Begegnung mit Jane Russel

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Hagen

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Begegnung mit Jane Russel

Irgendwann hatte ich mal mit dem Taxi einen fröhlichen Herren in die ‘Schwarze Rose‘, ein mehr oder weniger zwielichtiges Etablissement gebracht und ging mit rein, weil ich in der ‘Rose‘ meine Provision haben, eine Tasse Kaffee trinken und eine Zigarette rauchen wollte.
Da lief eine Katze in dem Etablissement herum, die sich dort nicht so recht wohl zu fühlen schien. Das spürte ich seltsamerweise. Einer der Gäste murmelte sogar etwas von einem ‚Vieh‘ und die Hausdame wollte das blöde Tier vor die Tür setzen.
Das wollte ich nicht, nahm die Katze einfach mit, und die fand das gut.
Die Katze nannte ich Anna-Karenina und sie war damit zufrieden. Eigentlich hieß sie ja Klytaimnestra, wie sie mir mitteilte, nach einer Gestalt in der griechischen Mythologie. Sie sei mal die Tochter des Spartanerkönigs Tyndareos und der Leda, Gemahlin des mykenischen Königs Agamemnon und Schwester der schönen Helena gewesen, aber irgendwas habe mit der Reinkarnation nicht so ganz geklappt, meinte sie.
Ich war zunächst etwas verblüfft, weil mir so war, als ob die Katze zu mir gesprochen hatte, aber dann besorgte ich ihr auf der Rückfahrt von irgendeiner Tanke mehrere Dosen Katzenfutter. Sie war zufrieden und suchte sich eine aus, die ich ihr gefälligst sofort zu öffnen hatte.
An einem der folgenden Tage schlenderte ich vor der Nachtschicht über den örtlichen Flohmarkt und erwarb billig einen Karton voller Spielfilme. ‚Die Feuerzangenbowle‘ und ‚Blondinen bevorzugt‘ lagen obenauf. Hatte ich zwar beide schon oft im Fernsehen gesehen, aber das waren schöne, alte Filme, deshalb nahm ich den Karton mit den Bildstreifen gleich mit.
„Hier“, sagte ich zu Anna- Karenina, als ich wieder heim kam „bevor ich zur Schicht muss, schauen wir uns einen schönen Spielfilm an. Das schaffe ich gerade noch.“
„Guter Plan“
Anna-Karenina stand in der Tür und lächelte.
„Hey”, sagte ich, „kann es sein, dass du eben gesprochen hast?”
Sie nickte.
„Ah, ja. Ich hab‘ hier mal auf gut Glück in den Karton gegriffen. Möchtest Du Blondinen bevorzugt mit Marilyn Monroe und Jane Russell oder Die Feuerzangenbowle mit Heinz Rühmann? Aber dann muss ich wirklich zur Schicht.”
„Kriege ich vorher noch eine Dose Futter mit Thunfisch?“
„Aber natürlich, meine Schöne“, ich nahm die Kassetten aus den Hüllen und hielt sie ihr hin. Sie studierte sorgsam die Etiketten, legte ihr linkes Pfötchen auf Die Feuerzangenbowle, sprang aufs Sofa und rollte sich in der Ecke mit Blick auf den Fernseher erwartungsvoll zusammen.
„Wenn du meinst”, sagte ich in dem Moment, in dem sich das Telefon meldete. Ich legte die beiden Kassetten auf den Fernseher und hob den Hörer ans Ohr, „Hallo?”
„Du, Doris ist ausgefallen.”
Meine Chefin war am anderen Ende.
„Ja, aber ...”
„Es ist so viel los heute Abend, kannst du nicht sofort kommen? Mein Mann ist auch schon draußen. Tut mir leid, es geht nicht anders. Wann kannst du denn da sein?”
„Ich schwing‘ mich aufs Rad, sagen wir in einer Viertelstunde.”
„Das finde ich toll von dir!“
„Ja, ich bin ein toller Mann. Schade, dass es mich nicht mehrmals gibt!“
„Gib nicht so an! Bis Gleich.“
Anna-Karenina steckte mir die Zunge raus, räkelte sich in die Höhe, machte ihren Buckel krumm und trottete mit beleidigtem Gesicht in die Küche. War vorerst nix mit dem Film!
„Wir gucken den Film, wenn ich wieder komme. Ist versprochen!“
Anna-Karenina zog eine Augenbraue hoch und ich ein frisches Hemd an und beeilte mich, zum Taxi zu kommen.
Dort angekommen wechselte ich auf den Klassiksender, meldete mich über Funk an und bekam auch gleich eine Fahrt.
Die Dame brachte ich anstatt zum Richtweg zum Richterweg, sie war daraufhin etwas ungehalten und äußerte starke Zweifel an meiner Ortskenntnis.
Die nächste Dame wuchtete einen Koffer auf die Rückbank, bevor das Taxi endgültig stand, sie gab mir somit keine Gelegenheit, ihr den Wagenschlag zu öffnen, murmelte „kein Benehmen haben die Taxifahrer heutzutage! Zum Bahnhof!”, ließ sich in den Beifahrersitz und die Augenlider fallen.
Ich fuhr sie zum Bahnhof. Dort öffnete sie ein Auge und murmelte: „Ich wollte aber zum Bahnhof nach Hannover.”
„Kein Problem! Möchten Sie einen sauren Bonbon?“
„Danke schön.“
Ich sagte der Zentrale Bescheid, startete das Taxameter neu und brachte sie zum Bahnhof nach Hannover. Dort rauchte ich mit einer Kollegin, die sich seit einer Stunde neben dem Ernst Augustdenkmal die Reifen platt gestanden hatte, eine Zigarette und stimmte ihr zu, als sie erwähnte, das die Konjunktur im Taxigewerbe ja wohl rückläufig sei. Sie vermutete eine Massierung negativer Gedanken bei den Fahrgästen und leider auch bei den Fahrern, und dass es Nächte gibt, in denen ganz sonderbare Sachen passieren, wie heute zum Beispiel, da haben wir Walpurgisnacht und die Hexen treiben ihr Unwesen.
Ich glaubte zwar nicht an sowas, dachte bewusst positive Gedanken als ich vom Taxenplatz fuhr, aber das nützte nichts. Ich musste mich irgendwann falsch eingeordnet haben und fand mich unversehens in einer Gegend wieder, die mir gänzlich unbekannt war.
Half alles nichts, ich entschloss mich, den ‘Plan A’ zur Anwendung zu bringen: Kurz anhalten und den einen oder anderen Blick in die Karte werfen. Ich war gerade dabei, als jemand die hintere Tür öffnete und einen Besen auf die Sitzbank warf. Ein stieg sogleich eine ältere Dame und murmelte: „Sie schickt Walpurga! Können Sie mich mal eben zum Bocksberg fahren?“
Wegen ihres etwas ungewöhnlichen Erscheinungsbildes – sie trug einen schwarzen, hohen, etwas geknickten Hut, eine Warze auf der Nase und einen vielfach geknoteten Rock – erwähnte ich, das bei derartigen Fernfahrten Vorkasse üblich ist. Das empfand sie als Impertinenz, entschied doch lieber den Besen zu nehmen und stieg wieder aus.
„Wird natürlich zeitlich etwas eng“, murmelte sie, „aber ich kann ja die Zeit etwas zurückdrehen, wenn ich Gegenwind hab ...“
„Hat Ihr Besen keinen Turbo?“, fragte ich, aber sie drehte nur die Augen gen Himmel und hob dahin ab.
Schade, wäre eine schöne Fahrt gewesen, so ich den Bocksberg denn gefunden hätte. Auf meiner Karte war er nicht verzeichnet. Wenn ich meinen Boss über Funk gefragt hätte, wären ihm möglicherweise Zweifel an meinen Fähigkeiten als Fahrer gekommen.
‘Plan B’ – einen Taxifahrer fragen – kam zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht in Frage, da sich eine schmucke Polizeihostess mit grimmig-entschlossenem Gesichtsausdruck näherte. Ich hätte schwören können, dass das runde Schild soeben noch nicht neben der Beifahrertür gestanden hatte. War also an der Zeit, aufzubrechen, zumal ich meine Orientierungspause offensichtlich im absoluten Halteverbot absolviert hatte.
Also, ‘Plan C’! Solange geradeaus, bis ich an irgendetwas Bekanntem vorbeikam, nach dem Motto: Egal was schief geht, tue so als wäre es Absicht.
Erwies sich als außerordentlich effektiv, der ‘Plan C’, und als ich recht bald auf der B 65 gen Lehrte rollte, erreichte mich ein Funkruf meines Chefs.
„Sag‘ mal, hast du eine neue Freundin?“
„Nicht dass ich wüsste. Wie sah sie denn aus?“
„Eine sehr schöne, schwarzhaarige Frau. Sie kam bei dir aus dem Haus, ließ sich von mir zum Crédence fahren und sagte, dass du das bestimmt regeln würdest.“ Ich konnte am Funk hören, wie mein Boss grinste. „Nimmst du bitte als Nächstes ‘Auf den Blockäckern 26’?“
Ich bestätigte und suchte zunächst die ‘Pohläckern‘ auf, bevor ich meinen Irrtum bemerkte, zu den Blockäckern fuhr und dort einer imposanten Dame die Tür aufhielt.
Wieso kam eine schöne, schwarzhaarige Frau bei mir aus dem Haus und fuhr auf meine Kosten mit meinem Chef Taxi?
Ich grübelte darüber nach, während die Dame neben mir auf dem Weg nach Sehnde kleine Geschichten von den lebend gebärenden Zahnkarpfen und anderen Maulbrütern ihres Mannes erzählte, und das der böse mit ihr war, nur weil sie mehrmals den Stecker der Sauerstoffpumpe raus gezogen hatte.
„Herrgott, irgendwo muss ich doch meinen Staubsauger anschließen.“
„War denn sonst keine Steckdose frei?“
„Doch schon, aber ich wusste doch nicht, wofür die Stecker alle sind. Kann ich denn wissen, dass die Fische gleich sterben?“
„Warum haben Sie denn einen Stecker raus gezogen, von dem sie nicht wissen, wofür der ist?“
Diese Frage hätte ich besser nicht stellen sollen, denn sie unterstellte mir, etwas gegen Frauen zu haben, weil ihr Mann, der was gegen sie hätte, die gleiche Frage auch immer stellte, wenn sie irgendwo einen Stecker raus gezogen hatte.
„Wissen Sie“, sagte ich, „da gibt es ein Krankenhaus, in dem regelmäßig die Patienten auf einer bestimmten Station starben, immer Sonntagnacht, zur gleichen Zeit. Es dauerte ein Weilchen, bis man die Ursache fand: Es war die Putzfrau, die jedes Mal den Stecker der Beatmungsmaschine heraus gezogen hatte, um ihren Staubsauger anzuschließen ...“
Die Frau tobte los und versicherte mir, dass unser Unternehmen in ihr einen Stammfahrgast verloren hätte.
Da half auch kein Bestechungsversuch mit sauren Bonbons mehr.
Na gut. Kassieren, Tür aufhalten, aussteigen lassen, noch ‘einen schönen Abend’ wünschen, Tür zu, Fahrt aufschreiben, Taxameter nullen, Blinker setzen, Rückspiegel, wenden. Mein Blick glitt kurz zu der Tür des Hauses nebenan, vor der eine Dame mittleren Alters stand.
Die Tür wurde halb geöffnet, ein Koffer flog raus und der Dame vor den Bauch. Ich beendete den Wendevorgang, hielt auf der anderen Straßenseite und kurbelte die Scheibe herunter.
Die Dame hatte den Koffer zwischenzeitlich aufgenommen und kam auf mich zu.
„Möchten Sie ein Taxi?“, fragte ich.
„Sehr gerne! Das trifft sich ja gut!“
Ich nahm ihr den Koffer ab, legte ihn in den Kofferraum und ließ die Dame einsteigen. Sie wollte nach Lehrte.
„Sie werden sich jetzt wahrscheinlich wundern“, sagte sie.
„Worüber sollte ich mich wundern? Ich bin Taxifahrer und in Folge dessen umfassend desillusioniert. – Möchten Sie einen sauren Bonbon?“
„Nein“, sagte sie und nahm einen. Durch die kleine Geschichte, die sie mir unaufgefordert erzählte während sie den sauren Bonbon mampfte, stieg ich nicht so recht durch; war etwas konfus, der Gang der Handlung. Eigentlich war es ihr Haus und ihr Mann, der darin mit einer gemeinsamen Freundin lebte, aber sie durfte nicht rein, weil ihr Mann arbeitslos war, und sie recht gut im Süßwarenvertrieb verdiente. Da lief irgend so eine juristische Sache, aber sie sollte ihr Haus einhüten, während ihr Mann mit besagter gemeinsamer Freundin auf ihre Kosten in den Urlaub fliegen wollte. Irgendwas hatte irgendwie nicht geklappt und das Einhüten erübrigte sich. Jedenfalls bat sie mich, sie beim Mephisto aussteigen zu lassen und lud mich, während ich den Koffer auslud, zu einem Eierlikör ein.
Ich lehnte höflich ab, weil sich der Genuss von Eierlikör nicht so recht mit meiner Vorstellung von Männlichkeit in Einklang bringen lässt, „da könnt‘ ich ja gleich Sahnetörtchen essen und auf dem Balkon Filterzigaretten rauchen.“
Das sah sie überhaupt nicht ein und bot mir an, gelegentlich mal was zusammen zu trinken. Guter Plan, aber erfahrungsgemäß wird seltener als nie was draus.
Egal, ich rollte den Taxenplatz am Bahnhof an, stand da eine Zigarettenlänge lang rum wie Frau Lot und lauschte Vivaldi. Ich hatte die Kippe gerade in den Gully geschnipst da beugte sich eine dunkelhaarige Dame ans Fenster:
„Sind sie frei?“
„Ja!“ Aussteigen, um den Wagen gehen, Tür aufhalten. Sie stieg mit knisternden Strümpfen ein und verbreitete ein Wolke Chanel im Wagen.
„Zur Bierschwemme bitte“, sie strich ihren Rock über ihren vornehm zusammengelegten Beinen glatt und entfernte mit spitzen Fingern einen imaginären Fussel von ihrer Kostümjacke, „würden Sie bitte den Sender wechseln?“
„Ganz wie Sie wünschen.“ Ich tippte die Stationstasten durch, irgendwo grölte jemand irgendetwas von irgendwelchen nackten Friseusen mit irgendwie nassen Haaren.
„Der ist schön, den lassen Sie bitte!“
Na gut, die kurze Strecke würde ich das ertragen, aber die elegante Dame bat mich bei der Bierschwemme kurz zu warten. Zurück kam sie mit Michael im Arm.
„Hey du Penner!“, rief Michael, strich sich glättend mit Daumen und Mittelfinger über sein Bärtchen und gab der eleganten Dame einen Klaps auf den Hintern, „darf ich dir meine Tonkünstlerin vorstellen? Sie spielt in einem Orchester Cello.“
Normalerweise hätte ich ihm einen erzählt, von wegen Penner, aber in Anwesenheit der Dame hielt ich mich dezent zurück.
Ich brachte die beiden zu Michaels Wohnung, meldete mich in der Zentrale frei und fuhr auf einen Becher Kaffee und ein Mettwurstbrötchen zu Andrea.
`Bleifuß Bertram´ war auch wieder da und erzählte von dem Tag, als er Gerhard Schröder gefahren hatte. Die Geschichte war mittlerweile so interessant wie Binderfarbe beim Trocknen zuzuschauen.
Andreas Mettwurstbrötchen war delikat, ich bestellte noch eins. Als ich dieses sowie einen weiteren Becher Kaffee genussvoll zu mir genommen hatte, meldete sich das Handy und beorderte mich zum Hotel Meridian.
Ich bestätigte die Adresse und fügte noch: „Ach, wieder diese Olivia Jones!“ hinzu, nachdem die Chefin aufgelegt hatte.
„Wie? Olivia Jones?“, fragte `Bleifuß Bertram´.
„‘fährt öfter mit mir. Hoffentlich versucht Herr Oliver Knöbel nicht wieder die Nummer mit dem Frauennachttaxi.“
„Gilt das Frauennachttaxi eigentlich auch für Transvestiten?“, fragte Andrea.
„Nein“, sagte `Bleifuß Bertram´.
„Müsste aber eigentlich“, meinte Andrea, „stell dir doch mal vor, da ist eine weibliche Seele im Körper eines Mannes gefangen...“
„Tja, das Problem muss gelöst werden! – Ich will Olivia nicht wieder so lange warten lassen! Ciao Ihr Lieben.“
Vor dem Meridian gingen zwei ältere Damen an Bord und wollten zu einer Videothek, ‘in der die Rambo-Filme haben’.
Ich fuhr sie zum ‘Video-Country’ und wartete etwas länger als die Zeit, die man normalerweise braucht, um eine Mitgliedschaft zu erwerben und mit ausgestrecktem Zeigefinger an den Regalen mit den Actionfilmen entlang zu gehen.
Die Damen kamen mit vier Kassetten wieder heraus, dezent kichernd, zumindest die eine. Ich fuhr sie in eins der Seniorenheime, und die Kichernde erzählte ihrer Gefährtin derweil entzückende Anekdoten aus ihrer nicht ganz jugendfreien Jugend, und wie sie mal mit drei Männern gleichzeitig …, aber das würde sie ja gleich selber sehen.
Ich hätte gerne etwas zugehört, voller Diskretion versteht sich, aber mein Chef beorderte mich per Funk zur nächsten Adresse.
Da fuhr ich sogleich hin. Eine ältere Frau mit altmodischer Einkaufstasche ging an Bord und wollte nach Bilm. Unterwegs erwähnte sie hübsche Details aus den Rezepten ihres Großvaters und fragte, ob ich denn vielleicht Interesse an Schweinskopfsülze hätte, hausgemacht. Die Menschen heutzutage würden viel zu wenig Schweinskopfsülze essen, was zu allgemeiner Verwirrung führen würde, und überhaupt ginge deshalb die ganze Ozonschicht kaputt, und ich sollte man aufpassen und nicht unter einem Ozonloch durchfahren.
Das versprach ich ihr, zeigte in keiner Weise Interesse an Schweinskopfsülze und war nicht im Geringsten verdutzt, als sie mir, als ich ihr beim Aussteigen half, einen kurzen Blick in ihre Einkaufstasche gewährte.
Ein Schweinskopf war drin.
Irgendwo zwischen Bilm und Ilten fuhr ich an den Straßenrand, stellte den Motor ab, kurbelte die Scheibe herunter, drehte und zündete mir eine Zigarette an.
Ich fragte mich, was es alles soll und ob die Kollegin aus Hannover Recht hatte mit ihrer Behauptung, dass es Nächte gibt, in denen massiert Sonderbares passiert.
Die Nacht, die bereits vor geraumer Zeit begonnen hatte, sich über die hiesigen Breitengrade zu wälzen, zeigte sich von ihrer mysteriösen Seite. Eine Sternschnuppe ging nieder, aber ich kam nicht dazu, mir etwas zu wünschen, denn plötzlich, wie aus dem Nichts erschienen, saß eine Frau auf der Rückbank.
„Bitte zum Verwirklichungstreffen.“
Ich hatte keine Tür klappen gehört, keine Bewegung des Taxis wahrgenommen. Aber sie war da, ich konnte sie im Rückspiegel sehen.
„Möchten Sie einen sauren Bonbon?“
Ich reichte ihr die Tüte nach hinten.
„Oh, danke.“
Ich spürte ihre Finger als sie in die Tüte griff.
„Zum Verwirklichungstreffen bitte!“
„Sehr gerne. – Verraten Sie mir bitte, wo das Verwirklichungstreffen stattfindet?“
Sie war der Ansicht, dass ich wissen müsste, wo das Verwirklichungstreffen stattfände und was ich denn für ein Taxifahrer wäre. Ich erzählte ihr, dass ich Wiedertäufer sei. Das akzeptierte sie und wollte als Alternative zum Verwirklichungstreffen zur Pumpe gefahren werden.
„Ganz wie Sie wünschen.“ Ich startete den Motor.
Mit einem etwas seltsamen Gefühl in der Magengegend brachte ich sie zur Pumpe. Da saß Herman an der Theke. Er wollte ganz schnell nach Hannover rein und mir unbedingt vorher einen ausgeben, weil ich ihn am Donnerstag, als er so betrunken war, nicht nach Hannover gefahren hatte.
„Grundsätzlich können wir mal einen zusammen trinken, aber nicht heute. Ich gehe mal schnell für Königstiger, und dann fahren wir.“
Herman nickte das ab und ich suchte das kleine Gewölbe auf, wusch mir anschließend ausgiebig die Hände und kehrte zu Herman an der Theke zurück.
„Können wir denn?“
„Jetzt habe ich mir noch ein Bier bestellt. Da musst du in einer halben Stunde wiederkommen.“
‘Idiot!’ dachte ich und sagte laut: „Okay, eine halbe Stunde. Plus minus fünf Minuten. Bis dahin.“
„Bis dahin! Dann fahre ich mit dir nach Hannover, ist versprochen.“
Beim Rausgehen zupfte mich jemand am Ärmel. Die ‘Tonkünstlerin‘ von Michael. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt erweckte sie den Anschein, als wäre sie alternativ zu Michael in dieses Lokal gegangen, was dazu beigetragen hatte, das ihr die Kontrolle über sich ein ganz klein wenig zu entgleiten drohte.
Doch ich sah mich grausam getäuscht. Sie war betrunken und gab mir die Schuld daran, weil ich ein Widertäufer, Macho und Chauvinist sei, und ob ich denn eine Tätowierung hätte.
„Nein, ich habe keine Tätowierung.“
„Gut, dann darfst du mich jetzt nach Hause bringen!“
Ich sah zwar keinen direkten Zusammenhang, brachte sie aber trotzdem heim. Dort war sie nur schwer davon abzubringen, meine Aussage, was die Tätowierung betraf, zu überprüfen. Hernach brachte ich sie zur Haustür, doch in dieser stand bereits ein Mann, blähte kurz die Nüstern und sagte: „Die nehmen Sie mal wieder mit, die ist ja betrunken! Die will ich hier nicht haben!“
Sprach’s und schlug die Tür zu.
„Wissen Sie“, sagte ich zu der Frau als wir wieder zum Taxi gingen, „ich möchte einmal, nur ein einziges Mal, eine Nachtschicht fahren, in der ich die Fahrgäste von A nach B fahre, und damit gut. – Was machen wir jetzt? Haben Sie einen Liebhaber, eine Geliebte, einen Freund oder eine Freundin, wo ich Sie hinfahren könnte?“
„Nein. – Es sei denn Sie gewähren mir nur für diese Nacht ...“ Ich hielt ihr des Taxis Tür auf. Sie stieg ein. Ich ging um den Wagen herum und setzte mich wieder hinter das Lenkrad.
„Sie werden sich kaum mit Anna-Karenina vertragen, meine momentane Lebensgefährtin. Sie kann sehr kratzig werden wenn sich bei mir jemand anders ausbreitet.“
„Ich verstehe“, sie drückte mir fünfzehn Euro in die Hand, ich nullte das Taxameter, „dann fahren Sie mich eben zur Polizei.“
Dort schoben die Herren Dienst, die kürzlich die beiden von meinem Chef und mir bereits fachmännisch zusammengeschlagenen Herren übernommen hatten, denen es nicht gelungen war, sich gewaltsam meines Wechselgeldes zu bemächtigen. Aber das ist eine andere Geschichte.
„Guten Abend Frau Vollendorf“, der Hauptwachtmeister setzte seine Kaffeetasse ab, „müssen wir Ihnen wieder zwangsweise Zutritt zu Ihrer Wohnung verschaffen?“
„Ich wäre Ihnen dankbar“, sagte ich.
„Kein Problem. Grüßen Sie Ihren Chef schön.“
Der Hauptwachtmeister nahm seine Tasse wieder auf.
„Haben Sie hier eigentlich schon eine Espressomaschine?“, fragte ich.
Mit bescheidenem Lächeln um die Mundwinkel schüttelte der Hauptwachtmeister den Kopf.
„Sauerei!“, sagte ich mit freundlichem Lächeln, „mein Chef erwähnte kürzlich, dass unsere Polizei nicht ausreichend ausgerüstet ist. Das sollte man ändern!“
„Gute Idee“, der Hauptwachtmeister schob seine Pistole ins Halfter, „ich denke, wir müssen mal wieder tätig werden! – Erwin, Show-Time!“
Gewissermaßen erleichtert, weil die Dame nicht auch noch im Taxi niedergekommen war, verließ ich die Wache und nahm Kurs auf den Bahnhof. Herrgott, ich hätte Herman fast vergessen! Schnell zur Pumpe. Ich kam innerhalb der vereinbarten Zeit an, aber Herman war nicht mehr da.
„Der ist gerade mit Karl nach Hannover rein gefahren. Du bist ja nicht gekommen.“
Etwas deprimiert parkte ich mich beim Bahnhof ein, hinter `Bleifuß Bertram´. Der war gerade von Andrea gekommen, aber die Nummer mit dem Transvestiten im Frauennachttaxi war noch nicht ganz ausdiskutiert und das wollte das jetzt mit mir tun. Glücklicherweise kam Ingolf entlang, stellte sein Taxi hinter meins und schnipste seine Zigarettenkippe in den Gully. Er traf immer, aus jeder Position des Taxenplatzes.
„Tja“, sagte Ingolf nachdem er ausgestiegen war, „ein Taxi hat nichts mit Fortbewegung zu tun. Der Sinn des Taxis ist, sich mit möglichst vielen Artgenossen auf dafür vorgesehenen, ausgezeichneten Flächen zu treffen. Dann steigen die Fahrer aus und führen hehre Gespräche, zum Beispiel darüber, was es alles soll.“
Ingolf war mein Freund aus der Taxiszene geworden. Er hatte mal Philosophie studiert und war nebenher Taxi gefahren. Nach seinem Studium ist er dabei hängen geblieben. „Guck doch mal in die Zeitung“, pflegte er zu sagen, „wer sucht denn heutzutage noch einen Philosophen?“
Ruck Zuck waren wir beim Taxi im philosophischen Sinn, ich vertrat den Standpunkt, dass ein Taxi lediglich ein Verbund loser Teile ist, die einzig und alleine durch die Kunst des Fahrers zusammengehalten werden. Diese Teile sind beseelt und haben nichts anderes im Sinn, als den größtmöglichen Schaden an Physis und Psyche des Fahrers anzurichten, wobei sie von zumindest einigen Fahrgästen nach Kräften unterstützt werden.
Letzteres wollte und konnte Ingolf mir im philosophischen Sinn nicht widerlegen, aber heute kamen wir irgendwie auf die Überlegung, dass die Möglichkeit besteht, das wir lediglich die Träume eines großen, schlafenden Wesens sein könnten und wenn dieses aufwacht, hören wir sowieso alle auf zu existieren. So ähnlich fühlte ich mich auch, irgendwie schlafend, alles kam mir heute Nacht ein ganz klein bisschen surreal vor. Ich war noch am nachdenken, da parkte die `Kreolen-Roswitha´ ihr Taxi unvermittelt ein wenig schludrig hinter Ingolf und brach gnadenlos in unser Gespräch ein: „Kinnings, ich hab‘ den Beweis!“
„Den Beweis wofür?“, fragte Ingolf.
„Dass mein Mann eine andere hat!“ Roswithas Kreolen schaukelten, was ihre aufgewühlte Gemütslage verriet. Ich hatte sie noch nie ohne die mächtigen Ringe in den Ohrläppchen gesehen.
„Erzähl!“, meinte Ingolf, während ich mich darauf beschränkte, die Stirn zu runzeln, denn aus dem nahen Restaurant kamen drei Paare.
Die wollten nach Immensen und die Damen bedauerten, dass kein Großraumtaxi zur Verfügung stand, weil sie doch so gerne alle gemeinsam zu fahren beabsichtigten, nachdem ihre Männer sie so großzügig zum Essen eingeladen hatten, und keines der Paare wollte sich trennen. Die Damen diskutierten ein Weilchen rum, wer denn mit `Bleifuß Bertram´ und wer mit mir fahren wollte, bis ich den Vorschlag machte, das `Bleifuß Bertram´ die Herren und ich die Damen per Frauennachttaxi nach Hause fahren würde.
Fand allgemeine Zustimmung, dieser Vorschlag, und die Herrschaften begannen an Bord zu gehen, bis auf ein Paar, das sich, eng umschlungen Küsse tauschend, nur ungern trennen wollte.
Schließlich, nachdem `Bleifuß Bertram´ mehrmals ungeduldig gehupt hatte, quetschte sich die junge Dame neben die anderen auf die Rückbank. Ihr junger Herr kam zu mir und nahm mir das Versprechen ab, extrem vorsichtig zu fahren, er würde diese Frau über alles lieben, und sie wäre das Kostbarste, was er hätte. Sie stieg noch mal aus und sie umschlangen sich erneut in unübersehbarer Leidenschaft.
Die Damen auf der Rückbank seufzten, und `Bleifuß Bertram´ kam entlang, die beiden zu trennen. Das klappte erst nachdem die beiden Herren in Bertrams Taxi bedrohlich zu brummeln begonnen hatten.
Die junge Dame warf ihrem Herrn tränenfeuchten Auges noch eine Kusshand zu knallte die Tür zu und murmelte: „Blödes Arschloch!“, während der `Bleifuß Bertram´ bereits mit wimmernden Reifen startete. Es fehlte nur noch, dass die Dame ihrem Herren mit tränennassem Spitzentaschentüchlein nachgewunken hätte.
„Na, dann wollen wir uns doch auch mal auf den Weg machen“, ich drehte den Zündschlüssel, „nach Immensen sagten Sie?“
„Quatsch“, murmelte die Dame in der Mitte, „bitte zur Disko!“
„Wieso Disko?“, die Dame, die sich schwer hatte von ihrem Herrn trennen können, „in Hämelerwald gibt’s einen Swingerclub, in dem auch einzelne Damen Zutritt haben! Da fahren wir jetzt hin!“
„Au ja“, jubelten die beiden anderen Damen, „das machen wir jetzt!“
„Entschuldigung meine Damen, aber ich weiß nicht, wo in Hämelerwald ein Swingerclub ist“, versuchte ich die Situation zu entschärfen. Das glaubten sie mir nicht und drohten an, eins der beiden anderen Taxis zu nehmen. Bei Ingolf war ich mir nicht ganz sicher, aber Roswitha hätte die Damen sicherlich mit voller Begeisterung zum Swingerclub gefahren.
Was half’s?
Nichts half’s!
Die Damen baten mich, im Fond des Taxis Licht zu machen und legten mächtig Rouge auf, bis ich vor dem Swingerclub ein kurvte. Keine der Damen wollte mir den Vordruck für das Frauennachttaxi ausfüllen, weil sie ihre Adresse dann hätte preisgeben müssen. Wieder war eine langatmige Diskussion fällig, bis eine Dame kichernd den Namen Anneliese erwähnte und das Formular grinsend ausfüllte.
Ich fuhr etwas deprimiert zurück. `Bleifuß Bertram´ war bereits wieder da und wollte wissen, wo ich solange geblieben wäre, die Herren waren sehr in Sorge.
„Die Damen haben spontan umdisponiert“, sagte ich, „sie wollten zweckbestimmt nach Hämelerwald um den Abend dortselbst möglicherweise orgastisch kulminieren zu lassen. Vielleicht ist es ein Naturgesetz, dass die Damen häufiger intuitiv umdisponieren als die Herren.“
„Was?“ `Bleifuß Bertram´ zeigte sich etwas erstaunt, doch er bekam eine Fahrt bevor er irgendwelche Fragen stellen konnte. Ich rückte vor, auf die Pole-Position und drehte das Radio etwas lauter. Fröhlicher Vivaldi, die vier Jahreszeiten. Langsam begann Müdigkeit hinter meine Augäpfel zu kriechen, jetzt, wo ich langsam zur Ruhe kam und ich lehnte mich zurück, die Musik genießen.
Ich kam nicht so recht zum Genießen, während des Sommers der vier Jahreszeiten stieg eine heftig nach hochprozentigen Drinks, schwarzen Zigaretten und Moschus duftende, rotgewandete Dame in Netzstümpfen und Stöckelschuhen unvermittelt ein und riss mich damit in die Realität zurück.
„Schöne Musik haben Sie! ‘hört man selten in einem Taxi. – ‘Am Birkenhain’ bitte!“
„Sehr gerne, Frau Doktor Gelbspötter. Haben wir denn wiederum ein wenig der Völlerei gefrönt?“
„Ach, Sie sind’s wieder! Sie wissen doch, dass ich mir einmal im Monat einen freien Abend gönne ... wenn es die Hormone fordern.“
„Gewiss, gnädige Frau. Ich bin Taxifahrer! Nichts Menschliches ist mir fremd.“
Ich hatte Frau Doktor Gelbspötter bereits einige Male gefahren, sie ist Dr. Phil., beantwortet in einer feministischen Zeitschrift die Leserbriefe, arbeitet in einer Partnervermittlung und gönnt sich hin und wieder mal einen ‘freien Abend’.
Ich brachte sie heim, sie füllte mir den Vordruck für das Frauennachttaxi aus, während sie einen sauren Bonbon lutschte, gab mir einen Fünfer, und ich geleitete sie mit meiner Taschenlampe zum Hauseingang.
„Das ist aber nett, dass Sie mich zur Tür bringen! Sie sollten hin und wieder etwas tun, was konträr zu dem steht, was Sie die meiste Zeit des Tages tun“, sagte sie mit etwas schwerer Zunge, „sonst kann es zur Verwirrungen kommen. Es muss aber etwas sein, was Sie können, was Sie gelernt haben.“
„Ich werde es selbstredend beherzigen, Frau Doktor. Morgen gehe ich schwimmen.“
„Da tun Sie gut dran!“
Sie ging hinein und schloss die Tür.
Das war’s. Keine Komplikation, kein Stress. Seltsam.

‘Immer wenn man glaubt, alles läuft nach Plan,
hat man etwas übersehen’,
dachte ich und fuhr langsam zum Bahnhof zurück.

In diese Überlegung hinein meldete sich mein Chef über Funk:
„Bist du gestorben? Oder warum meldest du dich nicht mehr frei?“
„Entschuldige, aber ich habe gerade ein paar interessante Fahrten absolviert, und mich hier am Bahnhof ein wenig eingeparkt. – Wo soll ich denn dann jetzt mal eben vielleicht ein Bisschen hin fahren oder so?“
„Zum Crédence. Dort wartet eine schöne Frau auf dich. Sie will nur mit dir fahren.“
„Wohlan! Dann will ich sie nicht warten lassen.“
Ich war gespannt auf die Frau, die nur mit mir fahren wollte. Aber als die schöne, schwarzhaarige Frau beim Crédence an Bord ging und zu dem Haus wollte, in dem ich auch wohnte, war ich doch etwas irritiert.
Sie sprach ein gepflegtes Amerikanisch, bezahlte in Dollar und meinte, nachdem ich ihr kavaliersmäßig den Wagenschlag geöffnet hatte und sie mit geschmeidigen Bewegungen ausgestiegen war, dass wir uns bald wiedersehen würden.
Sie schüttelte ihr Haar, warf ihr Jäckchen grazil über die Schulter und ging mit wiegenden Hüften zur Tür. – Ich war mir sicher, sie schon mal irgendwo gesehen zu haben.
„Bist du wieder frei?“
Mein Chef!
„Ja, die Dame ist soeben von Bord gegangen.“
„Gut, dann fahr‘ doch bitte noch mal zur Crédence, da warten diesmal zwei Damen.“
„Seltsam“, sagte ich, als ich startete, „heute Nacht fahren nur Frauen mit mir.“
„Dann freu‘ dich doch.“
„Das tue ich auch. Nur ticken Frauen irgendwie anders als Männer. – So“, ich parkte vor dem Crédence ein, „dann hole ich die Damen mal eben ab.“
Motor abstellen, aussteigen, Taxi verschließen, rein gehen, „Ihr Taxi ist da. Bitte freuen Sie sich jetzt!“
„Wieso sollen wir uns freuen? Wir hatten aber ausdrücklich um eine Frau gebeten! Warum hat das denn so lange gedauert?“
Eine Frau mit derbem Gesicht, Herrnhaarschnitt und Schlabberpullover knallte ein halbvolles Weinglas auf die Theke.
„Es tut mir leid, aber meine Kollegin hat sich heute überraschend frei genommen. Ihre Schicht wurde somit vakant, da habe ich mir erlaubt einzuspringen.“
„Na ja. Wir kommen gleich. Da musst du noch etwas warten oder was!“
„Herzlich gerne, meine Damen, es ist mir ein entsetzliches Vergnügen.“
Zurück ins Taxi, das Radio etwas lauter und zurücklehnen. Carl Ditters von Dittersdorf, Harfenkonzert in A Major; eine phantastische, filigrane Musik, ich genoss das Allegro Molto, während ich genussvoll einen sauren Bonbon lutschte. Die Müdigkeit begann wieder in mir hochzukriechen wie die Ameisen an einem verendeten Wildschwein, jetzt, wo ich einen Moment Ruhe tanken konnte. Während des Adagios wurde die hintere Tür aufgerissen, die Frau mit dem Schlabberpullover und ein ähnliches Exemplar wuchteten sich auf den Rücksitz.
„Was ist denn das für Barackenmusik? Hast du denn kein N-Joy oder was?“
„Schauen wir mal“, ich reichte den Damen die Bonbontüte nach hinten und tippte die Programmtasten an, irgendwann quollen Geräusche aus den Lautsprechern, als fiele ein Besoffener in eine Schießbude.
„Das lass an!“
„Ist das Musik?“, fragte ich vorsichtig.
„Na klar! – Willst du hier Wurzeln schlagen oder was?“
„Äußerst ungern. – Wo soll’s denn hin gehen?“
„Erst nach Rehtmar und dann nach Dolgen. Los, fahr schon oder was!“
„Äh, ja!“ Ich wendete etwas regelwidrig über die Straße in Richtung Sehnde während sie begannen, meine sauren Bonbons zu vermampfen.
„Allzu viel davon ist ungesund, das kann bei Männern zu Wahnvorstellungen führen oder was. – Weißt du eigentlich, warum die Blondinenwitze immer so primitiv sind?“, eine der Damen von hinten, „damit ihr Männer die auch versteht! Höhöhö.“
Es folgten noch einige Witze dieser Kategorie: „Was haben Wolken und Männer gemeinsam?“
„Beide schweben in höheren Sphären“, vermutete ich.
„Quatsch! Wenn sie sich verziehen, kann es ein schöner Tag werden. Höhöhö. – Warum müssen Männer ein Chromosom weniger als Schweine haben?“
Ich zuckte die Achseln.
„Damit sich ihr Schwanz nicht kringelt. Höhöhö.“
Bis Retmar versuchten mich die Damen mit ausgelassenem Frohsinn dieser Kategorie aufzuheitern, aber als ich ihnen kavaliersmäßig die Tür öffnen wollte, waren sie einhellig der Ansicht, dass sie das alleine könnten, und ich sollte man ruhig sitzen bleiben mit dem Arsch.
Eine der Damen stieg aus und ging zu einem Haus, das dezent verborgen hinter Büschen gebaut worden war.
„Was ist?“, die mit dem Schlabberpullover hinter mir, „willst du nicht weiterfahren oder was?“
„Einen kleinen Moment noch, bis die Dame im Haus ist. In dem Gebüsch könnte sich ein Unhold versteckt haben. Eine Vorsichtsmaßnahme, die von unseren kultivierten Fahrgästen allgemein sehr geschätzt wird.“
„Das kannst du dir bei mir sparen!“
„Wenn Sie meinen...“, die Dame war ins Haus gegangen, „dann fahren wir erbarmungslos weiter. Nach Dolgen sagten sie?“
„Hab‘ ich doch gesagt oder was! – Weißt du, was ist, wenn ein Mann eine Fliege verschluckt?“ Sie knüllte die leere Bonbontüte zusammen und warf sie über die Schulter nach hinten, „dann hat er mehr Gehirn im Bauch als im Kopf! Höhöhö.“
Es folgten noch einige Beispiele derart feinsinnigen Humors, bis ich das Taxi vor der angegebenen Adresse zum Stehen brachte.
„So, da haben wir’s! Achtzehnvierzig meint die Uhr. Soll ich Sie zum Haus geleiten? Es ist etwas dunkel.“
„Was soll‘ denn der Quatsch? Kannst sitzen bleiben mit dem Arsch oder was.“ Sie gab mir zwei Zehner und stieg aus. „Wissen Sie, was das ist, ein Mann im Knast?“
„Ein Irrtum?“
„Nein, artgerechte Haltung. Höhöhö.“
Sie knallte die Tür mit einem Kraftaufwand zu, der ausgereicht hätte, einen Güterzug anzuschieben.
Ich schrieb die Fahrt auf. Als ich das Blöckchen mit den Fahrtenbögen zuklappte, klopfte die mit dem Schlabberpullover ans Fenster.
„Würden Sie nicht doch ... es ist so dunkel...“
„Herzlich gerne.“
Ich brachte sie zum Haus, zwei Schritte hinter ihr, den Lichtkegel der Taschenlampe vor ihr auf dem Boden und am Haus hübsch das Türschloss angeleuchtet, bis der Schlüssel drin steckte.
„Hier“, sagte sie, drückte mir einen Zettel in die Hand und schlüpfte ins Haus, „wenn du mich mal anrufen willst ...“ Sie knallte die Tür zu.
Eine Handynummer und ein Name auf dem Zettel, ausgerechnet Maria!
Zurück ins Taxi und erst mal eine Zigarette.
„Und nun auf Wunsch einer Dame aus Dolgen etwas für den netten, einsamen Taxifahrer, der sie so vorbildlich in dieser dunklen Nacht nach Hause gebracht hat“, schwafelte der Moderator lustlos im Radio.
Maria aus der ‘West Side Story’ folgte.
Die Dame hätte in der kurzen Zeit zwischen Türzuklappen und Zigarette anzünden telefonisch unmöglich zum Sender durchkommen und einen Wunsch äußern können – oder?
Ich war eine Spur zu müde, mich zu wundern, ich fuhr gen Heimat, weil ich nichts anderes tun konnte, und ich fuhr wie durch einen Tunnel aus Licht.
Mir fiel die Erzählung meiner Großtante ein, wie sie nach einer Gallenblasenoperation kurzzeitig klinisch tot war und nach ihrer Reanimation berichtete, durch einen hellen Tunnel geschwebt zu sein. Ich fuhr durch solch einen Tunnel, aber warum, zum Teufel, war ich plötzlich in Immensen?
Egal, weiter!
Irgendwann ragte irgendwo eine Hand mit erhobenem Daumen in diesen Tunnel und ich hielt.
Eine junge Dame am Straßenrand. Barfuß, blaues, schwingendes Kleidchen, schmale, durchsichtige Flügel und einen silbernen Stab in der Hand.
Ich hielt ihr die hintere Tür auf und sie glitt ins Taxi, eingehüllt in eine goldene Korona.
„Nach Dachtmissen bitte.“
Mit einer Stimme wie von Harfenklängen begleitet nannte sie mir die Adresse, zu der ich gelegentlich Herren fuhr, die wild entschlossen waren, sich mit einigen Damen und etlichen Flaschen Sekt zu amüsieren.
Ich nickte und fuhr los.
Es war seltsam hell im hinteren Taxi, was meine Sicht im inneren Rückspiegel arg einschränkte.
„Darf ich hier rauchen?“ Wieder die Harfenstimme.
Ich nickte, gab ihr erst meine Zigaretten und dann mein Feuerzeug. Sie blies Rauchwolken in ihre Korona bis wir ankamen, und ich das Taxameter stoppte.
„Wissen Sie, ich möchte hier noch etwas ‘arbeiten‘, um mein Taschengeld aufzubessern“, sie lächelte, „ich habe grad kein Portemonnaie mit, haben Sie das denn nicht gesehen?“
„Ich habe nicht drauf geachtet. Was machen wir den jetzt?“
Sie ließ ihren silbernen Stab um die Finger kreisen.
„Ich erfülle Ihnen stattdessen einen Wunsch. Drei Wünsche kriege ich noch nicht hin, ich absolviere nämlich gerade ein Praktikum in der Imaginationsbranche“, teilte sie mir mit silberhellem Kichern mit, „aber einen werde ich wohl schon schaffen.“
„Das ist ein Wort! Würden Sie mir netterweise die Frauen erklären, wie die Frauen sind, was sie denken wenn sie schweigen, warum sie plötzlich weinen und was sie wollen wenn sie ‘ach, nichts’ sagen oder ruckartig umdisponieren. Mein Wunsch ist, die Frauen zu verstehen.“
„Das ist etwas kompliziert. Ich bin, wie gesagt, noch in der Ausbildung. Haben Sie eine etwas leichtere, andere Möglichkeit?“
„Eine Autobahn nach Mallorca?“
„Das ist vergleichsweise leicht. Hättest du die Autobahn gern zwei- oder vierspurig?“
Begleitet von einem Geräusch, als fiele eine Harfe um, verließ sie etwas überstürzt das Taxi und entschwand mit einer Intensität in der Dunkelheit, als knipse sie ihre Korona aus. Meine Zigaretten nebst Feuerzeug hatte sie mitgenommen und auf der hinteren Sitzbank mächtig viel goldenen Staub hinterlassen.
Half alles nix, auf zum Autohof, tanken, das musste ich sowieso, Zigaretten nebst Feuerzeug kaufen und kurz an den Staubsauger. Weg mit dem goldenen Zeugs, bevor der nächste Fahrgast dumme Fragen stellt. Zurück zum Taxenplatz.
Die Nacht begann sich aufzulösen, der Morgen machte mit fließendem Übergang an der Stelle weiter, an dem der Abend zuvor aufgehört hatte. Die Menschen lösten sich aus ihren Träumen und begannen das zu tun, was das Leben für sie vorgesehen hatte, ich dachte darüber nach, was es alles soll und ob wir wirklich nur die Träume eines großen, schlafenden Wesens waren.
„Moin, Moin“, quarrte das Funkgerät in meinen Gedankengang, „kommst du denn zur Zentrale, oder bist du eingepennt?“
„Hab’ ich denn hier nie meine Ruhe! Moin Schorse! Ich bin nicht eingepennt, noch nicht. Jedoch hege ich die Hoffnung, dass du mich ablösen möchtest.“
„Du kriegst sogar noch einen Kaffee!“
„Das ist ein Wort“, sagte ich und startete den Motor.
Ich war verdammt zu mürbe, um mir irgendwelche weiteren Gedanken zu machen.
Abrechnen, dünnen Kaffee trinken und kurz erwähnen, dass nichts Besonderes los gewesen war. Schorse brachte mich nach Hause.
Anna-Karenina lag auf dem Sofa, gähnte und sagte: „Wurde auch langsam Zeit, dass du heim kommst! Was ist nun mit Film und Thunfisch?“
„Hab‘ ich dir doch versprochen!“
Ich öffnete eine Dose Katzenfutter mit Thunfisch, legte den Inhalt auf Anna-Kareninas Goldrandteller, drapierte die Mahlzeit mit gekochtem Schinken, trug sie ins Wohnzimmer und schob ’Die Feuerzangenbowle‘ in den Recorder.
Wir sahen den Film mit Genuss, aber das Jane Russel in der ’Feuerzangenbowle‘ mitspielte, war mir bisher nicht aufgefallen. Ich erinnerte mich der schwarzhaarigen Dame, die erst mein Chef und dann ich gefahren hatte, es musste Mrs. Russel gewesen sein!
„Die ist ganz dumm“, sagte Anna-Karenina, „vorhin ist die mal kurz weggegangen, und als sie wieder kam, ist sie in die falsche Kassette gegangen.“
„Das erklärt natürlich alles, aber deshalb ist man noch nicht gleich dumm! Jeder kann mal was verwechseln, du auch.“
„Wieso ich?“
„Normalerweise sprechen Tiere nur in der Johannisnacht.“
„Ist heute denn keine Johannisnacht?“
„Nein. Heute war Walpurgisnacht.“
„Entschuldigung, hab‘ ich wohl verwechselt“, sagte Anna-Karenina, „Miau.“
Schade, ich hätte gerne noch ein wenig mit ihr geredet, erfahren, wie sie denn die Welt aus ihrer Perspektive so sieht, aber eine bisher unbekannte Mattigkeit nagte an mir. Anna-Karenina schenkte mir ein kleines, mildes Lächeln und rollte sich auf dem Sofa zum Schlafen zusammen.
Helles Tageslicht floss in meine Wohnung, ich ging auch schlafen. Die Feuerzangenbowle würden wir uns Morgen nochmal anschauen, oder lieber Blondinen bevorzugt?
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Hagen,
Ich find, Du bist ein echter Erzähler “a storyteller”….Begegngung mit Jane Russell hab ich so runtergelesen, indem ich die sauren Bonbons lutschte und Dir einfach nur zuhörte. Die Taxifahrten mit den ganzen verrückten Damen und der am Strassenrand stehenden Frau mit Flügeln und dem silbernen Stab in der Hand, waren amüsant. Über die Witze der drei Damen (höhöhö) habe ich sehr gelacht und kann verstehen, dass Du sie nicht so lustig fandest. Wenns nach meinem Geschmack ginge, so würde ich die Taxifahrten auf die Hälfte reduzieren und ¾ mehr Anna Karenina dranhängen, denn das war für mich der Höhepunkt. Die ehemalige Tochter des Spartanerkönigs Tyndareos, die enttäuscht eine Augenbraue hebt und sich in die Küche verzieht, war für mich der Star dieser Geschichte – und zu gern hätte ich euer Miteinander noch weiter verfolgt.
Gern gelesen!
Einen schönen Sonntag wünscht,
Ji
 

Hagen

Mitglied
Hallo liebe Ji,

danke, liebe Ji für die Beschäftigung mit meinem Text und die lebevolle Bezeichnung ‚Storyteller‘.
Nichts anderes ist mein Anspruch, bei Dir habe ich den Eindruck, dass es mir gelungen ist.
Wobei sich unwillkürlich die Frage aufdrängt, warum man eigentlich Katzen hat. Denn Hunde haben Herrchen oder Frauchen, Katzen haben Personal!
Ich war also nur dazu da, um der Katze die Dosen aufzumachen, wobei es sie überhaupt nicht interessierte, wo die herkommen.
Da jeder weiß, dass ich niemals lüge, kannst Du mir glauben, dass sich alles genauso abgespielt hat, wie ich es niedergeschrieben habe. Allerdings würde man mich dann in die Klapse stecken, wenn ich es nicht in einer Story verpackt hätte. Ich hoffe, dass man mich in dem Fall in eine Einzelzelle steckt, nur Anna Karenina dürfte bei mir sein. Sie ist das einzige weibliche Wesen, das völlig widerspruchslos ist.

Küss die Hand,
liebe Ji
Yours Hagen
 

Ji Rina

Mitglied
Lieber Hagen,
Nie würd ichs wagen, an der Wahrehit Deiner Stories zu zweifeln.
Und ja, auch meine Katze dreht mir den Rücken zu, wenn ich ihr erkläre, wie teuer dieses Felixzeugs ist.
Liebe Grüsse,
Ji
 

Hagen

Mitglied
Hallo liebe Ji Rina,

ja, ja, Katzen sind nicht anders!
Anna Karenina war der Ansicht, dass ich die Dosen nur rein zu holen brauche, aus der ‚Äußeren Welt‘, womit sie das bezeichnet, was sich draußen abspielt, im Gegensatz zur ‚Inneren Welt‘, also unsere Wohnung.

Zudem soll ich ihr das Orakel von Delphi nachbauen, denn wenn ich eine ‚Innerer Welt‘ erschaffen kann, müsste das doch ein Klacks für mich sein – meint sie und sie wollte sich auch mal wieder als Priesterin fühlen.
Nun bin ich am grübeln, denn frühere geologische Untersuchungen ließen es zunächst zweifelhaft erscheinen, dass in Delphi echte Gase aus einer Erdspalte austraten. Es wurde daher angenommen, dass der Mythos aus einem spirituellen Hauch physikalische Gase gemacht wurde. 2001 publizierte Forschungen des amerikanischen Geologen Jelle de Boer konnten aber nach umfangreichen Laboranalysen belegen, dass das in Delphi austretende Gas Ethylen die Trance der Priesterin bewirkt haben könnte. Wo soll ich denn nun solch ein Zeugs herkriegen?
Zudem wird mein Vermieter mir was husten, wenn ich in seiner Wohnung Erdspalten anlege.
Kann ich eventuell meinen Flipper umrüsten?

Küss die Hand,
liebe Ji
wir lesen uns!
Yours Hagen

______________________
Alles, was lediglich wahrscheinlich ist,
ist wahrscheinlich falsch.
 

Ji Rina

Mitglied
Lieber Hagen,

Setz sie vor ein paar Räucherstäbchen und leg eine chillout CD ein...
Wirst seh´n - alles wird gut.
Wenn du sie im Yogasitz wiederfindest: Kein Grund zur Sorge.
Mit Gruss,
Ji
 

Hagen

Mitglied
Hallo knicksende Ji,

Ja, ja, die liebe Anna Karenina!
Jetzt ist sie von der Priesterin ab. Ich soll ihr stattdessen wieder mal ein „Dîner en blanc“, weil sie ja auch weiß ist, in Bremen organisieren.
Das stößt auf Schwierigkeiten, weil ich nur schwarze Klamotten besitze. Aber ich werde mal sehen, denn die Idee gefällt mir.
Möchtest Du auch kommen, zum „Dîner en blanc“?
Mit Körben voller Essen, Wein, Klappstühlen und Tischen werden 11.000 elegant und ganz in Weiß gekleidete Picknick-Fans wie aus dem Nichts aufgetaucht - sehr zum Erstaunen der vielen Touristen, die gerade noch Fotos vom Sonnenuntergang über Bremen gemacht haben. Zelebriert wird in Bremen das „Dîner en blanc“, ein Abendessen ganz in Weiß. Ein Konzept, das weltweit Anhänger gefunden hat.
„Lebensfreude, Freundschaft, Zusammenleben, das sind die einzigen Devisen, die beim ’Dîner en blanc’ zählen“, sagt ein Arzt, der sich schon auf das „Dîner en blanc“ freut. Den Ort des diesjährigen Picknicks erfahren sie erst in letzter Minute per SMS - bis dahin mache ich ein großes Geheimnis aus dem Treffpunkt.
Dir sage ich natürlich eher Bescheid.
Denn um an dem „Dîner en blanc“ teilnehmen zu dürfen, bedarf es einer Einladung bereits Eingeweihter. Auch ist das Picknick nicht bei den Behörden angemeldet. Die Teilnehmer - vornehmlich im Yuppie-Milieu angesiedelt - dürfen sich bei der eleganten Version eines Flashmobs also wie ein Großstadt-Guerilla fühlen.
Die Polizei drückt aber hoffentlich ein Auge zu, seit vor 25 Jahren im Stadtwald Bois de Boulogne im Südwesten von Paris rund 200 Menschen der Einladung von François Pasquier zum ersten „Dîner en blanc“ folgten.
„Mit dem Ethos des Savoir-vivre kann man fast alle Probleme lösen“, sagt Pasquier heute. „Es reicht, wohlerzogen zu sein, die Leute und Örtlichkeiten zu respektieren.“
Tatsächlich räumen die Teilnehmer nach dem Essen alles fein säuberlich auf, Abfälle werden in weißen Müllsäcken entsorgt, spätestens um Mitternacht ist Schluss. Alkoholexzesse sind ebenfalls nicht erwünscht: Mitgebracht werden dürfen Wein, Champagner und Wasser, dagegen sind Bier und harter Alkohol tabu - natürlich auch eine Frage der Etikette, die von den Machern des „Dîner en blanc“ besonders hochgehalten wird.
An den schönsten Orten in Bremen, ich habe den Heinekens Park angepeilt, da ich Oberneulander Landstr. 156 wohne.
Längst hat das „Dîner en blanc“ seinen Siegeszug um die Welt angetreten. New York, Singapur, Bremen, Barcelona, Sydney, San Francisco, Johannesburg, Mexiko-Stadt, Abidjan, Kigali - in Großstädten auf allen Kontinenten werden inzwischen ähnliche Groß-Picknicks zelebriert. Bald soll auch in Jerusalem und Islamabad ganz in Weiß unter freiem Himmel geschmaust werden.
In Berlin z.B. versammelten sich in den vergangenen Jahren Hunderte auf dem Bebelplatz, auf dem Gendarmenmarkt, oder, wegen schlechten Wetters, unter einer Bahntrasse am Prenzlauer Berg. Am Samstag, zwei Tage nach dem großen Bremer Vorbild, werden wieder hunderte in Weiß gekleidete Berliner zu einem „Dîner en blanc“ losziehen. An welchen Ort - das ist natürlich noch streng geheim.
Kommst Du auch nach Bremen?

Egal. Ich hoffe, wir lesen uns recht bald mal wieder.

Küss die Hand,
liebe Ji
Yours Hagen
 

Hagen

Mitglied
Hallo liebe Ji Rina,

gut dass Du (leider) nicht gekommen bist, denn die Sache mit dem ‚Diner en blanc‘ ist natürlich schief gegangen (Alles was schiefgehen kann, geht auch schief) und Anna Karenina hat mir natürlich wieder die Schuld gegeben.
Da ich weder bei facebook noch sonstwo bin, habe einen Bekannten, François Pasquier, gebeten, die Sache mit dem Diner en blanc kurzfristig per facebook, twitter usw. zu verbreiten. Leider hat er, vermutlich war er wieder mal besoffen oder bekifft, ein Diner en black verbreitet.
Die Nummer fiel ausgerechnet mit dem Wacken-Datum zusammen, ich bin kein Freund von Heavy Metall und so, Anna Karenina auch nicht. … und dann kamen viele schwarzgewandete Metaller; - und der Kampfmittelräumdienst.
Schweigen wir von was anderem!

Küss die Hand,
liebe Ji
wir lesen uns!
Yours Hagen

_____________________________
Alles, was lediglich wahrscheinlich ist,
ist wahrscheinlich falsch.
 



 
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