Der Regenschauer hat die Dächer
gesäubert von Sahara-Staub.
Zum Rinnstein rollen leere Becher
vom Take-away wie welkes Laub.
[blue]Seit wann rollt denn welkes Laub?[/blue]
In enger Wetlook-Damenhose
[red]es schlenkert schwungvoll her und hin[/red]
mit weiblich lustbetonter Pose,
[red]wonach sich richtet Freiers Sinn.
[/red]
[blue]Gleich zwei nicht nur unschöne, sondern sinnentstellende Inversionen. Auch charakterisiert "schlenkern" den weiblichen Gang nicht gerade treffend.[/blue]
[red]Zwei Stöckelstiefel eilends streben
am Straßenrand zur Wagentür.
Gespreizte Schenkel Hoffnung geben
ad hoc auf schnelles Mannspläsier.[/red]
[blue]Hier entfalten die Inversionen bereits eine - vermutlich ungewollte - humoristische Komponente. Ist dir
Frederike Kempner, der "Schlesische Schwan" ein Begriff? die letzten beiden Verse haben mich sofort an ihr Werk erinnert.[/blue]
[red]Bekleidung sucht sich keine Bügel
in Anbetracht der Eile. Und[/red]
Die beiden Verse zerstören sich gegenseitig:
Sofern im 1. Vers eine "lyrische" Umschreibung für Eile versucht wird, braucht das nicht auch noch im Beamtenjargon wiederholt zu werden.
[red]- hernach - beim Lidstrich vor dem Spiegel
das Mädchen weint die Augen wund.[/red]
[blue]Nein, das ist keine Sozialballade mehr, das ist inversiver und zugleich invasiver Sozialkitsch, schwer zu ertragen. Übrigens: Das "hernach" hatte mir die wohlwollend kommentierende Vorgängerin einst als völlig unzeitgemäß angekreidet. Ich bin da allerdings anderer Ansdicht.[/blue]
Die Stiefel finden, wie befohlen
durchs Handy, zum gewohnten Ort.
[blue]Wiederum verdrehte Formulierung. Auch die Kommata vermögen die Sinnenstellung der Inversion nicht mehr gerade zu rücken: Die Stiefel finden hier durchs Handy zum Ort. Wie passen sie da nur durch?
Gleich wieder an Frau Kempner gedacht. [/blue]
Den Liebeslohn kommt jemand holen
und rast im Porsche wieder fort.
[blue]Der Porsche fahrende Zuhälter gehört natürlich auch ins Klischee. Die Hamburge Lodls stehen allerdings eher auf
Corvette.
[/blue]
Im Gully finden sich die Kippen
von [red]jedem [/red]abgerauchten Joint
[blue]Wirklich von jedem? Warum ist das wichtig?[/blue]
nach zielgenauem Fingerschnippen,
bis dass kein Neonlicht mehr scheint.
[blue]"Bis dass" wird üblicherweise für ursächliche Verknüpfungen verwendet, z. B. "bis dass der Tod uns scheidet". Dass man mit zielgenauem Fingerschnippen von Jointkippen die Neonlichter auszuschalten vermag, eröffnet mir hier neue lyrische Horizonte. [/blue]