Aus mir raus! (gelöscht)

Retep

Mitglied
Hallo Chrisch,

das ist meine erste Begegnung mit einem Text von dir, war längere Zeit nicht hier.

Du lässt eine 16-jährige Jugendliche (ich nehme an, dass es sich um ein Mädchen handelt)erzählen.
Zunächst wusste ich nicht, wo das hinführen sollte, dann kam in der Mitte des Textes heraus, dass es sich um eine (fast) Blinde handelt, die wegen ihrer speziellen Situation Schwierigkeiten hat, nach Spanien umzuziehen.
(Finde ich gut!)

Was du über die Befindlichkeit und der Art der Wahrnehmung der Protagonistin schreibst, scheint mir allgemein bekannt zu sein.

-
Die meisten Menschen denken, dass man nur durch die Augen aus sich rausgucken kann, aber wenn ich am Meer stehe, kann ich nicht nur hören, da bemerke ich mehr als die Sehenden und brauche nicht mal ein Fenster dazu. Dann höre ich die Umgebung wie sie lebt und atmet.

Ich habe meine Zweifel, ob eine 16-jährige Jugendliche so erzählen würde, hatte zunächst gedacht, dass es sich um eine wesentlich jüngere Person handeln würde.

-Dass man dort das Wasser nicht aus dem Hahn in der Küche trinken kann, finde ich auch nicht schön. Spanisch müsste ich zu allem Überfluss ebenfalls erst noch lernen. Ja, es gibt doch ziemlich viele Gründe, dass ich mich nicht so freuen kann.
- Immerhin ist die Luft wirklich sehr schön
Dennoch habe ich deine unspektakulär erzählte Geschichte gerne gelesen. Sie hat bei mir persönliche Erinnerungen ausgelöst, die ich fast vergessen hatte.


Gruß

Retep

P.S.: Wenn du Lust hast, solltest du den Text noch einmal überprüfem. (Zeichensetzung und R-Schreibung)
 
B

bluefin

Gast
was mir an dieser geschichte überhaupt nicht gefällt, lieber @chrisch, und weshalb ich sie als sehr oberflächlich bezeichne, ist, dass sich eine halbblinde so beschreibt, wie ein außenstehender eine halbblinde halt wahrnimmt.

wie langweilig!

wer je mit blinden oder sehbehinderten zusammen war, weiß, dass sie den verlust ihres augenlichts sehr bald mit den verbliebenen sinnen zu "kompensieren" imstande sind: sie hören ganz anders als ein sehender (sie achten auf die richtung, auf zwischentöne und das timbre in stimmen); sie nehmen die dinge, die ihnen begegnen, ganz anders "in die hand" und, vor allem: sie riechen und schnuppern sich durch ihre umgebung.

von dieser "neuen welt" erfahren wir in diesem bericht leider gar nichts; er erschöpft sich in der darstellung von wehleidigkeit und oberflächlicher konfrontation: die mutter plappert davon, dass die tochter nichts mehr genießen könnte. und die tochter meint, dass an verschiedenen stellen des landes verschiedene vögel schreien - aber das wissen auch sehende.

tipp: die augen für ein paar stunden zubinden und sich von einem freund durch die stadt oder ins konzert führen lassen. oder mit einem mädchen sprechen, das schon eine zeitlang blind ist. und schon flösse die inspiration...

liebe grüße aus münchen

bluefin

p. s.: ein leider früh verstorbener, von kind an blinder freund hat mal im tv auf die frage, was er sich denn am meisten wünschte, geantwortet, "hundert jahre alt werden!". auf die verdatterte rückfrage, warum denn nicht an erster stelle sein augenlicht zurück, meinete er, das sei ihm bei seiner wahrnehmung der welt, insbesondere in der musik, nur hinderlich.
 

Chrisch

Mitglied
@retep
schön, wenn dus gerne gelesen hast.
Du kannst natürlich Zweifel haben, aber ich glaube, dass sich solch ein Mensch, in mancher Beziehung, mehr Gedanken macht als andere Jugendliche und Vieles wird auch den Eltern nachgesprochen.
Z.B.: "Immerhin ist die Luft wirklich sehr schön", hat bestimmt die Mutter andauernd gesagt.

@bluefin
Welche Geschichte hast du gelesen?
Die meine wohl nicht, jedenfalls nicht sehr genau.
Gerade die Dinge, die du von deinem Freund berichtest, werden hier in den Vordergrund gerückt.
Das Geschlecht habe ich offen gelassen, weil es für die Wahrnehmung keine Rolle spielt.
"die mutter plappert davon, dass die tochter nichts mehr genießen könnte" Wo steht das? Da "plappert" niemand und von "nichts genießen" steht genauso wenig, wie von "tochter" etwas da. Wehleidig ist dort nichtmal die Mutter, weil sie Dinge sieht, die die Hauptperson nicht genießen kann und anderes kann sie nicht verstehen. Die Hauptperson - ist noch nicht lange blind - stellt fest, dass sie hören kann bzw. bald können wird, wo sie auf Mallorca ist. Das hört sich schon nach verschärften Sinnen an, oder?
Im Übrigen sind deine Kritiken doch oft ziemlich unverschämt. Deine Tipps kannst du behalten oder auch selbst befolgen.
Tipp von mir: Auf alle Fälle solltest du zum Lesen die Augenbinde entfernen oder dir die Lesebrille aufsetzen.
 
B

bluefin

Gast
du schriebst:
Plötzlich spürte ich, dass sie weinte und dann nahm sie mich in den Arm und entschuldigte sich. „Ich bin so schrecklich egoistisch und habe viel zu wenig daran gedacht, dass du das alles, was ich so herrlich hier finde, gar nicht wirklich genießen kannst. Es tut mir so leid."
bevor du andere zum optiker schickst, @chrisch, solltest du dir dein werk vielleicht selber nochmal durchlesen?

dass es sich um ein mädchen handelt, schließe ich daraus, das die person so wehleidig ist und dauernd "mama" sagt. wie lang die person schon sehbehindert ist, geht aus der oberflächlichen schilderung nicht hervor.

du solltest nicht in den fehler verfallen, @chrisch, auf dir offenbar unliebsame kritik mit persönlicher pöbelei zu reagieren. bluefin hat deine schilderung als oberflächlich bezeichnet, nicht dich. bleib also auf dem sachlichen teppich, wenn ich bitten darf - persönliche beleidigung des kritkers bessert deinen text nicht um ein jota.

dass eine blinde nicht gleichzeitig taub sein muss, versteht sich. aber sie hört anders als eine sehende. und darauf, finde ich, solltest du dein augenmerk richten, nicht auf die banalitäten des alltags.

grüße aus münchen

bluefin
 

Chrisch

Mitglied
Sag mal, jetzt ist es aber gut.
Was ist los mit dir? Wer Mama sagt, ist wehleidig? Wer Mama sagt, ist eine Tochter? Wo hast du das denn her?
Übrigens, wenn Falsches wiederholt wird, wird es nicht richtiger. In meinem zitierten Text steht:
dass du das alles, was ich so herrlich hier finde, gar nicht wirklich genießen kannst.
"
Du redest aber von "die tochter nichts mehr genießen könnte". "Nicht richtig" heißt nicht "überhaupt nicht" und schon gar nicht "Nichts", weil die Mutter ja eine Einschränkung macht "alles, was ich so herrlich finde".
Du sagst ich soll mir die Augen zubinden und ich sage zu dir mach die Augen auf.
Wenn ich also persönlich gepöbelt habe, dann hast du das auch.
Zu deinem letzten Absatz: Gelesen hast du es immer noch nicht, weil genau das dort steht, dass die Person Dinge hört und auch ohne Augen sehen kann.

Kritik ist gut, aber da sollten Fakten stehen und nicht: wer Mama sagt, der ist wehleidig und weiblich. Hier wird von der Wahrnehmung einer fast blinden Person gesprochen und du weißt mich daraufhin, dass ich doch von der Wahrnehmung einer fast blinden Person sprechen soll!

Ist das kein Blödsinn?
 
B

bluefin

Gast
ganz offenbar, @chrisch, ist dir nicht zu vermitteln, dass die welt eines blinden literarisch nicht dadurch zu erhellen ist, dass man ihn darin so herumstolpern läßt wie du: das ist uns nichts neues, das beobachten wir doch selbst immer wieder.

blinde tauchen im ganz dunklen wasser. du kannst sie fragen, was alles sie "sehen", da unten, und sie wissen viel mehr über korallen, seesterne, muscheln, seeanemonen und clownsfischchen, als du jemals wissen wirst. sie beschreiben die dinge so, wie du sie niemals sehen könntest, und du wirst anfangen, zu zweifeln, ob das auge wirklich das nonplusultra ist, wenn es darum geht, etwas zu erklären.

der junge, von dem ich dir erzählt habe, war taucher. wir haben oft das spiel gespielt "ich weiß, was du denkst": ich hab mir etwas ausgedacht und hab gefragt "heiße ich etwa melchior" oder "heiße ich etwa balthasar?". er hat aus meiner stimme immer die wahrheit herausgehört. immer. leider hat er sich die lunge weggeraucht und die leber entzwei gesoffen.

ich glaube nicht, es wäre ein zeichen von blödheit gewesen, dich auf die mängel eines textes aufmerksam zu machen, in dem eine betroffene blinde derart ungeschickt aufscheint: solches ist wesen eines literaturforums. hier gibt's kein publikum, sondern nur erstklassige autoren und noch bessere kritiker.

im übrigen: das schöne an der kritk ist, dass man sie nicht beherzigen muss. und wenn doch, dann nur heimlich.

so what?

bluefin
 

Retep

Mitglied
Hallo bluefin:

Du weißt, was ich von deinen Kommentaren halte, profunde Sachkenntnis zeichnen sie aus, der Ton ist manchmal etwas "happig".

Du schreibst:

"hier gibt's kein publikum, sondern nur erstklassige autoren und noch bessere kritiker."

Wow, sage ich da.


Gruß

Retep
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Chrisch,

Dein Text wirkt auf mich sehr bemüht. Zu bemüht für meinen Geschmack.

Zum einen nehme ich ihr nicht ab, dass der/die Prot 16 Jahre alt sein soll. Die Sprache klingt eher wie die eines Kindes, nicht wie die einer/s Sechzehnjährigen. Ein Beispiel:
Wenn Papa mit mir schwimmen geht, dann darf ich das auch machen, aber allein hab ich Angst, obwohl ich schon sechzehn Jahre alt bin.
Plötzlich spürte ich, dass sie weinte und dann nahm sie mich in den Arm und entschuldigte sich. „Ich bin so schrecklich egoistisch und habe viel zu wenig daran gedacht, dass du das alles, was ich so herrlich hier finde, gar nicht wirklich genießen kannst. Es tut mir so Leid."
Ich bezweifle, dass eine Mutter, dessen Kind eine Sehbehinderung hat, so reagieren würde. Erstens lebt sie genauso wie ihr Kind mit dessen Sehbehinderung. Das bedeutet, dass sie diese
1. nicht vergessen würde und ihr Kind
2. nicht darauf reduzieren würde.
Und hier liegt für mich der größte Knackpunkt Deines Textes: Bei allem guten Willen, den ich Dir jetzt einfach mal unterstelle, reduzierst Du Deinen Prot/Deine Prot auf sein/ihr Nicht-Sehen-Können und erreichst so das Gegenteil dessen, was Du zu vermitteln versuchst.

Darüber hinaus finde ich, dass Du unnötig komplizierte Sätze konstruierst:
Vor zwei Wochen waren wir noch mal dort, Cala Moraia heißt das da, glaube ich, um uns alles anzuschauen und besonders den Meeresblick zu genießen.
Warum machst Du es Dir/uns so schwer?

Etwas weiter unten hat sich außerdem ein logischer Fehler eingeschlichen. Erst steht Deine Prot/Dein Prot vor dem Spiegel und dann rollt ihr eine Welle über die Füße. Das halte ich für unwahrscheinlich.

Der Schluss ist mir schließlich viel zu dick aufgetragen:
Die meisten Menschen denken, dass man nur durch die Augen aus sich rausgucken kann, aber wenn ich am Meer stehe, kann ich nicht nur hören, da bemerke ich mehr als die Sehenden und brauche nicht mal ein Fenster dazu.
Man sieht nur mit dem Herzen gut ...
Nee, im Ernst: Das ist so klischeehaft, dass mir ganz komisch wird.

Ich würde noch mal dranspringen ...

Viele Grüße von Hannah
 

Chrisch

Mitglied
Hallo Hannah,

ich habe mich gefühlt, als eine Person, die eigentlich mit 16 erwachsen sein will, aber durch die Behinderung noch viele Defizite hat und im normalen Bereich deshalb noch nicht soweit ist. Das kindliche ist noch so deutlich, weil es so sehr abhängig ist. Die Behinderung ist noch nicht so lange so stark. Das ist eben keine normale Entwicklung.
Die Mutter ist begeistert und möchte, dass ihr Kind sich auch freut. Da plötzlich gibt es eine Situation, die ihr klarmacht, dass die Sehbehinderung noch stärker ist als sie gedacht hat.
Sie will ihr Kind trösten und nimmt Schuld auf sich. Sie reduziert es gerade dadurch doch nicht.
Übrigens ist das eine Kurzgeschichte. Ich berichte über einen Aspekt. Wenn du das als Reduzierung siehst...
Was ist an dem Satz so kompliziert?
Kein logischer Fehler, weil vorher steht:
Ich setzte mich [blue]danach [/blue]in den Sand am Meer,
"Man sieht nur mit dem Herzen gut ... "
Was soll das denn? Das ist wohl ein riesiger Unterschied zu meinem Satz.
Schade, dass du das so siehst.
Ich denke, ich bleibe bei meinem Gefühlten und Erdachten, auch wenn bei einigen Zweifel herrschen, was dein gutes Recht ist.

Grüße Chrisch
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Chrisch,

schön, dass Du Dich mit meinen Anmerkungen auseinander gesetzt hast.

ich habe mich gefühlt, als eine Person, die eigentlich mit 16 erwachsen sein will, aber durch die Behinderung noch viele Defizite hat und im normalen Bereich deshalb noch nicht soweit ist.
Das glaube ich Dir. Ich finde nur, dass Dir dies nicht gelungen ist. Was ist ein "normaler Bereich"? Und was für Defizite meinst Du? Weiter unter schreibst Du, dass die Behinderung noch nicht so lange so stark ist. Überhaupt schreibst Du sehr viel von Defiziten. Du versuchst Dich in die Situation von Menschen hineinzuversetzen, von denen Du nichts weißt. Dies wird an vielen Stellen deutlich, z.B. hier:
aber ich glaube, dass sich solch ein Mensch, in mancher Beziehung, mehr Gedanken macht als andere Jugendliche und Vieles wird auch den Eltern nachgesprochen.
Du glaubst, dass sich "solch ein Mensch" ... Sorry, aber diese Formulierung distanziert Dich von Deiner/Deinem Prot. Sie reduziert einen Menschen auf seine Behinderung. Und diese Sichtweise zieht sich meines Erachtens durch den ganzen Text.

Da plötzlich gibt es eine Situation, die ihr klarmacht, dass die Sehbehinderung noch stärker ist als sie gedacht hat.
Die Mutter merkt plötzlich, dass die Sehbehinderung stärker ist als sie gedacht hat?!? Sorry, das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen.

Ich habe mich vorhin mal durch Deine Texte gelesen und mir ist aufgefallen, dass Du nicht nur in diesem Text versuchst, Dich in Menschen in besonderen Situationen/mit besonderen Geschichten hineinzuversetzen. Das klappt nicht. Lass diejenigen ihr Leben selbst erzählen und sprich Du von Deinem! Du bist weder sehbehindert noch in einen Schrank gesperrt worden. Das merkt man den Texten einfach an. Ein sehr guter Autor der Leselupe fasst das in seiner Signatur sehr schön zusammen: Schreib über das, was Du kennst!

Dann wirken Deine Texte authentisch.

Den logischen Fehler nehme ich übrigens zurück. ;)

Grüße von Hannah
 

Chrisch

Mitglied
Du kannst nicht wissen, wie sich eine Person fühlt, die ich erdacht habe - die fühlt sich nämlich genauso wie ich mich beim Schreiben gefühlt habe -.
Ich werde über Dinge schreiben, die mich bewegen. Ich werde spekulieren, wie es wäre, wenn...
Und nichts weiter tue ich hier.
Wenn dir das nicht glaubwürdig erscheint, dann tut mir das leid. Zum Glück gibt es eine ganze Menge Leute, die anderer Meinung sind, auch außerhalb der Leselupe.

Herzliche Grüße
Chrisch
 
S

suzah

Gast
Aus mir raus!

hallo chrisch,

im gegensatz zu deinen anderen texten, ist dieser leider nicht so gelungen. ein 16jähriger spricht nicht so, die mutter würde ihn besser verstehen, und er hat ja auch noch erinnerungen an das "sehen".

aber man schreibt eben nicht immer gleich gut, wie zb dunkelschein.

liebe grüße suzah
 
B

bluefin

Gast
hic rhodos, hic salta, @chrisch. was irgendwo anders abläuft, kümmert hier niemanden.

und es hindert dich auch niemand daran, zu schreiben, was immer du möchtest (vorausgesetzt, es wäre nicht zu unflätig!), und dabei zu fühlen, was immer du willst. ebenso kannst du uns aber nicht daran hindern, deine publikationen zu kommentieren und kundzutun, was wir empfinden, wenn wir sie lesen.

auch @hannah hat sich mühe mit dir gegeben und dir vieles gesagt, was du beherzigen solltest. warum wirfst du jemandem, der dir beim sandkuchenbacken behilflich sein will, immer gleich das schäufelchen an den kopf? wenn er dir doch nur sagt, wo's fehlt bei deinem gebäck?

tipp: leg das zeug erst mal beiseite und lass es ein bisschen ruhen. und dann, mit etwas abstand und ruhigen blutes wirst du erkennen, dass man dir ein paar gar nicht so schlechte vorschläge gemacht hat.

wenn dir nur nach publikum zumute ist, findest du es hier nicht. dafür gibt's die welt draußen mit ihren theatern, lesungen und konzerten. vielleicht begegnen wir uns dort ja einmal alle miteinander?

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Zitat:

"Du kannst nicht wissen, wie sich eine Person fühlt, die ich erdacht habe - die fühlt sich nämlich genauso wie ich mich beim Schreiben gefühlt habe -.
Ich werde über Dinge schreiben, die mich bewegen. Ich werde spekulieren, wie es wäre, wenn..."

Dann gestalte deine Prots so, dass sie für den Leser nachvollziehbar werden. Denn dein Text ist für Leser geschrieben, nicht für dich (und wenn du Texte für dich schreibst, dann leg sie dir ins Regal, auf den Nachttisch oder in die Schreibtischschublade, aber veröffentliche sie nicht)

Ich kann mit deinem Text nämlich auch nichts anfangen.
Die Sprache wirkt konstruiert, das Verhalten der Personen ist fern jeglicher Lebenswirklichkeit und überhaupt fragte ich mich am Ende des Textes, was mir der Autor mit dieser Belanglosigkeit sagen wollte.

Was willst du mit diesem Text?
Wie könntest du das, was du willst erreichen?
Wie musst du den Text konzipieren, damit du dies erreichst?
Kommt das, was du erreichen willst, beim Leser an?
Wenn nicht, Fehleranalyse: Woran liegt es, dass da nichts rüberkommt?

Diesbezüglich hat Hannah dir ein paar Hinweise gegeben, die du nochmals überprüfen solltest. Da ist was Wahres dran!

Deine Beratungsresitenz ist übrigens ein Grund, warum ich hier in der Lupe eigentlich seit Jahren kaum noch poste, geschweige denn kommentiere.
Argumente wie "Mein ausgedachter Prot handelt aber nun mal so, und ich finde es ok wie er handelt" sind eigentlich immer das Ende einer Textkritik.

Wenn du deinen Text so haben willst, ist es natürlich legitim und wenn du außerhalb der Lupe Leser findest, die das toll und super finden umso besser.
Aber wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe, ist es die Tatsache, dass man die Kritiker eines Textes ernster nehmen sollte, als die Lobhudeleien.

Gruß Mirko


Edit: Ganz davon abgesehen, dass dieser Text hier natürlich nichts mit einer Kurzgeschichte zu tun hat.
 

Chrisch

Mitglied
@Hanna
"Sie reduziert einen Menschen auf seine Behinderung. Und diese Sichtweise zieht sich meines Erachtens durch den ganzen Text." Das sollte es auch, denn schließlich rede ich über einen Behinderten. Was soll also der Vorwurf? Außerdem schildere ich ziemlich viel mehr.
"Die Mutter merkt plötzlich, dass die Sehbehinderung stärker ist als sie gedacht hat?!? Sorry, das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen."
Sie kann es gar nicht wissen, weil sie nicht durch dieselben Augen sieht, die sich ja verändert haben und weil das Kind eben nicht wehleidig ständig davon erzählt. Im Gegenteil es versucht sie ja gerade zu täuschen durch den Blick nach draußen, der versehentlich ein Blick in den Spiegel ist und dadurch die Täuschung aufdeckt, was die Mutter natürlich erschüttert. Es denkt an die Mutter, die so sehr dort leben will, dass das Kind sogar ein schlechtes Gewissen hat, diese Behinderung zuzugeben.
Übrigens versuche ich mich nicht in Menschen hineinzuversetzen, das kann ich natülich nicht völlig, sondern überlege, wie ich mich selbst fühlen könnte, wenn ich in diesen Situationen wäre - da spielt das Alter keine Rolle -. Dass dort Erfahrungen durch hunderte Beratungsgespräche einfließen und es trotzdem nur meine eigenen Vorstellungen sein können, ist mir durchaus bewusst.
Ich hoffe, du bemerkst, dass ich das durchaus durchdacht habe. Wenn du es trotzdem schlecht findest, kann ich natürlich nichts machen.
Übrigens zu "man merkt es dem Text an, dass ich nicht in einen Schrank eingesperrt wurde". Ich wurde von mehreren Lesern/Hörern bedauernd gefragt, ob ich das wirklich erlebt habe.

@Mirko
Da ich erst seit Kurzem hier bin und das erste Mal so niedergemacht werde, kann meine "Beratungsresistenz" wohl kaum der Anlass sein, dass du seit Jahren kaum noch postest oder kommentierst. Wenn hier bei ein paar Leuten "nichts" rüberkommt, bei einer öffentlichen Lesung aber doch - auch wenn es blue nicht interessiert -, so könnte es sein, dass beides stimmt, oder? Wir sind nicht alle gleich. Dass nicht jeder meine Schilderungen nachvollziehen kann, macht sie deshalb nicht falsch.
"ich bezweifle" und "so spricht ein 16jährigeR nicht" etc sind keine Gründe, jedenfalls keine objektiveren als meine und demzufolge auch kein wirklicher Grund das zu ändern.
Übrigens wäre es schlimm, wenn man nur für andere schreibt, jedenfalls wenn man kein Journalist ist. Dann prostituiert man sich anstatt das zu machen, was man möchte. Das heißt natürlich nicht, dass man nicht durch andere lernen kann. Ich muss ja nicht das Rad noch einmal erfinden.

Aber ein Text lebt und ich will nicht ausschließen, dass ich daran noch herumbasteln werde.

Vorschlag: Lassen wir es jetzt dabei bewenden.
 
S

suzah

Gast
Aus mir raus!

hallo chrisch,

"so spricht ein 16jähriger nicht" etc sind keine Gründe, jedenfalls keine objektiveren als meine und demzufolge auch kein wirklicher Grund das zu ändern. "

also das ist auf jeden fall ein grund, etwas zu ändern. ich weiß noch genau, wie mein sohn und seine freunde mit 16 jahren sprachen. dein prot spricht wie ein 8jähriger (was nichts damit zu tun hat, dass er von seiner mutter als "mama" spricht, was in vielen familien statt "mutti" üblich ist.) er ist erblindet, aber er ist nicht geistig behindert oder altersmäßig zurückgeblieben, jedenfalls sagt dein text nichts darüber aus.

lg suzah
 



 
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