Backe,backe Kuchen

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Raniero

Textablader
Backe, backe, Kuchen

Gähnend betrat Nelly das Wohnzimmer.
„Wer hat denn da vorhin angerufen, Ralf?“
„Du bist schon wieder wach, Nelly? Es war Mary, denk dir bloß, sie hat über eine Stunde mit mir gequatscht. Eigentlich wollte sie dich sprechen, doch nachdem ich ihr sagte, dass du dich gerade eben für eine kleine Weile hingelegt hast, sollte ich dich auf keinen Fall stören.“
„Oh, wie rücksichtsvoll von ihr. Und was sagt sie so, die gute alte Mary?“
„Ach, Gott, sie hörte gar nicht auf, zu quatschen. Sie kam von Hölzchen auf Stöckchen, sie hat mich wohl mit dir verwechselt.“
Nelly blickte ihren Mann scharf an.
„Was soll das denn heißen, bitte?“
„Nun, ihr Weiber habt euch doch soviel zu erzählen, euch geht der Gesprächsstoff nie aus.“
Nelly nahm ein Kissen und warf es nach Ralf.
„Von wegen, Weiber. Du hättest ja auflegen können, wenn es dir zuviel wurde, du brauchtest dich ja nicht so lange mit ihr zu unterhalten.“
„Das konnte ich nun auch nicht machen, das wäre zu unhöflich gewesen, außerdem, unterhalten habe ich mich gar nicht so richtig mit ihr, denn sie hat quasi allein gesprochen.“
„Und was hat sie dir in dieser langen Zeit so alles erzählt?“
„Du wirst es mir nicht glauben, ich habe fast nichts davon behalten, ich habe innerlich abgeschaltet und dich verflucht.“
„Mich verflucht?“
„Ja, natürlich, nur weil du geschlafen hast, musste ich mir doch diesen ganzen Mist anhören.“
„Du Ärmster. Da telefonierst du über eine Stunde mit meiner besten Freundin und weißt hinterher nicht einmal, worüber ihr gesprochen habt.“
„Aber ich sage doch, Nelly, nicht wir haben gesprochen, sie hat gesprochen. Eines aber habe ich behalten. Du möchtest sie später zurückrufen. Sie geht jetzt erst mal in die Küche, um einen Kuchen zu backen.“
Nelly schüttelte sich vor Lachen.
„Das hat sie dir gesagt, die Gute, dass sie Kuchen backen will. Hat sie auch gesagt, was für einen sie backen wollte?“
„Also bitte, Nelly, das geht jetzt zu weit. Was weiß ich, was sie für einen Kuchen backen will. Ich habe doch davon keine Ahnung. Ruf sie doch an, dann weißt du es.“
„Ich habe eine bessere Idee, Schatz. Wir besuchen sie sie einfach, dann wissen wir, welchen Kuchen sie backt.“
„Nein, Nelly, nein, das kann doch nicht dein Erst sein!“
„Doch Ralf, mein völliger Ernst. Lass uns sie besuchen, dann sehen wir ihren Kuchen. Oh, verdammt, das reimt sich sogar.“
Ralf schüttelte nur noch den Kopf.
„Weiber“, murmelte er.

Zwei Stunden später trafen Nelly und Ralf bei Mary in South Bend im amerikanischen Staat Indiana ein, für den Flug hatten sie mit ihrer Privatmaschine bei günstigen Wetterbedingungen nicht länger gebraucht.
Der Kuchen war gerade fertig, und Mary strahlte vor Überraschung wie ein Honigkuchenpferd.
Welchen Kuchen Mary gebacken hatte, ist nicht bekannt, um einen Honigkuchen soll es sich hierbei aber nicht gehandelt haben…
 

Wipfel

Mitglied
Hallo Raniero,

Eigentlich erzählst Du, dass A aufgewacht ist, B über eine Stunde C zugehört hat und A über B bestimmt, dass beide nun zu C den Kuchen essen fliegen.

Nicht so richtig spannend findet Wipfel
 

Raniero

Textablader
Hallo Wipfel,

vielen Dank für Deinen Kommentar.

In der Tat beschreibe ich es so, wie Du anmerktest.

Meine ökologischen Freunde fanden die Story interessant.


Gruß Raniero
 
S

suzah

Gast
Backe, backe, Kuchen

hallo raniero,

ich würde sagen "thema verfehlt", oder du musst einen anderen titel für die geschichte wählen.
was daran "öko" ist, sehe ich nicht, außer der tatsache, des selbst backens statt kauf eines fertigproduktes.

ein kleiner hinweis "Wir besuchen sie sie einfach,", ein "sie" ist zu viel.

grüße suzah
 

gareth

Mitglied
Ich hab jetzt erst mal in Ruhe überlegt, raniero,

ob mir vielleicht eine, subtil in den kleinen Text eingebaute, Botschaft entgangen ist. Ich wollte nicht glauben, dass die Geschichte tatsächlich nur aus der Aussage eines Mannes einer Frau gegenüber besteht, er habe gerade eine Stunde lang (ungern und ohne wirklich zuzuhören) mit deren Freundin telefoniert und einem anschließenden Flug in einem privaten Flugzeug.

Die folgende, zunächst unwirklich anmutende Stelle, könnte nun aber ein Schlüssel sein zu dem, was da transportiert werden soll:

Hat sie auch gesagt, was für einen sie backen wollte?“
„Also bitte, Nelly, das geht jetzt zu weit.


Man darf sicher sein, dass eine Frau innerhalb eines einstündigen Gesprächs auf jeden Fall den von ihr geplanten Kuchen bei seinem Namen nennt. Davon ist Nelly vermutlich ausgegangen, bei ihrer Frage. Und warum sollte es einem Mann zu weit gehen, dass er Namen eines geplanten Kuchens nenne soll? Da aber von Ralf keine Antwort kommt, sondern nur eine seltsame, eher hilflos und wirr klingende Bemerkung, habe ich (aus schierer Lebenserfahrung heraus) gefolgert, dass es sich um die Beschreibung einer Eifersuchtsszene handelt. Eine Eifersuchtszene, die sich zwischen zwei Partnern der oberen Mittelklasse abspielt, mit eigenem Flugzeug, wo sich die Frau zumindest nicht darum schert, mal eben zur Überprüfung eines Telefonats 70-80 Liter Benzin zu verfliegen.

Als aber Mary dann bei Ralfs und Nellys Eintreffen wie ein Honigkuchenpferd strahlte, hab ich diese Überlegungen sofort wieder verworfen, weil Mary ja ggf. eher zumindest ein bisschen erschrocken wäre im richtigen Leben, unter den von mir vermuteten Umständen, außer natürlich, sie ist eine gute Schauspielerin und noch viel, viel abgebrühter, als wir alle uns das vorstellen können. Aber eine Frau, die Kuchen backt und das offenbar ehrlich am Telefon erzählt, kann nicht wirklich schlecht sein! und das wiederum bedeutet mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass ich die Geschichte eben doch nicht verstanden hab.


Grüße
gareth
 
B

bluefin

Gast
wahrscheinlich haben wir erschüttert zu sein, weil jemand ein privatflugzeug besitzt und damit eine freundin besucht. und ihren kuchen isst.

gut, dass bluefin nicht nur sozialneidische ökofreunde hat, sondern auch solche, die ihm vorrechnen, dass ein sportflugzeug (die x-tra erwähnten "guten wetterbedingungen" lassen auf ein solches schließen, nicht auf einen blind fliegenden düsenjet) nicht mehr sprit für eine solche strecke braucht als ein mittelklassewagen. ein motorboot braucht für den gleichen weg mindestens drei- bis zehnmal soviel saft und fährt nicht mal halb so schnell.

tipp, @raniero: dicker auftragen! dass die amis mit ihren cessnas kaffeebesuche machen, lässt die welt nicht untergehen und einen leselupler nicht vom sofa kippen. das aufwändige beim privatfliegen ist nicht das bisschen sprit, das der niedrigtourer verbrät, sondern sind die kiste selbst, die stand-, start- und landegebühren, die wartung und die flugstunden für den schein. aber saugeil isses trotzdem!

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

Raniero

Textablader
Hallo alle miteinander,

nur kurz:

Davon geht die Welt nicht unter?

Davon geht sie garantiert einmal unter, nicht heute und nicht morgen, sondern scheibchenweise. Wir kriegen sie schon kaputt, mit dieser Mentalität, aber was soll's, nach uns die Sintflut.

Gruß Raniero

Satire soll
herausfordern, anregen und auf humorvolle Weise nachdenklich machen
 
B

bluefin

Gast
die erde wird bestimmt nicht am flugverkehr und am gugelhupfbacken zugrunde gehen, lieber @raniero. ich tippe eher auf einen natürlichen meteoritenein- oder einen unnatürlichen atomschlag.

wir sollten darauf achten, wenigstens bis dahin die literatur am leben zu erhalten und sie vor missratenen "satiren" wie dieser da zu schützen. nicht nur vogel-, amphibien- und klima-, sondern auch literaturschutz!

rettet das deutsche gedicht und die kurzgeschichte!

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

gareth

Mitglied
Hallo raniero,

nur der Vollständigkeit halber und um Missverständnisse zu vermeiden, kurz eine Bemerkung zu Deinem Motto (oder ist es eher ein Anspruch oder ein Fernziel?):

Satire soll
herausfordern, anregen und auf humorvolle Weise nachdenklich machen


Also, auf Satire bin ich in Deinem Text nicht gestoßen. Falls von Dir beabsichtigt war, so etwas zu schreiben, gibt´s noch viel zu tun.

Deinen Kommentar habe ich auch nicht verstanden.
Den Weltuntergang nicht und die scheibchenweise Mentalität nicht. Muss vielleicht aber auch nicht sein. Ich bin halt jetzt nicht mehr sicher, ob es überhaupt sinnvoll war, einen Kommentar zu schreiben.
Dass ich das Flugzeug angesprochen habe, bedauere ich aber auf jeden Fall :eek:) Man könnte jetzt nämlich meinen, wie bluefin das tut, es hätte irgend eine Bedeutung. Das aber glaube ich nicht. Dafür schließe ich mich seinem letzten Kommentar vollinhaltlich an (was nicht häufig vorkommt). :eek:)

Grüße
gareth
 



 
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