Aus. Zeit!

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Duisburger

Mitglied
Hallo Walter,

gefällt mir in seiner Kürze ausgesprochen gut.
Den letzten Satz könnte man, wenn man denn wollte ...

Aus! Aus. Zeit!
Er war es leid:
Kopfflucht statt Beredsamkeit.

lg
Duisburger
 

Walther

Mitglied
Moin Duisburger,

danke für Deine aufmunternden Worte.

Das Gedicht beschreibt meine augenblickliche Selbsteinschätzung. Die Lyrik läuft aus der Feder, die Reime passen, die Metrik ist in Ordnung, die Bilder auch.

Aber irgendwie ist nichts Überraschendes mehr drin. Das fällt nicht nur den Lesern auf, mir auch. Ich bin wohl an einem toten Ende angelangt. Da ist es durchaus hilfreich, über eine Auszeit nachzudenken.

Daher würde Deine Formulierung "Kopfflucht statt Beredsamkeit" durchaus zutreffen. Jedenfalls hat sie mich berührt, und ich muß über diese Idee intensiv nachdenken.

Inzwischen bastele ich ein wenig an meinen Jobs für die nächste Nummer der Asphaltspuren. Das lenkt ab und verhindert schwarze Gedanken. :)

Wer mehr über die Asphaltspuren wissen will, findet ihre Webseite unter: http://www.asphaltspuren.de

Wir suchen übrigens immer gute Lyrik (die wähle ich dann aus) und gute Kurzgeschichten (die nicht, das können die Redaktionskollegen besser). Außerdem Rezensionen und andere interessante Beiträge. So, jetzt aber genug der Werbung. :D

Glückauf und Grüße

W.
 

Walther

Mitglied
Hallo Marie-Louise,

tja, das mit das Dichten ist sonne Sache. Man(n) lutscht sich aus und wiederholt sich. Das dräut jedem. Mir ist der Zustand bedenklich nahe gekommen. Ein bißchen Selbstkritik schadet nicht, vor allen Dingen, wenn man so gerne auf den Quark klopft wie ich. :)

Das mit dem hinter den Spiegel Stecken vermag ich bei anderen nicht zu beurteilen, bei mir selbst hingegen schon. Hier ist das am Spiegel gut aufgehoben, weil es daran erinnert, ob der nächste Text wirklich wert ist, veröffentlicht zu sein oder eher nicht. Wer viel schreibt und postet, der nutzt sich eben doch ab. Jedenfalls ich tue das wohl.

Danke für Deinen lobenden Eintrag. Also besteht wenigstens noch Hoffnung auf Besserung. Auch das ist ja schon einmal
besser als nix. ;)

Lieber Gruß W.
 

Eve

Mitglied
Hallo Walther,

dein Gedicht spricht mich sehr an, weil du die Worte gut gewählt hast, um eine deutliche Aussage zu machen. Gerade die Kürze ist es, die den Text so prägnant macht.

Für mein Empfinden passt in der letzten Zeile die "Einkehr" genau dorthin ... "Kopfflucht" ist mir persönlich etwas zu konstruiert als Wort, weil gerade in den vorigen Zeilen die Worte einfach und klar waren. Mit "Einkehr" ist mir klar, dass das Lyrische Ich sich in sich selbst zurückzieht, um zur Ruhe zu kommen, um nachzudenken, um zu tun, was immer nötig ist, um Abstand zu bekommen.

Auch finde ich es klasse, wenn man sich die Fähigkeit zur selbstkritischen Betrachtung erhalten kann!

Viele Grüße,
Eve
 
O

Orangekagebo

Gast
Die Methapher "lautes Schweigen" ist genial, Walther.
Tolle Lyrik in Zeiten von Schreibblockaden, obwohl ich die immer für Kurzgeschichten nutze :)

Gern gelesen!
 

Eve

Mitglied
@ Orangekagebo
wenn du eine Schreibblockade hast, schreibst du Kurzgeschichten? Dann ist das ja eher eine recht produktive Blockade bei dir ;-) oder eine Dichtblockade ...
grübelnde Grüße von Eve
 
O

Orangekagebo

Gast
Ja, Eve. Ich schreibe an einem Thriller und wenn es denn mal mangels Wortfindungsstörungen nicht weitergeht, schreibe ich Kurzgeschichten. Die lenken ab und sorgen für Kurzweil.

P.S. Mittlerweile ist das Buch fertig und ich werde nun einen Verlag suchen.
 

Walther

Mitglied
Hallo Eve,

danke für Deinen Eintrag. Ich meine, ein wenig distanzierte Betrachtung des eigenen Tuns, wenigstens gelegentlich, schadet nie. :D

Wenn die Zahl der Kommentare und Bewertungen je Text stark abfallen, sollte man(n) sich mal fragen, ob das immer am Leser liegt (oder an der eigenen Verbreitung von Buchstabenhäufchen, die nicht unbedingt herausragend sind). Daher habe ich auch keine echte Schreibblockade, sondern einen zu grobmaschigen Veröffentlichungsfilter. Deshalb versuche ich zur Zeit, mir Zurückhaltung aufzuerlegen (und mache es wie Orangekabo und schreibe gerade wieder einmal an einer Frank W. Kurzgeschichte).

Ich bin mit mir im Moment nicht sehr einverstanden, was manches angeht (auch die Dichtung betreffend). Das habe ich in eine überschaubare Zahl an Wörtern gepackt, weil salbaderndes Selbstmitleid mir selbst schon auf den Senkel geht.

Offensichtlich ist mir just dadurch nach langer Zeit wieder einmal ein ordentlicher Text gelungen. Ehrlich: Ich sitze hier immer noch da und wundere mich. :) So ist das Leben eben, was Anderes fällt mir nicht ein. Vielleicht sollte man sich einmal einfach aus seinen inneren Zwängen herausbegeben und es eine logische Sekunde gutsein lassen mit dem permanten "Performen", wie das neudeutsch heute so schön heißt.

Jedenfalls beschreiben die beiden Antipoden "Einkehr" und "Kopfflucht" insofern durchaus eine interessante Spannung zwischen zwei Polen, aus denen sich ein nettes Gedankenspiel ergibt. So gesehen hat Duisburgers Einwand durchaus seine Berechtigung und die von ihm angeregte Version ihren ureigenen Reiz.

Letztlich ist das das Charmante an der LeLu: So sehr manche harsche Kritik einen hart ankommt, erhält man doch immer wieder auch Ermutigung, die übrigens auch in jeder Kritik steckt. Wenn sich Menschen die Zeit nehmen, einen Beitrag zu kritisieren, dann haben sie schon gezeigt, daß entweder am Beitrag oder am Autor etwas ist, das ihre Aufmerksamkeit erregt - oder gar an beiden. :) Das ist mehr, als wir häufig für unser Tun, Reden und Sein bekommen, nämlich Aufmerksamkeit, Annahme, Zuhören.

Deswegen mein tiefer Dank an Dich und alle anderen, die mich und andere Autoren immer wieder lesen und kommentieren. Sie könnten ihre wertvolle Lebenszeit auch mit anderen, für sie evtl. nützlicheren Dingen verbringen. Ihr seid vielleicht die heimlichen Helden hier. Auch das darf und soll einmal gesagt sein.

Liebe Grüße W.
 

Walther

Mitglied
Hallo Orangekabo,
in der Kürze liegt manches Mal die Würze. Dichtung ist immer Bewältigung von Betroffenheit. Das Bild "lautes Schweigen" ist ein Ausdruck der Not, sich auszudrücken zu müssen, aber es nicht wirklich zu können.
Man kann dieses Bild auch erweitern auf die, die dauernd zwanghaft etwas sagen aber zugleich sich nicht am Gesagten festhalten lassen wollen. Wir kennen diese Menschen und diese Situationen.
Danke und Gruß W.
 



 
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