Bäume menschlich

JeanV

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Treffen

Im Wald trafen sich drei Bäume.
Es waren die gleichen wie immer: Frieda, Maja, Konstanzia wollen wir sie nennen.

Ich werde vergesslich, raschelte Frieda, die Buche, und runzelte die Rinde.

Die Tanne Maja - auch Majestät genannt - wiegte ihr Haupt majestätisch im Winde und ächzte ihr typisches
Ach, Ach.

Stoisch und störrisch stand die alte Eibe Konstanzia im Wald herum, knarzte ein wenig mit dem angebrochenen herunterhängenden Ast, verzog keine Miene, dachte sich aber ihren Teil und hätte am liebsten ihr Gift verspritzt.

Eine traurige Nachricht verbreitete sich im Wald. Von Baum zu Baum weiter getragen wurde ein mitleidiges Rauschen der Wipfel. Der Wind leistete gutmütigen Beistand. Einem unfreundlichen Sturm, so die Neuigkeit, war eine hundertjährige Tanne, Großtante von Maja, zum Opfer gefallen.

Frieda hatte diese Verwandte nie gesehen und begriff mal wieder nichts.

Maja vergoss ein paar Harztropfen. Wie zum Trost kam ein kleiner Zweibeiner daher und lehnte seine Stirn an ihren Stamm, um ein wenig zu profitieren von ihrer urwüchsigen Kraft. Er hatte hier schon bei Unwetter Schutz und Unterstand gefunden.

Ließ man sie in Ruhe altern, würde sie beide Freundinnen überleben. Da war sich Konstanzia ziemlich sicher. Junge naive Nachkömmlinge würden emporschießen und ihr über den Kopf wachsen - mit wenig Verständnis für eine wunderliche knorrige dreihundertjährige Eibe.

Drohten dann Einsamkeit und Langeweile?
 

byahuman

Mitglied
Ein wundervoll lebendiges Bild, das du da mit deinen Worten gezeichnet hast! Der Schluss kommt ein bisschen plötzlich, wie ich finde, aber es ist ein gelungener Einblick in eine interessante Szene!
 



 
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