Baby depressiv wegen Pampersbild

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Krabbelstubenfreunde des acht Monate alten Lukas aus Wien Neubau zeigen Sorge um ihren beliebten Mitspieler, der zunehmend von Depressionen geplagt scheint. Lukas antwortete auf Nachfrage, dass er wohl nie dem Ideal des auf der Pamperspackung abgebildeten Babys entsprechen wird.

Seine Eltern hätten ihn seit seiner Geburt vor 8 Monaten in Pampers Windeln gewickelt. Seit er aber zu sitzen gelernt hat und damit das erste Mal das Bild des Babys auf der Plastikverpackung der Wegwerfwindeln gesehen und seine Mutter ihn vor einen Spiegel gesetzt hat, wurde ihm bewusst, dass er nicht wie dieses Baby aussieht.

„Überall stehen diese Windelpackungen mit diesem blonden Baby herum“, deutete Lukas in der Wohnung herum. „Schaut nur auf das dichte Haar und die blauen Augen an. Und dann diese zartrosa Haut und wie lieb das Baby lächelt.“ Lukas stieß dabei einen Seufzer aus.

„Ich versuche so gut ich kann, wie dieses Baby auszusehen, aber am Blick meiner Eltern sehe ich, dass ich nicht wie dieses Baby bin.“ Lukas schlug die Augen nieder. „Sie sagen zwar, dass sie mich lieb haben und versuchen sich nichts anmerken zu lassen, aber ich fühle ihre vorwurfsvollen Blicke hinter mir, wenn ich vor dem Spiegel sitze und meine dunklen Haare und zerknautschte Haut ansehe.“

Freunde des Achtmonatigen beschreiben ihn als sehr beliebt und verspielt, aber seit zwei Monaten hätten sie zunehmende Verschlossenheit an ihm bemerkt.

Der renommierte Wiener Kinderarzt Dr. Edgar Tichatschek fand heraus, dass idealisierte Babybilder in den Medien mehr und mehr zu einem niedrigen Selbstwertgefühl von Kleinkindern führen. „Das ist leider eine immer häufiger auftretende Erscheinung unter Babys. Der Druck, von Anfang an die Erwartungen der Gesellschaft von Liebheit und Niedlichkeit zu erfüllen, ist in den letzten Jahren immer größer geworden. Viele Babys sind diesen Anforderungen nicht gewachsen.“

Verwandte des kleinen Lukas versichern ihm immer wieder, wie süß er ist, aber solange die Idealbilder ihn ständig an seine eigenen Unzulänglichkeiten erinnern, wird es sich nicht verbessern.

„Wenn nicht bereits in den Anfangsmonaten Maßnahmen ergriffen werden, dann schleppt sich das durch den Kindergarten bis zur Ergreifung eines Berufes. Die Models für Kindermoden, der lässige Teenager bis zum bumsfidelen Studenten erzeugen Anpassungsdruck.“ Dr. Tichatschek verwies auf seine Studien, die das von den Medien geprägte krankhafte Idealbild als einseitig bezeichnen. „Wir finden bereits Babys im Alter von wenigen Monaten bei Schönheitschirurgen, die sich ein süßes Wangerl einspritzen, ein rotes Munderl oder gar Babyspeckabsaugungen im Hüftbereich machen lassen. Manche Kinder verweigern sogar die fette Muttermilch und gehen stattdessen auf Gummibärdiät.“

Auch Lukas hat davon gehört, er selbst will aber noch nicht so weit gehen, sondern es vorläufig mal langsam anpacken. „Ich werde morgen eine Haartönung ausprobieren, die meine Haare heller machen sollen.“ Auch das süße Lächeln übt er bereits heimlich vor dem Spiegel.

Der auf den Pamperspackungen abgebildete, heute 4 Jahre alte Daniel meinte darauf angesprochen nur: „Sie können sich nicht vorstellen, wie groß der Druck ist sich so fit zu halten. Ich diene zwar als Windelmodel, musste aber ohne Windeln auskommen, damit ich mich an der Hüfte nicht aufreiben konnte und keine roten Flecken dort hatte. Das war kein Spaß. Die anderen Kinder haben mich immer ausgelacht. Und dauernd gab es Schimpfer wegen irgendwelchen ‚Unfällen’.“

Daniel dann zum Abschluss: „Und wenn ich Ihnen erst erzähle, wie schwierig es ist als Vierjähriger bei den Fotoaufnahmen für Benetton unterzukommen, wo diese rothaarige Vierjährige mit den Sommersprossen alles dominiert, dann würden Sie mich gar nicht beneiden wollen.“

In einer anderen Meldung drückte der Schauspieler Karlheinz Hackl Unzufriedenheit mit der unter dem Motto „Total Grass“ angelaufenen Fotoserie aus. Dabei ahmen in Österreich weltbekannte Prominente eine nach dem früheren Finanzminister Karlheinz Grasser benannte, laszive Pose nach. In dieser posiert der Abgelichtete mit nacktem Oberkörper, einem leicht nonchalant über die Schulter verrutschtem Sakko und einem Glas Sekt in der Hand.

„Schaut nur auf das dichte Haar und die blauen Augen an. Und dann diese zartrosa Haut und wie lieb der lächelt“, jammerte Hackl. „Ich habe versucht so gut ich kann, wie unser Finanzminister auszusehen, aber am Blick meiner Frau sehe ich, dass ich nicht wie er bin.“
 



 
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