Auf Reisen (gelöscht)

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da bin ich ein wenig anderer Meinung Wipfel. Der Text hat nichts besonderes an sich. Das Ende, welches an eine Schildkröte denken lässt, ist irrig dahergeworfen.

gruß gernot
 
B

bluefin

Gast
hallo @mandelbaum,

ich hab eine schwäche für lakonische geschichten, wenn sie nicht allzusehr im eigenleben eines ich-erzählers herumwühlen. das tut diese geschichte hier nicht; sie ist in der hauptsache eine beschreibende. gut so!

nicht so gut ist die ausführung; ein paar sprachliche ungeschicklichkeiten, falsche bezüge und überflüssiges könnten herausgekämmt werden (wir müssen z. b. nicht dreimal erfahren, dass der ich-prot berliner ist). ich hab dir diesbezüglich ein paar vorschläge gemacht, vielleicht nützen sie dir:
Seit dreißig Tagen bin ich [blue]nun schon[/blue] hier und habe nicht ein [blue]einziges[/blue] Mal die Sonne gesehen. Dieser Nieselregen, der manchmal [blue](stärker) zum Wolkenbruch [/blue]wird und auf das Blechdach trommelt, nimmt mir die letzte Hoffnung. Auch habe ich noch keine[blue](n)[/blue] Menschen auf der Straße getroffen[blue]. S[/blue]ie haben sich in ihren Häusern verschanzt. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, ich sei in einem Gefängnis der einzige Gefangene, [blue](der sich so gut führt, dass der Wärter entlassen wurde und der Gefängnisdirektor in den Urlaub gefahren ist) der Hofgang hat[/blue].

Vor einem Monat habe ich [blue](meine Heimatstadt Berlin verlassen,)[/blue] mich in Tegel in das Flugzeug gesetzt und bin nach zwanzig Flugstunden auf dem schäbigen Flugplatz von N. gelandet. Am liebsten wäre ich [blue]damals[/blue] [blue](im Flugzeug) [/blue][blue]sitzen [/blue]geblieben und gleich wieder zurück geflogen. Was hatte er mir für einen Bären aufgebunden: [blue]A[/blue]bsolute Stille, ja, die habe ich gefunden, aber Ideen für meinen Roman ([blue]kommen) kamen mir bis jetzt (mir)[/blue] nicht. Was soll ich meinem Verleger nächste Woche sagen, wenn ich ihn [blue](in Berlin)[/blue] wieder treffen werde[blue]?[/blue] Er hat [blue](den teuren Flug) die teure Reise[/blue] finanziert, in der Hoffnung, dass ich hier das letzte Kapitel schreiben [blue](werde) würde[/blue].

Sieben lange Tage und sieben [blue](noch längere,) [/blue]schlaflose Nächte liegen [blue]noch[/blue] vor mir. Ich habe es längst aufgegeben, mich an den großen, von ([blue]Holz)W[/blue]ürmern zerfressenen Schreibtisch zu setzen und auf das weiße Papier zu starren. Ich liege angezogen auf dem Bett und versuche mir vorzustellen, wie das Zimmer [blue]wohl[/blue] aussähe, wenn durch das große Fenster Sonnenstrahlen [blue]herein[/blue] kämen. Es will sich überhaupt kein Bild einstellen. Ich fühle mich leer, völlig ausgelaugt, mehr tot als lebendig. Wie soll ich die kommenden Tage überstehen?

Ich nehme meine Regenjacke und laufe hinaus. Es wird schon dunkel draußen, das Alltagsgrau wird noch grauer, denn so richtig schwarz werden die Nächte hier nicht. Ich gehe die holprige Straße hinab bis an den steinigen Strand. Das Meer ist unbewegt und grau, dicke graue Tinte.

Ein ungewöhnlich großer[blue][komma][/blue] unförmiger Stein [blue](zieht mich unwillkürlich in seinen Bann) fällt mir auf[/blue]. Gestern lag er noch nicht [blue](dort) da[/blue]. Wellen ([blue]gibt) gab[/blue] es [blue](hier) seither[/blue] nicht, also [blue]ist[/blue] das Meer [blue](ist)[/blue] nicht schuld[blue](ig)[/blue] an [blue](seinem) dessen Hiersein[/blue]. Ich gehe näher heran. Nein - ein Stein ist das nicht. Er bewegt sich. Es ist ein Tier. Es [blue](ist schwer) scheint [/blue]verletzt. Ich will es hochheben, um es in das Haus zu tragen, aber es ist [blue]mir[/blue] zu schwer. Mit traurigen Augen blickt es mich an. [blue](Es)[/blue] [blue]L[/blue]iegt [blue]es[/blue] im Sterben[blue]?[/blue] Ich laufe zurück [blue](zum Haus)[/blue], um Wasser zu holen. Vielleicht hat es Durst. Als ich zurückkomme, kann es den Kopf nicht mehr heben[blue]. Es [/blue]atmet schwer.

Ich weiß nicht, was ich tun soll.
sehr schön ist die idee mit dem mysteriöse "fossil" am ende, in dem sich der erzähler ganz offensichtlich begegnet.

weitermachen!

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Mandelbaum

Mitglied
Hallo wipfel,
hallo gernot,
hallo bluefin,

ich danke euch für die Hinweise.
Ich habe den Text überarbeitet.

Liebe Grüße,
Mandelbaum
 

Mandelbaum

Mitglied
Hallo Gernot,
dein Urteil über die "Schildkröte" am Textende verwundert mich doch sehr, es ist doch offensichtlich, dass das kein gewöhnliches Tier ist, sondern der Intuition des Protagonisten entspricht. Es ist das Gegenteil eines Musenkusses.
Ich bin froh, dass andere Leser dies erkannt haben.
Vielleicht liest du den Text einfach nochmal unter diesem Gesichtspunkt. Zum Glück ist er nicht allzu lang :)
LG Mandelbaum
 
ich hab's nochmals gelesen und denke mir, vielleicht ist mein horizont einfach nur zu klein, oder du hast mich dort erwischt, wohin ich nicht denken möchte.

frohe weihnachten dir

gernot
 

Mandelbaum

Mitglied
nein, dein Horizont ist nicht zu klein!!!
Ich habe eine Situation beschrieben, die sich niemand wünscht und habe vor allem keinen Ausweg gezeigt.
Auch ich wünsche dir ein schönes Weihnachtsfest,
Mandelbaum
 

Mandelbaum

Mitglied
Das Thema lässt mich nicht los, ich habe noch einige Änderungen vorgenommen und bin dankbar für weitere Hinweise.
LG Mandelbaum
 

Rhea_Gift

Mitglied
Gefällt auch mir...

Nur der Satz

Auch habe ich bisher noch keine Menschen auf der Straße getroffen.
klingt nicht gut.

Vielleicht

Bisher habe ich nicht eine Menschenseele auf der Straße getroffen.

??

Jedenfalls nicht mit "auch" den Satz beginnen...

LG, Rhea
 
Hallo,

Mir wird die Intention des Textes nicht klar. Aus meiner Sicht ist es unrund. Der erste Absatz erzeugt ein wenig verzweifelte Stimmung, das scheint mir auch das Ziel zu sein.
Der zweite Absatz ist eher ein Informationseinschub, der erklärt, warum.
Der dritte Absatz versucht wieder die Verzweiflung zu zeigen. Vielleicht die beiden Absätze vereinheitlichen und gar nicht so ausführlich die Gründe nennen? Manchmal ist weniger mehr.
Der fünfte Absatz wird mir nicht klar. Soll damit ausgesagt werden, das der Protagonist alle Hoffnung fahren lässt?
Und wie steht er in Zusammenhang mit den vorherigen Absätzen? Den gegenteiligen Musekuss habe ich ebenfalls nicht erahnt.

Bis bald,
Michael
 

Mandelbaum

Mitglied
Danke für deinen Kommentar, Michael.
Der Text ist nicht rund, das ist Absicht, das Problem bleibt ungelöst. Über deine weiteren Bemerkungen werde ich nachdenken und sie in die Überarbeitung einbeziehen.
LG Mandelbaum
 
R

Rose

Gast
Liebe Mandelbaum,

die Schreibblockade gut umschrieben und das offene Ende lässt die Gedanken schweifen. Ich weiß nicht, was ich tun soll, kann sich auf beides beziehen. Das Tier (für mich eine Robbe) und das Schreiben des letzten Kapitels des Romans. Eine momentane gesamte Hilflosigkeit, die sich aber durch den Satz: Ich weiß nicht, was ich tun soll, schon auflösen kann.

Blumige Grüße
Rose
 
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