Arschloch

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revilo

Mitglied
Wo seid Ihr?

Ihr verbotenen Nächte?

Ihr leicht nach Überrumplung
riechenden Frauenkörper

Ihr gierigen Zungen
die sich im spärlich beleuchteten Hinterhof
in meinen Mund bohren

Ihr frivolen Hände
die sanft nach meinem Geschlecht tasten

Ihr schaukelnden Brüste
mit Zimtgeschmack

Ihr tiefen Seufzer
mit Unschuldsblick

Ihr Tore zur Unsterblichkeit
in denen die Welt platzt

Wo seid Ihr?


Wohne jetzt
im Anzug
Binde täglich
den Schlips
um die Eier

Stutze
tagsüber
Courage
und
abends
Rasenkanten

Das ist die Antwort.
 

FrankK

Mitglied
Guten Morgen, Revilo

Ich bemerkte Dein Werk auf der Startseite der LeLu, üblicherweise bin ich nicht im Lyrik-Bereich unterwegs.
Erlaube mir trotzdem ein paar winzige Anmerkungen:

Ihr leicht nach Überrumplung
riechenden Frauenkörper
Diese Aussage:
Es duftet leicht(zart sanft) nach Überrumpelung (wie auch immer das riechen mag).
Passender wäre, denke ich:
Es riecht nach leicht überrumpelbaren Frauenkörpern.
Daraus gefiele mir besser:
"Ihr nach leichter Überrumplung
riechenden Frauenkörper"

Ihr frivolen Hände
die sanft nach meinem Geschlecht tasten
Das sanft passt meiner Meinung micht in die Szene, ein "gierig" würde hier eher funktionieren.
Leider ist das schon im vorhergenden Abschnitt eingesetzt.
Vielleicht dort ein paar "fordernde Zungen" damit es hier "gierige" Griffe werden können?

Unterhaltsame und deftig geschrieben Zeilen, gerne gelesen. Ein leichter Hauch von Wehmut klingt mit. Weckt Erinnerungen an Zeiten, in denen man selbst noch nicht in einem Anzug wohnte und sich den Schlips um die - Du weißt schon - band.


Viele Grüße
Frank
 

ENachtigall

Mitglied
Lieber revilo,

den letzten Satz ließe ich weg; dann klingt es mehr nach einer ernstgemeinten Aufforderung an die o.g. Vermissten. Dass der zweite Part gleichsam die Antwort auf die Fragen ist, erklärt sich von selbst.

Die Formulierung mit der Überrumpelung läßt offen, ob sie aktiv oder passiv gemeint ist. Ist ja aber auch egal. Hauptsache, es geht was, ist doch der Tenor der wehmütigen Klage.

Besonders gelungen finde ich die geprägte Verbindung des Schlippses mit den Eiern! Da wird deutlich, dass die regelementierte Lebensführung die so verlockend erinnerte Zügellosigkeit schlicht abwürgt.
Wohne jetzt
im Anzug
Binde täglich
den Schlips
um die Eier
Bei den frivolen Händen würde ich aus klanglichen Gründen dem "Geschlecht" ein "e" anhängen :)

Schönen Samstagsgruß,

Elke
 
Hallo revilo,
was äußerst spannend erotisch daherkommt, endet schon einmal nüchtern an exakt langweiligen Rasenkanten. Der beziehungsreiche Titel spricht Bände..!
Sehr gelungen, wie ich finde.
Gruß
Karl
 

MarenS

Mitglied
Oh, ganz gute direkte Sache, finde ich. Diese arme Socke, man erspürt die Freude am Leben, an der Gier, am Frivolen und endet kläglich mit dem gestutzten Kerl, rasenkantenschneidend...wie ätzend!
Vielleicht braucht er was Weibliches, das ihn mal aus dem Trott reisst, auf Rasenkanten pfeift und aus dem Anzug schüttelt. Unter Umständen löst sich ja dann auch die Abschnürung wieder und...naja schön wär es für ihn!

Das hast du fein rübergebracht, diesen Weg vom Mensch zum dressierten Affen.

Liebe Grüße von Maren
 

revilo

Mitglied
Hallo, Ihr lieben Liebenden! Ich danke für Euer Interesse.Da ich meine letzten Sachen ziemlich langweig fand, habe ich mit " Moment ´mal " begonnen, meinen Stil zu verändern. Ich möchte direkter werden.Ohne viel Gewölle und Dudeldei. Ich betone allerdings, dass ich hier nur Versuche ausspucke, die ich zur Diskussion stelle. Außerdem bin ich ein Freizeit- Poet, der sich selbst nicht wichtig nimmt. Denkt doch bitte alle daran! Es ist nur ein Gedicht.......LG revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
O, o, Oliver

aus dem A......ch fällt der Kot ..., letzterer hat hier schon für viel Aufregung gesorgt.

Wenn das mal gut geht! ;)

Bange Grüße
Heidrun

Dein Gedicht ge-fällt mir aber trotzdem, weil ich eher unstreng bin und die Sache mit der Krawatte sehr witzig finde.
 

revilo

Mitglied
Hallo FrankK, ich danke Dir sehr für Dein Interesse. Es freut mich, von einem " Nichtlyriker " besprochen " zu werden. Ich werde anfangen, in Deiner Ecke zu stöbern. Natürlich bin ich wehmütig. Sind doch alle alten Säcke Mitte vierzig......
Aber keine Sorge, ich bin glücklich verheiratet. Der Text ist also nur bedingt autobiographisch.......... LG revilo
 
P

Papyrus

Gast
das ist ein klasse text


endlich mal wieder ein bukowski würdiger aber noch viel mehr vermutlich
 

revilo

Mitglied
Hallo, mein schöner Vogel! Ein Lob aus Deinem profunden Munde zu hören, tut doppelt gut. Ich fürchtete, die Frauen wegen der
na ja Du weißt schon zu vergraulen. Ich überlege wirklich, ob ich den letzten Satz weglasse.Frauen kann man sowohl passiv als auch aktiv überrumpeln.Ich wollte einfach das Bild eines frustrierten Menschen malen, der seine ursprünglichen Ideale vergessen oder verdrängt hat.Dabei habe ich mich ganz bewußt einer direkten, unblumigen Sprache bedient. Die Deftigkeit ist beabsichtigt. In den guten, alten achtziger Jahren hätte ich mir Sexismusvorwürfe anhören müssen.Heute ist die Welt wieder im Lot.Man(n) kann als Mann wieder deftig sein. Nur manche haben es vergessen.......LG revilo
 
P

Papyrus

Gast
hi revilo

meinst du mich mit schönem vogel,
und warum bin ich profund?

na ja wie meine kollegin immer sagt, fass ich das mal als kompliment auf.


liebe grüsse P


p.s. erstmal gucken was profund ist
 

revilo

Mitglied
Hallo MarenS, danke für Deine Aufmerksamkeit. Mein Protagonist braucht mehr als etwas Weibliches........LG revilo
 

revilo

Mitglied
Hallo Papyrus!
Wow! Welche Ehre! Ein Vergleich mit meinem Jugendidol Bukowski.Buk trat in mein Leben, als ich 17 war. Ich habe alles von ihm verschlungen, was auf dem Markt zu kriegen war. Ich habe über30 Bücher von ihm im Regal stehen. Ich mochte meinen eigenen Stil nicht mehr sonderlich und habe mich ausprobiert. Schö, daß Dir meine Zeilen gefallen!!! Mit dem schönen Vogel warst nicht Du, sondern ENachtigall gemeint.
Erfreute Grüße von revilo!
 

revilo

Mitglied
Hallo Heidrun mit dem D.,
vielen Dank für Deine Anmerkung. Du wirst Dich daran gewöhnen müssen, daß ich ein wenig direkter werde. Aber ich denke, Du kannst das vertragen........Grinsende Grüße von revilo
 
P

Papyrus

Gast
ich hab bukowski liebesleben einer hyäne gelesen

dass muss auch reichen

irgendwie doch sehr düsteres welt bild aber gut stilisierend wenn man sichs gemütlich in seiner heilen welt macht

ein freund von bukowski henry miller,

der schreibt schon anders, aber wendekreis des krebses schon wenig handlung, doch sehr poesievoll: zechen und frauen.

liebe grüsse P
 

revilo

Mitglied
Hallo Papyrus! " Zechen und Frauen " ist genau das, was meinem Helden fehlt. Aber wenn du deine eigene Courage verloren hast, klappt es ´halt nicht mehr. Genau das wollte ich darstellen. Nicht mehr und nicht weniger! LG revilo
 

revilo

Mitglied
Wo seid Ihr?

Ihr verbotenen Nächte?

Ihr leicht nach Überrumplung
riechenden Frauenkörper

Ihr gierigen Zungen
die sich im spärlich beleuchteten Hinterhof
in meinen Mund bohren

Ihr frivolen Hände
die sanft nach meinem Geschlecht tasten

Ihr schaukelnden Brüste
mit Zimtgeschmack

Ihr tiefen Seufzer
mit Unschuldsblick

Ihr Tore zur Unsterblichkeit
in denen die Welt platzt

Wo seid Ihr?


Wohne jetzt
im Anzug
Binde täglich
den Schlips
um die Eier

Stutze
tagsüber
Courage
und
abends
Rasenkanten
 

revilo

Mitglied
Hallo ENachtigall,
ich habe Deine Anregung aufgegriffen und den letzten Satz gestrichen. Er war überflüssig. Vielen Dank von revilo
 



 
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