Eines Vormittags zieht Frank aus der Mülltonne eine Pizza, an der nichts fehlt und die gut riecht. Sie steckt sogar noch in der Papphülle der Pizzeria, aus der sie kommt. Deren Name steht in großen Lettern auf der Schachtel: „ARCIMBOLDO“, und darunter, etwas kleiner, die Jahreszahl 1593.
Frank verschwendet nur wenig Gedanken daran, wer wohl eine ganze Pizza samt Schachtel wegwirft. Den Namen „Arcimboldo“ glaubt er schon einmal gehört zu haben, es fällt ihm aber nicht mehr ein, wer das gewesen sein soll. Und kein Wunder, denn Frank hat Hunger, so riesig, dass die Sparflamme seiner Gedächtnisleistung beinahe völlig erlischt. Bevor er von der Pizza abbeißt, schaut er sie jedoch an.
Am Rand entlang sind zwölf schwarze Oliven gleichmäßig verteilt, vier davon mit dünnen Tomatenscheiben unterlegt.
Aus der Mitte heraus laufen zwei rote Paprikastreifen zu den Oliven hin, der eine etwas länger und schmaler, der andere kurz und dick. Wie eine Uhr sieht sie aus, diese Pizza.
Frank wird etwas unruhig, mehrmals bewegt er die Pizza zu seinem Mund und lässt die Arme unentschlossen wieder sinken, bevor er endlich davon abbeißt. Gleich darauf wird er vom untrüglichen Gefühl überfallen, dass mit dieser Pizza irgendetwas nicht stimmt. Misstrauisch verlangsamt er sein hastiges Kauen und versucht, sich auf ihren Geschmack zu konzentrieren. So seltsam und fremd ist er, unmöglich, ihn zu definieren. Schlecht schmeckt die Pizza nicht, nein, das ist es nicht, sie schmeckt sogar hervorragend, aber sie ist auf eine furchterregende Art köstlich, so übermäßig, wie es Speisen nicht eigen ist, wie etwas, das so kostbar und unersetzlich ist, dass es niemals gegessen werden darf. Frank glaubt, diesen übernatürlichen Genuss nicht mit seinen Geschmacksrezeptoren wahrzunehmen. Auch nicht mit seinen Riechzellen. Er spürt ihn durch seinen ganzen Körper rasen und entschwinden, mit einem ihm bisher unbekannten Sinnesorgan, das er gar nicht haben kann. Schnell verschluckt er das abgebissene Pizzastück in der Hoffnung, dass er sich dadurch von diesem schaurigen Gefühl befreien würde. Auf einmal hat er keinen Appetit mehr. Trotzdem nimmt er die Pizza mit, denn zu essen hat er sonst nichts.
Zu Hause lässt er die Schachtel auf dem Küchentisch liegen. Es wird bald Mittag und Frank überlegt unwillig, ob er nicht doch weiter von der Pizza essen sollte. Zum Glück fällt ihm aber ein, dass mittags an diesem Wochentag eine karitative Organisation auf dem Gelände hinter dem Großmarkt Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Dort wird er etwas Anständiges zu essen bekommen. Er zieht schnell seine schmutzige Jacke wieder an und eilt da hin.
Als der Hungrige am großen Parkplatz ankommt, sieht er nur einen ehrenamtlichen Helfer, der leere Kisten in den Transporter mit dem Logo der karitativen Organisation einräumt.
„Bekommt man heute keine Lebensmittel hier?“, fragt Frank ihn beunruhigt.
„Doch, es war eine Menge da, aber es kamen sehr viele Menschen und alles ging in einer halben Stunde weg. Sie sind leider zu spät gekommen, seien Sie am besten bei der nächsten Ausgabe bereits kurz vor 12 hier“, antwortet ihm der Mann mitleidig.
„Aber es ist erst zwölf!“, protestiert Frank.
Der gütige Herr schaut auf seine Uhr: „Es ist kurz nach 13 Uhr. Sie müssen sich mit der Zeit vertan haben. Es tut mir sehr Leid. Haben Sie nichts mehr zu essen?“
Frank nickt. Der Helfer geht zur Fahrerkabine und holt einen kleinen Rucksack. „Ich habe es nicht geschafft, meine Brotzeit aufzuessen, weil es so viel zu tun gab. Hier ist noch ein halbes belegtes Brötchen, nehmen Sie es.“
Frank bedankt sich und verschwindet schnell, denn er schämt sich, weil er gelogen hat. Eigentlich hat er noch eine fast ganze Pizza in seiner Wohnung. Verwirrt und übel gelaunt trottet er wieder nach Hause. Als er die Tür aufsperrt, sieht er, dass die Wanduhr inzwischen Viertel vor zwei zeigt. Offensichtlich hat er sich tatsächlich mit der Uhrzeit getäuscht, anders kann es gar nicht gewesen sein.
Seine Stimmung hellt sich ein wenig auf, als er sich an seine bevorstehende Verabredung erinnert. Endlich hat der Arbeitslose eine Frau kennen gelernt, die bereit war, sich mit ihm zu treffen. Die meisten wollen so einen Loser wie ihn nicht. Leider hat er kein Geld, um sie zum Essen auszuführen, wie es sich gehört, nicht mal einen Kaffee kann er ihr spendieren. Deshalb wird er sie am Nachmittag im Stadtpark treffen und mit ihr am Fluss spazieren gehen. Dort ist es im Frühling besonders schön. Hoffentlich wird sie sich nicht langweilen. Frank nimmt eine Dusche. Sein Magen knurrt. Die halbe Semmel war wohl zu wenig. Zögernd blickt er zum Küchentisch. Beharrlich und sich ihrer Allmächtigkeit bewusst beobachtet ihn die unheimliche Pizza mit ihren vielen Olivenaugen. Ihm wird unwohl bei dem Gedanken, wieder davon zu essen, aber er kann sich doch nicht mit solchen verräterischen Körpergeräuschen bei seinem lang ersehnten Rendezvous blamieren. Tapfer beißt er noch einmal in den Pizzarand. Und wieder überkommt ihn das gleiche merkwürdige Gefühl. Angsterfüllt klappt er den Schachteldeckel wieder zu und nimmt seine Jacke vom Türhaken herunter, sieht dann aber wie schmutzig sie ist und hängt sie sogleich wieder auf.
Ohne Mahlzeit und warme Kleidung geht Frank zum Treffen. Der Frühlingstag ist noch etwas kühl und nachdem er eine ganze Weile am verabredeten Ort im Park herum gestanden ist, beginnt er zu frieren. Er trägt keine Uhr und kann nicht nachsehen, meint aber, dass er bestimmt schon seit einer halben Stunde auf seine Herzensdame wartet. Der Versetzte holt aus seiner Jeanstasche den zerknüllten Zettel mit ihrer Nummer. Wie soll er sie aber anrufen, sein Handy ist in der Jackentasche und die Jacke hat er daheim gelassen. Und selbst wenn er es dabei gehabt hätte, hätte er nur nachsehen können, ob sie sich gemeldet hat. Selbst hätte er damit nicht telefonieren können, denn sein Guthaben war schon längst aufgebraucht. Der enttäuschte Mann bittet die Passanten, ihm zu erlauben, seine neue Freundin von ihren Handys anzurufen.
„Verpiss dich!“ oder „Kauf dir selber ein Handy, du Penner!“ bekommt er zu hören. Endlich hat ein etwa gleichaltriger Mann Mitleid und leiht ihm kurz sein Mobiltelefon.
„Wie dreist bist du eigentlich?!?“ brüllt die Stimme auf der anderen Seite. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich über eine Stunde auf dich warte, du Idiot!“
„Wieso über eine Stunde, ich war doch pünktlich und warte schon die ganze Zeit auf dich…“ rechtfertigt sich Frank.
„Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen!“, zetert die verärgerte Frau.
Frank blickt daraufhin auf das Handydisplay, dort steht 18:34 Uhr. „Ich verstehe das nicht“, murmelt er, „ich war ganz bestimmt um fünf Uhr da, wie abgemacht.“
Sie schweigt dann eine Weile und scheint sich zu beruhigen, danach sagt sie aber: „Mit einem Typen, der nicht mal die Uhrzeit lesen kann, brauche ich mich überhaupt nicht zu treffen“ und legt auf.
Als Frank am nächsten Morgen aufwacht, redet er sich ein, dass es nur ein besserer Tag werden könne und er den Spuk vom Vortag am besten vergessen sollte. Was ihm Mut macht, ist das Vorstellungsgespräch, das er heute um 15 Uhr hat. Die Aussicht auf einen Job und darauf, wieder Geld zu verdienen, beruhigt ihn. Dann wird er sicher auch leichter neue Frauen kennen lernen und auf die von gestern pfeifen können. Bevor er zum Vorstellungstermin aufbricht, stopft er noch ein Paar Pizzastücke in den Mund, obwohl es ihm widerstrebt, denn er will nicht völlig ausgehungert dort erscheinen.
Der potenzielle Arbeitgeber empfängt ihn aber mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck und bedauert, er könne einen Bewerber, der bereits zum Vorstellungsgespräch eine Stunde zu spät komme, in seiner Firma nicht gebrauchen.
Frank rennt verzweifelt nach Hause, stürmt in die Küche und reißt den Deckel der Pizzaschachtel auf. Sie ist wirklich eine Uhr und muss etwas mit seinem Unglück zu tun haben, jedes Mal, nachdem er von ihr isst, passiert ihm ein Missgeschick, bei dem die Zeit verrückt spielt. Drei Oliven von ihr fehlen, stellt er fest, nur wo ist bei dieser von seinen Bissen deformierten Pizzauhr oben und unten? Wo beginnt ihr Zifferblatt? Wild geworden kreist er um den Küchentisch und jagt nach seinen eigenen entgleisenden Gedanken, bis er die richtige Position findet, aus der es erschreckend deutlich wird: der fatalen Pizzauhr fehlen jene Oliven, die stellvertretend für die Zahlen 3, 5 und 12 gestanden hatten. Um drei hatte er heute sein Vorstellungsgespräch und wollte gestern um zwölf zur Lebensmittelausgabe und um fünf zu seiner Verabredung. Waren jetzt die Stunden, die er gegessen hatte, etwa aus seinem Tag verschwunden? Zum Glück hatte er sonst nur Stücke zwischen den noch vorhandenen Oliven abgebissen.
Wenige Wochen später findet Frank einen Job bei einem Logistikunternehmen. Er muss Pakete nach Postleitzahlen sortieren und sie in die entsprechenden Container laden. Es ist eine Knochenarbeit, aber er ist froh, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben. Zwar hat sich sein Leben dadurch finanziell verbessert, doch seitdem sein Tag nicht mehr aus 24 Stunden besteht, sondern nur aus 18, bekommt er zunehmend Schwierigkeiten.
Wenn er bei der Arbeit in die mittlere Schicht eingeteilt wird, die um 11 Uhr vormittags beginnt, schafft er es nicht, seine Aufgaben zu erledigen, egal wie er sich auch abmüht. Dauernd muss er den Wutausbrüchen seines Vorgesetzten ausweichen: „Wo warst du so lange, ich habe dich überall gesucht! Siehe nur, so viele Pakete, das Förderband ist verstopft!“. Von Tag zu Tag wird seine Lage immer kritischer und Frank muss zu Recht um seinen Job fürchten.
Er ist auch chronisch unausgeschlafen. Zwar verbringt er wie üblich scheinbar acht Stunden im Bett, tatsächlich sind es aber nur fünf, die der Zeitberaubte jede Nacht schlafen kann. Die fehlenden Stunden kann er aufgrund seines verkürzten Tages nicht mehr nachholen. Der harte Job tut noch ein Übriges dazu und Frank wird immer kraftloser.
Außerdem muss er die ganze Zeit höllisch aufpassen, dass er sich in den kritischen Stunden an einem sicheren Ort aufhält. Dass er zum Beispiel nicht Punkt 15 Uhr eine stark befahrene Straße überquert.
Belastend ist es auch, dass er noch mehr von seiner ohnehin knapp gewordenen Zeit verliert, wenn er zu den für ihn nicht mehr existierenden Stunden mit dem Bus oder mit der U-Bahn unterwegs ist. Dann kommt er ganz woanders an, oft sehr weit von der Haltestelle entfernt, an der er eigentlich aussteigen wollte und muss die Strecke wieder zurück fahren. Einmal musste er sogar mehrere Stunden im Tunnel nach der Endstation der U-Bahn ausharren, bis sein Zug wieder herausgefahren wurde. Und als wäre sein Leiden nicht schon groß genug gewesen, schimpfte ihn der U-Bahn-Fahrer noch, als er ihn im Fahrzeug entdeckte.
Überdies ist er gezwungen, seine Pizza akribisch zu bewachen, die immer noch erschreckend frisch aussieht und duftet, als wäre sie gerade gebacken. Immer wieder zählt er die übrig gebliebenen Oliven ab und will gar nicht daran denken, was wohl passieren würde, wenn noch mehr davon oder gar alle abgebissen würden. Natürlich machte er den Versuch, neu gekaufte Oliven auf die Pizza zu legen, da wo er noch Platz dafür auf ihrer Oberfläche fand, nur nutzte das leider nichts – im Gegensatz zu den bereits vorhandenen Oliven, verschimmelten und verdarben die neuen nach einigen Tagen, ohne einen Zeitwiedergewinn zu bewirken.
Eines Morgens vergisst Frank in seiner Übermüdung die Wohnungstür abzuschließen. Als er nach Hause kommt, entdeckt er in der Küche seinen Nachbarn, der die offene Tür wohl bemerkt hat und nach dem Rechten sehen wollte. Dieser schaut gerade neugierig in den Pizzakarton hinein, der immer gut sichtbar in der Küche steht und ist im Begriff, seinen Inhalt zu probieren. „Nein!“, kreischt Frank, stürmt durchs Zimmer und reißt ihm die Pizzaschachtel aus der Hand. Sein Gast schafft es nicht, davon zu kosten, aber einige Oliven kullern bei dem Gefecht auf den Küchenboden. Entsetzt sammelt Frank diese ein und bringt sie mit zitternden Fingern wieder an ihre ursprünglichen Plätze. Der verdutzte Nachbar bekommt nur Schluchzer und wirres Zeug zu hören und zieht es vor, sich zu verabschieden.
Frank kriecht verängstigt in sein Bett. Was ist jetzt, wenn es nicht funktioniert, die Oliven einfach wieder auf den Pizzarand zu legen, nachdem sie einmal heruntergefallen sind? Was wird passieren, wenn er ihre Plätze vertauscht hat? Der Elende wälzt sich die ganze Nacht hin und her, zum Spielball einer Horde böswilliger Alpträume geworden, die ihn zwischen den einzelnen Runden des Schreckens immer wieder wachrütteln. Am Ende der unruhigen Nacht bleibt es unklar, ob ihm nun noch weitere Stunden fehlen oder sonst sich etwas in seinem zerfressenen Tag- und Nachtrhythmus verschlechtert hat, denn er weiß nicht genau, wie lange er geschlafen und wie lange nur wach gelegen hat.
Im Laufe des Vormittages wächst Franks Panik ins Unermessliche. Unfähig die Ungewissheit weiter zu ertragen, packt er die Pizzaschachtel und rennt damit aus der Wohnung. In die Mülltonne wird er das Teufelswerk wieder versenken, aus der er es herausgeholt hat. Ja, genau das wird er tun, geschehe, was wolle! Er ist nicht mehr in der Lage, sie Tag und Nacht zu bewachen, so kann er nicht weiter leben. Noch ist es nicht zwölf, mit dem Bus schafft er es bestimmt, noch rechtzeitig zu jener Mülltonne im Schlachthofviertel zu gelangen. Er will diesen Unglücksfund keine Minute länger bei sich behalten.
Doch der Bus hat Verspätung. Es ist ein Julitag, die Sonnenstrahlen können Frank aber nicht aufwärmen – zitternd sitzt er an der Haltestelle mit dem Pizzakarton auf dem Schoss und drückt verzweifelt seine Kanten zusammen. Nachdem auch der nächste Bus nicht nach Fahrplan kommt, ertönt durch den Lautsprecher eine Durchsage, die Frank leider nicht verstehen kann, weil gerade in diesem Moment ein großer Lastwagen vorbei braust. Wütend schaut er dem lauten Fahrzeug nach, doch als dieses sich entfernt und die Sicht auf eine Litfaßsäule auf der gegenüberliegenden Kreuzungsecke freigibt, stockt ihm der Atem. „ARCIMBOLDO“ liest er auf dem Plakat dort!
Frank springt und rennt bei roter Ampel über die Straße. „Eine Ausstellung im Italienischen Kulturzentrum zum 410. Todestag von Arcimboldo“ verkündet der Werbeträger. Der Verzweifelte blickt zu den auf der Pizzaverpackung aufgedruckten Ziffern hinunter und schluckt – sie bilden das Todesjahr des Malers. Neben dem Text ist auch eine Reproduktion des Künstlers abgebildet, die Frank sehr merkwürdig erscheint. Von der Haltestelle aus hat er geglaubt, ein Menschengesicht darin zu sehen, aus nächster Nähe ist es aber nur eine Ansammlung von dicht neben- und übereinander geordneten Lebensmitteln. Arcimboldos Gemälde sind offensichtlich verrätselt. Er muss unbedingt zu dieser Ausstellung, vielleicht findet er dort die Lösung, wie man das Unheil stoppen kann.
Hektisch sucht er das Plakat nach der Anschrift des Italienischen Kulturzentrums ab. Ganz unten steht sie. Dieses Mal hat er ausnahmsweise Glück – es ist ganz in der Nähe, nur ein paar Straßen weiter. Die Pizzaschachtel fest umklammernd rennt der Verlorene abermals los.
„Sie dürfen mit der Pizza nicht in die Ausstellung“, bedauert die Dame an der Kasse. „Essen sie diese erst mal in Ruhe auf, dann lasse ich sie herein.“
„Nein!“, entgegnet der Besucher mit entsetzter Stimme.
„Sie können auch unsere Schließfächer benutzen. Sie sind im Raum dort links vom Ausgang.“
Unverzüglich folgt Frank der Anweisung und sucht den beschriebenen Raum auf. Dort hält sich in diesem Moment sonst niemand auf, das ist gut, denkt der erschöpfte Mann, und in einem Kästchen eingesperrt ist seine Pizza sicher, wenn das Zeitloch sich öffnet. Er muss nur ganz schnell eine passende Münze für das Schließfach finden, denn es ist gleich soweit. Hastig stellt er die Pizzaschachtel auf den Boden ab, um sein Geldbeutel zu durchsuchen. Er will die Münze in den Schlitz am Türchen einstecken, in der Hektik rutscht sie ihm aber zwischen den Fingern und rollt auf den Boden. Frank kniet sich neben die Pizza hin und greift nach dem Geldstück, doch bevor er es erreichen kann, wird die zwölfte Stunde des Tages vollendet und seine Bewegung abgeschnitten. Als er sie wieder zu Ende ausführen kann, greift seine Hand ins Leere – keine Münze und keine Pizza liegen mehr auf dem Boden. Verloren schaut er sich um, aber er kann nichts finden.
Frank verschwendet nur wenig Gedanken daran, wer wohl eine ganze Pizza samt Schachtel wegwirft. Den Namen „Arcimboldo“ glaubt er schon einmal gehört zu haben, es fällt ihm aber nicht mehr ein, wer das gewesen sein soll. Und kein Wunder, denn Frank hat Hunger, so riesig, dass die Sparflamme seiner Gedächtnisleistung beinahe völlig erlischt. Bevor er von der Pizza abbeißt, schaut er sie jedoch an.
Am Rand entlang sind zwölf schwarze Oliven gleichmäßig verteilt, vier davon mit dünnen Tomatenscheiben unterlegt.
Aus der Mitte heraus laufen zwei rote Paprikastreifen zu den Oliven hin, der eine etwas länger und schmaler, der andere kurz und dick. Wie eine Uhr sieht sie aus, diese Pizza.
Frank wird etwas unruhig, mehrmals bewegt er die Pizza zu seinem Mund und lässt die Arme unentschlossen wieder sinken, bevor er endlich davon abbeißt. Gleich darauf wird er vom untrüglichen Gefühl überfallen, dass mit dieser Pizza irgendetwas nicht stimmt. Misstrauisch verlangsamt er sein hastiges Kauen und versucht, sich auf ihren Geschmack zu konzentrieren. So seltsam und fremd ist er, unmöglich, ihn zu definieren. Schlecht schmeckt die Pizza nicht, nein, das ist es nicht, sie schmeckt sogar hervorragend, aber sie ist auf eine furchterregende Art köstlich, so übermäßig, wie es Speisen nicht eigen ist, wie etwas, das so kostbar und unersetzlich ist, dass es niemals gegessen werden darf. Frank glaubt, diesen übernatürlichen Genuss nicht mit seinen Geschmacksrezeptoren wahrzunehmen. Auch nicht mit seinen Riechzellen. Er spürt ihn durch seinen ganzen Körper rasen und entschwinden, mit einem ihm bisher unbekannten Sinnesorgan, das er gar nicht haben kann. Schnell verschluckt er das abgebissene Pizzastück in der Hoffnung, dass er sich dadurch von diesem schaurigen Gefühl befreien würde. Auf einmal hat er keinen Appetit mehr. Trotzdem nimmt er die Pizza mit, denn zu essen hat er sonst nichts.
Zu Hause lässt er die Schachtel auf dem Küchentisch liegen. Es wird bald Mittag und Frank überlegt unwillig, ob er nicht doch weiter von der Pizza essen sollte. Zum Glück fällt ihm aber ein, dass mittags an diesem Wochentag eine karitative Organisation auf dem Gelände hinter dem Großmarkt Lebensmittel an Bedürftige verteilt. Dort wird er etwas Anständiges zu essen bekommen. Er zieht schnell seine schmutzige Jacke wieder an und eilt da hin.
Als der Hungrige am großen Parkplatz ankommt, sieht er nur einen ehrenamtlichen Helfer, der leere Kisten in den Transporter mit dem Logo der karitativen Organisation einräumt.
„Bekommt man heute keine Lebensmittel hier?“, fragt Frank ihn beunruhigt.
„Doch, es war eine Menge da, aber es kamen sehr viele Menschen und alles ging in einer halben Stunde weg. Sie sind leider zu spät gekommen, seien Sie am besten bei der nächsten Ausgabe bereits kurz vor 12 hier“, antwortet ihm der Mann mitleidig.
„Aber es ist erst zwölf!“, protestiert Frank.
Der gütige Herr schaut auf seine Uhr: „Es ist kurz nach 13 Uhr. Sie müssen sich mit der Zeit vertan haben. Es tut mir sehr Leid. Haben Sie nichts mehr zu essen?“
Frank nickt. Der Helfer geht zur Fahrerkabine und holt einen kleinen Rucksack. „Ich habe es nicht geschafft, meine Brotzeit aufzuessen, weil es so viel zu tun gab. Hier ist noch ein halbes belegtes Brötchen, nehmen Sie es.“
Frank bedankt sich und verschwindet schnell, denn er schämt sich, weil er gelogen hat. Eigentlich hat er noch eine fast ganze Pizza in seiner Wohnung. Verwirrt und übel gelaunt trottet er wieder nach Hause. Als er die Tür aufsperrt, sieht er, dass die Wanduhr inzwischen Viertel vor zwei zeigt. Offensichtlich hat er sich tatsächlich mit der Uhrzeit getäuscht, anders kann es gar nicht gewesen sein.
Seine Stimmung hellt sich ein wenig auf, als er sich an seine bevorstehende Verabredung erinnert. Endlich hat der Arbeitslose eine Frau kennen gelernt, die bereit war, sich mit ihm zu treffen. Die meisten wollen so einen Loser wie ihn nicht. Leider hat er kein Geld, um sie zum Essen auszuführen, wie es sich gehört, nicht mal einen Kaffee kann er ihr spendieren. Deshalb wird er sie am Nachmittag im Stadtpark treffen und mit ihr am Fluss spazieren gehen. Dort ist es im Frühling besonders schön. Hoffentlich wird sie sich nicht langweilen. Frank nimmt eine Dusche. Sein Magen knurrt. Die halbe Semmel war wohl zu wenig. Zögernd blickt er zum Küchentisch. Beharrlich und sich ihrer Allmächtigkeit bewusst beobachtet ihn die unheimliche Pizza mit ihren vielen Olivenaugen. Ihm wird unwohl bei dem Gedanken, wieder davon zu essen, aber er kann sich doch nicht mit solchen verräterischen Körpergeräuschen bei seinem lang ersehnten Rendezvous blamieren. Tapfer beißt er noch einmal in den Pizzarand. Und wieder überkommt ihn das gleiche merkwürdige Gefühl. Angsterfüllt klappt er den Schachteldeckel wieder zu und nimmt seine Jacke vom Türhaken herunter, sieht dann aber wie schmutzig sie ist und hängt sie sogleich wieder auf.
Ohne Mahlzeit und warme Kleidung geht Frank zum Treffen. Der Frühlingstag ist noch etwas kühl und nachdem er eine ganze Weile am verabredeten Ort im Park herum gestanden ist, beginnt er zu frieren. Er trägt keine Uhr und kann nicht nachsehen, meint aber, dass er bestimmt schon seit einer halben Stunde auf seine Herzensdame wartet. Der Versetzte holt aus seiner Jeanstasche den zerknüllten Zettel mit ihrer Nummer. Wie soll er sie aber anrufen, sein Handy ist in der Jackentasche und die Jacke hat er daheim gelassen. Und selbst wenn er es dabei gehabt hätte, hätte er nur nachsehen können, ob sie sich gemeldet hat. Selbst hätte er damit nicht telefonieren können, denn sein Guthaben war schon längst aufgebraucht. Der enttäuschte Mann bittet die Passanten, ihm zu erlauben, seine neue Freundin von ihren Handys anzurufen.
„Verpiss dich!“ oder „Kauf dir selber ein Handy, du Penner!“ bekommt er zu hören. Endlich hat ein etwa gleichaltriger Mann Mitleid und leiht ihm kurz sein Mobiltelefon.
„Wie dreist bist du eigentlich?!?“ brüllt die Stimme auf der anderen Seite. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich über eine Stunde auf dich warte, du Idiot!“
„Wieso über eine Stunde, ich war doch pünktlich und warte schon die ganze Zeit auf dich…“ rechtfertigt sich Frank.
„Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen!“, zetert die verärgerte Frau.
Frank blickt daraufhin auf das Handydisplay, dort steht 18:34 Uhr. „Ich verstehe das nicht“, murmelt er, „ich war ganz bestimmt um fünf Uhr da, wie abgemacht.“
Sie schweigt dann eine Weile und scheint sich zu beruhigen, danach sagt sie aber: „Mit einem Typen, der nicht mal die Uhrzeit lesen kann, brauche ich mich überhaupt nicht zu treffen“ und legt auf.
Als Frank am nächsten Morgen aufwacht, redet er sich ein, dass es nur ein besserer Tag werden könne und er den Spuk vom Vortag am besten vergessen sollte. Was ihm Mut macht, ist das Vorstellungsgespräch, das er heute um 15 Uhr hat. Die Aussicht auf einen Job und darauf, wieder Geld zu verdienen, beruhigt ihn. Dann wird er sicher auch leichter neue Frauen kennen lernen und auf die von gestern pfeifen können. Bevor er zum Vorstellungstermin aufbricht, stopft er noch ein Paar Pizzastücke in den Mund, obwohl es ihm widerstrebt, denn er will nicht völlig ausgehungert dort erscheinen.
Der potenzielle Arbeitgeber empfängt ihn aber mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck und bedauert, er könne einen Bewerber, der bereits zum Vorstellungsgespräch eine Stunde zu spät komme, in seiner Firma nicht gebrauchen.
Frank rennt verzweifelt nach Hause, stürmt in die Küche und reißt den Deckel der Pizzaschachtel auf. Sie ist wirklich eine Uhr und muss etwas mit seinem Unglück zu tun haben, jedes Mal, nachdem er von ihr isst, passiert ihm ein Missgeschick, bei dem die Zeit verrückt spielt. Drei Oliven von ihr fehlen, stellt er fest, nur wo ist bei dieser von seinen Bissen deformierten Pizzauhr oben und unten? Wo beginnt ihr Zifferblatt? Wild geworden kreist er um den Küchentisch und jagt nach seinen eigenen entgleisenden Gedanken, bis er die richtige Position findet, aus der es erschreckend deutlich wird: der fatalen Pizzauhr fehlen jene Oliven, die stellvertretend für die Zahlen 3, 5 und 12 gestanden hatten. Um drei hatte er heute sein Vorstellungsgespräch und wollte gestern um zwölf zur Lebensmittelausgabe und um fünf zu seiner Verabredung. Waren jetzt die Stunden, die er gegessen hatte, etwa aus seinem Tag verschwunden? Zum Glück hatte er sonst nur Stücke zwischen den noch vorhandenen Oliven abgebissen.
Wenige Wochen später findet Frank einen Job bei einem Logistikunternehmen. Er muss Pakete nach Postleitzahlen sortieren und sie in die entsprechenden Container laden. Es ist eine Knochenarbeit, aber er ist froh, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben. Zwar hat sich sein Leben dadurch finanziell verbessert, doch seitdem sein Tag nicht mehr aus 24 Stunden besteht, sondern nur aus 18, bekommt er zunehmend Schwierigkeiten.
Wenn er bei der Arbeit in die mittlere Schicht eingeteilt wird, die um 11 Uhr vormittags beginnt, schafft er es nicht, seine Aufgaben zu erledigen, egal wie er sich auch abmüht. Dauernd muss er den Wutausbrüchen seines Vorgesetzten ausweichen: „Wo warst du so lange, ich habe dich überall gesucht! Siehe nur, so viele Pakete, das Förderband ist verstopft!“. Von Tag zu Tag wird seine Lage immer kritischer und Frank muss zu Recht um seinen Job fürchten.
Er ist auch chronisch unausgeschlafen. Zwar verbringt er wie üblich scheinbar acht Stunden im Bett, tatsächlich sind es aber nur fünf, die der Zeitberaubte jede Nacht schlafen kann. Die fehlenden Stunden kann er aufgrund seines verkürzten Tages nicht mehr nachholen. Der harte Job tut noch ein Übriges dazu und Frank wird immer kraftloser.
Außerdem muss er die ganze Zeit höllisch aufpassen, dass er sich in den kritischen Stunden an einem sicheren Ort aufhält. Dass er zum Beispiel nicht Punkt 15 Uhr eine stark befahrene Straße überquert.
Belastend ist es auch, dass er noch mehr von seiner ohnehin knapp gewordenen Zeit verliert, wenn er zu den für ihn nicht mehr existierenden Stunden mit dem Bus oder mit der U-Bahn unterwegs ist. Dann kommt er ganz woanders an, oft sehr weit von der Haltestelle entfernt, an der er eigentlich aussteigen wollte und muss die Strecke wieder zurück fahren. Einmal musste er sogar mehrere Stunden im Tunnel nach der Endstation der U-Bahn ausharren, bis sein Zug wieder herausgefahren wurde. Und als wäre sein Leiden nicht schon groß genug gewesen, schimpfte ihn der U-Bahn-Fahrer noch, als er ihn im Fahrzeug entdeckte.
Überdies ist er gezwungen, seine Pizza akribisch zu bewachen, die immer noch erschreckend frisch aussieht und duftet, als wäre sie gerade gebacken. Immer wieder zählt er die übrig gebliebenen Oliven ab und will gar nicht daran denken, was wohl passieren würde, wenn noch mehr davon oder gar alle abgebissen würden. Natürlich machte er den Versuch, neu gekaufte Oliven auf die Pizza zu legen, da wo er noch Platz dafür auf ihrer Oberfläche fand, nur nutzte das leider nichts – im Gegensatz zu den bereits vorhandenen Oliven, verschimmelten und verdarben die neuen nach einigen Tagen, ohne einen Zeitwiedergewinn zu bewirken.
Eines Morgens vergisst Frank in seiner Übermüdung die Wohnungstür abzuschließen. Als er nach Hause kommt, entdeckt er in der Küche seinen Nachbarn, der die offene Tür wohl bemerkt hat und nach dem Rechten sehen wollte. Dieser schaut gerade neugierig in den Pizzakarton hinein, der immer gut sichtbar in der Küche steht und ist im Begriff, seinen Inhalt zu probieren. „Nein!“, kreischt Frank, stürmt durchs Zimmer und reißt ihm die Pizzaschachtel aus der Hand. Sein Gast schafft es nicht, davon zu kosten, aber einige Oliven kullern bei dem Gefecht auf den Küchenboden. Entsetzt sammelt Frank diese ein und bringt sie mit zitternden Fingern wieder an ihre ursprünglichen Plätze. Der verdutzte Nachbar bekommt nur Schluchzer und wirres Zeug zu hören und zieht es vor, sich zu verabschieden.
Frank kriecht verängstigt in sein Bett. Was ist jetzt, wenn es nicht funktioniert, die Oliven einfach wieder auf den Pizzarand zu legen, nachdem sie einmal heruntergefallen sind? Was wird passieren, wenn er ihre Plätze vertauscht hat? Der Elende wälzt sich die ganze Nacht hin und her, zum Spielball einer Horde böswilliger Alpträume geworden, die ihn zwischen den einzelnen Runden des Schreckens immer wieder wachrütteln. Am Ende der unruhigen Nacht bleibt es unklar, ob ihm nun noch weitere Stunden fehlen oder sonst sich etwas in seinem zerfressenen Tag- und Nachtrhythmus verschlechtert hat, denn er weiß nicht genau, wie lange er geschlafen und wie lange nur wach gelegen hat.
Im Laufe des Vormittages wächst Franks Panik ins Unermessliche. Unfähig die Ungewissheit weiter zu ertragen, packt er die Pizzaschachtel und rennt damit aus der Wohnung. In die Mülltonne wird er das Teufelswerk wieder versenken, aus der er es herausgeholt hat. Ja, genau das wird er tun, geschehe, was wolle! Er ist nicht mehr in der Lage, sie Tag und Nacht zu bewachen, so kann er nicht weiter leben. Noch ist es nicht zwölf, mit dem Bus schafft er es bestimmt, noch rechtzeitig zu jener Mülltonne im Schlachthofviertel zu gelangen. Er will diesen Unglücksfund keine Minute länger bei sich behalten.
Doch der Bus hat Verspätung. Es ist ein Julitag, die Sonnenstrahlen können Frank aber nicht aufwärmen – zitternd sitzt er an der Haltestelle mit dem Pizzakarton auf dem Schoss und drückt verzweifelt seine Kanten zusammen. Nachdem auch der nächste Bus nicht nach Fahrplan kommt, ertönt durch den Lautsprecher eine Durchsage, die Frank leider nicht verstehen kann, weil gerade in diesem Moment ein großer Lastwagen vorbei braust. Wütend schaut er dem lauten Fahrzeug nach, doch als dieses sich entfernt und die Sicht auf eine Litfaßsäule auf der gegenüberliegenden Kreuzungsecke freigibt, stockt ihm der Atem. „ARCIMBOLDO“ liest er auf dem Plakat dort!
Frank springt und rennt bei roter Ampel über die Straße. „Eine Ausstellung im Italienischen Kulturzentrum zum 410. Todestag von Arcimboldo“ verkündet der Werbeträger. Der Verzweifelte blickt zu den auf der Pizzaverpackung aufgedruckten Ziffern hinunter und schluckt – sie bilden das Todesjahr des Malers. Neben dem Text ist auch eine Reproduktion des Künstlers abgebildet, die Frank sehr merkwürdig erscheint. Von der Haltestelle aus hat er geglaubt, ein Menschengesicht darin zu sehen, aus nächster Nähe ist es aber nur eine Ansammlung von dicht neben- und übereinander geordneten Lebensmitteln. Arcimboldos Gemälde sind offensichtlich verrätselt. Er muss unbedingt zu dieser Ausstellung, vielleicht findet er dort die Lösung, wie man das Unheil stoppen kann.
Hektisch sucht er das Plakat nach der Anschrift des Italienischen Kulturzentrums ab. Ganz unten steht sie. Dieses Mal hat er ausnahmsweise Glück – es ist ganz in der Nähe, nur ein paar Straßen weiter. Die Pizzaschachtel fest umklammernd rennt der Verlorene abermals los.
„Sie dürfen mit der Pizza nicht in die Ausstellung“, bedauert die Dame an der Kasse. „Essen sie diese erst mal in Ruhe auf, dann lasse ich sie herein.“
„Nein!“, entgegnet der Besucher mit entsetzter Stimme.
„Sie können auch unsere Schließfächer benutzen. Sie sind im Raum dort links vom Ausgang.“
Unverzüglich folgt Frank der Anweisung und sucht den beschriebenen Raum auf. Dort hält sich in diesem Moment sonst niemand auf, das ist gut, denkt der erschöpfte Mann, und in einem Kästchen eingesperrt ist seine Pizza sicher, wenn das Zeitloch sich öffnet. Er muss nur ganz schnell eine passende Münze für das Schließfach finden, denn es ist gleich soweit. Hastig stellt er die Pizzaschachtel auf den Boden ab, um sein Geldbeutel zu durchsuchen. Er will die Münze in den Schlitz am Türchen einstecken, in der Hektik rutscht sie ihm aber zwischen den Fingern und rollt auf den Boden. Frank kniet sich neben die Pizza hin und greift nach dem Geldstück, doch bevor er es erreichen kann, wird die zwölfte Stunde des Tages vollendet und seine Bewegung abgeschnitten. Als er sie wieder zu Ende ausführen kann, greift seine Hand ins Leere – keine Münze und keine Pizza liegen mehr auf dem Boden. Verloren schaut er sich um, aber er kann nichts finden.