Auf der Kuppe des Hügels

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Ralf Langer

Mitglied
Auf der Kuppe des Hügels


Dies ist mein Stein,
ihr Götter,
ruft er,
in diesem Fels,
ist jedes Gran
ein Teil
von meinem Sein.

Ihr könnt wohl Felsen schaffen,
doch ins Rollen
habe ich ihn nur gebracht.

Hier oben
atme ich,
straf euch
mit meinem Glück.

Im Angesicht
der Schwerkraft

bin ich frei.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Ralf,
schon wieder schenkst du ein formidables Gedicht aus. :)
Thematisch sehr interessant (Homers 11. Gesang/Odyssee), schilderst du den Augenblick der Freiheit, den Sisyphos erleben kann, wenn er die Kuppe "seines" Berges erreicht hat und den ihm auferlegten Stein hinwegschleudern will, was ihm nicht gelingen darf. Denn seine Strafe währt ewig.

Gleichwohl, ihm bleibt diese eine Sekunde. Immer wieder. Und kehrt somit den Willen seiner Widersacher um.
Ganz tolle Idee!
Heidrun
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo heidrun,

ja so hab ich`s mir gedacht. zu dem kommt, wie ich hoffe,
der schwerkraft hier ein besonderes augenmerk zu.
denn die götter haben ja auch die schwerkraft gemacht,eben jene,
die es dem sisyphos so unerträglcih macht diese last
nach oben zu bekommen.
gleichwohl ist es eben jene schwerkraft, die den stein wieder von allein nach unten zieht.

so liegt in dem aufsteigenden abschnitt seines weges
strafe und im absteigenden die freiheit...

hab dank für deine worte

lg
ralf
 
P

penelope

Gast
lieber ralf

...ich will mich anschließen: dein gedicht ist straff, kraftprotzend, hell, einfach wunderbare lyrik, mit einem frechen, sich immer noch wehrenden protagonisten, wie camus es in seinem essay "der mythos von sisyphos" eben sagte: "Wir müssen uns Sisyphus als einen glücklichen Menschen vorstellen!"

vielen dank für diesen lyrischen hochgenuss...

lg penelope
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo penelope,

so schaut der herr camus, mit dem ich mich in den letzten tagen eifrig beschäftigte, aus diesem stück heraus.
dir einen schönen tag

ralf
 

revilo

Mitglied
Bergkuppe

Hier oben
atme ich
straf euch
mit meinem Glück

im Lichte der Schwerkraft
bin ich so frei

LG revilo
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Ralf,

ein schöne Idee. Die von Oliver vorgeschlagene Version ist für meinen Geschmack etwas zu kurz, vielleicht mit einem anfänglichen

"oben bringt er den Stein
einmal wieder
kurz zur Ruhe"

aber vielleicht eine mögliche Variante.

Liebe Grüße

Herbert
 

revilo

Mitglied
Hallo Herbert, das sollte keine Version, sondern ein völlig neues Gedicht sein..........mich haben diee Zeilen einfach greizt........ma kucken, was der Schalka draus macht.........
borussiamöchengladbachersteligageil
von
revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
So ist es noch viel besser, Ralf. - Nichts Erklärendes, alles offen ...
Sehr schön.
Grüßle
Heidrun
 

Perry

Mitglied
Hallo Ralf,

dann will ich mich mal an die Sisyphosarbeit machen und deinen Text nach "Schwachstellen" abklopfen.

"Gran" ist eine alte römische Maßeinheit, ob der griechische Sisyphos die kannte?

Ansonsten gefällt mir dieses "Aufbegehren" gegen das Übermächtige gut.

LG
Manfred
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo oli,

"so", deine variante ist mir dann doch zu kurz

die idee mit dem "so" als wortspiel hat was.
schließt sich doch die frage an, wie frei "so frei" ist.

aber ob hier noch jemand verstünde, wer lyrich ist?

lg ralf
 



 
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