine Kinder mit großen Augen und ohne Mutter auf ihn. Sie tauchte dann gegen 03:00 Uhr betrunken zu Hause auf. Man kann sich vorstellen, wie die nächsten Tage verliefen.

Vielleicht würden andere Kinder sich in der Lage keine allzu großen Sorgen machen. Aber ich tat es. Ich konnte nicht schlafen und ich zitterte am ganzen Körper. Wie immer wenn meine Eltern stritten oder ich angespannt war. Das ist ein komisches Zittern. Ich kann es nicht genau beschrieben. Es kommt Schubweise. Dann zittert wirklich der ganze Körper. Ich bin total angespannt und kann kaum denken. Dann hört es für einige Sekunden auf und fängt wieder an. Dieses Zittern habe ich bis heute und ich weiß nicht wie ich es wieder weg bekomme. Aber ich weiß noch ganz genau, wann es angefangen hat.

Ich war 6 oder 7. Zu der Zeit lebten wir noch in einer Wohnung. Aber schon damals tranken meine Eltern, insbesondere meine Mutter. Es war abends und meine Mutter war schon ziemlich angetrunken. Sie fing an meinen Vater zu provozieren und zu beleidigen. Mein Vater wurde wütend und schrie sie an. Meine Mutter tat mir leid und ich wollte nicht dass das er sie anschrie. Ich hielt zu ihr. Immer. Obwohl sie den Streit verursacht hatte. Die beiden schrien sich in dem Kinderzimmer von mir und meinem Bruder an. Mein Bruder lag in seinem Bett. Ich stand neben den beiden. Als meine Mutter meinen Vater immer weiter anschrie sah ich, dass mein Vater seine Hand hob. Einmal. Zweimal. Er hatte sie bis dahin nie geschlagen, aber in dem Moment hatte ich Angst, er würde es tun. Ich sollte recht behalten. Der Streit ging weiter und als ich merkte, dass mein Vater seine Hand diesmal nicht nur heben würde, ging ich dazwischen. Ich bekam einen Schlag ins Gesicht und auf den Kopf. Ich blutete. Mein Vater schlug erst noch mal meine Mutter bevor er merkte was er getan hatte. Wie oft er bei ihr zugeschlagen hatte, weiß ich nicht mehr. Ich ging mit meiner Mutter ins Badezimmer. Meine Oberlippe war aufgeplatzt und hörte nicht auf zu bluten. Meine Mutter wischte mir das Blut ab. Auf ihrem Kopf hatte sie eine deutliche Beule. Jetzt schrie sie nicht mehr. Sie sagte gar nichts und mein ganzer Körper fing an zu zittern.

Von dem Schlag habe ich eine Narbe auf der Innenseite meiner Oberlippe. Immer wenn ich die Narbe berühre, muss ich an diesen Abend denken. Ich weiß gar nicht mehr, wer sich da um meinen Bruder gekümmert hat. Er muss ja erst 4 oder 5 gewesen sein und ich denke nicht, dass mein Vater sich zu ihm gesetzt hat. Wahrscheinlich lag er immer noch in seinem Bettchen und wartete.

Über diesen Vorfall wurde nie wieder ein Wort verloren. Als ob er nie stattgefunden hätte.

Meine Eltern stritten auch in den nächsten Jahren noch häufig. Wie gesagt, immer unter Alkoholeinfluss. Auch an Weihnachten, dem tollen Fest der Liebe. Bei einem Weihnachtsfest haben die beiden sich so gestritten, dass meine Mutter die Wohnung verlassen wollte. Mein Bruder und ich sollten uns entscheiden, ob wir mit meiner Mutter gehen oder bei meinem Vater bleiben wollten. Ich weiß noch ganz genau, wie es mir das Herz zerriss. Ich liebte beide! Meinem Bruder fiel die Entscheidung schneller. Er wollte mit meiner Mutter raus. Ich fand die Vorstellung, dass mein Vater an Heiligabend alleine im Wohnzimmer saß und wir mit meiner Mutter weg gehen schrecklich. Er tat mir leid. Trotz allem war er mein Vater und ich war ein Kind und brauchte ihn. Ich habe geweint, bin aber schließlich mit meiner Mutter und meinem Bruder gegangen. Wir waren spazieren und meine Mutter redete über belangloses. Zeug. Vielleicht tat sie das, um uns abzulenken. Es funktionierte nicht. Mir ging das Bild von meinem Vater nicht aus dem Kopf. Sein Blick, als er auf dem Sofa saß und uns beim Verlassen der Wohnung anschaute, brannte sich in mein Gehirn. Er machte große Augen und ich sah darin das stille Flehen, bei ihm zu blieben und nicht zu gehen. Aber ich ging.

Als das Zittern wieder anfing, dachte meine Mutter nur ich würde frieren, aber das war es nicht. Ich war besorgt und traurig. Und wenn ich jetzt daran zurück denke, werde ich wütend. Es war Heiligabend. Mein Bruder und ich hatten unsere Geschenke bekommen und uns auf diesen Tag gefreut. Hätten meine Eltern sich nicht einmal zusammenreißen können? Einmal nüchtern sein? Wir waren Kinder verdammt nochmal und wir hatten ein schönes Weihnachtsfest verdient! Nicht so etwas!

Als wir vom Spaziergang zurück kamen, sah mein Vater aus, als hätte er geweint. Das verstärkte mein Mitleid zu ihm enorm und ich fühlte mich schlecht, dass ich ihn allein gelassen hatte. Ich hatte ein schlechtes Gewissen aber wusste, dass ich mich wieder dafür entschieden hätte, mit meiner Mutter zu gehen.

Wir bekamen unser Bett mit der neuen Bettwäsche bezogen und gingen schlafen. Weinachten - ein Fest der Liebe und Harmonie!
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo inanymos, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von Ralph Ronneberger

Redakteur in diesem Forum
 

Friedrich

Mitglied
Möglicher Roman

[red]Liebe inanymos,
genau wie du habe ich gerade meine ersten Werke hier präsentiert. Du hast eine Erzählung begonnen, die vermutlich sehr autobiographisch ist. Das verleitet dazu, dem Leser möglichst viele Einblicke und Details zu präsentieren. Es macht es aber (entschuldige, wenn ich so deutlich werde) nicht unbedingt spannend. Ein Roman, so habe ich es gelernt, muss auf den ersten zwei Seiten eine Situation, einen Widerspruch oder eine Illusion schaffen, die Lust auf Weiterlesen macht. Du hast bisher leider gar keine Spannung aufgebaut. Wüsste ich aus deiner Einleitung nicht, dass da jemand auftauchen wird, der dein Herz erobert, hätte ich keine Idee, was du erzählen willst und würde vorschlagen, dein Werk unter "Autobiographie" neu zu posten.
Würde ich dich persönlich kennen, dann wäre es etwas völlig anderes. Dann würde mich jedes Detail ungeheuer interessieren. Da ich dich aber leider nicht kenne, fiel es mir schon schwer, bis zum Ende am Text zu bleiben.
Ich habe mir nur einmal den Anfang vorgenommen und versucht, ihn zu straffen. Ich weiß, es schmerzt, wenn sich jemand erdreistet, in einem Text Veränderungen vorzunehmen. Es ist schnell übergriffig. Ich habe diese Erfahrung mit meiner Geschichte "der kleine Tannenbaum" selbst gemacht. Die war mal doppelt so lang, und jedes Wort, dass entfernt wurde tat mir weh. Aber es hat geholfen. Wenn du magst lies einmal das Ergebnis.
Nun also mache ich mich ans Werk und straffe deine Erzählung:
[/red]
Kapitel 1
Probleme mit Männern? Die hatte ich [blue]damals[/blue] nie. [strike]Zumindest damals nicht.[/strike] Ich, [strike][strike]Aber erst einmal, wer bin ich überhaupt? Wer ich jetzt bin, weiß ich nicht. [/strike]Wer ich damals war? E[/strike] Ich, ein junges Mädchen, hübsch, klug, zielstrebig, [strike]und [/strike]vielleicht etwas naiv. [strike]und zu gutgläubig.[/strike]

Ich war 19 und hatte gerade meine Schule beendet und mein Studium begonnen. Ich studierte [blue]auf[/blue] Lehramt, [strike]sowie das jeder zweite tat. Jeder der keine Alternative hatte. So wie ich. Ich hatte das Gymnasium zwar mit dem passablen Notendurchschnitt von 2,5 beendet, jedoch wusste ich absolut nichts mit mir anzufangen. Und da jeder, der keine konkreten Vorstellungen vom Berufsleben hatte, Lehramt studierte, tat ich es auch.[/strike]

[strike]Liebe Lehramtstudenten, an dieser Stelle möchte ich anfügen, dass ich diesen Studiengang wirklich nicht verurteile. Zu meiner Zeit, war es jedoch tatsächlich so, dass die Anzahl an Studenten für das Lehramt stark zugenommen hatte. Wenn ich mich mit meinen Kommilitonen über die Beweggründe für das Studium unterhielt, kam fast immer die Antwort: „Ich wusste nicht was ich sonst studieren soll“. [/strike]

Natürlich hatte ich mich auch bei sämtlichen größeren Unternehmen in meiner Stadt [strike]und dem näheren Umkreis [/strike]beworben, [strike]jedoch bestand ich entweder den Einstellungstest nicht oder fand die Berufe im Endeffekt nicht ansprechend genug, [/strike]aber waren das echt keine Berufe, [strike]um dort [strike]für [/strike]die nächsten 40 Jahre [strike]oder länger, [/strike]zu arbeiten.[/strike] [blue]die ich die nächsten 40 Jahre ausüben wollte.
[/blue]
Von meinen Eltern bekam ich [strike]damals [/strike] keine Unterstützung. Naja, zumindest keine, die ich mir damals gewünscht [strike]bzw. gebraucht[/strike] hätte. [strike]Finanziell würden meine Eltern mir helfen und das gesamte Studium bezahlen, das wusste ich. Aber ich brauchte mehr. [/strike] Ich war [strike]19 [/strike] [blue]jung[/blue] und [strike]hatte vom wirklichen Leben noch keine Ahnung. Ich hätte mir gewünscht, dass man mich, bildlich gesprochen,[/strike] [strike]an die Hand nimmt und mit mir redet.[/strike] [blue]wollte an die Hand genommen werden und reden.[/blue]Darüber, wie ich mir mein Leben in Zukunft vorstelle. Darüber was es bedeutet, eine 40 Stunden/ Woche zu haben. Darüber welche Berufe es gibt[strike], die meiner Persönlichkeit und meinen Interessen entsprechen. Ich erinnere mich vage daran, dass ich mit meinen Eltern geredet habe. Und damit meine ich auch, dass ICH geredet habe. Es war ein Monolog. Meine Eltern hörten nur zu. Oder taten zumindest so, dass kann ich rückblickend gar nicht mehr beurteilen. Das einzige [/strike][blue]Doch alles[/blue] was ich zu hören bekam war: „[strike]Wenn du auf Lehramt studieren willst, dann mach es doch. [/strike]Du musst deine [strike]diese[/strike] Entscheidung alleine treffen, wir können dir da nicht helfen“. Tja, wie so oft...

[blue]Dabei hätte ich gern gehört, dass ich talentiert bin, Ausstrahlung besitze, vielleicht sogar, dass ich ein toller Mensch bin...[/blue][strike]Ich weiß, viele würde jetzt sagen, dass ich froh darüber sein sollte, dass ich die finanzielle Unterstützung für das gesamte Studium zugesprochen bekam, aber wie gesagt, dass reichte mir nicht. Das war nicht das was ich wollte. Ich wollte hören: „Ja das ist eine super Idee! Du bist jemand der Autorität ausstrahlen kann und dem man gerne zuhört. Du bist talentiert und wirst dein Wissen gut weitervermitteln können.“ Die hätten auch sagen können: „Lehramt? Bist du dir sicher? Das Studium wird lange dauern, du wirst von einer Schule zur nächsten geschickt und die Kinder / Jugendliche werden auch nicht einfacher. Du wirst viel Geduld brauchen.“ Eigentlich hätten die alles sagen können und nicht einfach nur: „dann mach doch“.[/strike]
[blue]Vielleicht war das der Grund, weshalb ich so empfänglich war, an dem Tag, als sich für einen kurzen Moment unsere Blicke trafen. Ein Moment, der alles verändern sollte....
[/blue]

[red]Das ist jetzt sehr gestrafft und meiner Meinung nach musst du jetzt dringend auf den Punkt kommen, da wo sich eine Liebesgeschichte entwickelt, wo "der Himmel aufgeht"
Das, was du weiter schreibst, über den Auszug von zu Hause, von Thomas, von deiner Kindheit, all das kannst du nach und nach im Rückblick einfließen lassen (Das machst du ja auch schon in Ansätzen). Was mich als Leser aber interessiert ist, wie dieser eine Moment dein Leben auf den Kopf stellt.
Zusammengefasst: Komm auf den Punkt und genieße es, dass da jemand in dein Leben tritt, der dich besser kennt, als du dich selbst.
Viel Spaß dabei! Und wenn es dann kein Roman, sondern eine kürzere Erzählung wird, kann das durchaus zu einem tollen Ergebnis führen.
Friedrich[/red]
 

inanymos

Mitglied
Danke für die Kritik. Ich finde sie berechtigt und gut. Ich habe schon mal die Einleitung umgeschrieben. Der Rest ist in Bearbeitung.
Hoffe, dass das besser ist:


Werden wir so geboren? Machen uns die Gene zu dem was wir sind? Oder ist es die Erziehung, die Umgebung und der Umgang den wir haben? Vielleicht ist es auch ein Zusammenspiel aus allen diesen Faktoren??

Was von all den Dingen hat mich zu dem gemacht, was ich im Moment bin? Eine Frau am Rande eines Zusammenbruchs. Eine Frau, eine junge Frau, die nicht weiß, wie sie weiterleben soll. Lohnt es sich weiter zu kämpfen und auf das große Glück zu warten und zu hoffen, dass es wirklich kommt? Oder soll ich mich fallen lassen? Fallen lassen in die Tiefe und anschließende Schwärze, die mich umhüllen wird. Keine Schmerzen. Nie wieder.?

Ich stehe am Rand des Daches eines Hochhauses und denke über mein Leben nach.
 



 
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