Aufprall

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Perry

Mitglied
Hallo Franke,

Stottern und Stammeln sind ja Sprachstörungen, die einen auf den Wegen des Lebens durchaus an Grenzen bringen können.
Den Aufprall und das Wortverschenken kann ich leider nicht verorten.
LG
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Perry,

du darfst nicht immer alles so wörtlich nehmen.
Es geht hier nicht um Sprachstörungen, sondern um Situationen, die jemanden zum Stammeln oder Stottern bringen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Perry

Mitglied
Hallo Franke,

am Anfang steht immer das Wort für sich allein, dann folgt sein Wirken im Kontext.
Wenn aus Schotter - Stotter und aus Trampel - Stammel wird, dann verweben sich hier Sprachstörung mit Wegen zu einem Ziel.
Im Kontext scheint das Ziel eines Ankommens -vielleicht bei einem attraktiven Gegenüber- in einer Abfuhr (einem Aufprall?) zu enden.
LG
Manfred
 
F

Frodomir

Gast
Hallo Franke,

dein Gedicht Aufprall will so richtig bei mir keine Wirkung erzielen und ich glaube auch zu wissen, woran das liegt.
Wenn ich es dir eben darlegen darf:

Titel und Text deines Gedichtes stehen offensichtlich in einem semantischen und syntaktischen Zusammenhang, sodass ein Aufprall auf Stotterstraßen und Stammelpfaden assoziiert wird. Da ein Aufprall aber mit einem abrupten Ende einher geht, entsteht in meinem Kopf kein stimmiges Bild, weil die Substantive Straße und Pfad, auf die meiner Lesart nach der Aufprall erfolgen soll, im Gegensatz zu einem jähen Ende eher in die Ferne verweisen. Eine Straße oder ein Pfad führen - wenn hier auch unter schwierigen Umständen - immer irgendwohin.

Würde ich dagegen versuchen, den Gedichttitel erst einmal auszuklammern, fehlt mir persönlich die Vorgeschichte zu deinen Zeilen, welche mir erklärt, vor welchem Hintergrund eine mitgedachte Lyrische Person auf Stotterstraßen und Stammelpfade gerät. Ich habe hier also ein kontextuelles Problem und halte dein Gedicht deshalb für etwas zu minimalistisch. Deshalb kann ich auch Perry gut verstehen, welcher mit seiner - in meinen Augen interessanten - Deutung mühevoll nach Anhaltspunkten gesucht hat.

Viele Grüße
Frodomir
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Frodomir,

auch hier vielen Dank für deinen Kommentar. So muss eine Lyrikdiskussion laufen.

Ich versuche mich zu erklären,auch wenn ich das nicht gerne tue, weil ich dem Leser meine Intention nicht aufzwingen möchte.
Dass Straßen und Pfade immer irgendwo hinführen, ist sicher richtig, in diesem Zusammenhang aber irrelevant.
Nach dem Aufprall ist die Reise des lyr.ich beendet. Bis hierhin und nicht weiter.
Es geht hier auch nicht um weltbewegende Dinge oder Sprachstörungen, sondern um den Vorgang des Schreibens an sich.
Deshalb das Zusammenspiel von Stottern, Stammeln mit den Worten, die letztendlich behalten kann, wer will.

Liebe Grüße
Manfred
 
T

Trainee

Gast
Hallo Manfred,

klugsch.....d möchte ich anmerken, dass ich dein Gedicht von Anfang an der Beschreibung eines Schreibprozesses zuordnete.
Aber gerade deshalb passt der Titel m. E. nicht so gut. Es fehlt ein Bezug.
Wenn du den Text aber "Hebungsprall" nennen wolltest, hättest du den und eine leicht humoristische Note obendrein.
Ein Hebungsprall (= Doppelhebung) ist nicht immer willkommen, verdirbt so manches Gedicht und stoppt (beendet?) in jedem Fall den Fluss des Schreibens. Und den des Lesens.

Was hältst du von der Idee?

Fragende Grüße
Trainee
 

revilo

Mitglied
Auf Stotterstraßen
Stammelpfaden
bis hierher und
nicht weiter

die Worte

behalte wer will

Grüß dich Franke....das Problem an diesem Gedicht sind für mich die ersten beiden Worte Stotterstraßen und Stammelpfade, die für sich genommen sicherlich spannende Wortschöpfungen sind, aber zusammen den Leser wegen der Kürze des Textes erschlagen....letztlich bedeuten für mich diese Metaphern ein und dasselbe: nämlich eine gewaltige Störung in der Kommunikation..... ich verbände die Begriffe entweder mit einem "und", weil sie dann nicht so beziehungslos sind und es sich einfach nicht so abgehackt liest oder ließe einen davon weg....so wirkt es ein wenig gekünstelt......
Lg revilo
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Trainee,

es geht hier nicht um den Schreibprozess, die Gedichtwerdung, sondern um das Ende desselben. Mir ist die Tage in den Sinn gekommen, dass irgendwann der Punkt erreicht sein wird, an dem ich nicht mehr schreiben werde. Warum auch immer. Diesen Punkt stelle ich mir nicht als langsamen Übergang, sondern als einen plötzlichen Aufprall vor.
Deshalb "bis hierhin und nicht weiter". Dies ist eigentlich die Kernaussage in meinem Gedicht. Die minimalistische Ausführung und der lapidare Schlusssatz sollen dies unterstreichen.

Hallo revilo,

ich schreibe Gedichte sehr schnell und intuitiv auf. Danach lese ich sie laut vor, was ich auch bei Gedichten anderer User mache. Dabei ist mir die Rhythmik des Gedichtes sehr wichtig.
Bei den Stolperstraßen und Stammelpfaden hatte ich dieselbe Überlegung wie du. Allerdings würde ein verbindendes "und" den Lesefluss unterbrechen. Die Verdoppelung soll die Aussage unterstreichen. Zum Verständnis des Gedichtes schau dir die Antwort an Trainee an.


Euch beiden danke ich herzlich für die intensive Auseinandersetzung mit meinem Gedicht. Das macht gerade richtig Spaß hier!
Ich wünsche euch ein geniales Jahr 2018 und uns allen, dass der Aufprall noch lange auf sich warten lässt.

Liebe Grüße
Manfred
 
Lieber Manfred,
Dein Gedicht weist eindringlich auf einen Zustand hin, den ich als Lyriker auch gut kenne und hasse.
Die notwendigen Worte wollen halt nicht immer fließen wie auf einer frisch asphaltierten Autobahn, obwohl es dort nicht selten auch lang andauernde Staus gibt.
Dir ein erfreuliches neues Jahr, in dem alles im Fluss bleiben möge.
Karl
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Es klingt, lieber Franke,

großartig, dichtest.

Nun überlege ich ("michtest") hin und her, wie ich die letzten Zeilen verstehen kann. Mehrere Wege, sie im Verhältnis zu dem musikalischen Kanon der beiden Stolpersteingassen davor zu lesen. Und das gefällt mir immer besser, je weniger ich sicherbleibe ("sichtest"?), wie wer die Worte behalten soll, wenn man denn Worte überhaupt "behalten" kann, die ja eigentlich nicht wir haben, sondern die uns haben: Wir bewegen uns ja durch die Sprache hindurch wie Fische im Wasser, und selbst wenn wir verstottern und verstammeln, zitterts in Wellen und Schüttelfrösten durch die stille Wärme.

Und natürlich schon immer, mitten im Leben.
Wem denn nicht?

grusz, hansz
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Hansz,

danke für deine Interpretation, die mir aus dem Herzen spricht.
Ich bin wie du schon immer der Meinung, dass nicht wir mit der Lyrik spielen. Sie spielt mit uns und manchmal ist dies auch ein böses Spiel.
Und vielleicht ist es nicht der Leser, der die Worte behalten kann. Vielleicht ist es der Lyriker?!

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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