Apnoe (5-7-5)

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G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Hallo Franke,

gleich zwei Tempi im Haiku, ich glaube, das geht schief.
Deshalb radikal - eventuell

der tod
ich halte die luft an...


Es grüßt
Dyrk
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
tempi (in der Folge der Taktschläge) sind die Geschwindigkeiten in der Musik.

Grammatische tempora (der Verben) dagegen erhellen den logischen Zeitzusammenhang.

Und hier geht es ja offensichtlich darum, daß die Erwartungsdimension des Futurs sich gegen die Handlung bzw. das Verhalten des präsentischen Lyri (wenn es denn in einem Haiku überhaupt ein Lyri gibt) sträubt, und dieses Handlungs-Verhalten zugleich damit verursacht.

Da es hier gerade um den Rückschlag der Erwartung in das Verhalten geht, können die tempora ("wird kommen" / "halte an") gar nicht gleichgeschaltet werden, ohne das Gedicht zu zerstören.

Ob es ein Haiku ist, bleibe dahingestellt. Wurde ja vom Autor auch nicht behauptet. Die japanische Sprachgrundlage der Haikus kennt ja weder die drei Personen und die beiden Numeri indoeuropäischer Verben noch deren temporale Logik.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
tempi...oje

Da bin ich dann doch wohl (unbewusst) Opfer einer allgegenwärtigen Sprachreduktionskultur mit griffig hingeworfenen Wörtern geworden - soll keine billige Entschuldigung sein. (Was hätte mein alter Lateinlehrer Dr. D...dazu gesagt).
Ich danke für die Korrektur.

Der hier angemerkte logische Zeitzusammenhang ergibt sich nur und ausschließlich aus zwei Aussagezusammenhängen, die leider im Haikugeschehen (5-7-5 unterstellt das!) verpönt sind:

1. der Tod wird kommen

dass der Tod kommen wird, ist banal, weil es unausweichlich ist; ein Haiku braucht das nicht, eigentlich: will es nicht! Der Vorschlag von mir der tod schwingt ganz unterschiedlich im Denken des Lesers: Er weiß, dass der Tod kommt; er ahnt seine Nähe; er vergegenwärtigt sich seines (plötzlichen) Daseins. Daher von mir

2. ich halte die Luft an.... Ich muss nicht mehr erklären, dass ich erstaunt bin. Auch das mag das Haiku nicht: ergänzende Erklärungen. Es ist deshalb völlig falsch zu behaupten,
das Gedicht zu zerstören
, ganz im Gegenteil, ich habe den Versuch gemacht, durch Verdichtung zu erweitern und dem Haikumoment näher zu kommen.

An Franke sei mein Gruß gerichtet mit dem Wunsch, nichts persönlich zu nehmen und weiterhin Freude daran zu haben, sich mit der jap. Dichtkunst zu beschäftigen!

Dyrk
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo ihr beiden,

ich habe hier ganz bewusst nicht darauf hingewiesen, dass mein Gedicht ein Haiku sein soll. Mir ist nur nach dem Schreiben aufgefallen, dass es 5-7-5 ist.
Die Sache mit den zeiten sehe ich selbst auch nicht so dramatisch, eine weitere Verdichtung wäre mir aber zuviel des Guten.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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