Angst essen Seele auf

wolfsfrau

Mitglied
Angst essen Seele auf

deine Augen wurden stumpf
deine Stereotypen
lassen dich im Kreis gehn
im Sumpf der Angst
seh ich
dich versinken
siehst meine rettende Hand nicht

ein schwarzes Loch
hat dich eingesogen
eine Wand steht
zwischen uns
den Schlüssel
zu deinem Angstschloß
find ich nicht

so ohnmächtig
steh ich daneben
schlag ich der
Medusa die Köpfe ab
wachsen wieder so viele nach
wo ist hier
der Notausgang
 
R

ralph raske

Gast
die angst wird zum dämon, wenn sie sich verselbstständigt

manchmal heißt die helfende hand
auch loslassen
die angst ist eine mächtige macht
sie ist nur dort zu besiegen, wo sie wohnt
ich glaube, daß ein gesunder mensch
automatisch richtig handelt
zum selbstschutz - bei einer ausweglosen situation
ist es nicht auch in verfahrenen liebesbeziehungen
so? daß ein punkt kommt, wo nichts mehr zu machen
ist, und die trennung ist der einzige schritt, der
einen weiterhilft ...
gerade menschen, die wir lieben, müssen wir in manchen
lebenssituationen alleine lassen, damit sie ihren
"raum" wieder finden. doch jeder fall liegt anders.
dein gedicht schildert die ohnmacht, wenn ein mensch
von seinen ängsten ganz und gar beherrscht wird
das ist verrückt
und jeder mensch ist damit alleine überfordert

alles gute
ralph
 
L

loona

Gast
hm...

Hi Wolfsfrau,

ein bekanntes Zitat in der Überschrift, das weckt hohe Erwartungen. Die erste Strophe erfüllt sie nicht. Die "Stereotypen" ercheinen als sprachlicher Fremdkörper, der "Sumpf der Angst", ein ganz abgegriffenes Bild, das dann schon einer ganz besonderen "Pointe" (bitte in großen Anführungsstrichen) bedarf, um aus den Untiefen der Alltagsbilder herausgeholt zu werden. Das nicht-Sehen der "rettenden Hand" kann das nicht leisten. Keinesfalls.

Aber dann kommst Du so langsam in Fahrt, auf einmal prasselt's kurz, knapp, direkt auf die Lesenden ein. Zwar widersprechen sich die aufeinanderfolgenden Bilder vom ins-schwarze-Loch-eingesogen-Werden (=nach unten in etwas Weichem verschwinden) und der trennenden Mauer (=Blick intuitiv wieder geradeaus, prallt an etwas Hartem ab, nicht wirklich verschwunden, nur verstellt / getrennt), aber die Sprache zieht mit, beklemmt... transportiert den Inhalt und die letzte Strophe ist klasse. Uneingeschränkt. Volltreffer.

Traust Du Dich, noch ein wenig daran zu basteln? Es lohnt sich, denn daß Du's richtig gut kannst, zeigt das Ende.

Internette Grüße

loona
 



 
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