Belami

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Buffy

Mitglied
Belami
©2003 by KW

Kapitel I

Während ich gemächlich mit meiner blauen Ente, deren Dach ich aufgerollt hatte, über die Dörfer fuhr, dachte ich an das Telefonat.
Wie immer stand ich kurz vor der Explosion, als das Telefon klingelte. Ich stürzte aus der Dusche, die Haare voller Shampoo und riss ungehalten den Hörer an mein Ohr. Mein Hallo, klang gereizt und innerlich fluchte ich über die Wasserlache auf dem weißen flauschigen Teppich.
„Bist du es? Bist du es wirklich! Hallo, hier ist Mara. Erinnerst du dich? Wir waren beide in der gleichen Ausbildung.
Mara Hansen!
Dämmert es langsam? Habe deine Nummer aus dem Internet-Telefonbuch.
Dachte mir, schau einfach mal rein. Vielleicht habe ich Glück? Hallo sag doch etwas?“

Da stand ich nun splitterfasernackt. Den Hörer in Shampoo getaucht, verzweifelt
bemüht, mir eine Mara Hansen vor mein geistiges Auge zu zaubern. Immerhin erinnerte ich mich an die Schule, die ich vor ca. 20 Jahren beendet hatte.
Aber eine Mara? Beim besten Willen, an eine Mara Hansen konnte ich mich nicht
erinnern.
„Ich murmelte etwas von keiner Zeit, stehe unter der Dusche und habe noch ein Geschäftsessen, zu dem ich pünktlich erscheinen müsste.“
Derweil zerbrach ich mir den Kopf, woher diese Person meinen Namen wusste.
Frechheit einfach anzurufen! Hätte vorher wenigstens eine Karte schicken können.
Ich fing an zu frieren, das zerlaufende Shampoo juckte auf meiner Haut und ich wollte schon den Hörer auflegen.
„Du,... hör mal,... ich bin am kommenden Freitag in deiner Gegend. Was hältst du davon, wenn wir uns in dem Hotel treffen? Wir könnten von den alten Zeiten plaudern.
Erinnerst du dich noch an?“
Jetzt war Schluss, es reichte mir. Taktgefühl schien dieser Person fremd zu sein.
Als sie erneut begann, alte Kamellen von sich zu geben, an die ich mich gar nicht
erinnern konnte, besser noch wollte, sagte ich schnell „In Ordnung Mara!
Dann bis Freitag“.
Fluchend verließ ich dass Wohnzimmer und rannte zurück unter die Dusche. Als das heiße Wasser an meinem Körper herunterlief sagte ich laut zu mir: „Meine Liebe, du bist eine Idiotin!“
Aber ich hatte mein Wort gegeben

Das Hotel, dass Mara erwähnte kannte ich gut.
Die alte Burg, mit Burggraben und der alten Zugbrücke, diente früher mal einer
Adelsfamilie, als Sommerresidenz. Später hatte es eine Landhauskette, die nur Hotels der gehobenen Klasse anbot, diese Ruine gekauft. Innen wurde die Burg von Grund auf saniert. Da diese unter Denkmalschutz stand, durfte an der Außenfassade nichts verändert werden. Das machte das Hotel auch zu einem beliebten Ausflugsziel. Jetzt war es ein hochmodernes Hotel, das keine Wünsche offen ließ. Die alten Außenmauern mit dem Burggraben, auf dem sich Schwäne, Enten und andere Wasservögel niedergelassen
hatten.
Die Fahrt über die restaurierte Zugbrücke zum Hotel war allein schon ein Genuss.
Überhaupt, das Hotel erfreute sich einer großen Beliebtheit. Idial als romantische Kulisse für Familienfeste.
Den großen Park hatte man den heutigen Ansprüchen angepasst. Golf, Minigolf, Tennis und Reiten gehörten zum Freizeitangebot. Ebenso Fahrräder. Für Angler hatte man im Burggraben einheimische Fische
ausgesetzt.
In unmittelbarer Nähe gab es einen Forellenhof, der ebenfalls Gästezimmer anbot.
Natürlich war das Burghotel der größte Abnehmer und der Küchenchef zauberte die leckersten Forellengerichte daraus.
Für mich war das Burghotel ideal, konnte ich doch meine Geschäftspartner, wenn sie nach Deutschland kamen, dort einquartieren.
Oft fuhr ich allein dorthin, um einfach mal ein paar Tage auszuspannen. Mir gefiel die Lage so gut. Außerhalb der kleinen Ortschaft, auf einer kleinen Anhöhe, von einem prächtigen Laubwald umgeben, lag das Burghotel in absoluter Ruhe. Von meiner
reservierten Suite im Turm des Hotels, konnte ich in der Ferne auf den großen blauen See blicken. Dann versuchte ich die weißen Punkte zu zählen, die sich als Segelboote
erwiesen.

Heute Morgen war ich noch unschlüssig gewesen, mit welchem Auto ich fahren sollte. Schwankend, von schnell hin und zurück, über die Autobahn mit dem BMW, oder gemächlich über die Landstraße, mit meiner geliebten Ente.
Ich kannte das Hotel sehr gut. Als Geschäftsfrau musste ich die
Unterbringungsmöglichkeiten meiner Geschäftspartner vorher in Augenschein nehmen. Meine Suite war zum Glück frei. Auch für die Ente war der Garagenplatz reserviert. Ich hatte mich kurz entschlossen, das unangenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Ich würde die Verabredung mit der dubiosen Mara so schnell wie möglich hinter mich bringen und dann ein paar Tage ausspannen. Die letzten Wochen waren einfach die Hölle gewesen. Ich überlegte mir, ob ich nicht besser mein Penthouse verkaufen sollte. Die Tage, die ich dort im Jahr verbrachte konnte ich bald an den zehn Fingern
abzählen.

Trotz der gemächlichen Fahrt, erreichte ich das Burghotel schon am frühen Nachmittag.
Während ich zur Rezeption ging, war der Page bereits dabei mein Gepäck auszuladen.
Jedes Mal nahm ich mir vor, nur das Nötigste einzupacken, aber es klappte nicht. Blöde Angewohnheit, dachte ich, als ich sah, wie der Page sich mit den vielen Taschen
abmühte.
Bevor ich die Rezeption erreicht hatte, stürzte der Direktor des Hotels bereits auf mich zu.
„Gnädige Frau, hat man sie nicht informiert. Ich hatte es ausdrücklich am Empfang hinterlassen, sie umgehend in Kenntnis zu setzten, dass Frau Hansen sich in der Adresse geirrt hat. Sie hat hier angerufen, weil sie vergeblich versucht hat, sie zu erreichen. Es ist mir sehr unangenehm. Ich werde mir die Damen vornehmen. Jetzt haben sie die
Reise umsonst unternommen, oder darf ich ihnen das Gepäck in die Suite bringen lassen? Mein Gott wie peinlich. Ich hoffe, sie werden mir noch einmal vergeben. Darf ich ihnen einen Kaffee bringen lassen und etwas Gebäck vielleicht?“
Ich spürte, wie ich innerlich erstarrte.
Ich war nicht nur sauer, nein, ich kochte vor Wut.
Professionell setzte ich mein charmantes Lächeln auf, sehr darauf bedacht, nach außen hin, gelassen zu wirken.
„Aber ich bitte sie mein Lieber, natürlich verzeihe ich ihnen. Würden sie mir bitte die Nachricht von Frau Hansen zukommen lassen.
Ich bin auf der Terrasse. Servieren sie mir den Kaffee bitte draußen.
Ach, ehe ich es vergesse, warten sie bitte mit dem Gepäck.
Es kann sein, dass ich die Suite nicht benötigen werde“.
Meine Stimme klang sanft wie ein Lämmchen, doch ich konnte den Direktor nicht abhalten, mir überschwänglich die Hand zu küssen und mich auf die Terrasse zu geleiten. Rückwärts, nicht ohne sich nochmals zu verbeugen, entschwand er durch die Tür und aus meinem Blickfeld.

Während die Ente ihr unnachahmliches Motorenlied brummte und ich durch die weiche Federung so klamm und heimlich in den Schlaf gewiegt wurde, dachte ich an die Zeilen, die der Direktor mir ausgehändigt hatte. Mara hatte für mich eine Suite reservieren lassen in einem Hotel und ca. 150 Kilometer vom Burghotel entfernt lag.
Ich fluchte innerlich über Maras Eigenmächtigkeit.
Hätte ich das gewusst, wäre der BMW der bessere Wagen gewesen.
Ich fuhr mit der Ente nie auf der Autobahn. Es machte mir keinen Spaß.
Sie war einfach zu langsam. Aber jetzt noch 150 Kilometer Landstrasse, das bedeutete, ich komme im Dunkeln an. Ich hasse es im Dunkeln zu fahren. Aber momentan hasste ich alles, vor allem, meine übereilte Zusage, mich mit ihr zu treffen.
Ich überlegte hin und her, wer denn diese Mara sein sollte, die mit mir in der Ausbildung war. Aber ich konnte mich beim besten Willen, nicht an sie erinnern.

Der Direktor des Burghotels hatte es sich nicht nehmen lassen, mir eine Landkarte zu überreichen und den Ort, der mein Ziel war, mit einem roten Kreis markiert. Der Fahrwind wurde merklich kühler und ich griff nach meinem peruanischen Poncho. Der lag immer auf dem Beifahrersitz, unter meinem, original australischen, Outbackhut, selbst dann, wenn ich die Ente nicht benutzte. Langsam setzte die Dämmerung ein, und ich schaltete das Licht an. Meine verdammte Nachtblindheit, fluchte ich innerlich. Als ich endlich das Ortsschild las, hielt ich beim nächsten Taxistand.
Ich hatte mir angewöhnt, in einer fremden Stadt, ein Taxi zu meinem Bestimmungsort voraus fahren zu lassen. Es ersparte mir Zeit, Sucherei und Nerven.
Mein Nervenkostüm war schon eng genug. Als das Taxi vor dem Hotel hielt, hielt ich ebenfalls, stieg aus und bezahlte den Taxifahrer, nicht ohne ihm ein anständiges Trinkgeld zu geben.

Da stand ich nun, müde, wütend und verschwitzt.
Ich schaute an der Fassade des Hotels empor. Die Lichter in den Fenstern zeigten mir, dass dieses Hotel gut besucht war. Eigentlich ein gutes Zeichen, dann haben die bestimmt auch eine gute Küche, dachte ich und meine Anspannung ließ etwas nach.
Der Doorman eilte herbei und fragte nach meinem Gepäck.
Ein Lächeln erschien auf seinem wettergegerbten Gesicht und seine Augen leuchteten, „ein schönes Exemplar, Gnädige Frau, das sie da fahren. Man sieht die Liebe, mit der dieses Auto restauriert wurde. Als Student hatte ich auch eine Ente. Da werden die alten Erinnerungen wieder lebendig, wirklich ein schönes Stück.“ Während er so zu mir sprach, glitt seine weiß, behandschuhte Hand, zärtlich über die verstaubte Karosserie. Ich lächelte zurück und fragte mich, in was für Erinnerungen er jetzt wohl schwelgen würde.
„Bitte warten sie mit dem Gepäck noch etwas. Erst möchte ich sicher gehen, das meine reservierte Suite auch frei ist. Kann ich den Wagen so lange hier parken. Hier, ich gebe ihnen den Schlüssel. Sollte er stören, dann parken sie ihn bitte so, dass sie ihn im Auge behalten.“ Mit diesen Worten übergab ich ihm meinen Wagenschlüssel und wandte mich dem Eingang zu. Ich hörte ihn noch sagen, „Ich werde ihn nicht aus den Augen lassen“
Ein Page eilte herbei und hielt mir die Tür auf.

Zielsicher steuerte ich auf die Rezeption zu. Die Dame am Empfang lächelte mich professionell an. - „Guten Abend gnädige Frau, was kann ich für sie tun?“ –
„Für mich wurde eine Suite reserviert, von einer Frau Hansen.“ –
„Sekunde bitte, ich schaue nach, auf welchen Namen bitte.“ –
„Ich bin Fürstin Jalenka Romanowa!“ –
„Sekunde bitte, ja, ihre Suite ist fertig“ –
„Aber ist es dort auch ruhig? Ich leide unter Schlaflosigkeit und brauche unbedingt Ruhe.“ –
„Selbstverständlich Fürstin, wir haben die große Suite in der letzten Etage für sie vorbereitet. Sie haben eine große Terrasse direkt nach Süden. Absolute Ruhe!“ –
„Gut, dann lassen sie bitte das Gepäck in die Suite bringen. Veranlassen sie bitte, das man mir Champagner und Kaviar hinaufschickt. Verbinden Sie mich bitte mit Frau Hansen.“ –
„Bedaure sehr, Fürstin, aber eine Frau Hansen haben wir nicht. Es tut mir aufrichtig leid.“ –
„Haben sie denn eine Nachricht für mich?“ –
„Bedaure sehr, es ist keine Nachricht für sie hinterlegt worden. Darf ich fragen, wie lange sie bleiben werden? Hier ist ihre Anmeldung, würden sie die bitte ausfüllen.“ - „Wie lange ich bleiben werde? Das fragen sie mich! Erst mal für eine Nacht.“

Die Hausdame des Hotels hatte es sich nicht nehmen lassen, mich persönlich zu meiner Suite zu geleiten. Prüfend schaute sie sich um.
„Ich werde ihnen sofort frisches Obst auf Zimmer bringen lassen. Bei den Temperaturen ist es besser, erst bei der Ankunft der Gäste, den Obstkorb auf die Zimmer zu bringen. Ich hoffe, es stört sie nicht. Gut der Champagner ist bereits serviert worden.“
Mit diesen Worten ging sie in den angrenzenden Schlafraum und dann ins Badezimmer. Ich beobachtete sie und ihren prüfenden Blick. Als sie mit den Fingern über den Türrahmen fuhr, wusste ich, das ist ein sauberes Haus. Sie hatte mir den obligatorischen Blick unter das Bett abgenommen. Auch so eine blöde Angewohnheit von mir.
War unter den Betten kein Staub lag, war meisten alles in Ordnung.
Erfahrungssache!
Ich ging zum Bett und prüfte die Bettwäsche. Typisch, dachte ich, immer müssen sie die Bettwäsche stärken.
Ich drehte mich zu der Hausdame um, auch sie hatte mich beobachtet. Gut, dann sind wir uns ja einig, ich wusste, wir hatten uns verstanden.
„Würden sie bitte das Zimmermädchen beauftragen, mir das Bett mit meiner Satinbettwäsche zu beziehen.
Eine Allergie, sie verstehen und ich brauche jemanden, der mir meine Taschen auspackt. Sie haben doch jemanden, der das für mich tun kann! Oder?“
„Selbstverständlich Fürstin, wird sofort erledigt.“
Ich drückte ihr ein saftiges Trinkgeld in die Hand. Die Erfahrung hatte gezeigt, damit bei der Ankunft nicht zu geizen. Meine Devise, 50% bei der Anreise und wenn alles zu meiner Zufriedenheit war, den Rest. Meistens wurde es dann doch eher weniger.
Aber Dummheit tut nicht nur weh, die kann auch teuer werden. Aber das ist ja nicht mein Problem.
Nachdem die Hausdame die Suite verlassen hatte, rief ich beim Empfang an. Höflich, aber bestimmt, bat ich darum, der Doorman möge bitte meinen Wagen, wenn das Gepäck ausgeladen ist, in die Garage fahren und den Schlüssel beim Empfang abgeben.
So, das wäre auch erledigt. Prüfend schaute ich mich um.
Ja, ja!
Hotel bleibt Hotel, nur die Ortsnamen wechseln.
Selbstmitleid packte mich, denn der Gedanke, wie schön es wäre, ein Zuhause zu haben, hatte mich wieder mal gepackt. Ich klingelte und bat den Ober, der kurz darauf erschien, er möge mir den Champagner öffnen. Ich gab ihm ebenfalls ein mehr als angemessenes Trinkgeld. Müde ließ ich mich auf die Couch fallen, streifte die Schuhe von den Füssen und schlürfte langsam den Champagner. Verdammte Mara, dachte ich und nahm einen großen Schluck.

Ich war einfach nur noch müde.
Was machte ich eigentlich hier. Ein Hotel, wie jedes Hotel. Nur ein anderer Name, ein anderer Ort. Früher bin ich gern gereist. Jetzt sehnte ich mich plötzlich nach einem Zuhause. Wünschte mir, das jemand auf mich warten würde. Sich freuen würde. An den ich mich anlehnen konnte. Bei dem ich schwach sein durfte.
Andererseits war ich noch nicht bereit dazu, meine schwer erarbeitete Ungebundenheit aufzugeben.
Mein Champagner war leer, warum bestelle ich immer dieses Gebräu, wenn es mir doch nicht schmeckt. Ich rief den Zimmerservice an und bestellte eine Flasche Wodka. Mir war klar, dass ich morgen einen Kater haben würde, aber das war erst morgen. Jetzt war ich zwar körperlich müde, aber der Kopf noch hellwach.
Die Schlaflosigkeit kam bestimmt auch durch die ewige Zeitverschiebung, immer diese Langstreckenflüge. Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin mehr in der Luft, als auf der Erde. Vor einer Woche war ich noch in Hongkong. Der Wodka schmeckte vorzüglich, klar und rein. Frustrierend, allein im Hotelzimmer Kaviar zu essen.

Das Telefon klingelte. Mein erster Gedanke, das kann nur Mara sein.
Ich nahm den Hörer ab und sagte ein wütendes „Hallo!“
„Hallo Lenka mein Schatz, hier ist Sergio.
War nicht einfach dich zu finden. Habe dich zu Hause versucht zu erreichen, dort sagte mir deine Perle, du bist in deinem Lieblingshotel und die sagten mir, das du dich jetzt am Arsch der Welt befindest.
Hör mal, Lenka, Engelchen, wie viel hast du schon intus? Kann ich jetzt noch mit dir reden, ohne dass du es morgen vergessen hast! Oder soll ich besser morgen anrufen? Früher Nachmittag vielleicht? Es ist sehr wichtig.
Hast du mit Paolo Kontakt aufgenommen?“
„Sergio, Darling, wo steckst du?
Habe noch nicht genug getrunken, du kannst also noch mit mir reden.
Habe dir aus Hongkong das gewünschte Teil mitgebracht. Auch mit Paolo habe ich gesprochen.
Bist du noch in New York?
Er hat einen Trauerfall in seiner Familie und kann jetzt nicht rüber fliegen.
Was mache ich nun mit dem Päckchen? Schicken werde ich es auf keinen Fall. Das ist mir zu riskant. Lange behalten will ich es auch nicht! Also, was soll ich tun?“
„Jalenka Herzchen, deswegen rufe ich ja an. Bin in drei Tagen in Amsterdam.
Können wir uns dort im Flughafenrestaurant treffen. Habe nur drei Stunden Aufenthalt und fliege direkt nach Moskau weiter.
Die genaue Ankunftszeit teile ich dir noch mit.
Ich mache jetzt Schluss, du weißt wie ich solche Telefonate hasse.“
„Warte Sergio, hier am Arsch der Welt ist dieser Franzose aufgetaucht.
Ich traf ihn während der Anmeldung. Damals hatte er sich als Armand de la Malette vorgestellt.
Ich dachte immer, er ist nur ein mittelmäßiger Don Juan, aber jetzt glaube ich eher, es ist eine Tarnung.
Du erinnerst dich?
Er war in London und Prag im gleichen Hotel wie ich!
Der Name ist bestimmt auch nicht echt.
Hat wieder den Charme einer schmierigen Kanalratte an den Tag gelegt.
Glaubst du, das hat was zu bedeuten, oder ist es rein zufällig?
London und Prag, da habe ich mir nichts dabei gedacht.
OK!
Aber hier? In diesem Kaff?
Also, ich weiß nicht so recht. Gibt mir zu denken.“
„Jalenka, Liebes, halte Augen und Ohren offen und vor allem, trink nicht zu viel. Ich rufe wieder an. Bey Lenka!“
Ich legte den Hörer auf die Gabel und ließ mich erneut auf das Sofa fallen. Ein tiefer Zug vom Wodka und ich konnte in Ruhe über das Gespräch nachdenken.

Erneut klingelte das Telefon. Ich schaute auf die Uhr. Es war 23.30, Sergio musste was vergessen haben.
„Hallo Sergio,“ sagte ich, als eine Frauenstimme sagte, „Hallo Jalenka, ich bin es, Mara. Hat ja doch noch geklappt mit der Suite.
Tut mir leid, aber ich konnte in dem Hotel nicht absteigen.
Zu weit weg von der Ausstellung. Du verstehst? Morgen nachmittag komme ich kurz vorbei. So gegen 15 Uhr. Es ist dir doch recht!
Dass du gekommen bist finde ich super, aber du hast dich nicht geändert, dein Wort hast du immer gehalten. Wir sehen uns morgen! Gute Nacht. Schlaf gut.“
Tut.. Tut.. Tut..

„Verdammtes Weibsstück, was glaubst du denn wer du bist?“ Laut fluchend knallte ich den Hörer auf die Gabel, schnappte mir die Wodkaflasche, das Glas, marschierte damit schnurstracks in den Schlafraum, und warf mich angezogen aufs Bett. Wer war diese Mara bloß?
Ich fing an zu überlegen. Berufsschule? Wo war die denn noch mal gewesen?
Ich erinnerte mich, es musste die Fachschule in Paris gewesen sein. Die Deutschen mit ihrer komplizierten Sprache. Ich hatte in Paris vier Jahre Kunst studiert und in der Fachschule für angewandte Kunst, das Diplom als Restaurateurin erworben. Folglich musste ich Mara in Paris kennen gelernt haben. Aber ein greifbares Bild von ihr hatte ich nicht. Kein Wunder! Bei meinen aufregenden Lebensjahren.

Ich dachte an meine Eltern, die jetzt in Petersburg waren. In Großmutters altem, historischen Stadtpalais lebten und dort ein gesellschaftliches Leben führten.
Mein Vater war Diplomat beim Auswärtigen Amt gewesen.
Ein hohes Tier beim KGB, wie alle Diplomaten, die ins Ausland geschickt wurden.
Alle zwei bis vier Jahre wechselten wir das Land, die Sprache, Gebräuche und ich die Schule. Diese Schulen waren extra für Kinder eingerichtet worden, die aus ähnlichen Familienverhältnisse stammten, wie ich. Klar, dass man unter diesen Umständen, keine Freundschaften pflegen konnte. Es ergaben sich auch keine, denn unser gesellschaftliches Umfeld war ein sehr enger Radius. Jedenfalls für uns Kinder. Spielen durfte ich außerhalb der Schule, nur mit gleichgestellten, russischen Kindern. Auf sowjetischem Territorium, unter strengster Bewachung, versteht sich.

Mit 14 Jahren schickte man mich nach Moskau auf eine spezielle Schule. Ich schauderte bei dem Gedanken, dass wir neben den Fremdsprachen und was sonst noch alles zur Ausbildung einer Diplomatin gehörte, auch Schießen gelernt hatten. Mein Vater wünschte sich, das ich zum KGB gehen würde.
Meine Karriere war bereits eine beschlossene Sache.
Und dann kam Afghanistan?
Ich war gerade mal siebzehn Jahre alt, als unsere ganze Schule dahin musste. Wir hatten ja die Sprache, neben den anderen Sprachen, gelernt und sollten jetzt als Dolmetscher fungieren. Doch wir wurden zur Verteidigung unseres Lagers eingesetzt und nach dem dritten Toten, den meine Kugel getroffen hatte, war der Griff nach Drogen vorprogrammiert.
Als ich nach zwei Jahren nach Hause zurückkehrte, war ich nur noch ein Schatten meiner Selbst. Wie die Schüsse, die ich abgefeuert hatte, so hatte man mich gemacht. Knallhart!
Ich erklärte meinem Vater, dass ich beabsichtigte Kunst zu studieren und mit dem ganzen sowjetischem Regime nichts mehr am Hut haben wollte. Er war schockiert. Doch mein Entschluss stand fest. Ich wollte Russland für immer verlassen.
Mit neunzehn heiratete ich einen alten Schweizer Fabrikanten. Es war eine Scheinehe, er wollte meinen Titel für seine Tochter, die ich dann auch adoptierte und nach fünf Jahren ließen wir uns wieder scheiden.
Wir hatten nicht eine Nacht zusammen verbracht.

Aber ich hatte erreicht was ich wollte. Ich war im Westen und gut versorgt. Hatte Kunst studiert und besaß weltweit gut florierende Antiquitätengeschäfte.
Heute war ich allein, dass schmerzte, denn die enge Verbindung zu meinen Eltern, Geschwistern und Verwandten hatte durch meine Handlung, einen unüberbrückbaren Riss bekommen. Zwar konnte ich sie heute wieder besuchen, aber die alte Vertrautheit gab es nicht mehr.

Ich schaute auf meine Flasche, sie war leer. Ich bestellte mir noch eine und ließ meinen Tränen freien Lauf.
Verdammte Mara, warum habe ich es dir nur versprochen. Jetzt bin ich in diesem Kaff, am Arsch der Welt und meine Sehnsucht, nach Geborgenheit, zerreißt mir das Herz.

Ich erwachte am nächsten Morgen, wie erwartet, mit meinem obligatorischen Kater. Mühsam versuchte ich mich zurechtzufinden. Angezogen lag ich in einem fremden Bett, in einer fremden Umgebung.
Hotel?
Die erste Nacht in einem fremden Bett verbrachte ich immer angezogen.
Es war die mir vertraute Angst, die mich hinderte, mich zu entspannen. Selbst wenn ich in meine eigenen vier Wände zurückkehrte, die erste Nacht schlief ich immer vollkommen bekleidet.
Die Handbewegung zum Telefon, geschah schon automatisch und mit dem fauligen, pelzigen Geschmack im Mund, bestellte ich erst einmal zwei „Bloody Mary“ und eine doppelte Portion extra starken Kaffee.
Nachdem ich zwei Alkar Seltzer genommen hatte, ging es Mary an den Kragen. Das erste Glas trank ich in einem Zug. Danach ließ ich mich erschöpft wieder in die Kissen gleiten. Bei meiner dritten Zigarette und der zweiten Mary, die ich jetzt mit Genuss trank, dachte ich an den gestrigen Tag. Ich erinnerte mich an das Telefonat mit Sergio und dass ich nach Amsterdam kommen sollte.
Mara hatte sich ja auch angemeldet.
Mochte der Teufel wissen, was die ausgerechnet von mir wollte. Schleierhaft, wie sie an meine Adresse gelangt ist. Na, ja, in ein paar Stunden bin ich klüger.
Das Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab. Es war die Rezeption, die wissen wollte, wie lange ich zu bleiben gedenke. Das kam jetzt wirklich sehr ungelegen, da ich es selbst nicht wusste. Also sagte ich ca. 8 bis 10 Tage vielleicht und dass ich zwischendurch ein paar Tage verreisen musste, die Suite aber trotzdem behalten wollte.
„Machen sie mir bitte ein Termin beim Friseur, ich brauche unbedingt eine Massage, ja und melden sie mich bitte für eine Maniküre und Pediküre an. Bitte die Termine so legen, dass ich um 15 Uhr fertig bin. Ich danke ihnen. Lassen sie sich ja nicht abweisen, ich brauche sie dringend, habe heute noch einen wichtigen Termin“, fügte ich noch schnell hinzu.
Ich legte den Hörer auf, trank eine Tasse Kaffee, während meine Gedanken bei dem leidlichen Thema, was ich denn bloß anziehen sollte, war.
Das man auch nie das Passende dabei hat! Immer diese Probleme!

Alle Achtung dachte ich, als ich um 14.30 Uhr mich kritisch im Spiegel betrachtete. Das Personal hat einen Bonus verdient. Ein perfektes Timing.
Ich hatte meine helle Freude an meinem Spiegelbild.
Mein blauer Designer Jeansanzug, mit den irrwitzigen Motiven aus bunten Swarowsky Perlen.
Dazu die grüne Seidenbluse im Victorianischen Stil mit Rüschenkragen, den grünen Pumps und dem auffälligen Modeschmuck, so gefiel ich mir.
Jetzt war ich auf Mara gespannt.
Ich verließ meine Suite, fuhr mit dem Aufzug nach unten und ging zielbewusst auf die Rezeption zu, als ich von einer barfüssigen Frau angerempelt wurde. Mit einem dahingemurmelten „Tschuldigung“ eilte sie aus der Tür.
Ich sah ihr entgeistert nach. Kopfschüttelnd murmelnd, „ein Benehmen haben diese Leute...“, trat ich an den Tresen.
„Sie wünschen?“ –
„Haben sie eine Terrasse?“ –
„Selbstverständlich, gnädige Frau.“ –
„Gut, dann bringen sie mir bitte eine Flasche „Dom Perignon“ und kanadischen Wildlachs auf Toast, auf die Terrasse. Ich erwarte eine Frau Mara Hansen. Wenn sie kommt, richten sie ihr bitte aus, dass Fürstin Jalenka Romanowa auf der Terrasse ist.“ „Selbstverständlich, Fürstin Romanowa, wird erledigt.“ –
Ach übrigens, wer hat heute vormittag die Termine für mich koordiniert? Ich wollte mich persönlich bedanken, es hat alles vorzüglich geklappt.“ –
„Tut mir leid, Fürstin Romanowa, ich habe erst um 14 Uhr meinen Dienst angetreten, aber ich werde mich erkundigen und ihnen dann Bescheid geben.“ –
„Ich danke ihnen.“ „Wie komme ich auf die Terrasse?“ –
„Halten sie sich rechts, es ist Ausgeschildert.“ –
„Danke.“

Als ich die Terrasse betrat, schaute ich mich erst einmal neugierig um.
Was hatte ich eigentlich erwartet?
Stimmengewirr? Kinderlachen? Das klirren von Porzellan, wenn serviert wurde?
Doch die Terrasse war bis auf eine ältere Dame verweist. Ich grüßte mit einem leichten Kopfnicken in die Richtung der Dame und nahm an dem Tisch Platz, auf dem bereits meine Bestellung stand. Der Ober eilte herbei, öffnete die Flasche und schenkte mir, nachdem ich gekostet und zustimmend genickt hatte, ein Glas Champagner ein. Die Lachshäppchen waren auf einem Silbertablett, unter einer Glashaube, sehr appetitlich hergerichtet. Noch war ich viel zu nervös um zu essen. Um meine Nerven zu beruhigen zündete ich mir erst einmal eine Zigarette an. Nach einem tiefen Zug, lehnte ich mich zurück, legte meinen Kopf auf die Stuhllehne und schloss die Augen.
Ich nahm die Geräusche der Natur um mich herum auf.
Atmete die frische, würzige Luft ein, um danach erneut an meiner Zigarette zu ziehen. Erstaunlich, Zigaretten schmeckten mir immer an der frischen Luft besser, als in einem geschossenen Raum. Meine Hand tastete nach dem Glas und ich trank mit kleinen hastigen Schlucken.
Himmel, warum war ich bloß so nervös. Ich schaute auf die Uhr.
Mara war 5 Minuten über der Zeit.
Unpünktlichkeit konnte ich bei den Anderen nicht ausstehen, dieses Recht gestand ich nur mir zu.
Hinter mir hörte ich Schritte, aber ich schaute mich nicht um.
Bloß keine Neugier zeigen.
Ich blieb in meiner zur Schau gestellten entspannten Pose. Eine Herrenstimme sprach mich an.
„Hoheit, gestatten sie, dass ich störe, sie haben Besuch. Eine Frau Hansen wünscht sie zu sprechen“.
Betont langsam öffnete ich meine Lider und blinzelte.
„Jalenka, Liebes, wie schön dich nach all den Jahren zu sehen. Wie geht es dir?“
Als ich merkte dass sie sich herunterbeugen wollte um mich zu umarmen, sprang ich schnell hoch und trat betont lässig einen Schritt zurück.
„Mara?
Mara Hansen,“ fragte ich mit honigsüßer Stimme.
Der Page entfernte sich und jetzt sah ich mir diese Mara genauer an. Mein Auftreten hatte sie etwas eingeschüchtert, denn jetzt lächelte sie mich unsicher an. Sie musste sich sehr verändert haben, denn ich erkannte und spürte nichts Vertrautes zwischen uns, während ich mein Gegenüber musterte.
„Bitte, nimm doch Platz. Du trinkst doch bestimmt ein Glas Champagner mit mir, es ist alles vorbereitet, wie du siehst“.
„Danke Lenka, ein Kaffee wäre mir lieber, ich muss noch Autofahren. Du hast dich überhaupt nicht verändert. Wie machst du das bloß?“
Während sie sich setzte, bemerkte ich den kleinen Koffer in ihrer Hand. Er war mit einer Decke bedeckt. Ich fragte mich warum?
Du... um so mehr,... der Gedanke kam so schnell, dass ich mir auf die Zunge biss, um es nicht laut zu sagen. Ich setzte mich wieder hin und trank mein Glas auf einen Zug leer. Aua, fluchte ich im stillen... verdammt tut das weh.

Wir saßen uns gegenüber. Mara hatte das abgedeckte Gepäckstück, auf den Stuhl neben sich gestellt. Es war mir gelungen, einem Händeschütteln auszuweichen.
Sie war mir fremd.
Dieses automatische Misstrauen, das ich Fremden entgegen brachte, war durch meine Lebenserfahrung, perfektioniert worden.
„Immer noch die alte Lenka, vorsichtig und wachsam wie ein Luchs“, sagte Mara, es klang wie ein Vorwurf.
„Wie bist du an meine Telefonnummer gekommen“, fragte ich im Gegenzug.
„Oh,“ antwortete sie, „das war gar nicht so schwer. Ich habe noch eine enge Beziehung zu Ludmilla Sindlarowa. Wir führen einen regen Briefwechsel.
Hast du gewusst, dass sie zwei Kinder hat. Stell dir vor, von zwei verschiedenen Ehemännern.“
Ich ließ Mara reden und dachte an die kleine, zierliche Ludmilla, mit ihrem warmherzigen Gesicht, einem Herzen aus purem Gold und mit einer Naivität, für die ich einfach kein Verständnis hatte.
Jetzt war mir klar, wie Mara an meine Nummer gekommen war.
Meine Eltern verkehrten mit Ludmillas Eltern auf dem gleichen gesellschaftlichen Parkett. Ludmilla war dem Wunsch ihrer Eltern nachgekommen und hatte Karriere beim KGB gemacht. Mit oder ohne Ehemann, sie hatte ausgesorgt. Aber zwei Kinder, dass hatte ich nicht gewusst.
Allerdings hatte ich an Ludmillas Lebensweg, auch nie Interesse bekundet.
„Jalenka! Hörst du mir überhaupt zu?“ Maras entrüsteter Tonfall, riss mich aus meinen Gedanken.
„Entschuldigung, werde dir sofort Kaffee bringen lassen, isst du auch Lachs, oder möchtest du Kuchen?“ –
„Kuchen, wenn es dir recht ist.“ –
„Selbstverständlich, ich rufe nur schnell den Ober.“
Nachdem der Ober Kaffee, Kuchen und mir noch eine Flasche Champagner gebracht hatte, fragte ich jetzt direkt und ohne Umschweife
„Mara, was willst du von mir? Ich glaube nämlich nicht, dass du nach all den Jahren nur mal eben so angerufen hast!“ -
„Jalenka, ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.“
Sie griff nach dem Koffer und stellte ihn vor sich auf den Tisch, nachdem sie die Tasse und den Kuchenteller beiseite geschoben hatte. Dann entfernte sie die Decke und ich sah erstaunt auf den Tiertransportkasten mit dem Gitter.
Meine Augen wurden größer, ungläubiger und fassungsloser, als ich Mara beobachtete, wie sie das Türchen öffnete, eine junge Silverpoint Perserkatze herauszog und sie mir über den Tisch reichte.
„Mein Geschenk an dich. Lenka, darf ich dir „Belami, Barin von Sindlarowa“ vorstellen.

Auf der Fahrt von Amsterdam, dachte ich an die hektischen letzten Tage. An Mara und Belami. Im stillen verfluchte ich den Moment, als ich den Hörer abnahm und Mara die Zusage zu einem Treffen versprochen hatte.
Als ob ich es geahnt hätte.
Der Chauffeur der Luxuslimousine, die das Hotel für mich organisiert hatte, hielt sich an meine Anweisung. Nicht schneller als 100 km hatte ich ihm gesagt. Ich wollte die Landschaft genießen. Zeit zum Nachdenken haben und Pläne für den nächsten Auftrag schmieden. Aber immer eins, nach dem anderen. Jetzt musste ich erst mal das Problem mit Belami, meinem neuen 6 Monate alten Perserkater lösen.
Ich konnte keine Katze gebrauchen.
Hatte mich mit Händen und Füssen dagegen gewährt, aber Mara hatte mich rumgekriegt.
Diese Kanaille.
Aber ganz so unschuldig war ich ja auch nicht. Der Champagner hatte nicht nur meinen Kopf benebelt, sondern auch meine sentimentale Seite zum Vorschein gebracht.
Was hatte sie mir nicht alles erzählt.
Sachen die mich wahrlich nicht interessierten.
Mara, 33 Jahre, jetzt richtig dick, nicht mollig.
Nein, dick, fett, gekleidet wie eine 50jährige, mit dem fettigen Haar und dem Parfüm nach Misthaufen. So saß sie mir an jenem Tag gegenüber und bot mir den Kater an, wie saures Bier.
Blamabel!

Sie, eine Diplomatentochter wie ich, hatte einen Ökobauern geheiratet, lebte in der Lüneburger Heide und war Katzenzüchterin geworden. Sindlarowa, war der Züchternahme, daher auch der Kontakt mit Ludmilla. Mara wollte nur den Namen Sindlarowa, der klang so schön nach alter, russischer Zarenzeit.
Selbst meine Einwände, im Hotel sind keine Tiere erlaubt, hatte sie nicht abgehalten, selbst mit dem Direktor zu sprechen.
Als sie den Kater als Geschenk titulierte, war der gute Mann machtlos.
Sie hatte alles mitgebracht. Vom Katzenklo bis zum Futter für die nächsten Tage. Währen ich mich noch sträubte, hatte der Hotelpage die Katzenutensilien aus ihrem Auto, bereits in mein Apartment gebracht.
Das musste ich ihr lassen, Mara war clever und hatte alles bis ins kleinste Detail geplant. Sie erzählte mir, dass sie sich auf einer Tour mit 5 Katzen befand.
Preise auf internationalen Katzenausstellungen sammelte, wie andere Leute Briefmarken.
Belami, der jüngste Kater, hatte bei den internationalen Kitten Shows, bereits drei Auszeichnungen gewonnen.
Mehr gab es nicht. Jetzt musste sie weiter nach Frankreich und wollte ihm die Strapazen ersparen.
Ach, es fiel ihr ja so schwer, sich von ihm zu trennen.
Aber was brachte sie nicht für Opfer.
Nur das Wohlergehen ihrer Tiere lag ihr am Herzen.
Bla...bla...bla!
Sie hatte an mich gedacht, da ich auf ihrer Reiseroute lag, bzw. ganz in der Nähe wohnte. Sie wollte mich unbedingt mal wieder sehen und hatte nur deshalb angerufen.
Bla...bla...bla!
Jetzt hatte ich diesen Kater am Hals, und keine Ahnung von Katzen.
Verdammt!
Aber Belami war wunderschön und ich war vom ersten Augenblick in ihn verliebt.

Ende des 1. Kapitels!
 
hallo buffy

normalerweise fällt es mir schwer, hier drin längere texte zu lesen, weil mich meistens spätestens nach dem ersten drittel die langeweile einholt und ich gar nicht wissen will, wie es weiter geht.

es ist dir gelungen, meine spannung bis zum schluss aufrecht zu erhalten und mehr noch.... fragen aufzuwerfen und rätsel zu hinterlassen, dadurch, dass es nur ein auszug ist.

du erzählst sehr gut und alles, was ich lese, kann ich sehen. es macht den eindruck, als schreibst mühelos. so soll es sein.

ich würde sehr gern die ganze geschichte lesen. gibt es noch mehr???

der einzige satz, der für mich unverständlich ist, ist der:
Der sanierten Zugbrücke, die als Auffahrt diente.

.... und ein paar schreibfehler hab ich entdeckt...

für mich war das ansonsten ziemlich perfekt und deshalb von mir eine 10.
 

Buffy

Mitglied
Gibt es noch mehr?

Hallo Freifrau von Löwe,

Danke für Deine Rückmeldung.
Ja, die kleinen Fehlerteufelchen, die ich auch beim xten Mal mit konstanter Boshaftigkeit überlese.
Für mich war diese Story abgeschlossen.
Ich habe sie ins Forum gegeben, weil ich mit dem Gedanken spielte, daraus einen spannenden Thriller zu machen.
War mir aber nicht sicher, wie er beim Leser ankommt.
Dein Feedback macht mir Mut.
Jetzt werde ich mir die Fortsetzungen überlegen.
Gruß Buffy
 
jo, besser so ;-)

schreib weiterhin so gute, spannende sachen, ich werd mich bei gelegenheit durch deine anderen beiträge seppen.

viele grüße
eve
 
X

xzar

Gast
Hallo,

mir ging es ähnlich. Lange texte haben es sicher schwer auf der lupe. andererseits bietet dieser hier eine gekonnte spannung von beginn an. das ist sehr positiv zu vermerken. üblicherweise tu ich mir schwer mit längeren texten, aber hier hab ich bis zum schluss durchgehalten. als erstes kapitel eines romans ist spannung besonders wichtig. das weißt du auch.
ich habe keine eigentliche kritik am text, sondern möchte dich nur auf ein paar schreibfehler aufmerksam machen:

[blue]War unter den Betten kein Staub lag, war meisten alles in Ordnung.[/blue]

Das müsste entweder: "War unter den Betten kein staub, war meistens..." oder "Wenn unter den Betten kein Staub lag, war meistens ..." heißen.

[blue]„Mara?
Mara Hansen,“ fragte ich mit honigsüßer Stimme.[/blue]

Hier wirkt der Absatz irritierend. Ich dachte zuerst daran, dass die Erzählerin überlegt, dann erst fiel mir das Anführungszeichen auf.

lg und weiter so,
constantin
 

Buffy

Mitglied
Danke für dein Feedback

Hi, ich habe den Text noch ein paar mal gelesen und mir sind jetzt auch ein paar Stolpersteine aufgefallen, sowie grammatische Fehlerteufelchen.
Wenn ich diese Story als Auftakt einer längeren Geschichte verwenden sollte, benötige ich einen Lektor. Damit sich die alten Fehler nicht fortsetzen. Klaro, das bedeutet Arbeit,
Textarbeit! Ich hasse sie!
Gruß Buffy
 



 
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