Balthasar wird unsichtbar

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esze

Mitglied
Darf ich vorstellen? - Balthazar, mein junger Nachbar. Er ist erst sechs und kann schon so viel. Er kennt alle Buchstaben, kann auf einem Bein stehen und gleichzeitig bis hundert zählen. Er weiss, wie man Fahrrad freihändig fährt.

Balthasar kann Alles sehr gut. Nur das \"Grüssen\" fällt ihm schwer. Insbesondere, wenn er die Grossen und dazu noch in einer Fremdsprache begrüssen muss, wird er scheu. Das passiert fast jeden Tag.

Balthasar wohnt in einer Grossstadt, in der auch Menschen aus vielen anderen Ländern leben - Ausländer. Sie reisten einmal hierher und blieben, weil es ihnen so gut gefallen hat.

Balthasar und seine Eltern haben einige ausländische Bekannte. Und Balthasars Mami versucht, sie immer in ihrer Muttersprache zu begrüssen. Sie möchte, dass Balthasar es auch tut. Die Bekannten freuen sich dabei und Balthasar geniert sich. Zudem versteht er nicht, wieso man Alle jeden Tag aufs Neue grüssen muss. Ist einmal nicht genug?

Letzten Samstag beim Spazieren hatte er es satt und beschloss, dass er niemanden mehr begrüssen wird. Einfach so.

Kurz darauf kam die kleine Marie ihm entgegen. Balthasar mag Marie sehr. Es ist so lustig, mit ihr zusammen im Freien zu rennen und Ball zu spielen. \"Grüss Dich, Marie!\" - hätte er beinahe gesagt, konnte sich jedoch im letzten Augenblick noch fassen: \"Ich grüsse doch niemand mehr!\" - meinte er und schaute einfach weg, als Marie ihm \"Hallo\" sagte. Marie wurde traurig. Balthasar fühlte sich ebenfalls irgendwie betrübt.

Er ging weiter und begegnete John, seinem Englischlehrer.

- Hello, Balthasar, how are You? - sagte John. Ihm werde ich bestimmt nicht antworten! - dachte Balthasar und zeigte John die Zunge - er musste doch auf die Begrüssung reagieren. John wunderte sich und schüttelte den Kopf.

Balthasar setzte seinen Spaziergang fort, als ob nichts wäre, und sah Noah, einen Jungen aus Frankreich.

- Salut, Balthasar! - begrüsste ihn Noah. Balthasar schwieg als ob er seine Zunge verschlungen hätte. Vor lauter Anstrengung, nicht zu reden, wurde er sogar rot. Noah fühlte sich ungemütlich, und Balthasar dachte: \"Das ist manchmal ganz schön schwer, nicht zu grüssen.\"

Und da kam Sie - die Zauberin mit dem Hund. Eigentlich sah Sie aus wie eine gewöhnliche alte Dame, die ihren Vierbeiner spazieren ausführt. Sie sprach Deutsch. Aber ein sehr spezielles - Schweizerdeutsch. Das tönte wie ein Gewitter! Ihr Kopf krönte ein grüner Hut, auf dem echte Blumen wuchsen. Sie trug rote Schuhe mit silbernen Absätzen. Alle Kinder hatten grossen Respekt vor der Dame.

- Grüzi, Balthasar, wie häsch\'s? - sagte Sie. Balthasar fühlte sich verlegen und konnte seinen Mund nicht aufbringen. Die Zauberin runzelte die Stirn, blieb stehen und beobachtete den Jungen.

Balthasar begegnete gerade dem Pöstler Giovanni - einem sehr lustigen Herrn aus Italien.

- Bongiorno, Balthasar, come stai? - deklarierte freudig Giovanni und winkte mit den Händen wie eine Windmühle. Balthasar lächelte sogar, verlor jedoch nach wie vor kein Wort und ging am Pöstler vorbei. Giovanni schaute erstaunt ihm hinterher und wurde traurig.

Die Zauberin sah das und befürchtete, dass etwas Schlimmes passieren könnte, wenn man nichts unternimmt.

Jeder, der vom Balthasar nicht gegrüsst wird, wird traurig, lächelt nicht mehr und kann ebenfalls aufhören, Andere zu begrüssen. Und wenn sie dann vor lauter Enttäuschung vergessen, ihre Blumen im Garten oder zu Hause zu giessen - werden die Blumen verwelken. Das sehen die Vögel. Sie verlieren ihre Inspiration und hören auf, zu singen. Die Welt wird grau und trüb.

- Schrecklicher Gedanke! Man muss handeln! - beschloss die Zauberin.

Sie drehte sich um, holte Balthasar leise ein, bog den Kopf, schüttelte etwas Blumenstaub von ihrem Hut auf den Jungen und flüsterte ein Paar Zauberworte. Dann setzte sie ihren Spaziergang gemütlich fort.

Balthasar hat gar nichts gemerkt. Ihm fiel gerade ein, dass er zum Spielplatz gehen könnte. Unterwegs begegnete er noch weiteren Bekannten. Aber niemand von ihnen begrüsste ihn.

Auf dem Spielplatz war Marie gerade am Schaukeln. Sie quietschte dabei vor Vergnügen. Markus baute eine lange Autobahn aus Sand und fuhr mit seinem Auto hin und her. Balthasar plumpste auf die freie Schaukel neben Marie.

- Na, los! - dachte er.

- Aaa! - schrie Marie und sprang von ihrer Schaukel wie verbrannt - Markus, guck mal, die Schaukel bewegt sich von alleine. Hier spuckt es wohl! - rief sie aus.

- Quatsch! - sagte Markus - Ihr Mädchen denkt Euch immer etwas Komisches aus. Der Wind macht das und Schluss! -

- Ich bin doch kein Wind! - erwiderte Balthasar - Wieso sagt ihr das? Nehmt ihr mich hoch? -

- Balthasar! - erfreute sich Marie - möchtest Du mit uns \"Verstecki\" spielen? Du hast Dich aber gut verborgen. Man sieht Dich gar nicht und hört dabei sehr gut! -

- Man sieht mich nicht? Was redest Du für Unsinn! Schau - da bin ich doch! - Balthasar sprang von der Schaukel weg und näherte sich Marie. Marie bemühte sich sehr, konnte aber trotzdem Balthasar nicht erblicken. Balthasar wurde sauer und beschloss, nach Hause zu gehen. - Ach, komm! - sagte er. Grossen Hunger hatte er inzwischen auch noch.

Schon im Garten roch er das Aroma Mami\'s süssen Quarktorte und spürte das Wasser im Mund zusammenlaufen. Als er läutete, öffnete Mami die Tür. Jedoch, anstatt ihn wie gewohnt reinzulassen und zu küssen, machte sie die Tür sofort wieder zu.

Balthasar schüttelte den Kopf und drückte den Klingelknopf wieder.

- Ding-Dong -

- Wer amüsiert sich da? - hörte er Mami\'s Stimme. Diesmal schaute sie ins Guckloch und machte die Tür gar nicht auf.

- Oh, Schreck! - dachte Balthasar - sieht mich wirklich niemand mehr? -

Dieser Gedanke war so bitter, dass er sofort in Tränen ausbrach. Sie strömten über seine Wangen wie zwei wilde Bäche. Ohne es zu merken, kam er wieder zum Spielplatz, setzte sich unter die Linde neben einem Blumenbett und heulte trostlos.

Es wurde Abend und die ersten Sterne leuchteten im Himmel. Der kleine Igel Stachi machte sich auf den Weg zum Spazieren. Er wohnte im Park in der Nähe von Balthasars Haus. Am Tag schlief er tief in einem gemütlichen Nest und in der Nacht erledigte er seine Geschäfte. Er putzte seinen Stachelpelz, trank Wasser, verpflegte sich und - das Wichtigste - er scheuchte Schnecken von den Blumen weg.

Igel Stachi liebte Blumen. Obwohl, die Blumen nachts schliefen und Ihre Blüten zumachten, war er jedes Mal begeistert, wenn er sich unter ihnen befand. Es kam ihm vor, als ob er in einer Duftwolke war und den Zauber einatmete.

Einmal, als er das Blumenaroma genoss, wurde er Zeuge eines bösen Überfalls. Eine ganze Truppe von Schnecken stürmte sich auf die Blumen. Sie krochen auf ihre Blätter und frassen Löcher aus.

Die armen Blumen konnten nicht um Hilfe rufen, weil Sie nicht redeten. Und wenn nicht der aufmerksame Stachi wäre, hätten sie es ganz schlecht. Schnell packte Stachi die Schnecken mit dem Mund und schleppte sie von den Blättern weg. Einige hat er dabei verschluckt. Die Schnecken erschraken sich und flüchteten. Die Blumen belohnten Stachi mit einem köstlichen süssen Aroma. Seitdem pflegte Stachi jeden Tag, zum Blumenbett zu kommen und die Blumen vor Schnecken zu schützen.

Ihr habt es richtig erraten, dieses Blumenbett befand sich auf demselben Spielplatz, wo unser trauriger Junge sass.

Igel Stachi kam wie gewohnt zu seinen Blumen. Er atmete die feine Luft ein und lächelte vor lauter Vergnügen. Plötzlich - Bum-bum-bim-bam-bum - der Igel spürte, wie es angefangen hat, zu regnen. Er schaute in den Himmel und war sehr erstaunt.

- Was ist das? Die Sternchen leuchten klar und keine Wolken zu sehen, aber es regnet? - murmelte er. Auf seine Lieblingsblumen und auf ihn selber fielen kleine Tröpfchen.

- Das ist kein Regen, das bin ich. Ich weine. - hörte er Balthasars Stimme.

- Wer redet da? - rief der Igel aus.

- Ich bin es, Balthasar. -

- Balthasar, wer bist Du denn und wo? Ich sehe Dich gar nicht.-

- Ich bin ein Junge und ich bin schon sechs Jahre alt. Niemand sieht mich, deswegen weine ich -

- Niemand sieht Dich? Ach, du grüne Neune, was ist denn passiert? -

- Ich weiss es nicht. Heute Morgen ging ich wie immer spazieren. Kam zum Spielplatz und plötzlich hat niemand mehr mich gesehen, sogar meine Mamiiii ! - die Erinnerung an die Mutter tat besonders weh und Balthasar heulte lauter.

- Man verschwindet doch nicht einfach so - Stachi runzelte die Stirn - hör mal, war heute irgendetwas anders als an sonst?

- Ich habe aufgehört, zu grüssen. -

- Was? wieso denn? -

- Ich habe mich immer geniert, das zu machen. Und wollte es nicht mehr. So habe ich beschlossen, ab heute niemanden zu begrüssen. Dann wurde ich plötzlich unsichtbar. -

- Das gibt es doch nicht! - der Igel kratzte sich hinter dem Ohr - Ja, sich genieren, ist unangenehm. Aber nicht mehr zu grüssen, ist auch keine Lösung. Weisst Du, Balthasar, ich denke, man muss es gern bekommen, die Anderen zu begrüssen. Dann wird man auch nicht scheu dabei. Du genierst Dich doch nicht, Schokolade zu essen, weil Du es gern hast.

- Wie kann ich es erreichen? - Balthasar seufzte tief, heulte aber nicht mehr.

- Sehr einfach. Man muss spüren, wie derjenige, den Du grüsst, sich freut.
Obwohl es der Andere ist, der Freude empfindet, fühlst Du Dich selber auch so gut, dass Du es wiederholen möchtest. Und dann grüsst Du gerne noch jemanden. Ich, zum Beispiel, liebe es, meine Blumen zu begrüssen. Wenn sie sich freuen, dann fühlen sie die Luft mit feinstem Aroma. Das ist wunderschön! -

- Unglaublich! Ich will auch gerne grüssen! - rief Balthasar aus - und werden sich Alle wirklich freuen? -

- Kommt darauf an, wie Du sie begrüssen wirst - der Igel roch an einer Rose - wenn so wie die Sonne: warm und von Herzen - dann werden es Alle bestimmt spüren. Beim Grüssen wünschst Du den Anderen etwas Gutes: einen ganz guten Tag oder Abend. Und was kann angenehmer sein als das? Deswegen grüsst man sich jeden Tag aufs Neue. - der Igel lächelte und schaute liebevoll die Linde an, worunter die Balthasars Stimme klang.

- Ich möchte wieder grüssen! - sagte der Junge bestimmt. - Wie heisst Du, Igel?

- Ich heisse Stachi. -

- Grüss Dich, Igel Stachi! -

- Grüss Dich, Balthasar, so gross bist Du! -

- Woher weisst Du das? -

- Ich sehe Dich. -

- Du siehst mich? Wirklich? Hurra! Ich bin wieder sichtbar geworden! - schrie Balthasar - Danke Dir, lieber Igel! Ich renne jetzt mal nach Hause zu meiner Mama. Sie macht sich bestimmt schon Sorgen um mich. -

- Tschüss, Balthasar! -

- Gute Nacht, Stachi! -

Balthasar erreichte springend sein Haus. Mama öffnete die Tür und freute sich sehr: \"Endlich bist Du zu Hause, Schatzi!\" Sie begleitete den Jungen zu Tisch und gab ihm süsse Quarktorte zu essen und warme Milch zu trinken. Dann legte sie ihn schlafen und erzählte eine Geschichte.

Am nächsten Morgen, als Balthasar erwachte und seine Eltern sah, sagte er laut und fröhlich: \"Guten Morgen, Mutti! Guten Morgen, Vatti!\" Mami umarmte ihn und küsste auf die Wange. Papi lächelte und antwortete: \"Guten Morgen, Sohn!\"

Balthasar sprang zum Fenster, öffnete es und rief aus: \"Guten Morgen, Sonne! Guten Morgen, Himmel!\" Und die Sonne streichelte sanft seine Hände und Gesicht. Balthasar fühlte sich so wohl, dass er sich vor Glück um sich herum drehte. Er zog sich schnell an und ging raus. Er beschloss zum Spielplatz zu rennen, um zu sehen, ob Stachi immer noch dort ist.

Unterwegs begegnete er John, dem Englischlehrer. Balthasar blieb stehen, sammelte seinen Mut und sagte deutlich: \"Hello John, how are you today? - Hello, Balthasar, I am glad to see you!\" - antwortete John. Man sah, wie angenehm ihm Balthasars Aufmerksamkeit war. Und Balthasar fühlte, dass John ihn respektiert.

Dann kam Marie ihm entgegen. \"Hallo, Marie! - sagte der Junge voller Freude - Hallo, Balthasar! Schön, dass Du wieder da bist. Ich habe Dich so vermisst! - antwortete Marie.

- Weisst Du, Marie, ich habe etwas Unglaubliches erlebt. - begann Balthasar zu erzählen. - Ich wurde unsichtbar und wusste nicht, wie ich da rauskomme. Dann lernte ich einen weisen Igel kennen, und er erklärte mir, was ich machen soll, damit man mich wieder wahrnimmt. Jetzt gehe ich zum Spielplatz, um mich bei ihm zu bedanken. -

- Darf ich mitkommen? -

- Klar -

Sie rannten vergnügt weiter und sahen Noah - den französischen Jungen. Balthasar sagte sofort: \"Salut Noah!, Ca va? - Salut! Hallo, Balthasar! Hallo, Marie! - antwortete Noah. Die Kinder lächelten und gingen weiter.

Plötzlich sahen sie die Zauberin mit dem Hund. Sie spazierte gemütlich auf dem Trottoir und näherte sich den Kindern. Sobald sie Balthasar erkannte, hat sie verstanden, dass Alles wieder in Ordnung war. Balthasar strahlte wie die Sonne. Die Zauberin lächelte und sagte: \"Sali miteinand!\"

- Grüezi! - antworteten im Chor Marie und Balthasar. Balthasar staunte nur über seinen Mut: \"Unglaublich, ich habe selbst die Zauberin begrüsst! Und das auf Schweizerdeutsch.\" - dachte er. Dieser Gedanke beflügelte ihn.

Er rannte wie der Wind und konnte noch gerade in dem Moment stehen bleiben, als Giovanni, der Pöstler vor seiner Nase stand. \"Bongiorno! - rief er aus - Bongiorno! - antwortete fröhlich Giovanni und fügte noch jede Menge italienischer Wörter hinzu. Balthasar hat wenig verstanden, aber er fühlte, dass Giovanni ihm viel Gutes gewünscht hat.

- Grazie! Danke! - sagte er.

Der Igel war nicht mehr auf dem Spielplatz zu sehen. Balthasar bewunderte die Blumen, begrüsste sie leise und bat, Stachi einen Gruß auszurichten.

Dann schaukelte er mit Marie auf einer Schaukel, zeichnete, spielte \"Fangis\". Der Tag ging schnell vorbei. Am Abend, als Balthasar schon im Bett lag, dachte er: \"Was für ein schöner Tag war heute. Es ist wohl nichts Besonderes passiert, aber ich fühle mich, als ob ich eine Torte gegessen habe!\"

Seitdem grüsste Balthasar Alle gern. Er hat verstanden, dass eine liebe Begrüssung - ein richtiges Zauberwort ist. Sie kann einen traurigen Menschen fröhlich machen, einen verärgerten - zufrieden, und einem trüben Tag ein Lächeln bescheren. Sie wirkt sogar auf die Blumen, die Sonne und den Himmel - und die Welt wird zum Ort, wo es so schön ist, zu sein.
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo esze, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von hera

Redakteur in diesem Forum
 

esze

Mitglied
Herzlichen Dank!

es freut mich sehr, an so einem freundlichen und schön gepflegten Forum mein Märchen präsentieren zu dürfen.
 

molly

Mitglied
Grüzi esze,

Deine Geschichte gefällt mir, die wenigsten Kinder grüßen gern.
Ich habe jetzt mal einen Teil angeschaut, Du musst das nicht nehmen. Aber vielleicht helfen Dir ein paar Tipps.
Zunächst wörtliche Rede ohne diesen / Strich.

Geschichte für Kinder ab 5 Jahren (Das muss dazu)

Balthazar ist erst sechs und kann schon so viel. Er kennt alle Buchstaben, kann auf einem Bein stehen und gleichzeitig bis hundert zählen. Er weiss, wie man Fahrrad freihändig fährt.

Balthasar kann [red]A[/red]lles(alles) sehr gut. Nur das Grüssen fällt ihm schwer. Besonders, wenn er die Grossen und dazu noch in einer Fremdsprache begrüssen muss. Das passiert fast jeden Tag.

Balthasar wohnt in einer Grossstadt, in der auch Menschen aus vielen anderen Ländern leben - Ausländer. Sie reisten einmal hierher und blieben, weil es ihnen so gut gefallen hat.

Balthasar und seine Eltern haben ausländische Bekannte. Seine Mami versucht, sie immer in ihrer Muttersprache zu begrüssen. Sie möchte, dass Balthasar es auch tut. Die Bekannten freuen sich, aber Balthasar geniert sich. Zudem versteht er nicht, wieso man alle jeden Tag aufs Neue grüssen muss. Ist einmal nicht genug?

Letzten Samstag beim Spazieren hatte er es satt und beschloss, dass er niemanden mehr grüssen wird. Einfach so.

Kurz darauf kam die kleine Marie ihm entgegen. Balthasar mag Marie sehr. Es ist so lustig, mit ihr zusammen im Freien zu rennen und Ball zu spielen. "Grüss Dich, Marie", hätte er beinahe gesagt, konnte sich jedoch im letzten Augenblick noch fassen: "Ich grüsse doch niemand mehr", meinte er und schaute einfach weg, als Marie ihm Hallo sagte. Marie wurde traurig. Balthasar fühlte sich ebenfalls betrübt.

Er ging weiter und begegnete John, seinem Englischlehrer.

"Hello, Balthasar, how are You"? Fragte John. Ihm werde ich bestimmt nicht antworten, dachte Balthasar und zeigte John die Zunge, er musste doch auf die Begrüssung reagieren. John wunderte sich und schüttelte den Kopf.

Balthasar setzte seinen Spaziergang fort, als ob nichts wäre, und sah Noah, einen Jungen aus Frankreich.

"Salut, Balthasar", begrüsste ihn Noah. Balthasar schwieg als ob er seine Zunge (verschlungen) verschluckt hätte. Vor lauter Anstrengung, nicht zu reden, wurde er sogar rot. Noah fühlte sich ungemütlich, und Balthasar dachte: "Das ist manchmal ganz schön schwer, nicht zu grüssen."

Und da kam sie - die Zauberin mit dem Hund. Eigentlich sah sie aus wie eine gewöhnliche alte Dame, die ihren Vierbeiner spazieren ausführt. Sie sprach Deutsch. Aber ein sehr spezielles - Schweizerdeutsch. Das tönte wie ein Gewitter! Ihr Kopf krönte ein grüner Hut, auf dem echte Blumen wuchsen. Sie trug rote Schuhe mit silbernen Absätzen. Die Kinder hatten grossen Respekt vor der Dame.

"Grüzi, Balthasar, wie [red]häsch's[/red]"? ( Mundart verstehen nicht alle) sagte sie.

Balthasar fühlte sich verlegen und konnte seinen Mund nicht aufbringen. ( Schweizer Hochdeutsch)Vielleicht so:
Baltasar fühlte sich nicht wohl und machte den Mund nicht auf.

Die Zauberin runzelte die Stirn, blieb stehen und beobachtete den Jungen.

Balthasar begegnete gerade dem Pöstler( Postboten) Giovanni,einem sehr lustigen Herrn aus Italien.

"Bongiorno, Balthasar, come stai"? deklarierte (besseres Wort finden)
Giovanni und winkte mit den Händen wie eine Windmühle. Balthasar lächelte sogar, verlor jedoch nach wie vor kein Wort und ging am Pöstler vorbei. Giovanni schaute erstaunt ihm hinterher und wurde traurig.
Weiter komme ich heute nicht mehr, vielleicht kannst Du es Dir ausdrucken, ich mache Morgen mit dem Text weiter. Warte noch mit dem verbessern.

Güets Nächtli molly
 

esze

Mitglied
Herzlichen Dank!

Hallo Molly,

Das ist aber eine schöne Überraschung, dass Du mein Märchen redaktierst!

Deine Verbesserungsvorschläge sind sehr willkommen, den ersten Teil habe ich mir schon notiert.

Werde dann gerne den Text anpassen, nachdem Dein Review abgeschlossen ist.

Herzlichen Dank für Deine Arbeit und Geduld!

Viele liebe Grüsse
Elena
(esze)
 

molly

Mitglied
Hallo esze, Teil 2


Zuvor: in jeder Geschichte schreibt man „du“ klein.
Bei Schwizerdütschen Wörter, wenn Du die behalten willst, füge am besten eine Erklärung unten an.
Es ist immer Deine Geschichte, ändere nur das, was Du selbst auch gut findest.
Liebe Grüße molly


Die Zauberin sah das und befürchtete, dass etwas Schlimmes passieren könnte, wenn (man) sie nichts unternimmt.
Jeder, (der vom Balthasar nicht gegrüsst wird, wird) den Baltasar nicht grüßt, würde traurig, lächelt nicht mehr und hört (kann) ebenfalls auf, andere zu grüssen. Wenn sie dann vor lauter Enttäuschung vergessen, ihre Blumen im Garten oder zu Hause zu giessen , verwelken die Blumen (verwelken). Das sehen die Vögel. Sie verlieren ihre (Inspiration) ANDERES Wort für Inspiration- vielleicht Freude und hören auf, zu singen. Die Welt wird grau und trüb.
Schrecklicher Gedanke! (Man) Ich muss handeln, beschloss die Zauberin.
Sie drehte sich um, holte Balthasar leise ein, (bog) neigte den Kopf, schüttelte etwas Blumenstaub von ihrem Hut auf den Jungen und flüsterte ein Paar Zauberworte. Dann setzte sie ihren Spaziergang gemütlich fort.

Balthasar hatte gar nichts gemerkt. Ihm fiel gerade ein, dass er zum Spielplatz gehen könnte. Unterwegs begegnete er noch weiteren Bekannten. Aber niemand (von ihnen be)grüsste ihn.

Auf dem Spielplatz schaukelte Marie gerade. Sie quietschte vor Vergnügen. Markus baute eine lange Autobahn aus Sand und fuhr mit seinem Auto hin und her. Balthasar plumpste auf die freie Schaukel neben Marie.
„Na, los“, dachte er.

„Aaa“, schrie Marie und sprang von ihrer Schaukel (wie verbrannt) -„Markus, guck mal, die Schaukel bewegt sich von alleine. Hier spuckt es wohl“, rief sie aus.

„Quatsch“! sagte Markus, „ihr Mädchen denkt euch immer etwas komisches aus. Der Wind macht das und Schluss!“

„Ich bin doch kein Wind“, erwiderte Balthasar. „ Wieso sagt ihr das? (Nehmt ihr mich hoch? –nicht kindgemäß + Schwizerdütsch)

„Balthasar“, rief Marie erfreut aus, „möchtest Du mit uns Verstecken spielen? Du hast Dich aber gut verborgen. Ich sehe Dich gar nicht, aber ich höre dich sehr gut!“

„Man sieht mich nicht? Was redest Du für Unsinn! Schau, da bin ich doch!“ Balthasar sprang von der Schaukel (weg) und (näherte sich) ging zu Marie. Diese bemühte sich sehr, konnte aber trotzdem Balthasar nicht finden. Balthasar wurde sauer und beschloss, nach Hause zu gehen. (- Ach, komm! - sagte er, unnötig) Inzwischen hatte er grossen Hunger.

Schon im Garten roch er, dass (Aroma) seine Mami eine süsse Quarktorte gebacken hatte und spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenllief. Als er läutete, öffnete Mami die Tür. Jedoch, anstatt ihn wie gewohnt reinzulassen und zu küssen, machte sie die Tür sofort wieder zu.
Balthasar schüttelte den Kopf und drückte den Klingelknopf wieder.
(- Ding-Dong – nicht unbedingt nötig)

„Wer amüsiert sich da“? hörte er Mami's Stimme. Diesmal schaute sie ins Guckloch und machte die Tür gar nicht auf.

„Oh, Schreck“, dachte Balthasar, „ sieht mich wirklich niemand mehr?“

Dieser Gedanke (war so bitter- vielleicht schmerzte so sehr), dass er sofort in Tränen ausbrach. Sie strömten über seine Wangen wie zwei wilde Bäche. Ohne es zu merken, gelangte er wieder zum Spielplatz, setzte sich unter die Linde neben einem Blumenbett und heulte trostlos.
Es wurde Abend und die ersten Sterne leuchteten im Himmel. Der kleine Igel Stachi machte sich auf den Weg ( zum Spazieren.__ Stachi geht nicht spazieren, er geht auf Futtersuche)
Er wohnte im Park in der Nähe von Balthasars Haus. Am Tag schlief er tief in einem gemütlichen Nest und in der Nacht erledigte er seine Geschäfte. Er putzte seinen Stachelpelz, trank Wasser, verpflegte sich und das Wichtigste - er scheuchte die Schnecken von den Blumen (weg).
Igel Stachi liebte die Blumen mit ihrem zauberhaften Duft. Obwohl die Blumen nachts schliefen und ihre Blüten zumachten, war er jedes Mal begeistert, wenn er sich unter ihnen befand. (Es kam ihm vor, als ob er in einer Duftwolke war und den Zauber einatmete. )
Einmal, als er das Blumen(aroma)duft genoss, wurde er Zeuge eines bösen Überfalls. Eine ganze Truppe von Schnecken stürmte sich auf die Blumen. Sie krochen auf ihre Blätter und frassen Löcher hinein.
Die armen Blumen! Sie konnten nicht um Hilfe rufen, weil sie nicht redeten. Ohne den aufmerksamen Stachi wäre es ihnen sehr schlecht ergangen (Und wenn nicht der aufmerksame Stachi gewesen wäre, hätten sie es ganz schlecht.) Schnell packte Stachi die Schnecken mit dem Mund und schleppte sie von den Blättern weg. Einige hat er dabei verschluckt. Die Schnecken erschraken und flüchteten. Die Blumen belohnten Stachi mit einem köstlichen süssen Duft. Seitdem pflegte Stachi jeden Tag zum Blumenbett zu kommen, und die Blumen vor Schnecken zu schützen.
Ihr habt richtig geraten, dieses Blumenbett befand sich auf Spielplatz, wo unser trauriger Junge sass.
Igel Stachi kam wie gewohnt zu seinen Blumen. Er atmete die feine Luft ein und lächelte vor lauter Vergnügen. Plötzlich spürte der Igel (spürte, wie es angefangen hat, zu) wie es regnete. Er schaute in den Himmel und erstaunte.
Was war das? Die Sternchen leuchteten klar, keine Wolken waren zu sehen, aber dennoch regnete es? (- murmelte er.) Auf seine Lieblingsblumen und auf Stachi fielen kleine Tröpfchen.
„Das ist kein Regen, das bin ich. Ich weine“, hörte er Balthasars Stimme.

-„Wer redet da“? rief der Igel aus.

„Ich bin es, Balthasar.“

-„Balthasar, wer bist Du denn und wo? Ich sehe Dich gar nicht.“

„Ich bin ein Junge und ich bin schon sechs Jahre alt. Niemand sieht mich, deswegen weine ich.“

„Niemand sieht Dich? Ach, du grüne Neune, was ist denn passiert?“

„ Ich weiss es nicht. Heute Morgen ging ich (wie immer) spazieren und kam zum Spielplatz. Plötzlich hat mich niemand mehr gesehen, nicht einmal meine Mami.“ dDe Erinnerung an die Mutter tat besonders weh und Balthasar heulte lauter.
Man verschwindet doch nicht einfach so. Stachi runzelte die Stirn. „Hör mal, war heute irgendetwas anders als an sonst?“
„ Ich habe aufgehört, zu grüssen.“
„Was? wieso denn?“
„Ich (habe mich immer geniert, das zu machen.) fühle mich nicht wohl dabei und wollte es nicht mehr. So habe ich beschlossen, ab heute niemanden mehr zu grüssen. Dann wurde ich plötzlich unsichtbar.“
„Das gibt es doch nicht“, sagte der Igel und kratzte sich hinter dem Ohr. „Ja, sich (genieren???), ist unangenehm. Aber nicht mehr zu grüssen, ist auch keine Lösung. Weisst Du, Balthasar, ich denke, du muss es gern (bekommen schwizerdütsch) haben, die Anderen zu grüssen. Dann wird man auch nicht schüchtern dabei. Du (genierst???) zierst dich doch nicht, Schokolade zu essen, weil Du sie gern magst.
„Wie kann ich es erreichen?“ Balthasar seufzte tief, weinte aber nicht mehr.
„Sehr einfach. (Man muss spüren, wie derjenige, den Du grüsst, sich freut.??????) Jeder, den du grüßt, sollte spüren, dass du dich freust, ihn zu sehen.(Obwohl es der Andere ist, der Freude empfindet,) Dabei fühlst du dich selber so gut, dass du es wiederholen möchtest. Und dann grüsst du gerne noch jemanden. Ich, zum Beispiel, liebe es, meine Blumen zu grüssen. Wenn sie sich freuen, (dann fühlen) füllen sie die Luft mit feinstem (Aroma) Duft. Das ist wunderschön!“
„Unglaublich! Ich will auch gerne grüssen“, rief Balthasar aus, „ und werden sich alle wirklich freuen?“
(- Kommt darauf an, wie Du sie begrüssen wirst - der Igel roch an einer Rose - wenn so wie die Sonne: warm und von Herzen - dann werden es Alle bestimmt spüren.Kanst Du weglassen) Beim Grüssen wünschst du den Anderen etwas Gutes: einen guten Tag oder Abend. Und was kann angenehmer sein als das? Deswegen grüsst man sich jeden Tag aufs Neue.“ Der Igel lächelte und schaute liebevoll die Linde an, von da hörte er Balthasars.

„Ich möchte wieder grüssen“, -sagte der Junge bestimmt. –„Wie heisst Du, Igel?“

„Ich heisse Stachi.“

„Grüss Dich, Igel Stachi!“

„Grüss Dich, Balthasar, so gross bist Du!“

„Woher weisst Du das?“

„Ich sehe Dich.“

„Du siehst mich? Wirklich? Hurra! Ich bin wieder sichtbar geworden“, schrie Balthasar. „Danke dir, lieber Igel! Ich renne jetzt mal nach Hause zu meiner Mama. Sie macht sich bestimmt schon Sorgen um mich.“

„Tschüss, Balthasar!“

„Gute Nacht, Stachi!“

Balthasar erreichte springend sein Haus. Mama öffnete die Tür. „Endlich bist Du zu Hause, Schatzi!“ Sie begleitete den Jungen zu Tisch und gab ihm süsse Quarktorte zu essen und warme Milch zu trinken. (Dann legte sie ihn schlafen- kann er selber, er ist doch schon groß und) Als Baltasar im Bett lag, erzählte sie ihm eine Geschichte.

Am nächsten Morgen, als Balthasar erwachte und seine Eltern sah, rief er laut und fröhlich: „Guten Morgen, Mutti! Guten Morgen, Vatti!" Mami umarmte ihn und küsste auf die Wange. Papi lächelte und antwortete: „Guten Morgen, Sohn!“
Balthasar sprang zum Fenster, öffnete es und rief aus: \"Guten Morgen, Sonne! Guten Morgen, Himmel!\" Und die Sonne streichelte sanft seine Hände und Gesicht. Balthasar fühlte sich so wohl, dass er sich vor Glück um sich herum drehte. Er zog sich schnell an und ging raus. Er beschloss zum Spielplatz zu rennen, um zu sehen, ob Stachi immer noch dort ( ist.) war. Schrägstriche entfernen in diesem Absatz

Unterwegs begegnete er John, dem Englischlehrer. Balthasar blieb stehen, sammelte seinen Mut und sagte deutlich: "Hello John, how are you today?“ Hello, Balthasar, I am glad to see you!" antwortete John. (Man sah, wie angenehm ihm Balthasars Aufmerksamkeit war. Und) Balthasar spürte, dass John (ihn respektiert.?????????????) sich freute
Da kam Marie ihm entgegen. „Hallo, Marie!“ sagte der Junge voller Freude. „ Hallo, Balthasar! Schön, dass Du wieder da bist. Ich habe Dich so vermisst“, antwortete Marie.

„Weisst Du, Marie, ich habe etwas Unglaubliches erlebt“, begann Balthasar (zu erzählen). „ Ich wurde unsichtbar und wusste nicht, wie ich da rauskomme. Dann lernte ich einen (weisen) klugen Igel kennen, und er erklärte mir, was ich machen soll, damit die Menschen mich wieder wahrnehmen. Jetzt gehe ich zum Spielplatz, um mich bei ihm zu bedanken.“
„Darf ich mitkommen?“
„Klar.“
Sie rannten vergnügt weiter und sahen Noah, den französischen Jungen. Balthasar sagte sofort: “Salut Noah! Ca va?“ Salut! Hallo, Balthasar! Hallo, Marie!“ antwortete Noah. Die Kinder lächelten und gingen weiter.
Plötzlich sahen sie die Zauberin mit dem Hund. Sie spazierte gemütlich auf dem (Trottoir-Schwizerdütsch) Gehweg und näherte sich den Kindern. Sobald sie Balthasar erkannte, wusste sie (verstanden), dass alles wieder in Ordnung war. Balthasar strahlte wie die Sonne. Die Zauberin lächelte und sagte: „Sali miteinand!"
„Grüezi“, antworteten Marie und Balthasar im Chor. Balthasar staunte nur über seinen Mut: "Unglaublich, ich habe sogar die Zauberin begrüsst! Und das auf Schweizerdeutsch“, dachte er. Dieser Gedanke ( beflügelte) spornte ? ihn an.
Er rannte wie der Wind und konnte noch gerade in dem Moment stehen bleiben, als Giovanni, der Pöstler vor seiner Nase stand. „Bongiorno“, rief er aus. „ Bongiorno“ antwortete fröhlich Giovanni und fügte noch jede Menge italienischer Wörter hinzu. Balthasar (hat wenig) verstand wenig, aber er fühlte, dass Giovanni ihm viel Gutes gewünscht hat.
„Grazie! Danke“, sagte er.
Den Igel (war) traf er nicht mehr auf dem Spielplatz an. Balthasar bewunderte die Blumen, grüsste sie leise und bat sie, Stachi einen Gruß auszurichten.
Dann schaukelte er mit Marie auf einer Schaukel, (zeichnete????,) spielte ("Fangis\") fangen und verstecken. Der Tag ging schnell vorbei. Am Abend, als Balthasar schon im Bett lag, dachte er: „Das war ein schöner Tag heute. Es ist wohl nichts Besonderes passiert, aber ich fühle mich, als ob ich eine Torte gegessen habe!"

Seitdem grüsste Balthasar alle (gern). Er hat verstanden, dass eine freundliche Begrüssung ein richtiges Zauberwort ist. Sie kann einen traurigen Menschen fröhlich machen, einen verärgerten - zufrieden, und einem trüben Tag ein Lächeln bescheren. Sie wirkt sogar auf die Blumen, die Sonne und den Himmel, und die Welt wird zum Ort, wo es so schön ist, zu sein.
 

esze

Mitglied
Liebe molly,

Herzlichen Dank für die unglaubliche Arbeit!

Gerne folge ich Deinen Verbesserungsvorschlägen und werde in den nächsten Tagen den Text anpassen.

Ich freue mich auch darauf, Deine Märchen zu lesen.

mit vielen Grüssen
esze
 

esze

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Balthasar wird unsichtbar

Geschichte für Kinder ab 5 Jahren.

Balthazar ist erst sechs und kann schon so viel. Er kennt alle Buchstaben, kann auf einem Bein stehen und gleichzeitig bis hundert zählen. Er weiß, wie man Fahrrad freihändig fährt.

Balthasar kann alles sehr gut. Nur das Grüßen fällt ihm schwer. Besonders, wenn er die Großen und dazu noch in einer Fremdsprache begrüßen muss. Das passiert fast jeden Tag.

Balthasar wohnt in einer Großstadt, in der auch Menschen aus vielen anderen Ländern leben - Ausländer. Sie reisten einmal hierher und blieben, weil es ihnen so gut gefallen hat.

Balthasar und seine Eltern haben ausländische Bekannte. Seine Mami versucht, sie immer in ihrer Muttersprache zu begrüßen. Sie möchte, dass Balthasar es auch tut. Die Bekannten freuen sich, aber Balthasar geniert sich. Zudem versteht er nicht, wieso man alle jeden Tag aufs Neue grüßen muss. Ist einmal nicht genug?

Letzten Samstag beim Spazieren hatte er es satt und beschloss, dass er niemanden mehr grüßen wird. Einfach so.

Kurz darauf kam die kleine Marie ihm entgegen. Balthasar mag Marie sehr. Es ist so lustig, mit ihr zusammen im Freien zu rennen und Ball zu spielen. "Grüß dich, Marie", hätte er beinahe gesagt, konnte sich jedoch im letzten Augenblick noch fassen: "Ich grüße doch niemand mehr", meinte er und schaute einfach weg, als Marie ihm Hallo sagte. Marie wurde traurig. Balthasar fühlte sich ebenfalls betrübt.

Er ging weiter und begegnete John, seinem Englischlehrer.

"Hello, Balthasar, how are you?" - Fragte John. Ihm werde ich bestimmt nicht antworten, dachte Balthasar und zeigte John die Zunge, er musste doch auf die Begrüßung reagieren. John wunderte sich und schüttelte den Kopf.

Balthasar setzte seinen Spaziergang fort, als ob nichts wäre, und sah Noah, einen Jungen aus Frankreich.

"Salut, Balthasar!" - begrüßte ihn Noah. Balthasar schwieg als ob er seine Zunge verschluckt hätte. Vor lauter Anstrengung, nicht zu reden, wurde er sogar rot. Noah fühlte sich ungemütlich, und Balthasar dachte: "Das ist manchmal ganz schön schwer, nicht zu grüßen."

Und da kam sie - die Zauberin mit dem Hund. Eigentlich sah sie aus wie eine gewöhnliche alte Dame, die ihren Vierbeiner spazieren ausführt. Sie sprach Deutsch. Aber ein sehr spezielles - Schweizerdeutsch. Das tönte wie ein Gewitter! Ihr Kopf krönte ein grüner Hut, auf dem echte Blumen wuchsen. Sie trug rote Schuhe mit silbernen Absätzen. Die Kinder hatten großen Respekt vor der Dame.

"Grüzi, Balthasar!" - sagte sie.

Baltasar fühlte sich nicht wohl und machte den Mund nicht auf.

Die Zauberin runzelte die Stirn, blieb stehen und beobachtete den Jungen.
Balthasar begegnete gerade dem Postboten Giovanni, einem sehr lustigen Herrn aus Italien.

"Bongiorno, Balthasar, come stai?" - sagte Giovanni und winkte mit den Händen wie eine Windmühle. Balthasar lächelte sogar, verlor jedoch nach wie vor kein Wort und ging am Postboten vorbei. Giovanni schaute erstaunt ihm hinterher und wurde traurig.

Die Zauberin sah das und befürchtete, dass etwas Schlimmes passieren könnte, wenn sie nichts unternimmt.

Jeder, den Baltasar nicht grüßt, würde traurig, lächelt nicht mehr und kann ebenfalls aufhören, andere zu grüßen. Wenn sie dann vor lauter Enttäuschung vergessen, ihre Blumen im Garten oder zu Hause zu gießen, die Blumen verwelken. Das sehen die Vögel. Sie verlieren ihre Freude und hören auf, zu singen. Die Welt wird grau und trüb.

Schrecklicher Gedanke! Ich muss handeln, beschloss die Zauberin.

Sie drehte sich um, holte Balthasar leise ein, neigte den Kopf, schüttelte etwas Blumenstaub von ihrem Hut auf den Jungen und flüsterte ein Paar Zauberworte. Dann setzte sie ihren Spaziergang gemütlich fort.

Balthasar hatte gar nichts gemerkt. Ihm fiel gerade ein, dass er zum Spielplatz gehen könnte. Unterwegs begegnete er noch weiteren Bekannten. Aber niemand grüßte ihn.

Auf dem Spielplatz schaukelte Marie gerade. Sie quietschte vor Vergnügen. Markus baute eine lange Autobahn aus Sand und fuhr mit seinem Auto hin und her. Balthasar plumpste auf die freie Schaukel neben Marie.

„Na, los“,- dachte er.

„Aaa“, - schrie Marie und sprang von ihrer Schaukel: "Markus, guck mal, die Schaukel bewegt sich von alleine. Hier spuckt es wohl“, - rief sie aus.

„Quatsch!" - sagte Markus: „Ihr Mädchen denkt euch immer etwas komisches aus. Der Wind macht das und Schluss!“

„Ich bin doch kein Wind! - erwiderte Balthasar - Wieso sagt ihr das?"

„Balthasar - rief Marie erfreut aus - möchtest du mit uns Verstecken spielen? Du hast dich aber gut verborgen. Ich sehe dich gar nicht, aber ich höre dich sehr gut!“

„Man sieht mich nicht? Was redest du für Unsinn! Schau, da bin ich doch!“ - Balthasar sprang von der Schaukel und ging zu Marie. Diese bemühte sich sehr, konnte aber trotzdem Balthasar nicht finden. Balthasar wurde sauer und beschloss, nach Hause zu gehen. Inzwischen hatte er großen Hunger.

Schon im Garten roch er, dass seine Mami eine süße Quarktorte gebacken hatte und spürte, wie ihm das Wasser im Mund zusammenlief. Als er läutete, öffnete Mami die Tür. Jedoch, anstatt ihn wie gewohnt reinzulassen und zu küssen, machte sie die Tür sofort wieder zu.

Balthasar schüttelte den Kopf und drückte den Klingelknopf wieder.
„Wer amüsiert sich da?" - hörte er Mamas Stimme. Diesmal schaute sie ins Guckloch und machte die Tür gar nicht auf.
„Oh, Schreck!" - dachte Balthasar - „ sieht mich wirklich niemand mehr?“

Dieser Gedanke schmerzte so sehr, dass er sofort in Tränen ausbrach. Sie strömten über seine Wangen wie zwei wilde Bäche. Ohne es zu merken, gelangte er wieder zum Spielplatz, setzte sich unter die Linde neben einem Blumenbett und heulte trostlos.
Es wurde Abend und die ersten Sterne leuchteten im Himmel. Der kleine Igel Stachi machte sich auf den Weg.

Er wohnte im Park in der Nähe von Balthasars Haus. Am Tag schlief er tief in einem gemütlichen Nest und in der Nacht erledigte er seine Geschäfte. Er putzte seinen Stachelpelz, trank Wasser, verpflegte sich und das Wichtigste - er scheuchte die Schnecken von den Blumen.

Igel Stachi liebte die Blumen mit ihrem zauberhaften Duft. Obwohl die Blumen nachts schliefen und ihre Blüten zumachten, war er jedes Mal begeistert, wenn er sich unter ihnen befand.

Einmal, als er den Blumenduft genoss, wurde er Zeuge eines bösen Überfalls. Eine ganze Truppe von Schnecken stürmte sich auf die Blumen. Sie krochen auf ihre Blätter und frassen Löcher hinein.

Die armen Blumen! Sie konnten nicht um Hilfe rufen, weil sie nicht redeten. Ohne den aufmerksamen Stachi wäre es ihnen sehr schlecht ergangen. Schnell packte Stachi die Schnecken mit dem Mund und schleppte sie von den Blättern weg. Einige hat er dabei verschluckt. Die Schnecken erschraken und flüchteten. Die Blumen belohnten Stachi mit einem köstlichen süssen Duft. Seitdem pflegte Stachi jeden Tag zum Blumenbett zu kommen, und die Blumen vor Schnecken zu schützen.

Ihr habt richtig geraten, dieses Blumenbett befand sich auf Spielplatz, wo unser trauriger Junge saß.

Igel Stachi kam wie gewohnt zu seinen Blumen. Er atmete die feine Luft ein und lächelte vor lauter Vergnügen. Plötzlich spürte der Igel, wie es regnete. Er schaute in den Himmel und erstaunte.

Was war das? Die Sternchen leuchteten klar, keine Wolken waren zu sehen, aber dennoch regnete es. Auf seine Lieblingsblumen und auf Stachi fielen kleine Tröpfchen.

"Ein seltsamer Regen." - sagte Stachi

- Das ist kein Regen, das bin ich. Ich weine. - hörte er Balthasars Stimme.

- Wer redet da? - rief der Igel aus.

- Ich bin es, Balthasar.

- Balthasar, wer bist du denn und wo? Ich sehe dich gar nicht.

- Ich bin ein Junge und ich bin schon sechs Jahre alt. Niemand sieht mich, deswegen weine ich.

- Niemand sieht dich? Ach, du grüne Neune, was ist denn passiert?

- Ich weiß es nicht. Heute Morgen ging ich spazieren und kam zum Spielplatz. Plötzlich hat mich niemand mehr gesehen, nicht einmal meine Mami. - Die Erinnerung an die Mutter tat besonders weh und Balthasar heulte lauter.

- Man verschwindet doch nicht einfach so. - Stachi runzelte die Stirn. - Hör mal, war heute irgendetwas anders als an sonst? –

- Ich habe aufgehört, zu grüßen. –

- Was? wieso denn? –

- Ich fühle mich nicht wohl dabei und wollte es nicht mehr. So habe ich beschlossen, ab heute niemanden mehr zu grüßen. Dann wurde ich plötzlich unsichtbar. –

- Das gibt es doch nicht - sagte der Igel und kratzte sich hinter dem Ohr. - Ja, scheu zu sein, ist unangenehm. Aber nicht mehr zu grüßen, ist auch keine Lösung. Weißt du, Balthasar, ich denke, du muss es gern haben, die Anderen zu grüßen. Dann wird man auch nicht schüchtern dabei. Du zierst dich doch nicht, Schokolade zu essen, weil du sie gern magst.

- Wie kann ich es erreichen? - Balthasar seufzte tief, weinte aber nicht mehr.

- Sehr einfach. Jeder, den du grüßt, sollte spüren, dass du dich freust, ihn zu sehen. Dabei fühlst du dich selber so gut, dass du es wiederholen möchtest. Und dann grüßt du gerne noch jemanden. Ich, zum Beispiel, liebe es, meine Blumen zu grüßen. Wenn sie sich freuen, füllen sie die Luft mit feinstem Duft. Das ist wunderschön! -

- Unglaublich! Ich will auch gerne grüßen! - rief Balthasar aus - und werden sich alle wirklich freuen?

- Bestimmt! Beim Grüßen wünschst du den Anderen etwas Gutes: einen guten Tag oder Abend. Und was kann angenehmer sein als das? Deswegen grüßt man sich jeden Tag aufs Neue. - Der Igel lächelte und schaute liebevoll die Linde an, von da hörte er Balthasar.

- Ich möchte wieder grüßen - sagte der Junge bestimmt – Wie heißt du, Igel?

- Ich heiße Stachi.

- Grüß dich, Igel Stachi!

- Grüß dich, Balthasar, so gross bist du!

- Woher weißt du das?

- Ich sehe dich.

- Du siehst mich? Wirklich? Hurra! Ich bin wieder sichtbar geworden“, schrie Balthasar.

- Danke dir, lieber Igel! Ich renne jetzt mal nach Hause zu meiner Mama. Sie macht sich bestimmt schon Sorgen um mich.

- Tschüss, Balthasar!

- Gute Nacht, Stachi!

Balthasar erreichte springend sein Haus. Mama öffnete die Tür. „Endlich bist du zu Hause, Schatzi!“ Sie begleitete den Jungen zu Tisch und gab ihm süße Quarktorte zu essen und warme Milch zu trinken. Als Baltasar im Bett lag, erzählte sie ihm eine Geschichte.

Am nächsten Morgen, als Balthasar erwachte und seine Eltern sah, rief er laut und fröhlich: „Guten Morgen, Mutti! Guten Morgen, Vati!" Mami umarmte ihn und küsste auf die Wange. Papi lächelte und antwortete: „Guten Morgen, Sohn!“

Balthasar sprang zum Fenster, öffnete es und rief aus: "Guten Morgen, Sonne! Guten Morgen, Himmel!" Und die Sonne streichelte sanft seine Hände und Gesicht. Balthasar fühlte sich so wohl, dass er sich vor Glück um sich herum drehte. Er zog sich schnell an und ging raus. Er beschloss zum Spielplatz zu rennen, um zu sehen, ob Stachi immer noch dort war.

Unterwegs begegnete er John, dem Englischlehrer. Balthasar blieb stehen, sammelte seinen Mut und sagte deutlich: "Hello John, how are you today?“ Hello, Balthasar, I am glad to see you!" antwortete John. Balthasar spürte, dass John sich freute.

Da kam Marie ihm entgegen. „Hallo, Marie!“ sagte der Junge. „ Hallo, Balthasar! Schön, dass du wieder da bist. Ich habe Dich so vermisst“, antwortete Marie.

„Weißt du, Marie, ich habe etwas Unglaubliches erlebt“,- begann Balthasar:„ Ich wurde unsichtbar und wusste nicht, wie ich da rauskomme. Dann lernte ich einen klugen Igel kennen, und er erklärte mir, was ich machen soll, damit die Menschen mich wieder wahrnehmen. Jetzt gehe ich zum Spielplatz, um mich bei ihm zu bedanken.“

- Darf ich mitkommen?

- Klar.

Sie rannten vergnügt weiter und sahen Noah, den französischen Jungen. Balthasar sagte sofort: “Salut Noah! Ca va?“ Salut! Hallo, Balthasar! Hallo, Marie!“ antwortete Noah. Die Kinder lächelten und gingen weiter.

Plötzlich sahen sie die Zauberin mit dem Hund. Sie spazierte gemütlich auf dem Gehweg und näherte sich den Kindern. Sobald sie Balthasar erkannte, wusste sie, dass alles wieder in Ordnung war. Balthasar strahlte wie die Sonne. Die Zauberin lächelte und sagte: „Sali miteinand!"

„Grüezi“, - antworteten Marie und Balthasar im Chor. Balthasar staunte nur über seinen Mut: "Unglaublich, ich habe sogar die Zauberin begrüßt! Und das auf Schweizerdeutsch“, dachte er. Dieser Gedanke spornte ihn richtig an.
Er rannte wie der Wind und konnte noch gerade in dem Moment stehen bleiben, als Giovanni, der Postbote vor seiner Nase stand. „Bongiorno!“- rief er aus. „ Bongiorno!“- antwortete fröhlich Giovanni und fügte noch jede Menge italienischer Wörter hinzu. Balthasar verstand wenig, aber er fühlte, dass Giovanni ihm viel Gutes gewünscht hat.

„Grazie! Danke!“- sagte er.

Den Igel traf er nicht mehr auf dem Spielplatz an. Balthasar bewunderte die Blumen, grüßte sie leise und bat sie, Stachi einen Gruß auszurichten.

Dann schaukelte er mit Marie auf einer Schaukel, spielte fangen und verstecken. Der Tag ging schnell vorbei. Am Abend, als Balthasar schon im Bett lag, dachte er: „Das war ein schöner Tag heute. Es ist wohl nichts Besonderes passiert, aber ich fühle mich, als ob ich eine Torte gegessen habe!"

Seitdem grüßte Balthasar alle. Er hat verstanden, dass eine freundliche Begrüßung ein richtiges Zauberwort ist. Sie kann einen traurigen Menschen fröhlich machen, einen verärgerten - zufrieden, und einem trüben Tag ein Lächeln bescheren. Sie wirkt sogar auf die Blumen, die Sonne und den Himmel, und die Welt wird zum Ort, wo es so schön ist, zu sein.
 



 
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