Automatenauge ging jeden Tag in die Kneipe. Er hatte seinen festen Rhythmus. In der Früh stand er auf, wusch und rasierte sich, trank Kaffee und las die Zeitung vom Vortag, die sein Nachbar ihm großzügig überließ. Anschließend sah er eine Stunde lang Frühstücksfernsehen. Das war viel besser als das Testbild, das es früher gegeben hatte und gegen 10 Uhr machte er sich auf den Weg in die Kneipe.
Wenn er dort ankam, stellte ihm der Wirt, der einfach nur Wirt genannt wurde und über keinen richtigen Namen zu verfügen schien, wortlos ein Herrengedeck hin. Automatenauge trank zuerst den Schnaps, immer zuerst, denn er diente zum Aufschließen des Magens. Dann leerte er bedächtiger das Bierglas und zündete sich eine Zigarette an. In dieser Kneipe umging man das Rauchverbot, indem der wortlose Wirt das Rauchen nur zu den Kernessenszeiten unterband. Das bedeutete: Zwischen 12 und 14 Uhr und 18 und 20 Uhr durfte nicht geraucht werden. Sonst ja. Irgendjemand hatte den wortlosen Wirt zwar mal beim Ordnungsamt angeschwärzt, aber es war nichts dabei herausgekommen.
Automatenauge hatte sowieso kein Problem mit diesen Kernessenszeiten, da war er nie da, denn er aß grundsätzlich nichts in der Kneipe. Das war ihm zu teuer, das konnte er sich einfach nicht leisten, nicht mit seiner schmalen Rente. Nein, er trank sein Bier, rauchte seine Zigaretten und begann, als die anderen Stammgäste eintrudelten, mit dem Spiel am Automaten. Das war seine bevorzugte Leidenschaft. Deshalb hieß er ja auch Automatenauge, weil er immer ein Auge auf den Automaten hatte. Sehr selten gewann er etwas von seinem Einsatz zurück. Aber das war nicht wichtig. Wichtig war, dass er sein Spiel und das Bier hatte und stumm den immerwährenden, immer gleichen Gesprächen an der Theke lauschen konnte. Ebenso wie der wortlose Wirt, der diese schon kaum mehr wahrnahm.
Kurz vor 12 Uhr machte sich Automatenauge auf den Heimweg, Zu Hause erwartete ihn sein karges Mahl, das er sich aufwärmte, dann schlief er und nach einem starken Kaffee suchte er erneut die Kneipe auf. Wortlos stellte der Wirt ihm wieder ein Herrengedeck hin, wie immer behielt Automatenauge anschließend die Automaten im Blick und bevor die ersten Essensgäste auftauchten, verließ er die Kneipe wieder, um den Abend zu Hause vor dem Fernseher zu verbringen.
Eines Tages blieb sein Platz in der Kneipe leer. Er kam nicht, nicht an diesem Tag, nicht am nächsten und übernächsten. Irgendwann brach der Wirt sein Schweigen und fragte die anderen Stammgäste, ob sie etwas über das Schicksal von Automatenauge wüssten. Sie zuckten die Achseln. Nein, wüssten sie nicht. Der habe ja nie richtig gesprochen, nur immer seine Automaten im Auge gehabt. Sie kannten noch nicht einmal seinen Namen.
Der Wirt wandte sich wieder seinem Zapfhahn zu. Ein Gast weniger. Was soll's. Das Leben ging weiter.
Wenn er dort ankam, stellte ihm der Wirt, der einfach nur Wirt genannt wurde und über keinen richtigen Namen zu verfügen schien, wortlos ein Herrengedeck hin. Automatenauge trank zuerst den Schnaps, immer zuerst, denn er diente zum Aufschließen des Magens. Dann leerte er bedächtiger das Bierglas und zündete sich eine Zigarette an. In dieser Kneipe umging man das Rauchverbot, indem der wortlose Wirt das Rauchen nur zu den Kernessenszeiten unterband. Das bedeutete: Zwischen 12 und 14 Uhr und 18 und 20 Uhr durfte nicht geraucht werden. Sonst ja. Irgendjemand hatte den wortlosen Wirt zwar mal beim Ordnungsamt angeschwärzt, aber es war nichts dabei herausgekommen.
Automatenauge hatte sowieso kein Problem mit diesen Kernessenszeiten, da war er nie da, denn er aß grundsätzlich nichts in der Kneipe. Das war ihm zu teuer, das konnte er sich einfach nicht leisten, nicht mit seiner schmalen Rente. Nein, er trank sein Bier, rauchte seine Zigaretten und begann, als die anderen Stammgäste eintrudelten, mit dem Spiel am Automaten. Das war seine bevorzugte Leidenschaft. Deshalb hieß er ja auch Automatenauge, weil er immer ein Auge auf den Automaten hatte. Sehr selten gewann er etwas von seinem Einsatz zurück. Aber das war nicht wichtig. Wichtig war, dass er sein Spiel und das Bier hatte und stumm den immerwährenden, immer gleichen Gesprächen an der Theke lauschen konnte. Ebenso wie der wortlose Wirt, der diese schon kaum mehr wahrnahm.
Kurz vor 12 Uhr machte sich Automatenauge auf den Heimweg, Zu Hause erwartete ihn sein karges Mahl, das er sich aufwärmte, dann schlief er und nach einem starken Kaffee suchte er erneut die Kneipe auf. Wortlos stellte der Wirt ihm wieder ein Herrengedeck hin, wie immer behielt Automatenauge anschließend die Automaten im Blick und bevor die ersten Essensgäste auftauchten, verließ er die Kneipe wieder, um den Abend zu Hause vor dem Fernseher zu verbringen.
Eines Tages blieb sein Platz in der Kneipe leer. Er kam nicht, nicht an diesem Tag, nicht am nächsten und übernächsten. Irgendwann brach der Wirt sein Schweigen und fragte die anderen Stammgäste, ob sie etwas über das Schicksal von Automatenauge wüssten. Sie zuckten die Achseln. Nein, wüssten sie nicht. Der habe ja nie richtig gesprochen, nur immer seine Automaten im Auge gehabt. Sie kannten noch nicht einmal seinen Namen.
Der Wirt wandte sich wieder seinem Zapfhahn zu. Ein Gast weniger. Was soll's. Das Leben ging weiter.