BWV 668 (*)

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roland

Mitglied
"vor deinen Thron tret ich hiermit"


wie rückwärts beginnend
gebeugt und bescheiden
Stufe für Stufe
heller noch heller

verflochtener Zwischenstimmen Leben
geschwistergleich aber
ohne Halt mitwebend schwebend
baßlos und fast unbestimmt

weich doch gerade endlich der Baß
solchen Vater gehabt zu haben
wissen dass der Boden trägt
wie die Welt auf Füßen steht

zu Worten hingeführt hinführend
Mutters klarer Sprache
liebevoller Stimme
eines Großen Ende in Demut

du Musik
weich
Trauer reibend
herzschlagend aussetzend verklingst










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*BWV668-Emerson String Quartet 2003,3´15´´[/blue]
 
M

Mara K.

Gast
Lieber Roland,

also dann Bach ... Bach ist nicht unbedingt etwas Leichtes, Einfaches ... Bach ist einer, den man mag oder auch nicht. Warst du einmal in Leipzig, dort wo er wirkte, lebte? Bach ...

ja, seine Musik, man muss die Augen schließen, um sie zu verstehen, denke ich, ich habe ein Orgelkonzert in der Marktkirche zu Halle erleben dürfen, es war wunderbar ...

...aber, Händel ist auch nicht zu verachten.

Das Ende deiner Zeilen macht mich nachdenklich, ich denke, ja, die Musik vergeht, aber ... die Trauer bleibt.

Ich weiß nicht, ob ich dich richtig verstanden habe, hoffen vermag ich es dennoch ...
Liebe Grüße an dich und dir eine gute Zeit
wünscht herzlich Mara K.
 

roland

Mitglied
liebe Ramona,

ein Stück von mir über ein Stück von Bach...
Zumutung, zu groß gefaßt... vielleicht - aber es ging mir so. Die Worte gehören zu mir, sind mein Teil bei diesem Abschied. Was ich in sie fassen konnte, hab ich zu sagen versucht.
Wieder ein Abschied, wenn auch ein vergangener.

"Vor deinen Thron tret ich hiermit,
o Gott und dich demütig bitt:
wend` dein gnädig Angesicht
von mir betrübten Sünder nicht"
(Kirchenlied, Lutherzeit)

Der alte Bach hatte nach einer Operation die Musik zur obigen Strophe vom Bett aus diktiert, starb dann nach einiger Zeit.
Ich lernte sie erst jetzt hören.
Ja, die Thomaskiche und vieles in L. kenne ich...
Weihnachten war ich dort. Kirche voll, Bachpflege,
-tradition, der Chor, diese Musik... Kaum zu glauben, daß Bach (nur) bis 1750 lebte.
danke und herzlich
von Roland
 
M

Mara K.

Gast
Lieber Roland .....

Kirchenlied ganz gut und schön ... ja sicher, Bach und 'Kirchenmusik' hhhmmm ...
sorry, aber was den Text des Liedes angeht, ich bin Heidin,
geboren Heidin, aufgewachsen Heidin und Heidin durch und durch ... vielleicht ist es aus dem Grund so, weil der liebe Gott mich von Anfang an vergessen hat ...
er wird schon wissen warum ...

Danke für dein Poem und das Lesenlassen, es geht mir unter die Haut, lieber Gruß von Ramona
 

roland

Mitglied
liebe Ramona,

Bachs Texte wären für mich nicht die Hauptsache, aber schon ein Bestandteil, der an der Musik wie "angewachsen" ist. Ich erlebte (vor langer Zeit), daß von Baß und Tenor eines Chores die ersten Worte des Bachschen Weihnachtsoratoriums "Jauchzet frohlocket" als "Jauchet frohlocket" gesungen wurden. Ich habe mich darüber ziemlich amüsiert, der Chorleiter hatte es mitbekommen und den "Früchtchen" gedroht, aber es klang, war auch mit dem landwirtschaftlichen Text einfach nur wundervoll.
Ich finde ich es sehr erfreulich, daß Musik (zumeist) sprachfrei ist, ohne Sprache auskommt.
[ 4]Das mit dem lieben Gott und dem "er wird schon wissen warum" klingt traurig.
Ich würde Dich hier eher verteidigen und sagen: nein, keine Schuld. Ohne Ursache. Sinnleer...
Herzlich Roland
 
M

Mara K.

Gast
Lieber Roland,

als ich noch im Chor sang, früher, als ich noch jung war ;)
da hatte ich auch die Ehre Bach zu singen, dieses
"Jauchzet, frohlocket" ... wenn man nur über einen rauchigen Alt verfügt, der sich zum Blues eignet, dann
kann einem dies schon leicht nerven. Was habe ich stets
die Sopranistinnen beneidet ... aber es ist wie es ist.

Bach schafft mich, Händel liebe ich ... tja, du solltest
'mal Open Air die Rock-Version des "Messias" erleben, dann würdest du auch der Meinung sein, dass Musik nicht sprachfrei sein sollte, wenn Kilian und Lautenbach singen, dann versinkt die Welt um dich ...

... klingt traurig, ist nicht ganz richtig, ich bin traurig und das liegt sicher nicht am lieben Gott.
Danke für die Verteidigung, sie macht mich ziemlich verlegen ...

Mit liebem Gruß und guten Wünschen für einen schönen
Restsonntag, herzlich Ramona.
 



 
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