Bahnlinie Wohlleben

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Inge Anna

Mitglied
Bahnlinie Wohlleben

Umfeldgetuschel -
auch heute wieder -
Klatsch aus Lügenmäulern -
Zeitdieberei.

Er verlässt die Blickregion
zischelnder Neider
erhobenen Hauptes;
sollen sie reden,
all die Schwatzsüchtigen,
sich auslassen über ihn
in Länge und Breite.

Häusliches Glück umgibt ihn,
seit Jahren.
Ihm fällt nichts auf an ihr,
was Festgefügtem abträglich -
keine Alarmsignale also
an der Bahnlinie seines Wohllebens.

Genussvolles Abendräkeln
in den Weichpolstern seines Ohrensessels,
diesem unentbehrlichen Behagensgaranten.

Lämmlein umsorgt ihn
wie er's gewohnt,
mixt ihm
seine Lieblingsdrinks -
restliche Außenunbill wird fortgespült.

Jemand an der Haustür?
Später Besuch noch?
Er fühlt sich schläfrig,
schließt die Augen;
und dann
gegen morgen
wacht fröstelnd er auf.
Minuten später weiß er es:
Das Stückchen Papier an der Pin-Wand
ist kein Einkaufszettel.

Lämmlein ist gegangen;
die kurze Mitteilung:
"Deine Bahnlinie Wohlleben
hat mir die Fluchtschiene gelegt -
es gibt kein Zurück."
 
C

casy01

Gast
sehr gut geschildert

gefällt mir wie Du hier Alltag und Grau
malst mit Worten
 
L

Law

Gast
Hallo,
schön und gut beschrieben mit schöner Pointe.Eben alltäglich bei manchen Menschen. Was spannend wäre was gab gibt den letztentliche "Kck" den Auslöser das sie geht. Nur so als Idee nicht als Besserwisserei. Also ein viererfeldchen, was es ist was "Ihr" sagt komm sping!

gruß
law
 
C

casy01

Gast
wenn wir beide verbunden
schreiben -beide reden- beide
tanzen -beide singen - beide weinen..
was bleibt …..

wenn wir solange drehen um uns selbst
bis Pech und Schwefel verschmolzen sind

wir die zwei
schreiben, sprechen, leben

Sie die zwei tanzen
die zwei singen
die zwei weinen.
was dort von dir bleibt
dieses du durch mich
da das ich durch du
wenn wir uns dann so vollkommen fusioniert haben
so lange Zeit um uns selbst zu drehen in uns verschmolzen

bleibt da die Liebe
das treue bleibt dort
reißen einander fort
Phantome
Internierten wir uns
 

Inu

Mitglied
Hallo Inge Anna

Lämmlein ist gegangen;
die kurze Mitteilung
lässt ihn erblassen:
"Deine Bahnlinie Wohlleben
hat mir Fluchtschiene gelegt -
es gibt kein Zurück."
Das Gedicht gefällt mir sehr.
Nur am Schluss würde ich vielleicht eine Kleinigkeit ändern:

Lämmlein ist gegangen.
Ihre kurze Mitteilung:
"Deine Bahnlinie Wohlleben
hat mir die Fluchtschiene gelegt -
es gibt kein Zurück."


Das 'erblassen' oder was immer die Reaktionen und Gefühle des Prot. sind, würde ich der Fantasie des Lesers überlassen. Nur eine kleine Denk-Anregung von mir aber nicht wirklich nötig

Liebe Grüße
Inu
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Inu,

habe Deinen Änderungsvorschlag gerne angenommen. Vielen Dan für Die Mühe.
Mit ganz liebem Gruß
Inge Anna

Auch den beiden Vor-Kommentatoren besten Dank fürs Lesen und Rückmelden.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Inge Anna,

bei diesem Text, der nun wirklich eine innere Daramatik hat, gefällt mir am besten, dass er sie gehen hört, aber nicht im Traum daran denkt, dass sie fortgeht. Manche Menschen sind denkbar unflexibel, und so konnte auch dieser Mann das Gefüge seiner Vorstellungswelten nicht mehr überspringen, so wie jemand nicht über den eigenen Schatten springen kann.

Gefällt mir sehr gut.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Inge Anna

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

ja - die Haustür ist zugefallen und mit dem Pascha-Dasein ist's vorbei.
Danke fürs Rückmelden.
Mit lieben Grüßen
Inge Anna
 



 
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