Hallo Novalia,
das ist keine Kurzgeschichte; ich würde sie eher als Erzählung einordnen. Ihr fehlt jeglicher Spannungsbogen. Du hältst einfühlsam die Erinnerung an die geliebte Großmutter fest. Aber ob ich's nun als KG oder als Erzählung betrachte, ich frage mich: Worauf willst du mit deiner Geschichte hinaus? Dass die "Generation der Großmütter" unter dem Krieg (einschließlich all seiner entsetzlichen Auswirkungen) litten? Das lässt sich gewiss nicht in Frage stellen. Leider beschränkst du dich darauf, den Verfall der Großmutter lediglich zu skizzieren, indem du ihre Erscheinung als junge Frau als groß und stattlich und beinahe männlich beschreibst. Und der Verlust der geliebten Menschen ließ sie zusehends verfallen - zu einem, wie du es an einer Stelle beschreibst, kleinen Frauchen. Überdies eine äußerst triviale Bezeichnung. Eine halbherzige Hommage an die Großmütter, mehr kann ich in deiner Geschichte nicht entdecken.
Stattdessen verlierst du dich endlos in der Beschreibung von Nelkenblüten oder Tischbeinen. Die ich, allein für sich besehen, keineswegs als schlecht geschrieben bezeichnen will. Im Gegenteil. Aber das gibt noch lange nicht den Stoff für eine gute Geschichte her.
So sehr ich mich bemühe, ich kann keine Prämisse hinter deiner Geschichte entdecken. Und ohne eine solche funktioniert eine KG nun mal nicht.
Verzeih mir mein hartes Urteil, dahinter darfst du keinerlei Feindseligkeit vermuten - ich bemühe mich um größtmögliche Objektivität.
Liebe Grüße
Simone
