Armut
Armut blüht an allen Enden,
hier in diesem Wohlstandsstaat.
Wuchert an den feuchten Wänden.
Isst statt Fleisch nur Fleischsalat.
Flüchtet sich in dunkle Ecken,
hinterlässt kaum eine Spur.
Spielt besonders gern Verstecken
hinter der Gardinenschnur.
Gräbt in die Gesichter Kerben.
Lungert rum im Asphaltgrau.
Schneidet sich an Flaschenscherben.
Macht besoffen Nabelschau.
Kehrt der Innenstadt den Rücken.
Igelt sich im Rinnstein ein.
Schläft im Vollrausch unter Brücken
zwischen Kippen, Schnaps und Wein.
Macht den andren keine Mühe.
Fordert nie, verhält sich still.
Kriegt statt Brocken nur die Brühe,
die kein andrer löffeln will.
Klagt nur unter seinesgleichen.
So entstehen Streit und Zank.
Kotzt dabei sich Fragezeichen
voller ekligem Gestank.
Keiner will der Armut trauen.
Jeder zeigt beim Anblick: scheu.
Niemand sieht ihr Elends-Grauen.
Deshalb bleibt sie vielen treu.
Roman Herberth
Armut blüht an allen Enden,
hier in diesem Wohlstandsstaat.
Wuchert an den feuchten Wänden.
Isst statt Fleisch nur Fleischsalat.
Flüchtet sich in dunkle Ecken,
hinterlässt kaum eine Spur.
Spielt besonders gern Verstecken
hinter der Gardinenschnur.
Gräbt in die Gesichter Kerben.
Lungert rum im Asphaltgrau.
Schneidet sich an Flaschenscherben.
Macht besoffen Nabelschau.
Kehrt der Innenstadt den Rücken.
Igelt sich im Rinnstein ein.
Schläft im Vollrausch unter Brücken
zwischen Kippen, Schnaps und Wein.
Macht den andren keine Mühe.
Fordert nie, verhält sich still.
Kriegt statt Brocken nur die Brühe,
die kein andrer löffeln will.
Klagt nur unter seinesgleichen.
So entstehen Streit und Zank.
Kotzt dabei sich Fragezeichen
voller ekligem Gestank.
Keiner will der Armut trauen.
Jeder zeigt beim Anblick: scheu.
Niemand sieht ihr Elends-Grauen.
Deshalb bleibt sie vielen treu.
Roman Herberth