Auf der Schwelle

4,00 Stern(e) 4 Bewertungen

Ralf Langer

Mitglied
Auf der Schwelle

Hier ist die Stelle,
hier sind wir eingekeilt,
zwischen einem fernen Himmel
und der tiefen See,
weiden wir uns
am Leben, so lange
wie es dauert.

Hier ist der Ort
Hier entwerfen wir
Unseren Blick
Auf diese Welt,
und geben uns hin
den Schwarzpulverträumen,
den Porzellanentwürfen.
In Freiheit eingepfercht,
ist alles Alchemie.

Hier denken wir uns
in andere Formen:
mit Stratosphärenflügeln,
mit Planktonseelen.
All das: Homunkulusspiele
unserer Golemnatur,
und rütteln an den Toren,
und sehen nicht
den Tor davor.

Hier auf der Schwelle
bringen wir uns um
die Frucht, und schlafen kaum.
Wenn doch, so schreiten wir hinüber,
und Sehnsucht quillt so klar,
bis wir dann schreien
- und erwachen?
 

Rhea_Gift

Mitglied
Das ist echt gelungen und die Länge stört so gar nicht! Zumindest finde ich es in sich absolut rund, tolle Bilder und ein echt guter Schluss!! Das Thema treibt mich eh auch immer wieder um, mag das noch befördern, das Gefallen... :)
Aber weiden am Leben zwischen Himmel und Meer, zwischen Schwarzpulvergeboller und zerbrechlichen Porzellantheorien/-träumen aus dem Elfenbeinturm unseres Geistes, Alchemie, das größenwahnsinnige Spiel mit Vorhandenem um Himmel und Hölle und das ewige künstliche Leben... zwischen Strato- und Plankton der Golem aus Lehm der olle Tor vorm Tor - Homunkulusspiel, sich selbst erfinden - aus erdiger Ursuppe, wenn mans zurückführen will aufs Allmenschliche, nicht Konstruierte... was es zu Genießen und darin zu Erkennen gäbe, verpassen wir, bis es zu spät ist - und dann besser wird? Oder aber... wir werden sehen, denken alle und geben sich mit dem Schwellenleben zufrieden...
Achja, seufz... ich werd jetzt schlafen - und erwachen wo? Mal sehen...mit Gruß an die leidige Schwelle, jut Nacht ;)

LG, Rhea
 
G

gitano

Gast
Hallo Ralf!
Nur erst einmal ganz kurz (weil es schon spät ist, aber dass muß ich noch loswerden): Ich könnte Dich knuddeln! Irgendwie habe ich das Gefühl, bei Dir ist ein Knoten geplatzt! Gratulation und Respekt für dieses Werk!.
Gern später mehr dazu!
Liebe Grüße
gitano
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo rhea,
dein kommentar hat mich erfreut.

hallo gitano,
hab dank fuer dein lob. gern moechte ich deiner einsicht glauben. dies stueck greift den losen gedanken aus
' bodenlos' auf. ich habe viele stunden hiermit verbracht. und bin nun recht zufrieden . nichtsdestotrotz glaube ich das vor allem im klangbild noch verbesserungen noetig sind.
aber hier brauche ich hilfe. mir fehlte die kraft daran weiter zu arbeiten.
so harre ich der anregungen die da kommen.
lg
ralf
 

Lena Luna

Mitglied
sehr schönes Gedicht, schwer da noch etwas besseres zu basteln, ich wage mal einen Vorschlag:
[blue]zwischen einem fernen Himmel
und der tiefen See,[/blue]...vielleicht:
zwischen fernem Himmel und der tiefen See...
liebe Grüße
Lena
 
G

gitano

Gast
Lieber Ralf!
Wenn es Dir um den Klang geht, ein Vorschlag zunächst nur für den ersten Abschnitt:

Hier ist die Stelle,
hier sind wir eingekeilt,
zwischen [strike]einem [/strike]ferne[blue]m[/blue] Himmel
und [strike]der[/strike] tiefe[blue]r[/blue]blauer See,
weiden [strike]wir[/strike] uns
am Leben, so lange
[strike]wie[/strike] es [strike]dauert[/strike] geht.

Die ersten beiden Zeilen könnte man auch bearbeiten. Nach meinem Empfinden sind sie aber trotz ihrer Holprigkeit sehr wichtig als Einführung. Weil "eingekeilt" ein starkes, tragendes Wort ist müßte man für Klanänderungen die Formulierungen völlig umstellen - ich glaube dadurch würde die Einleitung viel von ihrer Atmosphäre verlieren.
Die anderen Änderungsvorschläge befördern den Sprachfluss. Klanglich heben sie subtil das "e" als weichen Dehnungslaut hervor (See Leben, geht), ...ich hatte die Idee dass dies den Inhalt atmosphärisch befördert.
Das "blauer" in Z4 gibt jetzt ein "Wogen" mit: tiefer,blauer (Alternierende Betonungsakzente)
Ersteinmal soweit für S1, über die anderen müßte ich noch nachdenken.
Auf bald, lieb Grüße
gitano
 

Lena Luna

Mitglied
[blue]Hier denken wir uns
in andere Formen:
mit Stratosphärenflügeln,
mit Planktonseelen.
All das: Homunkulusspiele
unserer Golemnatur,
und rütteln an den Toren,
und sehen nicht
den Tor davor.[/blue]

Vorschlag:

Hier erdenken wir uns
eine andere Form:
mit Stratosphärenflügeln,
mit Planktonseelen.
All das: Homunkulusspiel
der Golemnatur,
wir rütteln an den Toren,
doch sehen nicht
den Tor davor.

LG
Luna
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo gitano,
hab dank für deine Vorschläge. Werde einiges davon umsetzen.

wenn du die zeit hast, hörte ich auch gerne etwas zu den anderen Strophen

lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Auf der Schwelle

Hier ist die Stelle,
hier sind wir eingekeilt,
unter fernem Himmel
über tiefblauer See,
weiden uns an Leben,
so lange es nur geht.

Hier ist der Ort
Hier entwerfen wir
Unseren Blick
Auf diese Welt,
und geben uns hin
den Schwarzpulverträumen,
den Porzellanentwürfen.
In Freiheit eingepfercht,
ist alles Alchemie.

Hier denken wir uns
in andere Formen:
mit Stratosphärenflügeln,
mit Planktonseelen.
All das: Homunkulusspiele
unserer Golemnatur,
und rütteln an den Toren,
und sehen nicht
den Tor davor.

Hier auf der Schwelle
bringen wir uns um
die Frucht, und schlafen kaum.
Wenn doch, so schreiten wir hinüber,
und Sehnsucht quillt so klar,
bis wir dann schreien
- und erwachen?
 
G

gitano

Gast
Hi Ralf!
Schwere Kost die S2 aber ich habe einen Vorschlag für Dich. Habe die klnglich stärkeren Silben wie in S1 ans Ende der Zeile buggsiert und (sorry bitte!) etwas gestrafft:
S1 und S2 im Zusammenhang:

Hier ist die Stille.
Hier sind wir eingekeilt,
zwischen fernem Himmel
und tiefer, blauer See (alternativ nur: blauer See).
Weiden uns am Leben (ohne Zeilenbruch)
so lange es geht.

Hier ist der Ort.
Hier entwerfen wir
unseren Blick auf die Welt.
Geben uns hin,
den Schwarzpulverträumen
und Porzellanentwürfen.
...Freiheit in Pferchen
mit Allchemie.

Es gäbe eine Reihe anderer Möglichkeiten, doch diese ziehen größere Änderungen und Umstellungen am Text nach sich...wollte ich vermeiden...ist ja DEIN Text.
Den Schluss von S2 empfinde ich so jetzt "zündender" ;-)weil Allchemie bleibt jetzt im Nachklang hängen.

Sag mal wie es bei Dir ankommt. Brauche jetzt erstmal Essenspäuschen;-)
Bis bald
gitano
 

revilo

Mitglied
Schwarzpulverträume und Porzellanentwürfe......was für ein knackiger Kontrast.....Träume explodieren und Entwürfe zerbrechen............gefällt mir LG revilo
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Ralph,

gern schicke ich dir meinen Glückwunsch und herzliche, absolut mäkelfreie Grüße. ;)

In meinen Augen ist es dir (hier) zum ersten Mal gelungen, deine überaus interessanten Gedanken mit der Form und dem Rhythmus in Einklang zu bringen.

Das Gedicht ist herausragend gut und wird von mir noch häufig gelesen werden.

:)
Heidrun

P.S.: Kennst du Werfel? Der denkt irgendwie ähnlich ...
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo revilo,
ich freue mich sehr das dies stück dir gfällt.

hallo heidrun,

ich habe viel arbeit hierin eingesetzt, und mir deine mahnenden worte duch den kopf gehen lassen.
es hat geholfen, den text ersteinmal liegen zu lassen und nicht direkt zu posten.
danke dafür.

du hast recht es müsste "toren" heissen. aber der tor klingt hier besser.
ich wüde ihn gerne so stehen lassen und die deutsche sprache hinten an stellen.

lg
ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo heidrun,
franz werfel ist mir ein begriff. leide auch nicht mehr.
ich danke dir für den hinweis und werde mich intensiv mit ihm beschäftigen.
lg
ralf
 
H

Heidrun D.

Gast
So intensiv ist vielleicht nicht nötig ... Aber "Stern der Ungeborenen" ist sehr lesenswert und kurzweilig.

:)
 



 
Oben Unten