Antwort aus der Ferne

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Raniero

Textablader
Antwort aus der Ferne

Der betagte Satiriker hatte, obwohl er erst im zarten Alter von fünfundfünfzig Jahren zur Feder griff, so einiges an Erzählungen zuwege gebracht, und ab und an mal, wenn ihm danach war, einige dieser Storys ins Internet gestellt, in ein spezielles Literaturforum, um sie auf diesem Wege einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen.
In diesem Forum ging es, wie allüberall in solchen Einrichtungen, kunterbunt zu, und der betagte Satiriker machte die Erfahrung, dass seine Geschichten nicht nur auf Zuspruch, wie er gehofft hatte, stießen, sondern auch auf mehr oder minder krasse Ablehnung oder gar auf eisiges Schweigen. Der Mann tröstete sich mit einer einfachen Erkenntnis: So ist halt das Leben, was dem einen gefällt, missfällt dem anderen, die Bandbreite des Humors kann doch enorm verschieden sein.
Über eine Tatsache jedoch war er nicht gerade erfreut, oder besser gesagt, mit dieser konnte er sich nicht anfreunden; der Beckmesserei. So gab es auch in diesem Forum, wie überall, wo Menschen auf Menschen treffen, und sei es auch nur in schriftlicher Form, einen selbsternannten Literaturweisen, der, von sich selbst und seiner eigenen literarischen Gestaltungskraft mehr als überzeugt, in durchaus oberlehrerhafter Art seine schreibenden Mitstreiter herabkanzelte. Hierbei stellte dieses selbstgekröntes Literaturhaupt mehr als einmal unter Beweis, dass es, absolut frei von Humor und Satire, nicht die Fähigkeit besaß, über sich selbst lachen, dafür aber Erbsen in jeder beliebigen Form zählen zu können.
Der betagte Satiriker geriet ins Grübeln.
Was macht so ein Erbsenzähler in einem solchen Forum, das doch gerade den Humor in den Mittelpunkt stellt? Er fand keine Antwort darauf und beschloss, sich fremden Verstand auszuleihen beziehungsweise Rat von anderen einzuholen.
Hierbei schlug er einen in der Tat außergewöhnlichen Weg ein.
Er hatte irgendwann einmal vernommen, dass kluge Erdenbewohner vor nicht allzu langer Zeit literarisches in allen Sprachen der Welt ins ferne All transportiert hatten und nun seitdem auf eine wie auch immer geartete Resonanz abwarteten, um feststellen zu können, ob außerhalb dieses Planeten irgendeine Intelligenz existiere. Warum, so fragte sich der Satiriker, sollte nicht auch ich ein kleines Briefchen nachreichen, um auf diese Weise eine Antwort zu erhalten, die ich von keinem Erdenbewohner je erhalten würde? Gesagt, getan.
Umgehend fertigte er ein kleines Schreiben, in dem er seinen Unmut über die unbefriedigende Situation in dem literarischen Forum ausdrückte und darum bat, ihm aus dem fernen All die entsprechende Antwort zukommen zu lassen.
Diese Antwort dauerte ließ gar nicht lange auf sich warten, und sie kam auch nicht aus einem fernen Winkel der Galaxis, sondern aus relativer Nähe, nämlich vom Erdtrabanten, den man allgemein auch als Mond bezeichnet.
„Wieso ist der denn schon wieder bei Euch, der Knabe“, hieß es in der Mondmail, „den hattet Ihr doch vor noch gar nicht so langer Zeit zu uns geschossen? Gebt ihn uns auf dem gleichen Wege zurück, wir kümmern uns darum.“

Seit dieser Zeit ist Ruhe eingetreten, bei allen, im Forum, nur einer findet keine mehr; der Beckmesser ist nun ständig auf Achse:
De la terre a la lune e retour.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

das is es doch. das nenn ich humor und satire.
aber ich hab noch ne erbse gezählt: . . . Antwort dauerte ließ gar nicht lange auf sich warten - da stimmt was nicht.
lg
ps - die beckmessers werden wahrscheinlich nie aussterben . . .
 



 
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