Aufstehen in Alexandrinern (ein Splatter-Sonett)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Sonne weckt dich auf, du aber bist noch müde,
du drehst dich noch mal um - und schläfst gleich wieder ein,
die Vögel zwitschern schon im Morgensonnenschein,
der Wecker klingelt laut, für dich klingt das sehr rüde.

Du wirfst ihn vor das Bett und machst die Augen zu,
der doofe Wecker schellt mit blöden Klingeltönen,
du springst aus deinem Bett, willst dich nicht dran gewöhnen,
du trampelst auf ihm rum - barfuß und ohne Schuh.

Dann übertönst du ihn mit furchtbar lautem Schreien,
denn Blut spritzt aus dem Fuß und Teile liegen rum,
ein Zahnrad, eine Feder, der Wecker ist jetzt stumm,
ihm helfen Zangen nicht und keine Schraubereien.

Der Fuß wird wieder heil, die Narbe bleibt zurück,
Was von dem Wecker bleibt? Vom Zifferblatt ein Stück.
 
Lieber Bernd,
die Wut auf den Wecker kann ich gut nachvollziehen.
Ich habe ihn schon mal vom Nachttisch gestoßen, so dass er unters Bett fiel und weiter schrillte.
Er hörte nicht auf, und ich musste wahrhaftig aufstehen.
Mit viel Verständnis gelesen
Marie-Luise
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Bernd,

das ist dir wirklich gut gelungen. Es hat so einen lakonischen Witz, den ich ganz besonders schätze. Gerade in den Schlussversen kommt der pointiert zum Tragen.

Grüßle
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wo siehst Du das Problem, Sta.tor?

Im Versmaß oder im Reimschema oder inhaltlich?

Die letzte Strophe habe ich natürlich bei Wilhem Busch geguttenbergt.
"Mit der Zeit wird alles heil, nur die Pfeife hat ihr Teil."
 

HerbertH

Mitglied
hallo bernd

Z11 ist metrisch nicht OK hier könnte ich mir als ersten halbvers

ein zahnrad dreht sich noch

vorstellen. Von der form her ist das sonett ungewöhnlich, weil es abba reimstruktur in den drei quartetten aufweist statt abab
wie man es in der shakespeare-form erwarten würde

das heißt nicht, dass mir das gedicht nicht gefällt: vor allem inhaltlich besticht es

lG

herbert
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die Strophenform ABBA habe ich gewählt, um das Einkuscheln darzustellen (mit Hilfe der umhüllenden Reime).
Be Z11 hast Du vielleicht recht, die Halbzeile sollte männlich enden, um die Zäsur besser darzustellen.

Ich autorisiere beide Versionen.

Die Sonne weckt dich auf, du aber bist noch müde,
du drehst dich noch mal um - und schläfst gleich wieder ein,
die Vögel zwitschern schon im Morgensonnenschein,
der Wecker klingelt laut, für dich klingt das sehr rüde.

Du wirfst ihn vor das Bett und machst die Augen zu,
der doofe Wecker schellt mit blöden Klingeltönen,
du springst aus deinem Bett, willst dich nicht dran gewöhnen,
du trampelst auf ihm rum - barfuß und ohne Schuh.

Dann übertönst du ihn mit furchtbar lautem Schreien,
denn Blut spritzt aus dem Fuß und Teile liegen rum,
ein Zahnrad dreht sich noch, der Wecker ist jetzt stumm,
ihm helfen Zangen nicht und keine Schraubereien.

Der Fuß wird wieder heil, die Narbe bleibt zurück,
Was von dem Wecker bleibt? Vom Zifferblatt ein Stück.
 



 
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