Anna-2

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Suzie

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-1-

Vor zwei Wochen hattest du Muschelsuppe für mich gekocht, erinnerst du dich, Anna? Du hast uralte, staubige Schalen, die wir vor einigen Jahren während unseres letzten Urlaubs auf Fehmarn gesammelt hatten, in einen Topf geworfen, Wasser darüber gegossen und darin herum gerührt, als wärest du von Sinnen. Ich wagte nicht, dich zu stören, denn du warst ganz versunken und murmeltest irgendwelche Zaubersprüche vor dich hin. Als du die Speise fertig glaubtest, riefst du nach mir, schöpftest mir deine Suppe auf einen Teller, hast dich neben mich gesetzt und mich erwartungsvoll angeschaut. Zögerlich tauchte ich den Löffel in die graue Flüssigkeit und rührte darin herum. Du musst wohl bemerkt haben, dass ich keineswegs vorhatte, im Ernst etwas von diesem absonderlichen Gericht zu essen, denn plötzlich packtest du meine Hand und rammtest mir den Löffel wuchtig zwischen die Zähne. Erschrocken begann ich, zu kauen und die Muschelschalen splitterten in meinem Mund, gruben sich in mein Zahnfleisch und scheuerten meinen Gaumen sofort wund. Mir brach ein Zahn ab und ich spuckte den Bissen panisch wieder aus. Mein Speichel war vermischt mit Blut und Muschelstücken und bei diesem Anblick keimte ein Lachen in dir auf, erst glucksend und verhalten, aber dann konntest du es nicht mehr unterdrücken, fielst von deinem Stuhl und hast dich auf dem Boden gekrümmt.
 

Suzie

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-2-

Anna,
einst hattest du eine riesige Wunde, die dir quer über den Bauch lief. Es hatte geregnet, draußen schwamm die Welt weg, sickerte in die Erde, lief von den Rinnsteinen.
Und du standest mir gegenüber und wolltest deinen aufgeschlitzten Körper vor mir verbergen. Doch deine Hände waren viel zu klein und zu zart, um mich belügen zu können.
Ich fragte dich, wie deine Verletzung passiert sei; du hast dich bloß weggedreht und angefangen, eine eigenartige Melodie zu summen. Weißt du, dass ich manchmal den Eindruck hatte, du wärest vollkommen verrückt? Aber dann hast du immer so merkwürdig kluge Sachen gesagt und dann war ich so beeindruckt und mir wurde bewusst, dass es Momente gab, in denen dir drei Dimensionen einfach nicht gereicht haben.
Das hat dich immer ganz schwermütig gemacht, trotzdem wolltest du dir nie helfen lassen. Schon gar nicht von mir. Ich durfte dich in eine Gardine wickeln; wie eine Schmetterlingsraupe in ihrem schützenden Kokon lagst du auf meinem Bett. Und dann hast du jedes Mal erleichtert aufgehört, zu atmen.
 

Suzie

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-3-

Einmal habe ich ein Bild von dir gemalt, Anna. Du weißt das gar nicht, denn es gab eine Zeit, da schliefst du drei Tage lang ununterbrochen. Ich kam nach Hause und du hingst quer über dem Wohnzimmertisch ausgestreckt, den Kopf in der hellblauen Emailleschüssel, die wir immer beim Kartoffelnschälen für die Abfälle benutzen. Die ganze Wohnung war voll mit kaltem Rauch und ich entdeckte, dass du auf den Teppich einen Haufen Asche hingeschüttet hattest, in den die Worte „Mach das Licht aus“ geschrieben waren. Ich vergewisserte mich ängstlich, dass du noch atmetest, dann hob ich dich vorsichtig hoch und trug dich zum Bett. Ich hockte mich auf den Bettrand und wartete, doch du bist einfach nicht aufgewacht. Bis in den Morgen konnte ich keine Ruhe finden und habe immer nur gehorcht, ob du irgendeinen Laut von dir gibst. Eine Stunde, bevor ich bei der Arbeit erscheinen sollte, entschloss ich mich, einen Arzt zu rufen und mich in der Firma krank zu melden. Der Doktor kam sehr rasch, ich muss am Telefon wohl sehr aufgelöst und nervös gewirkt haben, denn er redete sogleich beruhigend auf mich ein und begriff zuerst nicht, dass es ja um dich ging, die da wie leblos und ganz erstarrt auf dem Bett lag. Er trat auf dich zu, betrachtete dich eingehend, zog dir die Lider nach oben und leuchtete dir mit einer winzigen Lampe in die Augen. Dann hörte ich ihn mich fragen, ob du regelmäßig Medikamente nehmen würdest. In meinem Kopf drehte sich alles und ich klammerte mich mühsam an der Wand fest. Das ist so bitter, Anna. Warum tust du mir das immer wieder an? Ich durchwühlte den Hausapothekenschrank und entdeckte eine leere Packung Schlaftabletten. Die harten. Barbitursäurederivate.
Du kamst ins Krankenhaus. Ich war Tag und Nacht bei dir. Ich wollte dich keinen Augenblick alleine lassen.
Und ich zeichnete dich. Nach drei Tagen, ich beugte mich gerade etwas über dein Gesicht, um deine Stirnkonturen besser zu erfassen, schlugst du ganz unvermittelt die Augen auf. Ich zuckte vor Überraschung zurück, aber du griffst mechanisch in mein Haar, zogst mich brutal zu dir hinunter und gabst mir einen harten und kalten Kuss. Dann hast du die Zimmernotklingel gedrückt und mich rauswerfen lassen.
 

Suzie

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-4-

Anna,
einmal haben wir zusammen Beethoven gehört, ich glaube, es war das Opus 131 und du hast plötzlich zu schreien angefangen. Ich werde das niemals im Leben vergessen, du schriest und schriest und das hat sich mir für immer eingebrannt, weil es ganz und gar nicht menschlich klang. Es hörte sich an, als würde im Winter das Eis des grünen Sees in unserem Garten brechen und alle Stille für immer verschlingen. Ich sah nur, dass du deinen Kopf gegen die Wand schlugst, immer und immer wieder und deine Stirn aufplatzte und dein Blut von der Tapete rann. Da habe ich versucht, dich wegzuzerren, doch du warfst deinen gelben Schirm so mit aller Kraft nach mir, dass er nur knapp meine rechte Schläfe verfehlte. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte, Anna. Dann öffnetest du das Fenster und starrtest eine Weile hinaus und dein Körper zuckte unablässig dabei. Und dann bist du gesprungen.
 

hawaii7

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hi,
find die geschichte echt schön, doch ich kann mir nicht richtig einen reim drauf machen. also ich weiss ja nicht vielleicht gehört das auch zur freiheit des künstlers, dass man nie erfährt wer anna ist oder es kommt noch in weiteren teilen. aber wenn nicht, wer ist anna?
Naja, es liesst sich auf jeden fall toll.

bis bald,
hawaii7
 
hawaii7, dir fehlt womöglich eine Hintergrundinformation zu Anna, die ich habe...
So sieht also deine Anna aus, Suzie. Etwas bin ich ja erschrocken, du hattest recht mit deiner Ankündigung. Deine Anna ist so blutig und unnachsichtig...
Andererseits bin ich auch fasziniert von den Texten. Ich glaub, sie sind genau das, was man bei deinem Schreibstil von der Weiterentwicklung meiner Vorlage erwarten konnte.
Deine Anna ist ganz anders, du hast recht. Sie hat eine andere Persönlichkeit, Neigungen und Zärtlichkeiten sind anders auf die Persönlichkeit verteilt. Meine Anna mag Beethoven überhaupt nicht. Sie liebt nur italienische Opern...
Es würden mich zwei Sachen interessieren. Erstens: wirst du deine Textreihe auch weiter fortsetzen? Ich finde, sie ist es wert.
Zweitens: Gibt es auch bei dir eine reale Entsprechung, die du literarisch verfremdet (so wie in deinem Profil beschrieben) nachzeichnen willst?
Du hast mich sehr beeindruckt, Suzie. Später mehr. Deine Lene.
 

Suzie

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hallo Magdalena, meine Textreihe geht weiter, aber fertig ist sie noch nicht (wird sie wohl auch nie)
ja, meine Anna gibt es zu Teilen auch in meinem realen Leben...
aber mit jemandem wie Anna kann man glaub ich, nicht wirklich glücklich werden. sie ist so selbstzerstörerisch... sie ist irgendwie das pure Chaos...
ja, Anna mag Beethoven, sowieso alles Klassische, Pompöse, Dramatische... sie liebt große Auftritte, weißt du
hey, ich dank dir, dass du mich zu meiner Anna "inspiriert" hast :) auch wenn sie wohl völlig verschieden ist von deiner ursprünglichen Idee
Liebe Grüße
Suzie
 

Suzie

Mitglied
-5-

Als du fort warst, Anna, da zwang ich mich, nicht nach dir zu suchen.
Ich hatte Angst, dass ich dich entweder gar nicht finde, oder bei Leander aufspüren muss. Beides wollte ich mir nicht antun. Ich habe einfach nur gehofft, dass du eines Morgens wieder auftauchen würdest, an meine Tür klopfst und mir mit deinen zierlichen Sandaletten ins Gesicht trittst, den Absatz in die Wange bohrst und sagst: Na, beschwer dich bloß nicht.
Dann hätte ich dich lachend in die Wohnung gezogen und wäre mit dir um das Sofa getanzt.
 

Suzie

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Ich stahl dich an einem Wintermorgen, Anna. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir uns im Winter immer verlieren. Du ahnst bestimmt was. Du fragst zwar nichts, aber ich weiß, dass du alles, was ich sage, genau untersuchst. Das letzte Mal, als du dich mir entziehen wolltest, hast du mir erzählt, dass du abends erst spät heimkehren würdest, ich solle also nicht wegen dir aufbleiben.
Als ich am Nachmittag nach Hause kam, schienst du bereits verschwunden. Auf der Kommode im Flur war ein Glas Tomatensaft umgekippt und hatte einen Zettel durchtränkt, nämlich jenen, auf dem ich die Telefonnummer des Giftnotrufes notiert hatte. Man weiß ja bei dir nie, Anna.
Ich hatte eine Rose für dich gekauft, eine rote, mit ganz vielen Dornen, so wie du es magst. Die wollte ich in dein Zimmer stellen, doch es war abgeschlossen. Das machte mich misstrauisch, denn eigentlich ließt du mich stets an allem teilhaben. Ich schaute ins Schlüsselloch und dann sah ich dich. Du hingst mitten im Raum, der Strick war an deinem Dachbalken befestigt. Die Sonne schien grell durch das Fenster und tauchte dich in ein lautes und schmerzhaftes Licht. In mir stürzten alle Welten zusammen. Ich warf mich solange gegen die Tür, bis sie nachgab. Du warst bewusstlos, als ich dich losmachte. Um deinen Hals hatten sich schon feine Blutergüsse gebildet, bläuliche Würgemale. Ich habe solange mit meinen Fingernägeln dein Gesicht zerkratzt, bis du endlich wieder zu dir gekommen bist. Ich flehte dich an, zuzuschlagen, aber du verschränktest nur störrisch deine Arme hinter dem Rücken und schütteltest heftig mit dem Kopf. In diesem Augenblick habe ich dich abgrundtief gehasst, Anna.
 

Suzie

Mitglied
-6-

Einmal, da hatte ich es fast geschafft, dich zu verlassen, Anna. Ich brauchte einen ganzen bleichen Monat, mich dazu zu überwinden. Die Entscheidung hatte ich schon lange gefällt, sie war in mir herangereift, ab dem Tag, als ich mich das erste Mal traute, deine Hand zu streicheln und du mir darauf derart in den Daumen gebissen hattest, dass ich glaubte, du reißt mir meinen Finger aus dem Gelenk und schlingst ihn hinunter.
Doch es musste mehr Zeit verstreichen, damit ich begriff, was du mit mir anstellst; dass du mich zugrunde richtest und ich dabei nur wie ein Zuschauer in der vordersten Kinoreihe gebannt und unbeteiligt auf den Höhepunkt des Schauspiels warte; ein Film, der sein Geld wert ist.
Ich fühlte mich krank, sterbenskrank und alt, bekam Fieber, behielt keine Nahrung bei mir, war benommen und schwach und fürchtete mich so, dass du meine Absicht vielleicht entdecken könntest.
Aber ich war fest entschlossen, mich zu retten. Du zerstörst mich, Anna.
In der Nacht, in der mir endgültig gewiss wurde, dass ich flüchten muss, hattest du dich in mein Zimmer geschlichen und mir ein Kissen auf das Gesicht gepresst.
Ich schlief und bin erwacht, weil ich keine Luft mehr bekam. Meine Lungen begannen, höllisch zu schmerzen und ich versuchte ganz verbissen, mich zu wehren, weil ich nur an den Tod denken konnte. Du hattest meinen Kopf zwischen deine Knie geklemmt und meine Schläfen hämmerten furchtbar unter diesem gewaltigen Druck.
Ich wollte nicht sterben, ohne zu wissen, wie du in diesem Augenblick ausgesehen hast. Ich hatte plötzlich alles vergessen: deine knochigen Schultern, deine Krämpfe und dein Lächeln. Ich tastete verzweifelt dein Gesicht ab und da hast du mich gepackt und vom Bett geworfen und auf mich eingetreten. Ich bekam einen Fuß von dir zu fassen und riss dich dadurch zu Boden. Du landetest direkt auf mir und ich umschlang dich fest und erstickte jeden Widerstand. Du hast erbärmlich gewimmert und mir immer wieder beteuert, dass du mich brauchst und ich dich nicht alleine lassen dürfe und da wusste ich, dass es definitiv zu spät für mich war. Ich will weg, doch ich bin so süchtig nach dir, Anna. Mach mich kaputt, meine gefährliche Prinzessin, meine schöne Totengräberin.
 

Suzie

Mitglied
Anna,
meine Lippen sind ganz vergilbt geworden, seit du sie nicht mehr küsst. Ich fürchte, sie werden mir zerbröseln wie altes, brüchiges Pergament. Ich will das aber nicht. Du musst wieder herkommen, meinen Kopf zwischen deinen Händen zerquetschen und dich festbeißen in mir. Gestern habe ich mich tätowieren lassen. Jetzt ist dein Name eingebrannt in meine Haut. A-N-N-A. Und darum ein durchbohrtes Herz. Ich weiß, dass du das bestimmt dumm und kindisch findest. Aber es war gut, verstehst du. Die Nadel ritzte dich mir erbarmungslos auf den Körper. Jetzt bin ich auch äußerlich von dir gezeichnet, dass es jeder sehen kann. Dann kannst du es nicht mehr verleugnen.
 

sammy

Mitglied
Morbid wie grandios

Nach dieser Textreihe wird man süchtig. Bitte, weiter schreiben. Das ist so morbid wie grandios. Es erinnert mich an ein Buch von einer Schwedin, das ich noch nicht gelesen habe: “Die Meerjungfrau“ von Malin Lindroth.
Was ich sehr gerne wissen würde: Ist der Erzähler in dieser Textreihe männlich oder weiblich?
 

Suzie

Mitglied
Anna,
am Dienstag habe ich dich endlich auf der Straße getroffen. Du trugst ein leichtes, kurzes Kleid mit schwarzen Rosen, die sich ineinander schlängelten. Barfuß bist du durch den Schnee gelaufen und hast überhaupt nicht auf all die Autos geachtet, die deinetwegen unablässig hupten, weil du dich nicht darum kümmertest, dass du überfahren werden könntest. Ich beeilte mich, dich einzuholen, rannte dir nach und riss dich am Arm auf den Gehweg zurück. Erst hast du mich furchtbar wütend angefunkelt und gezetert, dass ich dich verfolgen und ausspionieren würde und kein Recht dazu hätte, über dich bestimmen zu wollen. Aber dann bist du verstummt, als du sahst, wie sehr meine Ader am Hals pulste; du legtest deine schmalen weißen Finger gierig darum und drücktest fest zu. Ein paar Leute sprachen dich daraufhin an, was du da mit mir machen würdest und du hast geantwortet, dass Gott im Himmel friert und ein Verräter ist überhaupt schon immer aus Eis war und dass es eine lächerliche Naivität sei, sich Hilfe von so jemandem zu erhoffen. Ein Mann ist deswegen ziemlich ungehalten geworden und wollte deine Hände von meinem Hals lösen, aber ich war eingespannt, wie in einen Schraubstock. Kraft hast du, Anna, auch wenn man es nicht vermutet, angesichts deines dünnen Leibes. Das letzte, was ich noch weiß, bevor ich ohnmächtig wurde, ist, dass dieser Mann sehr energisch an dir zerrte, bis du endlich von mir abließt. Dann bin ich gestürzt und hart mit dem Hinterkopf aufs Pflaster aufgeschlagen. Und ich hörte dich schluchzen.
 

Suzie

Mitglied
Heute Vormittag hat sich Anna hingelegt, um zu sterben. Das sei ein alter indianischer Brauch, erzählte sie mir; die Stammesmitglieder würden genau bemerken, wann ihr letzter Tag gekommen ist und dann suchen sie sich eine geeignete Stelle, um in aller Ruhe auf den Tod zu warten.
Gestern hat Anna noch einmal all das gegessen, was sie mochte: Pudding mit Sahne und Thunfisch. Dann wollte sie sich wie so oft nach der Mahlzeit übergeben, erinnerte sich aber daran, dass es das letzte Mal sein würde, dass in ihr etwas ist, was da nicht hingehört und sie beschwert und so beschloss sie, es auszuhalten und ganz zu verdauen. Und jetzt liegt sie auf dem Balkon und hat sich mit dem Fußabstreicher zugedeckt. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Sie rief vorhin nach mir, damit ich mich zu ihr setze und von früher erzähle, aber kaum, dass ich begonnen hatte, schickte sie mich wieder fort. Jetzt hustet sie ständig und tut so, als wäre sie krank, aber ich weiß genau, dass sie mich anlügt. Sie will nur, dass ich aus dem Haus gehe und einen Arzt hole, damit sie in Ruhe verschwinden kann. Aber darauf falle ich nicht mehr herein, Madame.
 

Suzie

Mitglied
Hallo Sammy, danke für dein Lob :)
also die Erzählerin bin ich--- folglich weiblich *lol*
hm... Buchtitel und Autorin kommen mir bekannt vor... ich werd mal schauen, ob ich's irgendwo finden kann :)
 
L

loona

Gast
Bravo!

Ich denke, mit dem letzten Teil Anna in der 3. Person ist es abgeschlossen. Grandios der Stil, sicher die Charakterisierungen, surreal die Welt. Und doch...

Chapeau! Sprach- und deswegen hilflos.

loona
 

bosbach46

Mitglied
Schmerz

hallo Suzie,
deine Texte, deine Anna, deine Beziehung zu Anna, deine Leidenserfahrung mit Anna wurden für mich zu einem Schmerzpunkt, der mich hinderte entspannt zu atmen. Ich dachte: Gib ihr doch endlich die Freiheit, entsende sie in ihr eigenes Leben, löse Dich von deiner Anna, bevor dein Kopf auf hartem Pflasterstein endgültig zerschmettert wird.
Dann dachte ich: Kann die Anna ein innerer Teil ihrer Erzählerin sein. Eine Person, deren Wildheit von der Erzählerin festgehalten wird, aber letztlich niemals bezähmbar sein wird ??? Die Geschichte bewirkt in mir einen Schrei: Bitte löse sie auf. freundlicher Gruß von J.B.
 

sammy

Mitglied
Ich-Erzählerin

Hallo Suzie,

verstörend genial auch die neuen Folgen.
Ja, es ist naheliegend, dass der Ich-Erzähler weiblich ist. Das muss aber nicht unbedingt so sein. Du hättest auch aus der männlichen Perspektive schreiben können.
In dem Buch von Lindroth geht es um eine Mutter, die nachts am Bett ihrer Tochter mit einem Nagel wacht. Diese Nachtmutter tut ihrer Tochter Annika wieder und wieder weh. Sie macht ihr Kind krank, fügt ihm absichtlich Schmerz zu, um ihm dann helfen zu können...

Liebe Grüße
Sammy
 

Suzie

Mitglied
Recht hast du, bosbach. Anna hat sich in mir eingenistet. Sie sitzt in jeder einzelnen Zelle meines Körpers und ruft fortwährend „Du wirst mich nicht los!“
Festgekrallt hat sie sich in mir mit ihren kleinen spitzen Zähnen und sie wird nicht weniger, egal wie viel ich von mir wegschneide.
 



 
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