Autarkie

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Platoya

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Autarkie

…ist man genügsam,
wenn man verzichtet?
Oder eher geistig unterbelichtet?
Ich bin nicht bewandert
In weltlichen Dingen.
Muss selbst zu meinen
Rechten mich zwingen.

Das Leben ist oft kein Vergnügen,
wenn man es schwer hat,
sich zu fügen.
Dabei bin ich auf keinem Fall
einer, der nörgelt überall.

Ordne mich unter bis zur
Selbstaufgabe
- man fragt sich
was ich davon habe.
Nur meine Ruhe
vor euren Fragen
- ich kann sie längst nicht
mehr ertragen.

Schon eure Blicke sagen mir,
dass ich am falschen Ort bin hier.
Wo ist er sonst - mag man
sich fragen – nichts leichter
als euch das zu sagen:
ich reich mir selber zur Genüge,
und meine Geselligkeit ist Lüge.

Fast täglich ich nach Listen sinn´,
um nicht zu zeigen, wer ich bin.
Das ist nicht Falschheit, auch nicht bös`,
nur halt ´ne Fessel, die ich nicht lös´.

Ein Fluch, der stets mich wirft zurück.
Doch was wiegt er gegen das Glück,
das sich unaufhaltsam stellt ein,
sobald ich bin mit mir allein.

Da fehlt mir nichts, da schmerzt kein Nerv,
nachdem ich allen Schein verwerf´.
Der Schein, der unser Ich verhöhnt,
denn Emotionen sind verpönt.
 
Ich punkte hier nicht, um Dir nicht auch noch damit die Chance zu geben Dich als Märtyrer in einer ach so bösen Welt fühlen zu können...

Aber, Protagonist und Autor lege artis getrennt, entsteht die Frage, weshalb der Text überhaupt geschrieben ist. Lt. Textverlauf ist der Prot. mit seiner selbsterzeugten Lage, seiner Isolationstendenz, doch ganz zufrieden. Wo also ist das Problem?

"Autarkie" aber heißt gewöhnlich nicht selbsterzeugte Isolation und Vereinsamung, denn das macht schwach und erst recht abhängig, Autarkie hat etwas mit Überlegenheit, mit Stärke zu tun, d.h., sie kann erst im Kontakt mit der Umwelt überhaupt "stattfinden", nicht in selbstmitleidvoller Verkrochenheit.

Reichlich ratlos bzgl. des Textes....
 

Platoya

Mitglied
Du fragst dich, weshalb der Text überhaupt geschrieben wurde? Um einen überaus lieben Menschen zu beschreiben, der genau diese Werte, wie Stärke, Überlegenheit und Unabhängigkeit besitzt.

Weiterhin fragst du, wo das Problem liegt,weil doch solche Menschen sehr glücklich sind in sich. Das ist absolut richtig, und ich finde sie einerseits beneidenswert, andererseits ist es aber so, dass sie von ihren Mitmenschen verkannt werden, sie wirken einsam, sind es aber keineswegs, und genau das ist das Problem. Die meisten können sich nicht vorstellen, dass ein anderer auf ihre Gesellschaft verzichten kann; und das nicht mit böser Absicht.
Ein solcher Mensch wirkt so teilnahmslos in seiner Umgebung und scheint es nicht für nötig zu halten, sich anderen mitzuteilen; wirkt abweisend, schweigsam, fühlt sich unwohl in Gesellschaft, obwohl er im eigentlichen ein sehr emotionaler Charakter ist, was aber oft nur im engsten Freundes- u. Verwandtenkreis bekannt ist. Das Bemerkenswerte an diesen Menschen ist, dass sie selbst sich kaum daran stören, was andere von ihnen halten, doch wer einen solchen Menschen besser kennt, der kennt auch seine Schwierigkeiten. Das wiederum ist individuell sehr verschieden, es hängt vom Charakter des Menschen ab. Wie du weißt, gibt es nicht nur Ja und Nein, damit will ich sagen, dass ein eigenständiger Mensch auch gleichzeitig ein sehr empfindsamer sein kann. Genau das war mein Beweggrund, dieses Gedicht zu schreiben.

P.
 



 
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