Bannwald

2,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Lomil

Mitglied
Bannwald

Nur für geübte Wanderer mit entsprechender Kleidung und geeignetem Schuhwerk, stand auf dem Schild am Eingang des Wanderweges, der hinunter ins Simonswäldertal führte.
Den ersten Teil der Anordnung erfüllte ich uneingeschränkt, und beim Zweiten entschloss ich mich; Jeans, T-Shirt und Turnschuhe als entsprechend geeignet gelten zu lassen.
Mit der Flüchtigkeit eines Gedankens, der Angst ihn zu Ende zu denken, entschloss ich mich den Weg zu gehen. Flüchtigkeit. Flucht. Angst gehalten, ausgehalten, zu Ende gedacht werden.
Meine eigene Entscheidung missbilligend schüttelte ich den Kopf.
Was sollte passieren. Oft genug waren wir diesen Weg gegangen.
Er, den ich meinen Mann nannte. Unsere Tochter Vater, seine Eltern Sohn. Bruder, Schwager, Schwiegersohn, Freund.

Mein Blick zum Himmel zur Prüfung der Wetterlage, sagte mir nichts. Er sah unaufgeräumt aus. Wie nach einem Streit an dem die Dinge ihrer eigentlichen Position beraubt, achtlos liegen gelassen wurden.
Er, den ich meinen Mann nannte, konnte Tage im voraus, auf Grund von Wolkenbildung und Windrichtung das Wetter bestimmen. Und er irrte nie. Geduldig hat er mir immer wieder
zu erklären versucht, um immer wieder an die Grenzen meines Verstandes zu stoßen.

Nun war Schweigen an die Stelle unserer, früher immer so lebhaften und mühelosen Gespräche getreten. Ich weiß nicht mehr wie seine Stimme klingt, mit der er nicht mehr zu mir spricht, um mir auf meine Fragen zu antworten. Dabei wäre die Entfernung die uns trennt, gerade noch gering genug. Doch er trägt seine Stimme, die in ihm eingeschlossen ist, mit sich fort. Unerhoben, unverwendet. Ich verliere seine Stimme.

Im Schlaf hat sich seine Stimme manchmal zu mir herüber gestohlen. Im Traum hab ich ihn reden hören. Warm sind die Worte aus seinem Mund gekommen. Ich fürchte mich davor seine Stimme zu verlieren. An der Art des Schweigens das zwischen uns liegt, wie ein Fremdkörper.

Ich hatte die Brücke betreten, die durch die Schlucht führte.
Linksseitig in den Fels geschlagen. Rechts diente ein lose hängendes Stahlseil als Geländer.Gesichert durch, alle zwei Meter, angebrachte Querverstrebungen.
Die Grünspan überzogenen Holzplanken und mein ungeeignetes Schuhwerk ließen es nicht zu, die Schlucht schnell zu durchqueren.
Wenn ich stehen blieb, war es, bis auf meinen Herzschlag, der in meinen Ohren dröhnte, totenstill. Selbst der Bussard, der mich seit geraumer Zeit begleitete, lag ohne Flügelschlag auf dem Wind.

Ich schrie den Namen von dem, den ich meinen Mann nannte; immer und immer wieder. So, dass Echo und Ruf aufeinander prallten, bis es mir weh tat.Die kalte Luft, die meine Lungen füllte, um sich im Schrei zu entladen, versetzte meinen Bronchien Nadelstiche. Der erhöhte Pulsschlag wurde durch die angeschwollene Schlagader sichtbar. Weiß traten die Knöchel meiner Hände hervor, mit denen ich das Stahlseil umklammert hielt. Ließen die Muskelstränge an den Armen stärker heraustreten.

Ich vermisse die Hände von dem, den ich meinen Mann nannte. Große kräftige Hände mit feingliedrigen Fingern. Gepflegte Hände. Zärtliche Hände. Wie sie den Füller hielten, mit dem er stets schrieb. Saubere akkurate Schrift. Wie er das Besteck hielt, das Glas, das Lenkrad. den Apfel, den Schneeball formte.....
Meine Hand in die Seine nahm, wenn wir nebeneinander herliefen.

Haltlos hatte ich die Schlucht durchquert und befand mich auf einem kleinen Anstieg, bevor es endgültig hinab ging ins Simonswäldertal. Erst hier wurde deutlich, wie sehr man die Natur sich selbst überlassen hatte. Es wurde nicht aufgeforstet. Abgestorbenes blieb liegen.

Der, den ich meinen Mann nannte, hatte den Hunger nach Farben und Gerüche der Natur in mir geweckt, die sich jetzt so elementar vor mir ausbreiteten.
Ich setzte mich auf das, von Moos überwachsene, abgestorbene Gehölz.
 
E

eisblume

Gast
Hallo Lomil,

ich gehe mal davon aus, dass der, den sie ihren Mann nannte, verstorben ist.
Was mir z. B. sehr gut gefällt, ist dieser Satz (trotz fehlendem Komma):
Ich fürchte mich davor seine Stimme zu verlieren.
Ansonsten spricht mich die Geschichte aber jetzt nicht an.
Eine Frau vermisst ihren Mann, trauert, und obwohl aus der Ich-Perspektive erzählt, lässt mich das völlig kalt. Ich bin der Überzeugung, dass die Geschichte durch eine Kürzung, die mehr den Inhalt im Auge behielte, als sich mit sprachlichen Spielereien beschäftigte, deutlich gewinnen würde.

Als Beispiel sei diese Stelle aufgeführt:
Mit der Flüchtigkeit eines Gedankens, der Angst ihn zu Ende zu denken, entschloss ich mich den Weg zu gehen. Flüchtigkeit. Flucht. Angst gehalten, ausgehalten, zu Ende gedacht werden.
Das fett Markierte klingt jetzt wohl formuliert, ist an der Stelle aber zu viel des Guten und wirkt zudem zu aufgesetzt.


Noch so einiges, das mir unschön ins Auge gesprungen ist:
Er, den ich meinen Mann nannte. Unsere Tochter Vater, seine Eltern Sohn. Bruder, Schwager, Schwiegersohn, Freund.
Die Punkte dazwischen sind unnötig irreführend, wie das gesamte Konstrukt sehr unschön ist.

Mein Blick zum Himmel zur Prüfung der Wetterlage, sagte mir nichts. Er sah unaufgeräumt aus.
Hier stimmt zum einen der Bezug nicht; das "Er" bezieht sich auf den Blick und nicht auf den Himmel; zum anderen finde ich die Wendung "Mein Blick sagte mir nichts" recht schräg.

Doch er trägt seine Stimme, die in ihm eingeschlossen ist, mit sich fort. Unerhoben, unverwendet.
Der Satz an sich ist sehr schön, das fett Markierte ist überflüssig (wie soll er seine Stimme erheben/verwenden, wenn er tot ist).

Ich fürchte mich davor seine Stimme zu verlieren. An der Art des Schweigens das zwischen uns liegt, wie ein Fremdkörper.
Welche Arten des Schweigens gibt es denn, wenn er tot ist?
(Außer natürlich, er wäre gar nicht tot. Dann allerdings würde mich die Geschichte noch mehr verwirren. )

Dabei belasse ich es jetzt.
Vielleicht noch eine kurze Anmerkung zum Schluss. Eine Kurzgeschichte soll/muss ja mit einem offenen Ende enden, hier sehe ich nur so ein offenes Ende nicht. Für mich hört die Geschichte einfach mittendrin auf, ganz so, als sei sie dir inzwischen lang genug und du wolltest zum Ende kommen.

freundlichen Gruß
eisblume
 

Lomil

Mitglied
Hallo eisblume.

Vielen Dank für Deine konstruktive Kritik. Ich werde den Text nochmal überarbeiten.

Gruß Lomil
 

Lomil

Mitglied
Bannwald

Nur für geübte Wanderer mit entsprechender Kleidung und geeignetem Schuhwerk, stand auf dem Schild am Eingang des Wanderweges, der hinunter ins Simonswäldertal führte.
Den ersten Teil der Anordnung erfüllte ich uneingeschränkt, und beim Zweiten entschloss ich mich; Jeans, T-Shirt und Turnschuhe als entsprechend geeignet gelten zu lassen.
Mit der Flüchtigkeit eines Gedankens, der Angst ihn zu Ende zu denken, entschloss ich mich den Weg zu gehen.
Meine eigene Entscheidung missbilligend schüttelte ich den Kopf.
Was sollte passieren. Oft genug waren wir diesen Weg gegangen.
Er, den ich meinen Mann nannt,unsere Tochter Vater, seine Eltern Sohn, Bruder, Schwager, Schwiegersohn, Freund.
Zur Prüfung der Wetterlage schaute ich zum Himmel. Er sah unaufgeräumt aus. Wie nach einem Streit an dem die Dinge ihrer eigentlichen Position beraubt, achtlos liegen gelassen wurden.
Er, den ich meinen Mann nannte, konnte Tage im voraus, auf Grund von Wolkenbildung und Windrichtung das Wetter bestimmen. Und er irrte nie. Geduldig hat er mir immer wieder zu erklären versucht, um immer wieder an die Grenzen meines Verstandes zu stoßen.

Nun war Schweigen an die Stelle unserer, früher immer so lebhaften und mühelosen Gespräche getreten. Ich weiß nicht mehr wie seine Stimme klingt, mit der er nicht mehr zu mir spricht, um mir auf meine Fragen zu antworten. Dabei wäre die Entfernung die uns trennt, gerade noch gering genug. Doch er trägt seine Stimme, die in ihm eingeschlossen ist, mit sich fort. Ich verliere seine Stimme.

Im Schlaf hat sich seine Stimme manchmal zu mir herüber gestohlen. Im Traum hab ich ihn reden hören. Warm sind die Worte aus seinem Mund gekommen. Ich fürchte mich davor seine Stimme zu verlieren. An die Art des Schweigens das zwischen uns liegt, wie ein Fremdkörper.

Ich hatte die Brücke betreten, die durch die Schlucht führte.
Linksseitig in den Fels geschlagen. Rechts diente ein lose hängendes Stahlseil als Geländer.Gesichert durch, alle zwei Meter, angebrachte Querverstrebungen.
Die Grünspan überzogenen Holzplanken und mein ungeeignetes Schuhwerk ließen es nicht zu, die Schlucht schnell zu durchqueren.
Wenn ich stehen blieb, war es, bis auf meinen Herzschlag, der in meinen Ohren dröhnte, totenstill. Selbst der Bussard, der mich seit geraumer Zeit begleitete, lag ohne Flügelschlag auf dem Wind.

Ich schrie den Namen von dem, den ich meinen Mann nannte; immer und immer wieder. So, dass Echo und Ruf aufeinander prallten, bis es mir weh tat.Die kalte Luft, die meine Lungen füllte, um sich im Schrei zu entladen, versetzte meinen Bronchien Nadelstiche. Der erhöhte Pulsschlag wurde durch die angeschwollene Schlagader sichtbar. Weiß traten die Knöchel meiner Hände hervor, mit denen ich das Stahlseil umklammert hielt. Ließen die Muskelstränge an den Armen stärker heraustreten.

Ich vermisse die Hände von dem, den ich meinen Mann nannte. Große kräftige Hände mit feingliedrigen Fingern. Gepflegte Hände. Zärtliche Hände. Wie sie den Füller hielten, mit dem er stets schrieb. Saubere akkurate Schrift. Wie er das Besteck hielt, das Glas, das Lenkrad. den Apfel, den Schneeball formte.....
Meine Hand in die Seine nahm, wenn wir nebeneinander herliefen.

Haltlos hatte ich die Schlucht durchquert und befand mich auf einem kleinen Anstieg, bevor es endgültig hinab ging ins Simonswäldertal. Erst hier wurde deutlich, wie sehr man die Natur sich selbst überlassen hatte. Es wurde nicht aufgeforstet. Abgestorbenes blieb liegen.

Der, den ich meinen Mann nannte, hatte den Hunger nach Farben und Gerüche der Natur in mir geweckt, die sich jetzt so elementar vor mir ausbreiteten.
Ich setzte mich auf das, von Moos überwachsene, abgestorbene Gehölz. Wielange wird es wohl dauern, bis mich jemand findet?
 

Lomil

Mitglied
Bannwald

Nur für geübte Wanderer mit entsprechender Kleidung und geeignetem Schuhwerk, stand auf dem Schild am Eingang des Wanderweges, der hinunter ins Simonswäldertal führte.
Den ersten Teil der Anordnung erfüllte ich uneingeschränkt, und beim Zweiten entschloss ich mich; Jeans, T-Shirt und Turnschuhe als entsprechend geeignet gelten zu lassen.
Mit der Flüchtigkeit eines Gedankens, der Angst ihn zu Ende zu denken, entschloss ich mich den Weg zu gehen.
Meine eigene Entscheidung missbilligend schüttelte ich den Kopf.
Was sollte passieren. Oft genug waren wir diesen Weg gegangen.
Er, den ich meinen Mann nannte,unsere Tochter Vater, seine Eltern Sohn, Bruder, Schwager, Schwiegersohn, Freund.
Zur Prüfung der Wetterlage schaute ich zum Himmel. Er sah unaufgeräumt aus. Wie nach einem Streit an dem die Dinge ihrer eigentlichen Position beraubt, achtlos liegen gelassen wurden.
Er, den ich meinen Mann nannte, konnte Tage im voraus, auf Grund von Wolkenbildung und Windrichtung das Wetter bestimmen. Und er irrte nie. Geduldig hat er mir immer wieder zu erklären versucht, um immer wieder an die Grenzen meines Verstandes zu stoßen.

Nun war Schweigen an die Stelle unserer, früher immer so lebhaften und mühelosen Gespräche getreten. Ich weiß nicht mehr wie seine Stimme klingt, mit der er nicht mehr zu mir spricht, um mir auf meine Fragen zu antworten. Dabei wäre die Entfernung die uns trennt, gerade noch gering genug. Doch er trägt seine Stimme, die in ihm eingeschlossen ist, mit sich fort. Ich verliere seine Stimme.

Im Schlaf hat sich seine Stimme manchmal zu mir herüber gestohlen. Im Traum hab ich ihn reden hören. Warm sind die Worte aus seinem Mund gekommen. Ich fürchte mich davor seine Stimme zu verlieren. An die Art des Schweigens das zwischen uns liegt, wie ein Fremdkörper.

Ich hatte die Brücke betreten, die durch die Schlucht führte.
Linksseitig in den Fels geschlagen. Rechts diente ein lose hängendes Stahlseil als Geländer.Gesichert durch, alle zwei Meter, angebrachte Querverstrebungen.
Die Grünspan überzogenen Holzplanken und mein ungeeignetes Schuhwerk ließen es nicht zu, die Schlucht schnell zu durchqueren.
Wenn ich stehen blieb, war es, bis auf meinen Herzschlag, der in meinen Ohren dröhnte, totenstill. Selbst der Bussard, der mich seit geraumer Zeit begleitete, lag ohne Flügelschlag auf dem Wind.

Ich schrie den Namen von dem, den ich meinen Mann nannte; immer und immer wieder. So, dass Echo und Ruf aufeinander prallten, bis es mir weh tat.Die kalte Luft, die meine Lungen füllte, um sich im Schrei zu entladen, versetzte meinen Bronchien Nadelstiche. Der erhöhte Pulsschlag wurde durch die angeschwollene Schlagader sichtbar. Weiß traten die Knöchel meiner Hände hervor, mit denen ich das Stahlseil umklammert hielt. Ließen die Muskelstränge an den Armen stärker heraustreten.

Ich vermisse die Hände von dem, den ich meinen Mann nannte. Große kräftige Hände mit feingliedrigen Fingern. Gepflegte Hände. Zärtliche Hände. Wie sie den Füller hielten, mit dem er stets schrieb. Saubere akkurate Schrift. Wie er das Besteck hielt, das Glas, das Lenkrad. den Apfel, den Schneeball formte.....
Meine Hand in die Seine nahm, wenn wir nebeneinander herliefen.

Haltlos hatte ich die Schlucht durchquert und befand mich auf einem kleinen Anstieg, bevor es endgültig hinab ging ins Simonswäldertal. Erst hier wurde deutlich, wie sehr man die Natur sich selbst überlassen hatte. Es wurde nicht aufgeforstet. Abgestorbenes blieb liegen.

Der, den ich meinen Mann nannte, hatte den Hunger nach Farben und Gerüche der Natur in mir geweckt, die sich jetzt so elementar vor mir ausbreiteten.
Ich setzte mich auf das, von Moos überwachsene, abgestorbene Gehölz. Wielange wird es wohl dauern, bis mich jemand findet?
 

Lomil

Mitglied
Bannwald

Nur für geübte Wanderer mit entsprechender Kleidung und geeignetem Schuhwerk, stand auf dem Schild am Eingang des Wanderweges, der hinunter ins Simonswäldertal führte.
Den ersten Teil der Anordnung erfüllte ich uneingeschränkt, und beim Zweiten entschloss ich mich; Jeans, T-Shirt und Turnschuhe als entsprechend geeignet gelten zu lassen.
Mit der Flüchtigkeit eines Gedankens, der Angst ihn zu Ende zu denken, entschloss ich mich den Weg zu gehen.
Meine eigene Entscheidung missbilligend schüttelte ich den Kopf.
Was sollte passieren. Oft genug waren wir diesen Weg gegangen.
Er, den ich meinen Mann nannte,unsere Tochter Vater, seine Eltern Sohn, Bruder, Schwager, Schwiegersohn, Freund.
Zur Prüfung der Wetterlage schaute ich zum Himmel. Er sah unaufgeräumt aus. Wie nach einem Streit an dem die Dinge ihrer eigentlichen Position beraubt, achtlos liegen gelassen wurden.
Er, den ich meinen Mann nannte, konnte Tage im voraus, auf Grund von Wolkenbildung und Windrichtung das Wetter bestimmen. Und er irrte nie. Geduldig hat er mir immer wieder zu erklären versucht, um immer wieder an die Grenzen meines Verstandes zu stoßen.

Nun war Schweigen an die Stelle unserer, früher immer so lebhaften und mühelosen Gespräche getreten. Ich weiß nicht mehr wie seine Stimme klingt, mit der er nicht mehr zu mir spricht, um mir auf meine Fragen zu antworten. Dabei wäre die Entfernung die uns trennt, gerade noch gering genug. Doch er trägt seine Stimme, die in ihm eingeschlossen ist, mit sich fort. Ich verliere seine Stimme.

Im Schlaf hat sich seine Stimme manchmal zu mir herüber gestohlen. Im Traum hab ich ihn reden hören. Warm sind die Worte aus seinem Mund gekommen. Ich fürchte mich davor seine Stimme zu verlieren. An die Art des Schweigens das zwischen uns liegt, wie ein Fremdkörper.

Ich hatte die Brücke betreten, die durch die Schlucht führte.
Linksseitig in den Fels geschlagen. Rechts diente ein lose hängendes Stahlseil als Geländer.Gesichert durch, alle zwei Meter, angebrachte Querverstrebungen.
Die Grünspan überzogenen Holzplanken und mein ungeeignetes Schuhwerk ließen es nicht zu, die Schlucht schnell zu durchqueren.
Wenn ich stehen blieb, war es, bis auf meinen Herzschlag, der in meinen Ohren dröhnte, totenstill. Selbst der Bussard, der mich seit geraumer Zeit begleitete, lag ohne Flügelschlag auf dem Wind.

Ich schrie den Namen von dem, den ich meinen Mann nannte; immer und immer wieder. So, dass Echo und Ruf aufeinander prallten, bis es mir weh tat.Die kalte Luft, die meine Lungen füllte, um sich im Schrei zu entladen, versetzte meinen Bronchien Nadelstiche. Der erhöhte Pulsschlag wurde durch die angeschwollene Schlagader sichtbar. Weiß traten die Knöchel meiner Hände hervor, mit denen ich das Stahlseil umklammert hielt. Ließen die Muskelstränge an den Armen stärker heraustreten.

Ich vermisse die Hände von dem, den ich meinen Mann nannte. Große kräftige Hände mit feingliedrigen Fingern. Gepflegte Hände. Zärtliche Hände. Wie sie den Füller hielten, mit dem er stets schrieb. Saubere akkurate Schrift. Wie er das Besteck hielt, das Glas, das Lenkrad. den Apfel, den Schneeball formte.....
Meine Hand in die Seine nahm, wenn wir nebeneinander herliefen.

Haltlos hatte ich die Schlucht durchquert und befand mich auf einem kleinen Anstieg, bevor es endgültig hinab ging ins Simonswäldertal. Erst hier wurde deutlich, wie sehr man die Natur sich selbst überlassen hatte. Es wurde nicht aufgeforstet. Abgestorbenes blieb liegen.

Der, den ich meinen Mann nannte, hatte den Hunger nach Farben und Gerüche der Natur in mir geweckt, die sich jetzt so elementar vor mir ausbreiteten.
Ich setzte mich, auf das von Moos überwachsene, abgestorbene Gehölz.
Wielange es wohl dauern würde, bis mich jemand findet?
 



 
Oben Unten