Berenada kocht Bellmenü

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Freundlinnen und Freundle,

nach langer Zeit raffte ich mich auft, denn der Hunger packte mich und zog mich in die Küche, die Vorahnungen der Düfte durchzogen. Ich öffnete das Fenster und blickte in den Küchenschrank. Was da nicht alles übrig war, lauter offene halbleere Tüten.
So suchte ich ein Rezept. Und fand: Bellmenü mit Schmettana, ein russisches Nationalgericht, dessen Genusses ich lange Zeit bitter entbehrte.
Und so holte ich aus dem Schrank eine halbvolle Tüte Mehl und goss etwas Wasser hinzu, gerade die richtige Menge. Dann schlug ich ein Ei auf und roch daran. Geht. Hinein in das Bellmenü. Ich knetete und knetete und trällerte ein Liedlein dazu, bis meine Stimme ganz weiß wurde.
Mit einem Welgerholz welgerte ich den Teig ganz flach und stellte Wasser auf den Herd zum Kochen.
Irgendwo fand ich das nötige Hackfleisch, das ich mit etwas Salz vermengte. Dann formte ich kleine runde Scheiben, auf die ich das Fleisch legte, worauf ich die Scheiben zusammenpresste, bis mir das Wasser im Mund zusammenlief.
Ins Wasser etwas Brühe und die fertigen Teigtaschen für das Bellmenü.
Und jetzt kochte ich es, kochte und kochte. Aber nicht zu lange. Gerade richtig.

Auf dem Teller angerichtet, etwas Pentasilie drauf und Sahne, richtige echte Schmettana, die die Fäuste hart macht.

Als ich gegessen hatte, - lecker, lecker -, lief ich auf die Straße, stellte mich an den Laternenpfahl und hob ein Bein. Der Mond schien und ich bellte und begann zu heulen und zu singen bis der Vollmond vorüber war, mein Herz juchzte vor Vergnügen und die Nachbarn zappelten hinter ihren Fenstern.
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Und nun ist alles vorbei, ich stehe da, hungrig wie zuvor, doch die Mehltüte ist leer, nur ein Paar Kartoffeln sind noch im Sack. Bellkartoffeln?

So schreibt Eure euch liebende und ständig hutschinierende Berenada
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Pentasilie ist ein Suppenkraut. Es entsteht, wenn man es fünfmal anbellt. Die fünffache Form entwickelt sich zu einem Pentagramm (Masseeinheit). Man sollte es auch bei dieser kleinen Menge lassen. Wenn man zuviel hinein gibt, kann es zu einer gefährlichen Verletzung kommen, dem Pendrom.
Anderen Quellen zufolge stammt es von "Pen", dem Füller, was aber Füller in der Suppe sollen? Das widerspräche klar dem Reinheitsgebot von

Berenada
 

blaustrumpf

Mitglied
Hallo, Bernd

In Sachen "Pen" habe ich eine Textarbeit leistende Ergänzung anzubringen: Die Füller in der Suppe sind natürlich als Sättigungseinlage gedacht.

Einlagen werden natürlich am besten fachgerecht durch den Orthopädieschuhmachermeisterbetrieb hergestellt. Seit aber alle Welt nur noch in Turnschuhen rumläuft, ist die Kunst dieses respektierlichen Handwerkberufs ein wenig in Vergessenheit geraten.

Damit die Meister auch weiterhin ihre Kinder auf die Universität schicken können, haben sie sich auf das Schnitzen von Einlagen aller Art im Nebenerwerb verlegt. Das Verlegen sorgte wiederum für die Verlegenheit, dass niemand mehr die Einlagen findet. Daher machen Suppen auch nicht mehr so richtig satt.

Darum entscheiden sich echte Männer, wenn sie ein handfestes Mahl begehren, eben doch zuweilen wieder für ein Bellmenü mit Schmettana. Oder auch für Bellkartoffeln. Und anschließend geht es zur nächsten Schicht in die Turnschuhfabrik.

Es freut mich, wenn ich mit diesen erweiternden Ausführungen zur argumentativen Unterfütterung deines die Fantasie wie die Magensäfte anregenden Berichtes beitragen konnte.

Erschöpft von der Textarbeit grüßt blaustrumpf
 

Rainer

Mitglied
hallo bernd,

wie verhält es sich nun aber mit dem bellmenü wenn es pellmenie enthielte (an dem scheint es mir zu sein), und wer schält sie?
dürfte sich dann die durchs bellmenü induzierte bellmanie denn nicht garnicht erst ausbilden und somit den menü-namen ad absurdum führen?

verwirrt
rainer
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Sie werden nicht geschält, sondern gedroschen, gesiebt und gewälzt, oder auch gewelgert, bis sie ganz flach sind. dann werden sie gedrückt und gefroren, dann werden sie gekocht und mit Sahne versehen.

Dagegen die Bellkartoffeln werden regelmäßig gefüttert, bis sie ganz groß sind.

Berenada
 

Rainer

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Bernd
Sie werden nicht geschält, sondern gedroschen, gesiebt und gewälzt, oder auch gewelgert, bis sie ganz flach sind. dann werden sie gedrückt und gefroren, dann werden sie gekocht und mit Sahne versehen.
klar, jetzt ergibt sich der zusammenhang:
pell-me-nie fangen zwar wie pellen an, aber heißen ja "pell mich nie" (der teller sähe ja auch aus, und satt würde man wohl erst nach vielen, vielen geschälten exemplaren) - deshalb gefällt mir dein bellmenü besser.

nebenbei: die schönste filmische pelmenie-szene gibt`s für mich in "ich war neunzehn"

vg
rainer
 

Zefira

Mitglied
Liebe Berenada,
wie geht es Ihnen heute?
Ich bin etwas besorgt um Sie.

Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie vor Zubereitung des Bellmenüs längere Zeit nicht eingekauft haben?

Diese Textstellen legen meinen Schluss nahe:

>>nach langer Zeit raffte ich mich auft, denn der Hunger packte mich und zog mich in die Küche<<
>>Was da nicht alles übrig war, lauter offene halbleere Tüten.<<

Und auf dem Fuße folgt folgende Katastrophe:
>>Irgendwo fand ich das nötige Hackfleisch<<

Als ich meinerseits das letzte Mal "irgendwo" in meiner Küche Hackfleisch fand, hatte es grüne Haare und eignete sich bestenfalls für die Zubereitung von Salmobellen, die ich nicht mal mehr meinen Hasen zu essen geben wollte.

Schmettana kann man dagegen unbesorgt über das Verbellsdatum hinaus verwenden; die Molldau fließt dann allenfalls etwas säuerlicher dahin.

Grüße von Zephyra (bellt sich an ihre Muffins)
ps. dies ist Textarbeit.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und auf dem Fuße folgt folgende Katastrophe
... auf dem Fußboden.

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"Ich war neunzehn" hat mir auch gut gefallen.
Wolf und Schwarz ... faszinierende Künstler.

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Sie hatten wohl Einfluss auf das Bellmenü, auch wenn ich es nicht mehr wusste.
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Wie funktioniert eigentlich das Gehirn beim Schreiben?
Oder beim Lesen? Mir ist das so unklar. Der Text wäre nie entstanden, wenn ich ihn hätte schreiben wollen. er entstand, schrieb sich selbst, drückte sich heraus.
Wo war er?

So fragt Berenada
 
X

xzar

Gast
hallo,

der text gefällt mir gut, aber ich weiß nicht warum. vielleicht verstehe ich auch gar nichts von dem, was da steht, aber er ist trotzdem witzig. hab ihn jetzt zwei mal gelesen und zweifle (etwas mehr als üblich) an meinem verstand.

liebe grüße,

constantin
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Zum besseren Verständnis: der Ausgangspunkt sind Pelmeni, eine Spezialität aus der Sibirisch-Russischen Küche.
Das Pel habe ich sächsisch aufgeweicht, da ergab es "Belmeni", das "i" gerundet -> da ergab sich "Belmenü" und daraus entstand selbstverständlich und auf magische Weise das Bellmenü.
Es sind in Nudeltaschen eingehüllte Fleischbällchen, also Sachen, die Hunde auch gern fressen.
Aus "Bellmenü" ergibt sich ein "Bell!"-Menü, und somit das Heulen zur Vollmonzeit völlig zwanglos, ebenso ergeben sich zwanglos aus Pellkartoffeln Bellkartoffeln, die aus dem Feld schauen und auf Tiere warten, denn Bellkartoffeln fressen selbstverständlich Fleisch.
Wohl auch mancher Passant musste dran glauben, wenn ihn die Bellkartoffeln in der Dunkelheit mit Kaninchen verwechselt haben und wegschnaggelten.

Und nunmehr wünscht Euch berenada einen schönen Abend und:

Geht nicht nachts über Bellkartoffelfelder!
 



 
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