Beim Blättern im Fotoalbum

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lester

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Beim Blättern im Fotoalbum

Jener dort war Soldat geworden,
nach dem Krieg hat man ihn mit dem Spaten erschlagen,
hier, die stets wegen ihrer Brüste begehrt,
wenn auch etwas silberblickend,
wo sie kam und lachte, sie lachte viel,
alles verweht.

Welche Gene trägt jene Frau, die meinen
Vater geboren, unbekanntes, fremdes Gesicht
vor einem Schuppen, und trägt meine Augen.

Die Katzenbilder, eine ganze Seite,
längst tot wie ihre Mäuse,
und dort, der Himmel über der Stadt, mit Wolken wie heut.

Ein Ehepaar, verschlissenes Bild, Name vergessen,
vor einem Ford Taunus aus HH, und ich daneben, das Kind,
das ich war.

Schwarzweiß, die Ränder geriffelt,
auf der Rückseite gestempelt vom Fotolabor,
die meisten mit Datum, und
ich noch nicht geboren, wo man wohl war?

Nach ein paar Seiten legt man es hin.
Sind viele in dem Album, sind nur noch dort.
Was sie waren, selbst die Namen, alles fort.
Ein Nachleben in zwei Dimensionen,
gut gepackt in eine eigene Welt.
Vielleicht leben sie dort wie wir hier oben und treffen sich
ständig, gezwungenermaßen, ein schrecklicher Ort.
 



 
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