Basic, Basic, Basic: Quadratur der Beine im Step-Kurs

spurloewe

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Hallo Fatburner und Ertüchtigungsfanatiker,

am Sonntag Mittag gehe ich häufig zum Sport. Bodystyling heißt der Kurs, ein Workout-Programm für den ganzen Körper. Eine Stunde zuvor turnt derselbe Trainer im Step-Intro-Kurs vor. Das hat mich bis vor ein paar Wochen wenig interessiert. Auf „Einladung“ einiger Teilnehmer meines Bodystyling-Kurses habe ich mich in aller Herrgottsfrühe aufgerafft (es mag etwa 11 Uhr gewesen sein, die gefühlte Zeit lag eher bei 7.15 Uhr), um mit ca. 60 anderen Versteppten auf einem auf zwei Füßen ruhenden Kunststoffbrett seltsam anmutende und zudem schnelle, wilde Schrittkombinationen darzubieten.

Ich kam anfangs ganz gut mit. Die Armbewegungen habe ich gleich weggelassen, sonst wäre die Verwirrung meiner Körperteile bereits von Beginn an perfekt gewesen: Rechter Fuß seitlich rauf, linkes Bein vom Boden erheben und anwinkeln, wieder zurück, gleiches seitenverkehrt, dann mit rechts rauf, links nach, wieder runter, aber rechts zuerst, rechts seitlich rauf, links folgt, aber zuerst anwinkeln, links abstellen, rechts hoch, auf die andere Seite des Steps, abstellen, links hoch, zack-schieb-hepp und yeah-bum-step: Und mit weiteren 27 3/4 Schritten haben wir eine halbe Choreographie zustande gebracht. Es ist ein bisschen so wie Ballettunterricht und bronzener Tanzkurs zusammen.

Nun gut, ich habe bereits ein wenig Step-Erfahrung: Single, Repeater, Basic, V-Step, L-Step – Nichtstepper unter euch verschlägt es vermutlich bereits bei diesen Begriffen die Sprache. Nun stand ich also im Kurs, alles um mich herum steppte wie verrückt. Doch irgendwann hat mein Gehirn angekündigt, in dieser Form könne es nicht garantieren, dass alle meine Bewegungen koordinierbar bleiben würden. Es wäre ein zu großes Durcheinander und bitte, ginge es nicht ein klein wenig langsamer? Doch die Beine wurden zum Hotstepper und riefen förmlich: „Hirn, es ist zwar Sonntag, aber du könntest dich auch heute mal ein klein wenig anstrengen, schließlich macht uns das Gezappel doch recht viel Spaß und gesund ist es auch.“

So ein Gehirn kann schon ziemlich fies werden. Anfangs hatten die Beine ganz klar die Nase vorn – bis der Mambo mit dem doppelten Basic kam. Dieser Schritt ist für mich so etwas wie der dreifache Rittberger des Bretthüpfens. Da setzte eine Blockadepolitik in meinem Hirn ein.

Und das ging so: Es wurde sofort eine Vollversammlung einberufen. Zurzeit hat die Sportfraktion 74 Prozent meiner Gehirnzellen und damit die absolute Mehrheit inne. Von diesen 74 Prozent waren zunächst 51 Prozent für’s Weitermachen und 23 Prozent für’s Aufhören. Leider brach diese Mehrheit immer weiter ein. Die Beine signalisierten nämlich völlig überraschenderweise, dass sie den Mambo mit doppeltem Basic nicht mehr bewältigen würden und zudem auch Probleme bei anderen bereits gekonnten Schritten hätten. Sie baten um Hilfe bei der Koordination. Das Gehirn gab den Beinen zunächst noch die Anweisung, bitte dringend wieder in die Choreographie einzusteigen, doch wurden diese Anweisungen immer schwächer, da die Mehrheit für’s Weitermachen mit jedem Fehler der Beine, die mittlerweile völlig willenlos und unkontrolliert Boden und Step berührten, immer mehr schwand.

Schließlich betätigte irgendeine dämliche Gehirnzelle den Not-Aus-Schalter und gab den Armen, die bislang noch gar nicht gefragt wurden, die Anweisung, den Step auf seinen Ursprungsplatz zurückzustellen. Und was machen die Döspaddels von Armen? Sie schleimen sich beim Gehirn ein und folgen der Aufforderung! Ferner erhielten die Beine den Befehl, den Kursraum sofort zu verlassen. Was diese auf der Grundlage des körperlichen Fraktionszwanges dann auch umgehend taten.

Vielleicht wäre an diesem Tag die Steppdecke eher ein Ort für mich gewesen.
 



 
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