Auszeit für Dornröschen

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Dornrosis

Mitglied
Auszeit für Dornröschen

meine hölzerne spindel
stach tief
langsam wirkt es
das beruhigende gift

in schlaf will ich sinken
mit gelösten zügen
gebettet auf wollweichem moos
für hundertundeine nacht

vergessen will ich - eine weile -
die flüsternden märchenworte
feuerzeichen malten sie
und brannten lichterloh

die hecke soll wachsen
dicht und verzweigt
und mit dornenspitzen
letzte träume schützen

kein märchenprinz soll mich wecken
nur der duft von rosen
die im verzweigten grün
schon neue blüten treiben

© angelika röhrig
 
M

mirami

Gast
hallo dornrosis,

voller poesie und melancholie. einfach märchenhaft! gefällt mir sehr gut dein gedicht, dornrosis.
zu meckern find ich so gar nichts! für mich passt jedes wort. (sogar dein nick :))

liebe grüße
mirami
(märchenfan ;-))
 

Dornrosis

Mitglied
Das freut mich natürlich, liebe mirami. Natürlich zeigt schon mein Nick, dass ich eine besondere Beziehung zu den Märchen habe, besonders zu "Dornröschen" Danke!
 
E

Edgar Wibeau

Gast
Liebe Angelika!

Das ist ein wunderschönes Gedicht, in dem Traurigkeit und Sehnsucht mitschwingen, ein Text in einer Sprache, die eindringlich und sanft zugleich ist, aber nie ins Süßliche abgleitet.
Mir gefällt, wie Du das Dornröschenmotiv aufgreifst, verfremdest und so etwas Neues, Eigenständiges schaffst:
Hier gibt es kein naives Prinzesschen. Die Protagonistin sieht sich getrieben, will sich gezielt betäuben, dem Leben entfliehen -eine Weile, in eine Traumwelt abtauchen.
Auszeit.
Kein Traumprinz soll sie retten, die Ruhe in der Einsamkeit stören.
Die Hoffnung auf ein Erwachen aus sich selbst, auf ein Sein im Traum, wie trügerisch sie doch ist.

Dieses Gedicht ist so schön, dass ich es immer wieder lesen möchte.
Perfekt?
Perfekt.

Gruß

Christian
 



 
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