Bekenntnisse einer Schulanfängerin

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sweetchilly

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Ich bitte um Kritik und Kommentare zu meinem doch recht langen Werk.
Es ist noch nicht abgeschlossen, aber es ist vorläufig abgeschlossen, d.h. ich wollte es dann doch nicht zu einem Mehrteiler machen, das wäre sinnlos.
Hm, falls es euch jetzt am Anfang interessiert, worum es geht:
Es geht um ein kleines, ganz normales
Mädchen, das in die Schule kommt...
Ich hoffe, word hat mich, als kritischer Beobachter meiner Rechtschreibung, nicht im Stich gelassen....

Bekenntnisse einer Schulanfängerin

Der erste Schultag

Heute ist mein erster Schultag. Mama und Papa sind ganz komisch aufgeregt. Sie haben mir eine Schultüte geschenkt, da ist lauter Krimskrams drin, so für die Schule und so.
Mama hat mit Tränen in den Augen bemerkt, wie groß ihr kleines Mädchen schon ist.
„Fast schon erwachsen! Ich kann dir ja richtig beim Wachsen zugucken!“
Ich hab nur müde gelächelt, es ist doch wissenschaftlich bestätigt, dass die Bambuspflanze das einzige Lebewesen ist, dem man beim Wachsen zugucken kann.

Auf dem Weg zur Schule haben Mama und Papa gelacht und gemeint, was für einen tollen Sinn für Humor ihr kleiner Liebling schon hat.
Dabei hab ich nur gefragt, ob sie mich jetzt siezen würden, da ich doch schon fast erwachsen bin.
Muss Humor im Wörterbuch nachschlagen. Oder ich guck gleich bei google.

Wir sind auf dem Schulhof angekommen. Ich bin beruhigt, nicht nur ich wurde in so komische Kleider gezwängt. Es gibt auch noch haufenweise andere Mütter, die ihren Töchtern genau dasselbe angetan haben. Ich verabschiede mich von Mama und Papa. Habe sie gebeten, sich schon mal nach einem geeigneten Ausbildungsplatz umzuschauen. Man kann nie früh genug anfangen.

Das Klassenzimmer ist sehr schön, wenn man auf Miezekatzenposter und Bilder a la „Ich-stümper-jetzt-mal-bisschen-mit-dem-Pinsel-rum“ steht. Ich dachte es sei moderne Kunst. Habe unser Klassenlehrerin danach gefragt. Sie schien beunruhigt und antwortete nur, dass es die Werke besonders talentierter Erstklässler seien. Würg.

Ich sitze neben einem Mädchen namens Miriam. Ich habe sie gefragt, ob sie sich auch so darauf freut, endlich in die Schule zu kommen. Daraufhin hat sie angefangen zu weinen und schluchzte, dass sie zu Mama will. Im Übrigen lief ihre Nase. Widerlich.
Ich habe ihr ein Taschentuch angeboten. Es stellte sich heraus, dass sie sich ohne ihre Mami nicht mal die Nase schnäuzen kann. Und auf so ein Niveau muss ich mich herablassen. Kein Kommentar.

Im Übrigen heult die ganze Klasse. Selbst die Jungs. Solche Weicheier. Habe die Vermutung, dass sie vom anderen Ufer sind.

Die erste Unterrichtstunde. Wir haben ganze zwei richtige Fächer, Mathe und Deutsch.
Die Lehrerin meinte, dass wir ganz leicht anfangen. Ich hoffe, dass heißt, dass wir noch mal Algebra erklärt kriegen, ich versteh immer noch nicht ganz, wie das geht.
Nicht immer wirkungsvoll, so ein Fernstudium.

Auf meine Frage, ob wir denn alles über die menschliche Fortpflanzung lernen, wurde die Lehrerin rot und tat so, als hätte sie mich nicht gehört.
Vermutlich geht sie nachher ins Internet um zu erfahren, was das ist.

Leider ist der erste Schultag schon zu Ende , und obwohl der Unterricht bis jetzt relativ primitiv war, hoffe ich in Zukunft viel zu lernen.
Ob wir wohl Physik kriegen?


Die Schule und ich

Schon seit zwei Monaten besuche ich die Grundschule, und ich muss ehrlich zugeben, die hätten mich auch gleich in die Krabbelgruppe stecken können, dort würden sie auch nicht mehr von mir verlangen. Obwohl, das Spielen mit den Bauklötzen hat mir schon immer Probleme bereitet.

Und meine Erzeuger? (Erzeuger ist ein tolles Wort, was? Da unsere Lehrerin offenbar nicht mal mit den Grundlagen der Biologie vertraut ist, war ich praktisch gezwungen, mich selbst über Fortpflanzung zu informieren. Gut, dass Papas Computer keine Kindersicherung hat)
Wie schon gesagt, meine Erzeuger sind ganz furchtbar stolz darauf, mich auf eine „echt tolle Grundschule“ gebracht zu haben, denn scheinbar werden da „die Kinder wirklich gefördert“
Was meine Vermutung bestätigt, das die Durchschnittseltern keine Ahnung davon haben, was in den Köpfen ihrer Kinder vorgeht. Nicht dass in den Köpfen meiner Klassenkameraden wirklich etwas vorgehen würde. Die sind erschreckend naiv. Miriam zum Beispiel glaubt noch an den Weihnachtsmann. Selbstverständlich habe ich ihr sofort erklärt, dass obwohl die Wissenschaft enorme Fortschritte macht, es für einen alten Mann quasi unmöglich ist, so viele Geschenke in nur einer Nacht auszuliefern. Ich glaube aber Miriam hat mir nicht zugehört, denn im nächsten „Stuhlkreis“ (auch so eine verzweifelte pädagogische Maßnahme) erklärte sie allen, was sie sich vom Weihnachtsmann wünscht. Vielleicht hat sie aber auch nichts von dem verstanden, was ich ihr erklärt habe. Ich vergesse immer wieder, keine Wörter zu benutzen, die in unserer kleinen Lesefibel noch nicht vorkamen.
Mache mir ernsthafte Sorgen. Unsere Lehrerin scheint auch an den Weihnachtsmann zu glauben. Es geht wirklich den Bach runter mit den deutschen Lehrkräften.

Sie hat dann auch gleich am Ende der Stunde strahlend erklärt, dieses Wochenende würden wir in der Schule „eine kleine, kuschelige Lesenacht veranstalten“
Und nach der Stunde sollen wir vor ans Pult kommen und ihr unsere Lesewünsche sagen, Besser gesagt, Vorlesewünsche. Die meisten Dreikäsehochs haben es nämlich nicht geschafft, in diesen drei Monaten die Grundregeln des Lesens zu begreifen. Ich sage jetzt lieber nichts mehr dazu, sonst kriege ich wieder einen hysterischen Anfall. Und mein Psychologe hat so schon genug mit mir zu tun.

Ich bin nach der Stunde dann sofort vor ans Pult.
Unten jetzt der Dialog zwischen mir und Fräulein Schmitt.

Ich: „Fräulein Schmitt?“
Sie: „Ja, meine kleine? Hast du einen besonderen Lesewunsch?“
Beugt sich demonstrativ zu mir runter. Ich hasse es, wenn die Leute mich auf meine Größe aufmerksam machen.
Ich: „Ja, Fräulein Schmitt. Ich würde gerne wissen, ob es vielleicht möglich wäre, Stephen Kings neuen Thriller zu lesen.“
Sie: „ Ähmmm…wie bitte?“
Ich: „Stephen Kings neuen Thriller. Hat sehr gute Kritiken bekommen. Das meint auch meine Brieffreundin aus China. Und sie muss es wissen, sie ist Literaturstudentin im 4. Semester.“
Sie (scheint beunruhigt): „ Weißt du, ich dachte eher wir würden etwas leichte Lektüre wie z.B. Pippi Langstrumpf durchnehmen.“
Ich( erst recht beunruhigt): „Aber Pippi Langstrumpf ist ein vollkommen unrealistisches Buch, das uns einen falschen Eindruck von der Kindheit eines schwedischen Mädchen vermittelt. Ich glaube nicht, dass es für den intellektuellen Weg, den selbst mein Klassenkameraden irgendwann einschlagen werden, das richtige ist, wenn wir denken dass es heutzutage noch Piraten gibt. Und ein Mädchen kann sowieso kein Pferd hochheben! Das ist alles erstunken und erlogen.“
Ich werde langsam aber sicher sauer.
Sie (gefährlich leise): „ Weißt du, was hältst du wenn du heute Nachmittag für eine Stunde hier her kommst und wir uns dann in Ruhe unterhalten? Ich finde nämlich du schadest der Klassengemeinschaft ungemein. Du unterdrückst die kleine hochbegabte Miriam vollkommen mit deinen seltsamen Ansichten vom Leben!“

Wen will sie eigentlich davon überzeugen, dass sie die autoritäre Person von uns beiden ist, mich oder sich selbst?

Weiß noch nicht, wie ich meinen Eltern dass mit dem Nachsitzen beibringen soll.
Werde sagen, es sei außerschulischer Förderunterricht für Begabte.

Lesezeit

Es ist Freitagnachmittag, und ich bereite mich darauf vor, eine Nacht mit kleinen Rotznasen zu verbringen, die noch nicht mal bis zehn zählen können.
Vati schleppt gerade die drei Koffer die Treppe runter und wirft meiner Mami einen vorwurfsvollen Blick zu. Ich hoffe nur, er hat nicht vor, ihn „aus Versehen“ auf dem Zeh meiner Mutter abzustellen, denn ich schätze Gewalt als Lösung von Problemen gar nicht.
Mami murmelt nur entschuldigend: „Ich hab ihr nur eingepackt, was sie auch wirklich braucht! Man weiß nie, was auf die Kleine so zukommt.“
Ich weiß nicht wieso, aber ich bezweifle doch stark, dass ich ein Fieberthermometer und Damenbinden brauchen werde.

Der Moment des Abschieds ist gekommen. Ich versuche, nicht allzu glücklich auszusehen.
Meine Mutter sieht aus als würde sie gleich anfangen zu weinen. Ich bemühe mich, mein Lachen zu unterdrücken.

Mutter(zu Vater): „Sieht sie nicht schon erwachsen aus? Und dieser Blick man meint, sie wüsste etwas, was wir nicht wissen! Nicht wahr, Horst?“
Vater: „ Ähmm…ja.“
Mutter (verträumt): „ Bald wird sie sich gegen den geborgenen Schoß der Mutterliebe wehren und eigene Wege einschlagen. Sie wird auf eigenen Füßen die Welt entdecken und eigene Pläne, Ideen und Gedanken entwickeln.“
Du weißt aber schon, Mama, dass ich bereits laufen und denken kann?
Mutter: „ Du musst jetzt stark sein, und du darfst nicht weinen, Liebling, sonst lachen die anderen Kinder! Ich weiß du wirst deine Mami vermissen, aber ich kann nicht immer bei dir sein.“
Ich kann nicht mehr vor Sehnsucht.
Mutter: „ Ich drück dich jetzt noch mal, und dann sagen wir uns beide tschüssi, und dann geht’s los! Ich bin sicher du wirst viel Spaß haben!
Gewiss.
Mami umarmt mich.

Mami umarmt mich immer noch.

Wie lang will Mami mich noch umarmen?

Mami?

Papi entfernt Mami mit Gewalt. Wir fahren los.
War das jetzt Gewalt in der Familie?
Ich werde die Polizei alarmieren müssen.

Eine Viertelstunde später sind wir da. Papa lädt mich ohne ein Wort zu sagen aus und stellt meine drei Koffer neben mich auf den Bürgersteig. Schweigend steigt er wieder ins Auto und fährt ohne sich zu verabschieden weg.

Ich glaube es hat ihn verletzt, dass ich ihn einen „unsensiblen, brutalen Macho, der nicht versteht, was in Mami vorgeht“ genannt hab. Ich sollte lernen, mich zurückzuhalten.
Nicht jeder hat so einen schwarzen Sinn für Humor wie ich.
Wer trägt mir jetzt meine Koffer ins Klassenzimmer?
Es fängt an zu regnen. Ich fühle mich dramatisch.


Wo war ich stehen geblieben?
Ach ja, ich fühle mich dramatisch. Ich starre abwechselnd mein Koffer und das Schulgebäude an. Diese wirklich ganz und gar ungewöhnlichen Bedingungen brachten mich dazu, etwas zu tun, was ich unter normalen Umständen nie getan hätte.
Ich krame mein Handy hervor und wähle dir Nummer der Lokalzeitung.
„Hallo? Ich würde gerne eine Anzeige aufgeben. Verschenke drei Koffer mit Inhalt gegen Selbstabholung vor der Grundschule Auensuch. Ja, ich bin über Achtzehn. Vielen Dank.“
Ich habe das unbestimmte Gefühl, dass es ein Fehler war.

Ich nehme meinen Rucksack und betrete das Schulgebäude.
Meine Klassenkameraden sitzen schon im Klassenzimmer auf Kissen auf dem Boden um Fräulein Schmitt herum und lauschen andächtig den Geschichten über Umi und Ami.

Ich: „ Hallo.“
Fräulein Schmitt: „Hallo, Susi, wie schön, dass du auch noch kommst.“ War das jetzt ironisch? „Setz dich doch zu uns, ich lese gerade aus „ Umi und die Schnepferlepfs vor.“
Miriam: „ Das ist voll toll, aber ich finds bisschen zu gruselig.“
Ich: „Ja, ich bin sicher, ich werde vor lauter Aufregung heute Nacht nicht schlafen können. Diese Schnepferdingsbumse sind echt total fies.“
Das war ironisch.
Meine Klassenkameraden verstehen die feine Kunst der Ironie wohl nicht, sie nicken alle zustimmend.
Meine Lehrerin sehr wohl, sie wirft mir einen bösen Blick zu.

Ich weiß plötzlich, wie ich diese Lesenacht unterhaltsam gestalten kann.
Ich grinse böse, nehme mir ein Kissen und setze mich neben Miriam.

Ich fühle mich schon viel besser.

Zwei Stunden später .Mir ist langweilig. Selbst Pippi Langstrumpf wäre spannender gewesen als diese Vorleserunde, bei der jeder aus seinem favorisierten Buch vorliest.

Eine halbe Stunde später. Miriam liest gerade, oder soll ich lieber sagen, stottert gerade aus Max und Moritz vor. Zehn Minuten für einen Satz ist echt zuviel.
Ich gähne unverhohlen, was Miriam stark verunsichert. Sie hört auf zu stottern, pardon, zu lesen und guckt unsicher zu Fräulein Schmitt.
Ich nutze die Gelegenheit und erkläre, bevor Fräulein Schmitt mich aufhalten kann, warum Max und Moritz Gewaltverherrlichung schlimmsten Ausmaßes ist, und welche andern Lösungen als den Kindermord es noch gegeben hätte.

Fräulein Schmitt ist wieder einmal von mir entsetzt und versucht den anderen Kindern durch Handzeichen klarzumachen, dass ich nicht mehr richtig im Kopf sei.
Zu spät.
Klein Peterchen hat angefangen zu weinen und schluchzt, wieso denn Max und Moritz totgemacht wurden, und ob er auch totgemacht wird, wenn er Unsinn baut.
Ich antworte: „Natürlich wirst du totgemacht!“
Ich glaube, unsere Lehrerin macht nachher mich tot.

Klein Peterchen wir von seinen Eltern abgeholt. Noch lange hört man seine Schreie: „Macht mich nicht tot! Macht mich nicht tot!“
Ich mache, dass ich fortkomme.

Endlich! Wir haben die offizielle Erlaubnis, uns die restliche Stunde bis zum „süßen Einschlafen“ selber zu beschäftigen.
Ich mache Schreibübungen auf Fräulein Schmitts „Romantic“ Briefpapier. Ich weiß nicht, ob ich ihre Tasche durchwühlen durfte, aber es hätte ja sein können, dass sie eine Bombe versteckt, mit der sie uns alle umbringen will. Ich hatte schon immer dass Gefühl, sie mag mich nicht.
Jedenfalls, das Briefpapier ist echt super.Ich hatte schon immer eine Schwäche für biologische Motive.

Etwas später.
Sämtliche Kinder der Klasse haben Drohbriefe in ihren Schlafsäcken gefunden.
„Die Schnepferlepfs werden euch holen“ und „Die Schnepferlepfs sind sehr, sehr hungrig“ ist noch das Harmloseste.
Die Drohbriefe wurden auf „Romantic“ Briefpapier geschrieben.
Ich glaube, man verdächtigt mich.
Ich fürchte nämlich, es gab Zeugen bei meiner Taschendurchsuchung.
Und vorhin kam Fräulein Schmitt zu mir und fragte mich, ob ich ihr irgendwas sagen wollen.
Ich habe geantwortet, dass ich ohne meinen Anwalt nichts sage.

Fräulein Schmitt hat ihre liebe Not dabei, die verängstigten Kinder zu beruhigen.
Vorhin kam Miriam zu mir, und fragte mich, ob ich glaube, dass die Schneperlepfs uns echt holen werden.
Ich setzte meinen verängstigten Blick auf und antwortete flüsternd: „ Ich habe sie vorhin schon gesehen…“
Mit dem Schlafen wird das nichts mehr heute Nacht. Würde mich nicht wundern, wenn Fräulein Schmitt einen Nervenzusammenbruch erleidet.
Ich glaube, ich habe ein schlechtes Gewissen.
Zum ersten Mal in meinem Leben glaube ich, ich bin zu weit gegangen .Die Sache mit den Drohbriefen hätte gereicht.
Ein Schrei.
Ich hätte nicht auch noch Pfotenabdrücke vor der Klassenzimmertür malen sollen.

Am nächsten Morgen, als mich meine Eltern abholen, will Fräulein Schmitt kurz mit ihnen unter vier Augen sprechen. Ich glaube, dass geht nicht gut aus.
Ich tu lieber so, als wüsste ich von nichts.

Zuhause. Ich habe Hausarrest, muss die Koffer von meinem ersten Gehalt ersetzen (ja,auch das haben sie bemerkt),und habe für morgen einen Termin beim Psychologen, der feststellen soll, ob ich wirklich krankhaft bösartig und geistig zurückgeblieben bin.
Meine Eltern sind sehr enttäuscht und fragen sich, wieso ihnen dass nicht aufgefallen ist.
Ich verstehe langsam, was man damit meint, dass alle großen Künstler und Wissenschaftler für ihr Talent leiden mussten.
 
Zuerst mal finde ich die Idee, aus der Sicht eines Kindes die Geschichte zu erzählen sehr gut. Das haben ja bereits in humoristischer Weise z.B. Goscinny (Der kleine Nick), Ludwig Thoma (Lausbubengeschichten), Peter Rosegger (Waldheimat) und andere gemacht. Auch ich hab mit meinen kleinem Marius schon ein paar solcher Geschichten hier im Forum gepostet (ob gelungen ist wiederum eine andere Sache).

Dein Text hätte sich geeignet, ihn in einzelne Kapitel zu zerlegen und so zu posten. So bietet er für viele Leser hier im Forum eine gewisse Hürde. Niemand will sich Online durch so einen langen Text plagen. Auch könnte man so besser zu den einzelnen Teilen Feedback geben. Ich würd vorschlagen, Du postest ihn zizerlweis.

Nun zum Feedback: Trotz ihrer 6 Jahre scheint die Protagonistin frühreif zu sein. Wird im Text irgendwie begründet wieso? Auch ihre Überheblichkeit etc. müssen doch einen Grund haben? Die Eltern vielleicht? Übernatürliche Kräfte (à la Superman)?

Ohne diesen Begründungen fällt mir schwer, den Sprung zwischen den in manchen Teilen doch kindhafte Sprache und den recht erwachsenen und überheblichen Ansichten mit zu machen.

Z.B. ist die in dieser Art phrasierte Meinung, dass (bei Pippi Langstrumpf) ein Kind in diesem Alter doch kein Pferd heben kann, doch eine ziemlich erwachsene Meinung (die ich - so nebenbei erwähnt - eigentlich durch ein Interview mit Astrid Lindgren kenne, wo ihr ein Übersetzer (war's der Französische) mit eben diesem Argument vorgeschlagen hat, das doch lieber als Pony denn Pferd zu übersetzen. Astrid Lindgren selbst hat nur geantwortet: "Wenn sie ein Kind finden, dass ein Pony heben kann, dann schreiben sie Pony. Sonst belassen wir es auf Pferd.". Wer dieses Interview kennt, erkennt, dass das im Text kein originärer Einfall Deinerseits ist - und Leser sind gemein, die kennen das.)

Bei Humor oder Satire kann und soll man sehr wohl übertreiben und absurd werden, man muss den Leser aber von wo "abholen". Wenn also der erste Satz Ich sitze im Wartezimmer der Praxis und blättere in „Psychologie heute“, der Trendzeitschrift für den modernen Psychologen. aus der Sicht des Kindes lautet, dann holst Du den Leser nicht mehr ab und er wird nicht mehr folgen. Man erkennt hier den Charakter des Autors "sweetchilly", aber nicht den des Kindes. Damit wird's mit der vorangestellten Information "Mädchen, das in die Schule kommt" unglaubwürdig.

Mein Vorschlag: poste alle paar Tage ein Kapitel dieses Textes, und wir geben Feedback zu jedem einzelnen. So verbesserst Du den Text ohne uns zu viel zu quälen ;-)

Marius
 

sweetchilly

Mitglied
Ich glaub so werd ich es auch machen,muss es mir nur noch mal durch de Kopf gehen lassen :p

Aaaaalso:
Erstmal vielen, viele Dank für die ausführliche Kritik, sowas hat mir immer gefehlt. =)

1.Ich finde, grad bei diesem Text muss nicht groß erklärt werden, wieso Susi so ist wie sie ist. Sie ist es einfach ;)
Ich will niemanden mit logischen oder medizinischen Sprüchen davon überzeugen^^

2. Zu Pippi Langstrumpf: Das mit dem Interview wusste ich nicht, ehrlich. ich bin nicht alt genug, um ein Interview mit Astrid Lindgren gelesen zu haben. Ihre Antwort auf die Frage gefällt mir aber verdammt gut.^^

3. hmmm, ich war gerade mit diesem Satz recht zufrieden, weil er für mich eben Susis Charakter unterstreicht. den Charakter eines seeeeehr erwachsenen Kindes, das seine Umwelt kritisch und ironisch wahrnimmt (hach, das klang vielleicht professionell ;)...)
Das mit dem "abholen" versteh ich nicht ganz...
Meinst du, dass der leser zu sehr in den Text "reingeworfen" wird oder dass er keine Lust hat, weiter zulesen?

Was meinst du denn von meinem Charakter in dem Satz erkennen zu können?
Würde mich echt interessieren =)


Nochmal danke für die Kritik =)
Was nicht ganz rauskam...hast du den text denn gerne gelesen oder nicht?
Die Frage ist vielleicht recht direkt, aber es würde mich doch interessieren ;)
Sei brutal ehrlich ;)

LG Sweetchilly
 
Ad 1) ich denke doch. Irgendeinen Grund muss es schlüssigerweise geben, dass sie so ist. Wie ist sie so geworden? Wenn Du das zart einfliessen lässt und über die Zeit erklärt wird, wie sie so geworden ist, dann versteht der Leser den Charakter besser.

Ad 2) Mir gefällt ihre Antwort auch. Auch wenn Du es nicht kanntest, könnten die Leser glauben, Du hast diesen Satz einfach abgekupfert. Tragisch, aber ist so.

Ad 3) Leser abholen, was meine ich damit: Ein Leser hat immer ein bestimmtes Hintegrundwissen. Z.B. "The Hitchhiker's guide to the Galaxy". Dort beginnt diese humoristische Science Fiction ganz normal in einem kleinen Häuschen irgendwo in England und wird nach einigen Absätzen ziemlich absurd (Erde wird zerstört, verrückte Ausserirdische fliegen herum, etc.). Der Autor holt aber den leser ab, indem er zuerst ein vertrautes Bild zeichnet und dann erst durchknallt. Dem folgen die Leser besser, als wenn sie sofort in die absurde Situation (wie bei dem zitierten Satz aus Deinem Text) geschmissen werden. In Deinem ersten Kapitel holst Du auch den Leser zuerst ab bevor Du verrückter wirst. In dem zitierten Psychiaterkapitel tust Du das nicht, der Leser kann nicht mehr - und schlimmer will nicht mehr - folgen. Und ausserdem: die kam doch gerade erst in die Schule und liest solches Material?

Ad Charakter des Autors: die Psychiatergeschichte ist so typisch "weiblich", irgendwo aus der Sicht eines Single so um die 25-45. Aber definitiv nicht aus der Sicht einer Sechsjährigen.

Gefallen: ich gesteh: ich hab's nur fragmentarisch gelesen, weil's mir zu lang ist und ich relativ rasch von dem vermeintlich sechsjährigen Naseweis genug hatte. Die Dosierung war mir einfach zu hoch, sowie die Diskrepanz zwischen Alter des Protagonisten und dem verwendeten Vokabular. Der Wortschatz eines Sechsjährigen hat nun mal nicht diese Wortfülle (Seelenklempner, Trendzeitschrift, Fortpflanzung, Biologie,...) und Lebenserfahrung, und der Leser bleibt verwirrt auf der Strecke. Deshalb mein Vorschlag, dass kapitelweis zu posten und daran zu arbeiten.

Nochmals: ich würde den Vorschlag nicht machen, wenn der Text hoffnungslos wär'. Die Geschichte bietet starkes Material, der naseweise Charakter ist eine gute Idee, aber man muss das auf den Boden zurückholen. Sonst ist's nix anderes als "Sex and the City" auf eine Sechsjährige projiziert.

Marius
 

sweetchilly

Mitglied
So, die ersten drei Kapitel hab ich drinnengelassen, der Rest kam raus.

Jetzt versteh ich, wie du das mit dem abholen meinst- ich dachte nur, dass der leser durch die ersten drei Kapitel eigentlich schon genug auf Susis Denkweise vorbereitet ist.

Sex and the City auf 6-Jährige übertragen...hehe.^^
Obwohl mich Satc nie gereizt hat mag ich den Vergleich irgendwie- nur dass ich ja nicht auf der Ebene bleiben will ;)

25-45 Jähriger femininer Single, knapp vorbei. ;)
14 triffts besser ;)
 
So, jetzt habe ich mir die ersten drei Geschichten in Ruhe durchgelesen. Wahrscheinlich habe ich durch das Textspringen im ersten Versuch einen falschen Eindruck bekommen. Ich find's diese drei Geschichten schlüssig und gut und vor allem auch lustig. Allerdings bleibe ich dabei, dass die Leser eventuell leichter folgen können, wenn das Mädel ein bisserl älter wäre, z.B. 8 oder 9. Dann nimmt man ihm die Naseweisigkeit und das Vokabular schon eher ab, vor allem weil es sich dann das Wissen bereits selbst aneignen hätte können (sprich es kann schon lesen und liest alles mögliche, das eigentlich zu hoch wäre für ein Mädchen in diesem Alter).

Persönlich würde ich weiters versuchen, die Hauptcharaktere, wie Mami und Papi, die Lehrerin und Miriam (vielleicht noch 1-2 weitere, abhängig wieviele Geschichten zu planst) über die Zeit noch stärker herauszuarbeiten und die Geschichten auf diese Personen zu konzentrieren.

Der Titel übrigens klingt im ersten Moment verdächtig nach diesen gewissen Geschichten für's Lesen mit einer Hand, wo also - ähem, wie soll ich das Dir, der Du scheinbar erst 14 bist erklären? - so nach Bienchen und Blümchen und so, aber halt mit Menschen - räusper -, also ja...

Wenn Du wirklich 14 bist, dann ist der Text sehr stark - und Du frühreif ;-)

Marius
 

sweetchilly

Mitglied
Hehe, du meinst...so im Sinne von:
"Bekenntnisse eines Pornostars- Eine Pornoqueen plaudert aus dem Nähkästchen" ?
*g*
Nur halt mit 6-Jährigen.^^
Lesen mit einer Hand?
Ich hoffe das ist jetzt nicht so gemeint, wie ich es verstehe. ;)

Unterschätze die Jugend bloß nicht- auch wir kennen uns mit gewissen theoretischen Dingen aus. :p

Hmm, vielleicht könnte ich sie bisschen älter machen, ich sehe da etwas im Sinne von "Übervorsichtige Mutter lässt sie erst mit 8 in die Schule gehen" vor mir...

Dankeschön fürs Lob dann ;)
Schönen Abend, bzw. Morgen
 

Kjascar

Mitglied
Also wenn du wirklich 14 bist,
worauf ich mal vertraue, kann ich mich nur anschliessen, ist das ein echt beeindruckender Text dafür.
Vorallem wenn ich überlege was ich mit 14 geschrieben hab. *aargg*
Weiterhin kann ich mich auch nur anschliessen, dass der Charakter des etwas sehr sehr reifen Kindes zu überzeichnet ist, selbst wenn das Kind frühreif ist, sind die Gedankengänge die du schilderst einfach zu weit von einem Kind entfernt. Ich finde der Text würde eher zu einer Geschichte à la Detektiv Conan von Gosho Aoyama passen (läuft/lief auch auf rtl2) (Ich hoffe das sagt dir was), wo ein jugendlicher durch ein Gift in einem Kinderkörper gefangen ist und so sein Leben meistern muss.
Aber alles in allem beeindruckend mach weiter so!
gruss Kjascar
 

Asgar

Mitglied
Gefällt mir gut, macht einfach Spass das zu lesen ^^
Da gibts auch nen Film mit nem frühreifen Kind, das telekinetische Kräfte hat... (ich glaub Mathilda oder so heisst der)
daran hats mich irgentwie erinnert.

Ich würde auch empfehlen das Kind ein bissel älter zu machen, mit 6 kann sie zwar evtl. schon lesen u. hat sich einiges Wissen angeeignet, aber für das in der geschichte geschilderte ist es ein bisschen zu jung ^^

In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg,

mfg Asgar
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich denke, das Geniale an der Geschichte ist, dass das Mädchen erst sechs Jahre alt ist, aber schon alles weiß, wenn sie in die Schule kommt. Ganz am Anfang merkt man das noch nicht. Bald aber ist es offensichtlich. Wichtig wäre, irgendwie die Konflikte zu beschreiben. Passt sie sich an und tut so, als sei sie dumm, nur um nicht aufzufallen? Was machen die anderen Schüler? Es scheint eine normale Klasse zu sein.

Viele grüße von Bernd
 



 
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