Beginn eines längeren Textes

Anonym

Gast
Hallo an alle,
der folgende Abschnitt befindet sich am Anfang eines längeren Textes, und soll hauptsächlich Lust auf mehr machen. Ich würde gerne wissen, ob er bei euch diese Wirkung hätte, und ob ihr generell Kommentare/Kritik zum Schreibstil habt oder sonstige, andere Anmerkungen.
Dank euch schön :)


Die Nacht war dunkel und neblig. Alle Geräusche wurden verschluckt von der feuchten, trägen Luft am Boden. Kein Lebenszeichen war zu hören; die Ruhe der Toten hüllte alles ein. Doch plötzlich durchbrach ein Geräusch die Stille. Der leise knirschende Kies des schmalen Weges verriet die Anwesenheit eines Wesens, das hier nicht sein durfte. Leise Schritte, gedämpft durch die schweren Nebelschwaden, näherten sich von der hoch in den Himmel aufragenden Kirche. Vor den dunklen Silhouetten der Grabsteine brachen sie genauso plötzlich ab, wie sie begonnen hatten.
Die verwirbelten Wolken legten sich und Ruhe kehrte wieder ein. Fast könnte man meinen, es wäre nichts geschehen, wenn nicht plötzlich ein hohler, menschlicher Laut über den Friedhof geweht wäre und sanft die Gräber gestreift hätte. Eine Gestalt kauerte im schwarzen Schatten eines Grabsteines und wiegte sich leicht hin und her, fast so, als würde sie von einem leisen Windhauch bewegt werden. Ein klangvolles Dröhnen unterbrach die Stille; die Kirchenglocken schlugen langsam und bedächtig Mitternacht. Die Gestalt war während der Glockenschläge wie erstarrt sitzen geblieben, doch jetzt, als wieder absolute Ruhe herrschte und nur noch die Geräusche der Nacht die feuchte Luft durchdrangen, richtete sie sich langsam aus der kauernden Haltung auf. Ein dunkel verhüllter Arm streckte sich aus und legte sich kurz auf den Grabstein. Mit einem Ruck zog die Gestalt den Arm wieder zurück und wandte sich den Weg zurück, den sie gekommen war. Wieder knirschte der Kies, als sich die Gestalt entfernte und in den dichten Nebelschwaden verschwand. Die Schritte wurden leiser und leiser, bis kein Laut mehr zu hören war. Nichts rührte sich mehr. Nur aus dem Dunkel der Kirchentür löste sich ein Schatten, der sich dem gleichen Weg zuwandte, den die Gestalt vor ihm gegangen war. Die Schritte waren nicht lauter als das Flüstern des Windes, als der Schatten sich entfernte, während der Nebel endlich wieder ungestört auf die Grabsteine herabsank und sich alles in der Stille auflöste.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo A.,

hier kurz meine Eindrücke. Du versuchst, vor allem mit Geräusch- und Stille-Effekten, Spannung zu erzeugen, was Dir bei mir zum Teil auch gut gelingt. Allerdings bin ich über ein paar Dinge gestolpert:

Alle Geräusche wurden verschluckt von der feuchten, trägen Luft am Boden. Kein Lebenszeichen war zu hören;
Der zweite Satz erscheint mir überflüssig; wenn alle Geräusche verschluckt werden, ist es logisch, dass kein Lebenszeichen zu hören ist.

Der leise knirschende Kies des schmalen Weges verriet die Anwesenheit eines Wesens, das hier nicht sein durfte. Leise Schritte
Wieder doppelt gemoppelt, diesmal sogar wörtlich.

doch jetzt, als wieder absolute Ruhe herrschte und nur noch die Geräusche der Nacht die feuchte Luft durchdrangen,
Entweder absolute Ruhe oder die Geräusche der Nacht; beides geht nicht.

wandte sich den Weg zurück
"wandte sich zum Weg zurück" wäre besser.

Unklar ist auch folgendes: Es kommt eine Gestalt über einen Weg, der von der Kirche herführt. Diesen Weg geht sie auch wieder zurück (also zur Kirche). Dann löst sich ein Schatten aus der Kirchentür und geht denselben Weg (also wieder zum Betrachter). Ich glaube, Du meintest, dass die Gestalt einen anderen Weg weggeht und der Schatten folgt ihr von der Kirche aus. Ist am Anfang etwas verwirrend.

Vielleicht könnte man noch leise Andeutungen machen, wie es wirkt, wenn die Gestalt den Arm auf den Grabstein legt - wie ein Ausruhen, wie ein Verbindung-Aufnehmen, ein Energie-Ableiten oder -Aufnehmen? Damit würde der Leser Spekulationen anstellen und wird wissen wollen, ob sie richtig sind...

Meint
 



 
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