Asche

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Asche fiel vom Himmel.

Was für ein bizarrer Anblick. Wie ein Traum – ein Nachtmahr der schlimmsten Art. Große Flocken, grau und weich, die zu Staub zerfielen. Den Boden mit einer erstickenden Schicht bedeckten, die alles Leben begrub.
Alles Leben – welches noch übrig war.

Es gab keinen Horizont. Himmel und Erde gingen ineinander über, es gab keine feine Linie, die dem Auge sagte: hier ist Schluss. Es gab Farben, Nicht-Farben, Grautöne, alles zwischen Schwarz und Weiß. Keine Konturen. Alles undeutlich, wie Kreidezeichnungen auf einer Schiefertafel, nachdem jemand versehentlich mit dem Ärmel darüber gewischt hatte.

Versehentlich? Ja, vielleicht – sie hatten es nicht gewollt. Aber änderte das etwas? Änderte das etwas daran, dass das Leben, welches so kostbar einzigartig sein sollte, grausam verzerrt und schließlich zerrissen worden war? Zerrissen... und niemand auf der Welt konnte es wieder zusammenflicken.

Federn lagen auf dem Boden. Sie, die von ungetrübter, weißer Reinheit sprechen sollten, waren zerfetzt und von so viel Blut durchtränkt, dass die Farbe kaum noch an schmutziges Rot erinnerte.

Ein Körper, verdreht und begraben unter einer Decke feinen Staubs. Langes Haar war noch zu sehen, ausgebreitet auf der toten Erde, angesengt und schwarz. Die Augen waren hohl, nach oben gerichtet, dorthin, wo einst das Zuhause gewesen war, die Heimat für das geliebte Volk des Schöpfers. Aber die Liebe war fort, das Leben war fort und der Himmel war leer.

Sie hatten Flügel... sie hatten die Welt... sie hatten das Messer.

Verraten hat sie das Gefühl.
 



 
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