Banales und Liebe

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Walther

Mitglied
Banales und Liebe


Was auch immer die Zeiten uns bringen,
Ich werde weiter an Dein Herz glauben.
Und sollte die Asche die Häupter einstauben:
Dich zu vergessen, das kann nicht gelingen.

Mögen die Umständ die Schönheit auch rauben,
Mich wird das Schlimmste niemals bezwingen:
Dein Wesen, die Augen, sie werd ich besingen,
Auch wenn die Winter die Wälder entlauben.

Ich halte Dein Antlitz mit meinen Händen,
Als wär es heute zum allerersten Mal.
Wie sich die Winter, die Wetter auch wenden:

Du bleibst, Du Liebste, mein Ideal.
Mein letzter Herzschlag, er soll mit Dir enden,
Ohne Dich zu leben, für mich wär's nur Qual.
 
D

Denschie

Gast
Hallo Walther,
selten gefällt mir gereimte Liebeslyrik, aber diese Zeilen sind einfach angenehm zu lesen.
Es ist so überflüssig und doch so nachvollziehbar. Deshalb auch ein toller Titel: "Banales und Liebe".
Ich finde es gelungen.
Viele Grüße,
Denschie
 

Inu

Mitglied
Hallo Walther

Die Aussage gefällt mir sehr. Sehr

Es ist ein Sonett, was an sich schon viel Können ( + Wissen )erfordert. Die Anordnung der Verse und Zeilen ist auch perfekt. Nur wenn ich anfange, es laut zu lesen und Silben zu zählen, kommt es mir etwas holprig vor. ABer muss man das überhaupt beim Sonett-
Silben zählen?

Liebe Grüße
Inu
 

Walther

Mitglied
Hallo Inu,

es holpert tatsächlich, wenn man nicht manchmal zwei Senkungen zwischen den Hebungen liest, dafür ist diese Version der Umgangssprache näher, "moderner" also. Da der Hinweis berechtigt ist, hier die "entholperte" Version:

Was die Fährnisse uns immer bringen,
Weiter an Dein Herz werde ich glauben.
Und sollte die Asche die Häupter einstauben:
Dich zu vergessen, könnt's jemals gelingen?

Mögen die Umständ die Schönheit auch rauben,
Mich wird das Schlimmste niemals bezwingen:
Dein Wesen, die Augen, sie werd ich besingen,
Auch wenn die Winter die Wälder entlauben.

Heut halt ich Dein Antlitz mit meinen Händen,
So als wärs zum allerersten Mal.
Wie sich die Winter und Wetter auch wenden:

Du bleibst, meine Liebste, mein Ideal.
Mein letzter Herzschlag soll mit Dir enden,
Ohne Dich leben, für mich wär's nur Qual.
Das Metrum muß immer einen Kompromiß zwischen hartem Rhythmus und Sprachfluß finden. So mag es besser sein, aber auch in dieser Version sind manche Silben der Sprachmelodie entsprechend zu lesen.

Danke für die Hinweise!

Lieber Gruß

W.
 
S

Stoffel

Gast
Lieber Walther,

mal meine Gedanken dazu:

Und sollte die Asche die Häupter einstauben:
ich würde besser finden...
Und sollte Asche Häupter einstauben(verstauben)
"die...die" gefällt mir nicht so gut.

Wieso "Umständ"? Hört sich für mich nicht gut an. Eher so, als ob man das "e" wegen irgendwas weg lässt. "Umstände" wäre besser.

"Mögen Umstände die Schönheit auch rauben" oder so ähnlich.

"Dein Wesen, Deine Augen, werd' ich besingen"

Wieso schreibst Du groß nach einem Komma?

lG
Sanne
 

Walther

Mitglied
Hi Sanne!

Das doppelte "die" ist vom Metrum vorgegeben, ebenso "Umständ". Wir sind hier bei gereimter Lyrik, die einem Rhythmus folgt. Dem ist Rechnung zu tragen.

Warum an jedem Zeilenanfang ein Großbuchstabe? Das ist eine Frage des Geschmacks, viele Dichter, auch gedruckt, machen das so, muß man aber nicht. Ich finde, es sieht besser aus, einen Vers mit einem großen Buchstaben zu beginnen.

Ich bleibe beim "Einstauben", das beschreibt das langsame Grauwerden des Haupthaars jedenfalls besser (und charmanter) als das "Verstauben", da denkt man immer an eine dreckige Hausbühne mit Spinnweben und Staubschichten. Sich so die grauen Strähnen im Haas des Liebsten vorzustellen, ich weiß nicht recht. Da ist mir dieses leise Rieseln von Mehl, das einstaubt, schon etwas passender als Bild.

Danke für die Hinweise!

So long!

W.
 

Inu

Mitglied
Walther

Ich finde die Fassung, die Du gepostet hast, besser als die andere. In diesem Gedicht übertreffen die Gedanken, das echte Gefühl bei weitem die äußere Form. Die Aussage gefällt mir sehr

Liebe Grüße
Inu
 

Walther

Mitglied
Liebe Inu,

danke für Deine Aufmunterung! Liebe hat die Tendenz zum Banalen, aber muß man sich dessen schämen?

Es gibt zwei Blickwinkel: Den derer, die in ihrer Liebe und mit ihr eng verwoben leben, für die sie (täglich) "neu" ist. Und den der Anderen, die abgeklärt auf das Alles schauen, die meinen, Alles bereits erlebt zu haben.

Ich habe mit diesem Sonett - und dem Anklingen an Schillers Drama - eine Bresche schlagen wollen für die Banale Kabbale der Liebe.

Abendgrüße

W.
 



 
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