Bahnfuge einer tragischen Liebe

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AlexT

Mitglied
Ich stehe voll Vorfreud am Bahnsteige hart,
Gar bald anzutreten die heilige Fahrt.
Zentralperspektivisch verbinden sich dort
Wo SIE zur Zeit wohnt, am entlegenenen Ort
Die Eisenbahngleise der Hoffnung.

Ein Zug von der Stadt davon raset nach fern
Unwissentlich nahend dem süßesten Stern.
Im Dorf angekommen, ganz schnell steig ich aus,
Von Liebe betört geht es eilend zum Haus
Beim Eisenbahngleise der Freude.

Doch sie spricht zu mir nur: "Ich will nicht, geh raus!
Komm nie wieder her und die Pest auf dein Haus!"
Betrübet marschier ich zum Haltpunkt zurück.
In Ferne verschimmen zum milchigen Fleck
Die Eisenbahngleise der Trübsal.

Ich gehe vom Dorf in die Felder ganz weit
Und mein schwerer Kopf hin zur Erde sich neigt.
Ein Zug rast vorbei, ohne Maßen pressiert
Blitzschnell wird im Fahren mein Kopf amputiert
Am Eisenbahngleise des Todes.
 
L

Law

Gast
Betrübet marschier ich zum Haltpunkt zurück.
In Ferne verschimmen zum milchigen Fleck
Diese Zeilen unterbrechen den Rhytmus.
Vielleicht fällt Dir für die zwei zeilen ein reim ein, dass soll sicher verschwimmen heissen?

ich finde es sonst originell, vom Thema.

Gruß
Law
 

Noir

Mitglied
Alte Träume werden wach!

Sehr verehrter Mr. AlexT,

BAHNHÖFE!!! Wie ich ins Schwärmen gerate, wenn ich über Bahnhöfe denke, lese, schreibe, träume oder rede! Ich erinnere mich gerade daran, wie ich früher in längst toten Zeiten allein und einsam auf jener verstaubten Bank saß, unter der blutroten Sonne des Abends, die mich jedes Mal in Melancholie versetzte. Ach, wie viele Gedichte fielen mir dort ein. Auch heute fallen mir Gedichte darüber ein, wie ich damals dort saß und Gedichte schrieb. Gesammelt habe ich sie. Auf vielen Blättern, Zetteln und Fresspapierstückchen häuften sie sich an, doch viele von ihnen wurden von den Wogen des Meeres verschluckt, von Feinden in den unendlichen Tiefen der Erde vergraben, den Strömen des Windes hinfortgeweht und den beißenden Flammen des Feuers zerfressen.
Doch ich gab die Hoffnung nicht auf und schrieb und schrieb weiter. Auch die, die mir verloren gingen behielt ich im Kopfe und schrieb sie...später auf. Manche habe ich auch schon im Lyrik veröffentlicht, falls es Sie interessiert.
Nun zu Ihrem Gedicht. Es gefällt mir wunderbar. Wortwahl gefällt mrr sehr. Auf Wiedersehen,

Mr. Noir
 

Gerd Geiser

Mitglied
Lieber AlexT,

ein bischen holprig ist sie ja, deine Bahnstrecke. So von oben betrachtet gefällt sie mir aber ganz gut. Hier und da die Böschung ein wenig unterfüttern und die Waggons in die richtige Reihenfolge bringen, dann fahre ich gerne mit.

Lieben Gruß
GG
 
D

druckfehler

Gast
das gefällt mir. Es ist holprig, die Reime klingen nicht ungezwungen, anfänglich ist das irritierend, da etwas positives becshrieben wird. Allerdings gefällt es mir, dass das Gedicht och mehrholpert und die Sprachwahl simpler wird, als das lyrische ich Enttäuscht wird. Die disharmonie in seinem inneren wird sozusagen über die Unstimmigkeit der Verse verstärkt ausgedrückt. Man glaubt dem Gedicht, wird mehr davon mitgenommen, da man nicht nur erzählt bekommt, dass es dem lyrischen ich scheiße geht, sondern es in der Störung seiner Sinnes für Ästhetik selbst miterlebt. In diesem Sinne lobe ich genau das, was Law kritisiert hat. An den ersten zwei Strophen könntest du trotzdem noch etwas feilen.

Die Thematik ist interessant, die Bahnstrecke wird als große Metapher für das Gefühlsleben des lyrischen ichs benutzt. Gute Idee. Die thematische Druckführung gefällt mir auch sehr.
 



 
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