Augenblicke

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Kaetzchen

Mitglied
Laute Musik weckt mich. Das Ave Maria von Schubert und - Kaffeeduft. Diese für mich perfekte Mischung jagt kleine Schauer von Glücksgefühlen durch meinen Körper. Meine Gedanken an die vergangenen Tage finden sich nach und nach wieder ein. Auch bei den Anderen im Schlafraum zeigen Kaffeegeruch und Musik eine belebende Wirkung.

Schon bald sitzen wir an der langen Frühstückstafel wie die 12 Jünger von Jesus, dessen Porträt über unseren Köpfen an der Wand hängt. Wir unterhalten uns in verschiedene Sprachen, in die auch pantomimische Gesten mit einfließen. Aber ich bin mehr eine stille Beobachterin, denn ich betrachte gern die Gesichter und lese in der Mimik. So sehr wir uns voneinander unterscheiden, wir haben ein gemeinsames Ziel und wollen es trotz Entbehrungen erreichen. Aber jeder geht auch ein Stück seines eigenen Lebensweges.

Aufbruchstimmung kommt auf und auch ich mache mich auf den Weg. Ich buckele meinen Rucksack auf, in dem sich mein ganzes Hab und Gut für diese Reise befindet, mehr braucht es nicht.

Draußen empfängt mich feuchte Kälte. Nebel hängt zwischen den Bergen wie ein weißer Fluss und der bleigraue Himmel trübt das herbstliche Bunt und schafft eine mystische Stimmung. Die verschwommenen Konturen der Berge und die ineinander verflossenen Farben lassen mich an eine trübe Fensterscheibe, durch die ich blicke, denken. Ich bleibe stehen und versinke in diesen Anblick. Innehalten, alles um mich vergessen, ist mir lange nicht gelungen.
Oft verdrängt ein Gedankenfetzen den anderen, als kämpft jeder um eine Vorrangstellung. Aber nun ist alles wie ausgelöscht und ich fühle mich leicht und befreit.
Euphorisch atme ich die frische Morgenluft ein und aus. Es fühlt sich wie eine Reinigung der Atemwege an.

Später, auf einem Stein sitzend, schreibe ich in mein Reisetagebuch: Ich genoß den Anblick des Morgens in den Bergen und streute meine Probleme in den Wind. Dieser Augenblick öffnete mein Herz und weckte Liebe in mir, wodurch ich den Zauber des Lebens erkannte. Vielleicht ist diese Erfahrung der Sinn meiner Wanderung und mein eigentliches Ziel.

Ich setze meinen Weg fort. Mein Wanderstab klopft auf das Pflaster im eintönigen Rhythmus und das Ave Maria klingt immer noch in mir. Am Rucksack tanzt im pendelnden Hin und Her die Jakobsmuschel,
Symbol der Peregrino.
 

Kaetzchen

Mitglied
Laute Musik weckt mich. Das Ave Maria von Schubert und - Kaffeeduft. Diese für mich perfekte Mischung jagt kleine Schauer von Glücksgefühlen durch meinen Körper. Meine Gedanken an die vergangenen Tage finden sich nach und nach wieder ein. Auch bei den Anderen im Schlafraum zeigen Kaffeegeruch und Musik eine belebende Wirkung.

Schon bald sitzen wir an der langen Frühstückstafel wie die 12 Jünger von Jesus, dessen Porträt über unseren Köpfen an der Wand hängt. Wir unterhalten uns in verschiedene Sprachen, in die auch pantomimische Gesten mit einfließen. Aber ich bin mehr eine stille Beobachterin, denn ich betrachte gern die Gesichter und lese in der Mimik. So sehr wir uns voneinander unterscheiden, wir haben ein gemeinsames Ziel und wollen es trotz Entbehrungen erreichen. Aber jeder geht auch ein Stück seines eigenen Lebensweges.

Aufbruchstimmung kommt auf und auch ich mache mich auf den Weg. Ich buckele meinen Rucksack auf, in dem sich mein ganzes Hab und Gut für diese Reise befindet, mehr braucht es nicht.

Draußen empfängt mich feuchte Kälte. Nebel hängt zwischen den Bergen wie ein weißer Fluss und der bleigraue Himmel trübt das herbstliche Bunt und schafft eine mystische Stimmung. Die verschwommenen Konturen der Berge und die ineinander verflossenen Farben lassen mich an ein Aquarell denken. Ich bleibe stehen und versinke in diesen Anblick. Innehalten, alles um mich vergessen, ist mir lange nicht gelungen.
Oft verdrängt ein Gedankenfetzen den anderen, als kämpft jeder um eine Vorrangstellung. Aber nun ist alles wie ausgelöscht und ich fühle mich leicht und befreit.
Euphorisch atme ich die frische Morgenluft ein und aus. Es fühlt sich wie eine Reinigung der Atemwege an.

Später, auf einem Stein sitzend, schreibe ich in mein Reisetagebuch: Ich genoß den Anblick des Morgens in den Bergen und streute meine Probleme in den Wind. Dieser Augenblick öffnete mein Herz und weckte Liebe in mir, wodurch ich den Zauber des Lebens erkannte. Vielleicht ist diese Erfahrung der Sinn meiner Wanderung und mein eigentliches Ziel.

Ich setze meinen Weg fort. Mein Wanderstab klopft auf das Pflaster im eintönigen Rhythmus und das Ave Maria klingt immer noch in mir. Am Rucksack tanzt im pendelnden Hin und Her die Jakobsmuschel,
Symbol der Peregrino.
 



 
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